Systemische Beratungspraxis und Fallarbeit. Falldokumentation


Hausarbeit, 2021

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Angaben zum Fall

2. Beschreibung des Anlasses und der Problemsituation

3. Situationseinschätzende Maßnahmen

4. Einschätzung des Bedarfs an psychosozialer Unterstützung

5. Verwendete Beratungsmodelle, durchgeführte Verfahren und psychosoziale Maßnahmen

6. Einbeziehung der sozialen Systeme und der Bezugspersonen
der Zu-Beratenden

7. Umfang, Dauer und Ergebnis der unterstützenden Beratung und psychosozialer Begleitung

8. Vorläufige Auswertung der durchgeführten psychosozialen Beratung
und Begleitung

Literaturverzeichnis

1. Angaben zum Fall

Die Beratung in Form einer Einzeltherapie fand in meiner Arbeitsstelle statt. Aufgrund meiner Position als stellvertretende Einrichtungsleitung in einer Kinderkrippe führe ich auch Mitarbeitergespräche. Eines dieser Gespräche führte ich mit einer Kollegin, zu dem Zeitpunkt dieses Gesprächs seit circa 2 ½ Monaten in unserer Einrichtung tätig war. Sie befand sich damit noch in der Probezeit und es wurde ein Gespräche zur Mitte dieser geführt. In diesem Gespräch schilderte die Kollegin erstmals ihre aktuelle Lage und das Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit. Sie bekam mit, dass ich momentan meinen Master in psychosozialer Beratung mache und schon einmal in der Einrichtung eine Beratung, damals eine Familienberatung durchgeführt habe. Nun fragte sie, ob sie auch eine Beratungssitzung bei mir wahrnehmen könnte. Ich klärte diese Bitte mit meiner Chefin ab und sie stimmte den Sitzungen zu. Im Anschluss an das Gespräch, wurde das Erstgespräch vereinbart, in dem die Kollegin ohne Beisein der Chefin ihre Lage genauer erläutern kann. Da mir die Lage der Kollegin sehr dringlich erschien, planten wir das Erstgespräch schon in der darauf folgenden Woche. Das Erstgespräch fand am 17.Dezember 2020 statt. Das Gespräch konnte aufgrund dessen, dass wir beide in derselben Einrichtung tätig sind vor Ort stattfinden. Selbstverständlich wurden dabei die strengen Hygienevorschriften eingehalten. In diesem Gespräch konnte ich folgende Stichpunkte zum Fall entnehmen:

- Marie (23) wohnt alleine in einer 20m² Wohnung in Ravensburg
- Sie ist frisch ausgelernt und fühlt sich an ihrem neuen Arbeitsplatz überfordert
- Marie hat immer häufiger Kreislaufprobleme, die sich durch Schwindel und starkes Zittern äußern . Allgemein schlafe sie sehr viel und habe keine Hobbies mehr.
- Ihr fehlen die Sozialkontakte zu Freunden und Bekannten.
- Der einzige beständige Kontakt in ihrem Leben ist ihre Schwester.
- Sie hat wenig Kontakt zu ihrem Vater, da dessen neue Freundin zu der Risikogruppe gehört und dadurch ihre Sozialkontakte stark einschränkt
- Die Mutter erlebt ihren 2.Frühling mit einem 20 Jahre jüngeren Mann und dabei stehen ihr die Kinder im Weg. Zu deren Hochzeit wurde sie auf Wunsch des neuen Partners nicht eingeladen

Wichtige und relevante Bezugspersonen in dem Fall von Marie sind vorrangig die Schwester, sowie die Eltern, die Marie momentan noch als fern betrachtet. Zu den Hilfesystemen zählen in diesem Fall der Hausarzt, der Psychologe, sowie die Familie von Marie.

Der gemeinsam vereinbarte Problemtitel lautete „Völlig am Ende durch Überforderung und stark mangelndes Selbstbewusstsein“

2. Beschreibung des Anlasses und der Problemsituation

Aus dem Erstgespräch mit Marie konnte ich ihre Beweggründe für das Ersuchen einer Beratung bei mir entnehmen. Marie fühlt sich völlig am Ende, da sie die Anforderungen ihres neuen Arbeitgebers als Überforderung sieht und diesen nur schwer, bis gar nicht gerecht werden kann. Zudem schildert sie, dass sie kein Selbstbewusstsein mehr habe und nichts mehr auf die Reihe bekomme. Hierbei führt sie verschiedene Beispiele an, die dieses Gefühl unterstreichen. Sie erzählt, dass sie aufgrund der aktuellen Pandemielage ihr größtes Hobby, den Sport, nicht mehr ausüben kann und sich dadurch dick und hässlich fühle. Auch Dates, die sie mit verschiedenen Männern gehabt hat, seien dadurch gescheitert. Sie sagt, dass die Männer sie immer fallen ließen, sobald sie diesen körperlich näher kam. Ihre Sozialkontakte sind aufgrund der Kontaktbeschränkungen stark eingeschränkt und sie habe niemanden mehr zum Reden und Spaß haben. Sie berichtet zudem davon, dass sie im Leben immer schon viel Ablehnung zu spüren bekommen habe. Mit ihrem Vater hat sie nur sporadischen Kontakt, da dessen neue Freundin diesen Kontakt stark einschränkt. Ihre Mutter habe ihr gesagt, dass sie momentan nur nach sich schauen möchte und sich lange genug um die Kinder gekümmert habe.

Maries Schwester ist die einzige Bezugsperson, bei der sie das Gefühl hat, dass sie sich auf sie verlassen kann. Seit der hinzukommenden Überforderung durch ihren neuen Arbeitgeber, habe sie gehäuft Kreislaufprobleme. Aufgrund dieser Symptome war sie schon bei einem Arzt, welcher ihr Herz-Kreislauf-Tropfen verschrieb. Bei Blutuntersuchungen kam heraus, dass sie einen starken Vitaminmangel hat und über die Ernährungsweise, die sie hat (Fast-Food, Aufbackpizza…) nicht genügend Vitamine aufnehmen kann. Zudem war dessen Diagnose, dass sie kurz vor einem Burnout stehe. Er hat sie zu einem Psychologen überwiesen. Hier wartet sie noch auf einen Termin. Sie war schon über längere Zeiträume krankgeschrieben. Hinzu kommt, dass Marie alleine auf sehr engen Wohnverhältnissen wohnt und dadurch noch isolierter ist. Sie beschreibt ihre Lage als Teufelskreislauf, da sie in der Arbeit zwar Sozialkontakte hat, aber schnell überfordert ist und dann Kreislaufprobleme hat. Aufgrund dieser körperlichen Symptome wird sie krankgeschrieben und sitzt wieder alleine in ihrer Wohnung. Während der Krankenzeit schläft sie viel und verliert damit das Gefühl für den Tag. Sie fühlt sich überflüssig und hat das Gefühl, dass sie von niemandem gebraucht wird.

Marie erhofft sich durch die Beratungssitzungen, dass sie wieder mehr Selbstbewusstsein erlangt und dadurch besser dem Stress und Druck standhalten kann. Im Umkehrschluss hofft sie, dass sich auch hierdurch ihre Kreislaufprobleme bessern und eventuell sogar komplett verschwinden. Sie möchte wieder mehr Lebensfreude gewinnen und dadurch einen unbeschwerten Alltag erleben. Die emotionale Abhängigkeit von ihrer Mutter möchte sie in den Griff bekommen und eine Perspektive in ihrem Leben schaffen, wodurch sie wieder für sich selbst aktiver wird.

3. Situationseinschätzende Maßnahmen

Als situationseinschätzende Maßnahmen diente schon das Mitarbeitergespräch. In diesem Gespräch schilderte Marie erstmals ihre Lage und gab zu erkennen, dass sie sich aus dieser Situation nicht mehr selbstständig raushelfen kann. Sie gab erste Details preis, war jedoch noch gehemmt, da die Chefin in dem Gespräch mit anwesend war. In einem geplanten emotionalen Gespräch in der ersten Sitzung schilderte Marie ihre Lage detailliert. Sie sprach über ihren Ist-Zustand und erzählte von Anfang an, also die Lage für sie schlimm wurde. Es wurde schnell klar, dass Marie ihre Sozialkontakte fehlen und sie auch auf die Beziehungen zu ihren Eltern nur wenig bauen kann. Sie äußerte, dass ihr Vater ihr Halt gebe, er aber auch nicht immer für sie greifbar sei. Die einzige beständige Bezugsperson in ihrem Leben ist ihre Schwester. Aufgrund dieser Tatsache ist es wichtig, den Fokus auf diese Beziehung zu legen und Marie mit dieser zu stärken. Marie äußerte zudem, dass sie seit der Schließung der Fitnessstudios und Tanzstudios keinen Sport mehr treibe und ihr dies als Ausgleich fehle, zudem fühle sie sich seit dem unwohl in ihrem Körper. Dies wirkt sich zudem stark auf ihr Selbstbewusstsein aus. Sie berichtet, dass dieses sehr gering sei und sie noch nie wirklich selbstbewusst war. Seit ihr dieser Ausgleich weggefallen ist und sie aufgrund der körperlichen Beschwerden nicht mehr zur Arbeit gehen kann, sieht sie nur noch das Negative an ihrem Leben und äußert, dass sie ohne Perspektive in den Tag hinein lebe. Bedingt durch die gesundheitlichen Probleme schläft Marie viel und verliert hierdurch ihr Zeitgefühl. In diesem ersten emotionalen Gespräch äußerte Marie auch ihre Erwartungen an die Sitzung und was sie sich für die Zukunft erhofft. Marie äußerte, dass sie wieder Halt und Unterstützung finden möchte. Sie möchte sich eingebettet in ihrer Lage stabilisieren und wieder einen Sinn des Lebens erkennen. Marie sprach auch davon, dass sie ihr Selbstbewusstsein zurück erlangen und durch Lebensfreude einen unbeschwerten Alltag schaffen möchte. Sie möchte sich eine Perspektive im Leben schaffen und aktiver werden. Zudem sprach sie davon, dass sie sich emotional von ihrer Mutter abnabeln und ihr Selbstbefinden nicht von den Reaktionen dieser abhängig machen möchte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Systemische Beratungspraxis und Fallarbeit. Falldokumentation
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Zentrale
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1188119
ISBN (eBook)
9783346620156
ISBN (Buch)
9783346620163
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beratung, Beratungssitzung, Spezifische Kontexte, Einzelsitzung, Psychosozialer Bedarf, Psychosoziale Unterstützung, Systemische Beratung
Arbeit zitieren
Beatrix Albrecht (Autor:in), 2021, Systemische Beratungspraxis und Fallarbeit. Falldokumentation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1188119

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