„Gleich einer Oase in der Wüste des scholastischen Mittelalters erscheint uns die Mystik Meister Eckharts, des eigentlichen Vaters der deutschen Mystik“ - mit diesen Worten preist Kurt Leider einen Mann, der zu den bedeutendsten Denkern des Mittelalters gehörte, an dem sich aber beinahe von Anfang an die Geister schieden - und bis heute ist die Frage, wie seine Gedanken letztlich zu bewerten seien, umstritten.
Nichtsdestoweniger hat er in neuerer Zeit einen „Boom“ erlebt im Strome eines allgemeinen Interesses an „Mystik“ (vgl. z. B. Hildegard von Bingen als weibliche Vertreterin): Ob als „normative Gestalt geistlichen Lebens“ (A. M. Haas) oder durch (vermeintliche) Parallelen zu fernöstlich-mystischen Traditionen (untersucht z. B. von A. Wilke im Vergleich mit dem indischen Philosophen Sámkara).
Eckhart ist aber nicht „nur“ Mystiker, sondern, wie er selber im Vorwort zu seinem Johanneskommentar sagt, auch Theologe und Philosoph, wobei Theologie und Philosophie für ihn unmittelbar miteinander verknüpft sind.
Das Hauptthema Eckharts ist die „Einheit“, was besonders in seiner Spiritualität zum Tragen kommt: Einung/unio des Menschen mit Gott durch „ledig werden“ von allem, was nicht Gott ist.
Aber auch in seiner Theologie findet sich der Einheitsgedanke immer wieder: Einheit zwischen Gott und Welt, Einheit zwischen Schöpfer und Geschöpf, Einheit in Gott selbst. Hier liegt jedoch eine der großen Schwierigkeiten, die Eckharts Denken für ein christliches Gottesverständnis mit sich bringt: Wenn Gott (nur) der Eine schlechthin ist - wie kann Trinität, die ja auch in der „orthodoxen“ Theologie eine Gratwanderung darstellt, dann noch gedacht werden ? Hat Eckhart sie überhaupt gedacht, und wenn ja, scharf genug, um der christlichen Überzeugung von dem einen Gott in drei Personen treu zu bleiben ? Diese Fragen werden im vorliegenden Werk näher in den Blick genommen. Hierbei wird zuerst Eckhart als Person vorgestellt sowie ein Überblick über sein Werk und einige darin enthaltene Hauptthemen gegeben, weil man Eckhart nur gerecht werden kann, wenn man die Perspektive, unter der er schreibt - nämlich die des Predigers, der seine Leser zur „Abgeschiedenheit“ führen will - stets mitberücksichtigt. Sodann wird das neuplatonische Denken, aus dem Eckhart wesentliche Anregungen bezogen hat, skizziert, um schließlich seine Trinitätstheologie unter dem Aspekt von Tradition einerseits und Innovation andererseits zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Leben und Werk Meister Eckharts
- Grundzüge von Eckharts Lehre
- Die Vorläufer: Der Neuplatonismus und seine christliche Rezeption
- Der Primat des Erkennens in Gott nach der ersten Pariser Quaestio
- Die Identifizierung von Gott und Sein im Opus Tripartitum
- Das Verhältnis des Schöpfers zu den Geschöpfen
- Meister Eckharts Trinitätstheologie
- Traditionelle Züge
- Innovative Züge
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Trinitätstheologie des mittelalterlichen Mystikers Meister Eckhart. Ziel ist es, Eckharts Verständnis von Trinität im Kontext seiner Lehre und Lebensgeschichte zu beleuchten und seine innovativen sowie traditionellen Züge zu untersuchen.
- Eckharts Lebensgeschichte und seine philosophisch-theologische Ausbildung
- Einfluss des Neuplatonismus auf Eckharts Denken
- Eckharts Verständnis von Einheit und die Verbindung zwischen Gott und Welt
- Die Herausforderung der Trinität im Kontext von Eckharts Einheitslehre
- Analyse von Eckharts Trinitätstheologie unter Berücksichtigung traditioneller und innovativer Aspekte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Eckhart als einen bedeutenden Denker des Mittelalters vor, dessen Denken bis heute umstritten ist. Sie hebt die Bedeutung der „Einheit“ in Eckharts Theologie und Mystik hervor und stellt die Frage, wie Trinität im Kontext seiner Einheitslehre gedacht werden kann.
- Leben und Werk Meister Eckharts: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über Eckharts Leben und Werk, wobei die wichtigsten Stationen seiner Ausbildung und seines Wirkens beleuchtet werden. Insbesondere werden seine Schriften und seine Rolle als Prediger thematisiert.
- Grundzüge von Eckharts Lehre: Dieses Kapitel untersucht Eckharts philosophische und theologische Grundannahmen. Es geht auf den Einfluss des Neuplatonismus auf sein Denken ein und beleuchtet Eckharts Verständnis von Gott, Welt und dem Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpfen.
Schlüsselwörter
Meister Eckhart, Trinität, Einheitslehre, Neuplatonismus, christliche Theologie, Mystik, Einheit, Schöpfer, Geschöpf, Tradition, Innovation, Philosophie, Prediger, Werk, Leben, Deutsche Mystik, Mittelalter
- Quote paper
- Magnus Kerkloh (Author), 2001, Trinität bei Meister Eckhart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11879