Setzt man sich mit der über Pallas verfassten Fachliteratur auseinander, so erhält man sehr
schnell ein klares und (vielleicht) an einigen Stellen sehr idealisiertes Bild, eines in seinen
Erkenntnissen über die Zusammenhänge der Natur der ‚eigenen Zeit’ vorauseilenden
Forschers. Ohne Zweifel haben seine Verdienste, die Entwicklung der Wissenschaften im
‚Russischen Reich’ und weit über dessen Grenzen hinaus, bis in die Mitte des 19.
Jahrhunderts, entscheidend beeinflusst und das spätere ‚Bild’ der Person Pallas überaus
positiv gefärbt. Umso schwieriger erscheint, angesichts dieser Feststellung, die Aufgabe, den
Anspruch auf wissenschaftliche ‚Objektivität’ zu wahren. Soll diesem Anspruch Genüge
getan werden, müssen zwei die Untersuchung erschwerende Aspekte besondere
Berücksichtigung erfahren.
So sind a) seit dem Ableben von Pallas eine nicht unerhebliche Anzahl von Jahren
vergangen und b) die nur in begrenzter Anzahl existierenden zeitgenössisch-authentischen
Materialien nur schwer zugänglich – von Pallas Reisebeschreibungen und eigenen
literarischen Werken, die in nicht unerheblicher Anzahl gedruckt wurden, einmal abgesehen.
Jedoch gibt selbst die für diese Arbeit verwendete Ausgabe seiner Reisebeschreibungen
ebenfalls nur Auszüge des Originals wieder. Aus diesen Gründen müssen alle Ergebnisse
dieser Arbeit, evtl. Zweifel eingeschlossen, als das Resultat der Analyse vorhandener
Zweitliteratur betrachtet werden. Angesichts dieser Probleme bleibt zu fragen, was eine
solche Arbeit leisten kann?
Doch zurück zum Gegenstand und den zwei grundsätzlichen Aspekten dieses Aufsatzes.
Wer war Peter Simon Pallas? Wie lässt sich sein Wirken in die Geschichte der deutschrussischen
Wissenschaftsbeziehungen eingliedern? Um Pallas in die wissenschaftlichen
Begebenheiten des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts einordnen zu können, soll zunächst
einmal die sich neu formierende akademische Bewegung des Russischen Reiches
schemenhaft erörtert werden (siehe Kapitel 2). Im Anschluss an diese Ausführungen sollen
die zwei Gegenstände dieser Arbeit in den zuvor entwickelten geschichtlichen Kontext
eingeordnet und im Einzelnen veranschaulicht werden. Zudem soll es darum gehen, eine
spezifische Charakteristik der Person Pallas zu entwerfen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung einer akademischen Bewegung im Russischen Reich
- Zur disziplinübergreifenden Rolle eines P. S. Pallas bei der Entwicklung der Wissenschaften im Russland des 18. Jahrhunderts.
- Biographische Daten zur Person P. S. Pallas
- P. S. Pallas und die Gründe für seine Entscheidung zugunsten der AdW
- P. S. Pallas - Erste Expedition anlässlich des Venusdurchganges
- Aufgaben der Expeditionen
- Stationen seiner Reise
- Probleme der Expedition.
- Gründe für seine Rückbeorderung nach St. Petersburg.
- P. S. Pallas - Petersburger Jahre
- P. S. Pallas - Zweite Expedition ins russische Krim-Chanat
- P. S. Pallas - Leben auf der Krim bis zu seiner Rückkehr nach Berlin
- P. S. Pallas - Beiträge im Rahmen deutsch-russischer Wissenschaftsbeziehungen.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Aufsatz untersucht das Leben und Wirken von Peter Simon Pallas im Kontext der deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen im 18. Jahrhundert. Er beleuchtet die Rolle von Pallas bei der Entwicklung der Wissenschaften im Russischen Reich und analysiert seine Beiträge zum internationalen Wissensaustausch.
- Die Entwicklung einer akademischen Bewegung im Russischen Reich
- Die disziplinübergreifende Rolle von P. S. Pallas in der russischen Wissenschaft
- Die beiden großen Expeditionen von P. S. Pallas
- Die Beiträge von P. S. Pallas zu deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen
- Die Bedeutung von P. S. Pallas für die Geschichte der Wissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die methodischen Herausforderungen der Arbeit vor. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung einer akademischen Bewegung im Russischen Reich, die sich durch staatliche Förderung und gezielte Expeditionen auszeichnete. Kapitel 3 widmet sich der Person von P. S. Pallas, seinen Motiven für den Beitritt zur Petersburger Akademie der Wissenschaften und seinen beiden großen Expeditionen. Es analysiert die Aufgaben, Stationen, Probleme und Ergebnisse dieser Reisen. Kapitel 4 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt die Bedeutung von P. S. Pallas für die deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen heraus.
Schlüsselwörter
Peter Simon Pallas, deutsch-russische Wissenschaftsbeziehungen, Akademie der Wissenschaften, Expeditionen, Naturgeschichte, Geographie, Botanik, Zoologie, Mineralogie, Ethnographie, Russland, 18. Jahrhundert, wissenschaftlicher Austausch, Wissenschaftsgeschichte.
- Quote paper
- Lars Wegner (Author), 2005, Leben und Wirken des Peter Simon Pallas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118814