Glasmalerei - Stilentwicklung und Bildprogramme von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Anfänge und Frühromanik

12. Jh.: Romanik

13. Jh.: Zwischen Romanik und Gotik

14. Jh.: Hochgotik

15. Jh.: Spätgotik und beginnende Neuzeit

16.- 18. Jh.: Neuzeit

Liste abgekürzt zitierter Literatur

Abbildungsnachweis.

Einleitung

Nicht lange nach ihrem weitgehenden Ende als relevantes architektonisches Element nahm die kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit der Glasmalerei ihren Anfang. Bereits zu Zeiten Goethes entstand, insbesondere im Zusammenhang mit der Mittelalterbegeisterung der einsetzenden Romantik zum Ende des 18. Jh., ein Interesse an der Formensprache des Mittelalters und der frühen Neuzeit, das sich nicht allein in der romantisch verklärten Schwärmerei für Vergangene Zeiten erschöpfte, sondern durchaus wissenschaftlich begründet war. In diesem Kontext begann man sich auch wieder für die aus der Mode gekommene und vergessene Kunst der Glasmalerei zu interessieren. Der Dichterfürst selbst befasste sich ebenfalls mit diesem Thema und regte gar eine Wiederaufnahme der bunten Gläser in die architektonische Gestaltung an.[1]

Von einer wirklichen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Glasmalerei, sowohl der technischen, als auch der stilistischen, nach modernem Verständnis kann jedoch erst nach dem zweiten Weltkrieg gesprochen werden. Der heutige Erkenntnisstand ist insbesondere den Bemühungen des Corpus Vitrearum zu verdanken. Seit 1956 sind die Ergebnisse seiner regelmäßigen Kolloquien in den veröffentlichten Corpus Bänden zugänglich.

Im Folgenden soll ein chronologischer Überblick über die Erkenntnisse zur stilistischen Entwicklung der Glasmalerei gegeben werden. Die Einflüsse hierbei waren vielfältig und der Austausch rege. Ein derart kurzer Überblick wie es der folgende sein wird, kann daher keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben und muss als grobe Skizzierung der relevantesten Aspekte betrachtet werden.

Anfänge und Frühromanik

Der Übergang des Fensters von der reinen Zweck- zur Kunstform ist nur schwer fassbar. Wahrscheinlich ist jedoch eine allmähliche Erschließung der Fensterfläche zu Dekorationszwecken und als Medium zur Vermittlung religiöser und kultureller Inhalte. Die Ursprünge der europäischen bemalten Glasfenster könnten in den im orientalischen Raum verbreiteten so genannten Transennenfenster (Gitterfenster) liegen. Konkrete Beweise hierfür gibt es nicht. Die orientalischen Transennen bestehen aus Stein, wie zum Beispiel Marmor, später auch aus Stuck und bildeten abstrakte, häufig floral orientierte Ornamente, welche die gesamte Fensteröffnung ausfüllten.[2]

Frühe Hinweise für die Existenz einer tatsächlichen Malerei auf Glas liefern schriftlichen Quellen. Gregor von Tours spricht im 6. Jh. von „leuchtende(n) Glasfenster(n)“. Weniger wage ist die Erwähnung von „In den Fenstern gemalten Bildern“ in der Lebensgeschichte Liudgers, des Bischofs von Münster aus der 2. Hälfte des 9. Jh.[3]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Kopf aus dem Kloster Weißenburg, Elsaß, um 1060

Aus dieser Zeit sind jedoch bereits reale Zeugnisse für eine entwickelte Glasmalerei bekannt. Von Bedeutung sind in erster Linie die zwischen 1934 und 1935 gefundenen Fragmente eines großformatigen Kopfes aus dem Kloster Lorsch am Rhein, in der Nähe von Heidelberg. Das Glas ist stark zersetzt und geschwärzt, dennoch ist deutlich der frontal dargestellten Kopf eines Heiligen zu erkennen. Die Darstellung ist in ihrer Ausführung noch sehr archaisch, die Malerei reduziert auf wenige grobe Striche. Die Scherben werden zwischen das 9. und 10. Jh. datiert. Auf Grund seiner Größe ist anzunehmen, dass der Kopf wie eine Ikone eingefalzt und in der Mitte eines Glasfensters platziert war, in welchem er das einzige farbige Elemente bildete. Wie erwähnt stellt dieser Kopf jedoch lediglich einen Beweis für die Existenz bemalter Glasfenster im frühen Mittelalter dar. Für die Stadien der Entwicklung vom einfachen zum bemalten Fenster sind bisher keine Zeugnisse bekannt.[4]

Eine dem lorscher Kopf vergleichbare Darstellung befindet sich heute im Frauenhausmuseum in Straßburg (Abb. 1.). Es wird jedoch angenommen, dass sie ursprünglich aus dem Kloster Weißenburg im Elsaß stammt. Die Datierung folgt einem Wiederaufbau des Klosters in der Mitte des 11. Jh. Der Farbauftrag erfolgte in zwei Schichten, was, sofern es sich nicht um eine nachträgliche Bearbeitung handelt, auf einen Fortschritt der Technik seit der Fertigung des lorscher Kopfes bedeuten würde. In der Darstellung zeigt sich jedoch keine Änderung. Auch der weißenburger Kopf ist streng frontal dargestellt.[5]

In einen anderen darstellerischen Zusammenhang lassen sich jene bei Ausgrabungen in der Kirche Schwarzach (Baden) gefundenen und heute in Magdeburg befindlichen Köpfe stellen. Ihre geringe Größe lässt vermuten, dass sie nicht, wie jene aus Lorsch und Weißenburg Einzeldarstellungen waren, sondern zu einer Szenenfolge gehörten.

Die illustrierende Glasmalerei, auf die im Folgenden noch näher eingegangen wird, existierte demnach bereits im 11. Jh.[6]

Von beeindruckender Monumentalität sind die aus dem 12. Jh. erhaltenen Darstellungen der Propheten im Dom zu Augsburg. Die in Fragmenten erhaltene Fensterreihe zeigt die Propheten Jonas (Kopie 16. Jh.), Moses, Daniel und Hosea. Die einzelnen Figuren, ursprünglich waren es 22, sind 2 m hoch. Noch immer hat sich das streng Frontale bewahrt. Die wohl ursprünglich von einer Bordüre umgebenen Figuren verkörpern priesterliche Würde.[7]

12. Jh.: Romanik

Die formale Entwicklung der Glasmalerei steht häufig in enger Beziehung zu jener der Kleinkunst, wie der Miniatur und der Emailarbeit. Viele Zeugnisse aus der Champagne oder der Ile-de-France um Paris zeigen Szenen, die einen Hintergrund aus Rankenornamenten haben, deren Formensprache an Niello-, oder Emailarbeiten gemahnen.[8]

Ein weiterer Einfluss mag wiederum in der Kultur des Vorderen Orients zu finden sein. Die reiche Mustervielfalt orientalischer Webkunst, wie sie sich insbesondere in der Pracht der persischen Teppiche entfaltete, gelangte durch den Austausch zwischen Orient und Okzident auch in die Werkstätten des europäischen Kunsthandwerks. Dass es im Altertum üblich war Türen- und Fensteröffnungen mit Teppichen und Tüchern zu verhängen macht den Weg der Muster vom Textil zum Glas ohne Weiteres nachvollziehbar. Noch in der Romanik, in welcher figürliche Darstellungen dominieren, erfreuen sich diese Teppichmuster als Hintergründe und Umrahmungen großer Beliebtheit.[9]

Eine gänzlich neue Erfindung der Glasmalerei ist der konzentrische Hintergrund. Bei diesem Prinzip werden die erzählerischen Elemente der illustrierenden Glasmalerei von meist mehreren Bordüren, Perlenschnüren und Friesen mit Palmetten eingerahmt. Diese wiederum erfahren durch Pastillen eine rhythmische Gliederung. Die Bordüren setzten sich häufig aus floralen Elementen zusammen.[10]

Das vorherrschende Strukturprinzip der Glasfenster im 12. Jh. ist, wie bereits angesprochen, das erzählende oder illustrierende Prinzip. In der dem Betrachter am nächsten gelegenen unteren Zone des Kirchenschiffs bilden die Fenster hierbei eine Folge übereinander gesetzter Medaillons (Abb. 2.), in welchen u. a. biblische Szenen abgebildet sind. Meist kommen nicht mehr als zwei Medaillons in einem Register vor. Ursprünglich war dieses Prinzip für kleine Fensteröffnungen vorgesehen. In Folge der zunehmenden Größe der Fenster am Ende des Jahrhunderts wurde es möglich, mehr erzählende Elemente aufzunehmen. Dies ist z. B. beim Fenster des heiligen Petrus in der Kathedrale von Lyon (1190) der Fall . Häufig wurden auch mehrere Medaillons in einer Aussageeinheit zusammengefasst. Entgegen dem 13. Jh., wo das behandelte Thema sich auf verschiedene Fenster verteilt, konzentriert es sich im 12. Jh. meist auf ein Fenster.[11] Diese häufig als 'Bibeln für die Armen' angesprochenen Bilderfolgen wurden meist nicht, wie bei Büchern üblich, in Linien von oben links nacht unten rechts gelesen, sondern von unten nach oben. Einer der Vorteil war sicherlich, dass ein Heiliger sich diese Weise leichter gen Himmel geschickt werden konnte.

[...]


[1] Jansen 1963, S. 45f. 1

[2] Frodl-Kraft 1970, S. 14f.

[3] Ebd., S. 23.

[4] Brisac 1985, S. 7f.

[5] Ebd., S. 9f.

[6] Ebd., S. 10.

[7] Ebd., S. 11.

[8] Ebd. S. 13.

[9] Jansen 1963, S. 17f.

[10] Brisac 1985, S. 13.

[11] Ebd. 4

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Glasmalerei - Stilentwicklung und Bildprogramme von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit)
Veranstaltung
Hohl- und Flachglas. Herstellung, Form und Funktion
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V118852
ISBN (eBook)
9783640221516
ISBN (Buch)
9783640223459
Dateigröße
655 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Glasmalerei, Stilentwicklung, Bildprogramme, Anfängen, Jahrhundert, Hohl-, Flachglas, Herstellung, Form, Funktion
Arbeit zitieren
Svenja Muche (Autor:in), 2007, Glasmalerei - Stilentwicklung und Bildprogramme von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118852

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