Spätestens seit PISA und TIMMS ist die Diskussion über das bestehende deutsche
Schulsystem neu entfacht. Der Ruf nach Veränderung und Reformierung wird immer
lauter. Nicht nur auf wissenschaftlicher Seite, auch von Politik, Wirtschaft und Eltern
wird gefordert, die für viele schockierenden Ergebnisse der oben angeführten Studien
schnellst möglich zu verbessern um den Schülerinnen und Schülern (im Folgenden
Schüler) einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. Im Rahmen der
Diskussionen stellte sich mir die Frage, welche Konzepte zur besseren Strukturierung
und Gestaltung des Unterrichts es gibt und wie diese diskutiert werden. Bei
meiner Arbeit als Migrationshilfe an einer Bielefelder Grundschule bin ich auf das
Konzept des offenen Unterrichts gestoßen und möchte in dieser Arbeit der Frage
nachgehen, wie es begründet wird und ob diese Form des Unterrichts eine gute und
erfolgbringende Alternative zur bestehenden Unterrichtspraxis sein kann.
Ich habe mich entschieden das Buch von Eiko Jürgens „Die `neue` Reformpädagogik
und die Bewegung Offener Unterricht“ (6.Auflage, 2004) genauer zu betrachten.
Ziel der Arbeit soll sein, die Argumente von Jürgens herauszufiltern, zu schauen wie
sie in seinem Buch gestützt werden und ob offener Unterricht, so wie von ihm begründet,
bestimmte Prämissen (nach Paschen 1992) erfüllt. Des Weiteren möchte
ich schauen, welche Pädagogik(en) im Konzept offener Unterricht enthalten ist. Die
Seitenangaben beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt auf das oben genannte
Buch.
In seiner Einleitung betont Jürgens zunächst einmal, dass offener Unterricht nicht
gleichzeitig die Ablehnung von geschlossenen Unterrichtsformen implizieren muss.
Er schreibt, dass "Offenheit und Geschlossenheit Pole eines gemeinsamen Ganzen
sind und es der jeweiligen didaktischen Entscheidung bedarf, wann `offenere` und
wann `geschlossenere` Lernformen für die Bewältigung bestimmter Lerninhalte
bzw. Unterrichtsthemen angemessen zu sein scheinen.“ (S.16) So spricht er sich
also, je nach Gegebenheiten und Lernzielen, für eine Mischung von lernzielorientierter
Didaktik und der Praktizierung offenen Unterrichts aus. Aber was steckt hinter
dem Begriff Offenheit? Jürgens Definition soll im Folgenden betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Problem des Begriffs der Offenheit
- Argumente und deren Stützungen
- Argumente
- Das Argument veränderte familiare Lebenswirklichkeit
- Das Elternerziehungsdefizit-Argument
- Das Medienkonsum-Argument
- Das Argument verändertes Spiel- und Freizeitverhalten
- Das Argument des Umgangs mit Kulturenvielfalt
- Stützungen
- Argumente
- Prüfung der Argumente durch Prämissen
- veränderte familiare Lebenswirklichkeit
- Elternerziehung
- Medienkonsum
- Das Spiel- und Freizeitverhalten
- Umgang mit Kulturenvielfalt
- Prämissen bezogen auf das Gesamtkonzept
- Alternativprämisse
- Praxisprämisse
- Adäquatheitsprämisse
- Bedingungen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Argumente für offenes Lernen im Buch von Eiko Jürgens, "Die `neue` Reformpädagogik und die Bewegung Offener Unterricht". Sie untersucht die Stützung der Argumente und prüft, ob offener Unterricht bestimmte Prämissen erfüllt. Zudem werden die Pädagogik(en) im Konzept des offenen Unterrichts betrachtet.
- Analyse der Argumente für offenes Lernen
- Bewertung der Stützung der Argumente
- Prüfung von Prämissen im Kontext von offenem Unterricht
- Identifizierung pädagogischer Ansätze im Konzept des offenen Unterrichts
- Beurteilung der Relevanz des Konzepts des offenen Unterrichts für die heutige Schulpraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz des Konzepts des offenen Unterrichts im Kontext der aktuellen Bildungsdebatte. Kapitel 2 widmet sich der Problematik des Begriffs "Offenheit" und beleuchtet die Schwierigkeiten einer eindeutigen Definition. Kapitel 3 präsentiert die von Jürgens vorgebrachten Argumente für die Praktizierung offenen Unterrichts, die auf gesellschaftlichen und sozialisationstheoretischen Veränderungen beruhen. Kapitel 4 prüft diese Argumente durch Prämissen und untersucht, ob sie auf das Gesamtkonzept des offenen Unterrichts zutreffen. Kapitel 5 betrachtet die Bedingungen und Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung offenen Unterrichts.
Schlüsselwörter
Offener Unterricht, Reformpädagogik, Argumente, Stützung, Prämissen, gesellschaftliche Veränderungen, Familiäre Lebenswirklichkeit, Elternerziehung, Medienkonsum, Spiel- und Freizeitverhalten, Kulturenvielfalt, Pädagogik, Schulreform.
- Arbeit zitieren
- Verena Imke (Autor:in), 2006, Begründung vom Konzept Offener Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118849