Die Musik des 20. Jahrhunderts präsentierte eine Dichte an Innovationen und Klangexperimenten aus verschiedensten künstlerischen Perspektiven. Man denke an die Dodekaphonie eines Schönbergs oder Hauers oder an die Entwicklung des Serialismus, an der Messiaen – wenn auch etwas unfreiwillig – maßgeblich beteiligt war. Man denke an die Einführung der Aleatorik oder die Verwendung elektronischer Musikinstrumente bis hin zur Computermusik. Messiaens Beitrag zur musikalischen Biographie dieses Jahrhunderts ist nicht zuletzt dank der Entwicklung seiner sieben Modi als eine der wichtigen Innovationen dieser Zeit zu betrachten. Seine symmetrisch aufgebauten Modi und deren fesselnde Klangästhetik sind ein noch nicht allzu oft untersuchtes Gebiet.
Diese Arbeit möchte die Modi in Relation zu den zwei großen Stilausprägungen des 20. Jahrhunderts, der Klassik und des Jazz, setzen und ist daher in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil untersucht die Modi in ihrem ursprünglichen Umfeld, der zeitgenössischen Musik des 20. Jahrhunderts. Kernfragen, die hier beantwortet werden sollen, sind: Welche Kriterien muss eine Skala erfüllen, um als Modus nach Messiaen bezeichnet werden zu können? Wie hat Messiaen seine Modi in seinen Kompositionen verarbeitet? Welches kultursoziologisches Weltbild prägte den Menschen Oliver Messiaen und wie sah sein musikalisches Umfeld aus, das ihm zur Entwicklung seiner Modi inspirierte? Wie gingen Komponisten vor dem Wirken Messiaens mit symmetrischem Tonmaterial um? Hat Messiaen mit seinen sieben Modi eine komplette Sammlung an allen möglichen symmetrischen Skalen, die die Kriterien eines Modus erfüllen, ausgeschöpft? Jeder Fragestellung ist ein Kapitel gewidmet.
Der zweite Teil dieser Arbeit stellt die Modi in Verbindung zur improvisierten Musik. Hier wird der Frage nachgegangen, welche Verwendungsweisen sich bereits in der Jazzgeschichte und in der schulischen Jazzvermittlung etabliert haben. Noch nicht beachtete Verwendungsmöglichkeiten sollen in einem eigenen Kapitel ausgearbeitet werden. Die Erläuterungen und Analysen werden von kurzen Notenbeispielen unterstützt, um einen praktischen Zusammenhang zu gewährleisten. Schließlich richtet sich diese Arbeit auch an dem praktizierenden Musiker, der sein musikalisches Vokabular erweitern möchte.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 EINFÜHRUNG UND FRAGESTELLUNG
- 1.2 FASZINATION SYMMETRIK
- 2. OLIVIER MESSIAEN - BIOGRAPHIE
- 2.1 EINLEITUNG
- 2.2 DIE ERSTEN LEBENSJAHRE
- 2.3 STUDENT IN PARIS
- 2.4 MESSIAEN ALS KOMPONIST UND ORGANIST VOR DEM 2. WELTKRIEG
- 2.5 IN KRIEGSGEFANGENSCHAFT
- 2.6 LEHRER AM CONSERVATOIRE
- 2.7 ERFOLGE IN DER GANZEN WELT
- 2.8 1970-1992
- 3. MESSIAENS MODI
- 3.1 BEGRIFFSDEFINITION
- 3.2 STRUKTUR DER MODI
- 3.2.1 ZYKLISCHE INTERVALLSTRUKTUR
- 3.2.2 BEGRENZTE TRANSPOSITIONSMÖGLICHKEIT
- 3.2.3 FEHLENDE TONALE FIXIERUNG
- 3.3 ERSTER MODUS
- 3.3.1 STECKBRIEF
- 3.3.2 BESCHREIBUNG
- 3.3.3 VERWENDUNG
- 3.4 ZWEITER MODUS
- 3.4.1 STECKBRIEF
- 3.4.2 BESCHREIBUNG
- 3.4.3 VERWENDUNG
- 3.5 DRITTER MODUS
- 3.5.1 STECKBRIEF
- 3.5.2 BESCHREIBUNG
- 3.5.3 VERWENDUNG
- 3.6 VIERTER – SIEBTER MODUS
- 3.5.1 STECKBRIEF
- 3.6.2 BESCHREIBUNG
- 3.6.3 VERWENDUNG
- 3.7 MESSIAENS FEHLER NACH KOEPF
- 4. VERWENDUNG SYMMETRISCHER SKALEN VOR MESSIAEN
- 4.1 TONARTEN-DISPOSITION
- 4.2 SYMMETRISCHES TONMATERIAL
- 4.2.1 CÉSAR FRANCK
- 4.2.2 FRANZ LISZT
- 4.2.3 FRANZÖSISCHE IMPRESSIONISTEN
- 4.2.4 ALEXANDER SKRJABIN
- 5. VERWENDUNG IM JAZZ
- 5.1 MODUS 1, DIE GANZTONLEITER
- 5.1.1 AKKORDE
- 5.1.2 TUNES
- 5.1.3 PATTERNS
- 5.2 MODUS 2, DIE HALBTONGANZTONLEITER
- 5.2.1 AKKORDE
- 5.2.2 TUNES
- 5.2.3 PATTERNS
- 5.3 DIE HEXATONIK
- 5.2.3 AKKORDE
- 5.2.5 PATTERNS UND TUNES
- 5.4 HANS KOLLER
- 6. EIGENE MUSIKTHEORETISCHE AUSARBEITUNG ANHAND VON BEISPIELEN
- 6.1 DOMINATFUNKTION
- 6.1.2 V7I MAJ7
- 6.1.2 IIM7V7 - I MAJ7
- 6.2 BLUES
- 6.3 OUTSIDE
- 6.3.1 MODALER JAZZ
- 6.3.2 ALL THE THINGS YOU ARE
- 6.4 HARMONIC GENERALIZATION
- 6.4.1 COLTRANE II-V-I
- 6.4.2 RHYTHM CHANGES
- 6.5 MELODIEFINDUNG
- 6.5.1 LACOUR
- 6.5.2 BASSLINIE
- 6.5.3 ZEITGENÖSSISCHE JAZZKOMPOSITION
- 7. ZUSAMMENFASSUNG
- 8. QUELLENVERZEICHNIS
- ANHANG
- ÜBER DEN AUTOR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Modi des französischen Komponisten Olivier Messiaen und deren Anwendung in der improvisierten Musik, insbesondere im Jazz. Die Arbeit untersucht die theoretischen Grundlagen der Modi und analysiert deren Verwendung in verschiedenen musikalischen Kontexten. Darüber hinaus wird die eigene musikalische Praxis des Autors beleuchtet, um die praktische Anwendung der Modi in der Improvisation zu verdeutlichen.
- Die Modi des Olivier Messiaen und ihre theoretischen Grundlagen
- Die Anwendung der Modi in der improvisierten Musik, insbesondere im Jazz
- Die eigene musikalische Praxis des Autors im Kontext der Modi
- Die Relevanz der Modi für die zeitgenössische Musik
- Die Geschichte der Verwendung symmetrischer Skalen in der Musik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Fragestellung vor. Das zweite Kapitel widmet sich der Biographie von Olivier Messiaen, wobei die wichtigsten Stationen seines Lebens und die Entwicklung seiner musikalischen Ideen beleuchtet werden. Das dritte Kapitel analysiert die Modi des Olivier Messiaen im Detail, wobei die Struktur und die Eigenschaften der einzelnen Modi erläutert werden. Das vierte Kapitel untersucht die Verwendung symmetrischer Skalen in der Musik vor Messiaen, wobei die Werke von Komponisten wie César Franck, Franz Liszt, den französischen Impressionisten und Alexander Skrjabin betrachtet werden. Das fünfte Kapitel widmet sich der Verwendung der Modi im Jazz, wobei verschiedene Jazz-Stile und -Musiker beleuchtet werden. Das sechste Kapitel präsentiert die eigene musiktheoretische Ausarbeitung des Autors, wobei die Anwendung der Modi in der Improvisation anhand von konkreten Beispielen demonstriert wird. Das siebte Kapitel fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und bietet eine abschließende Betrachtung des Themas.
Schlüsselwörter
Modi, Olivier Messiaen, Improvisation, Jazz, Harmonielehre, Symmetrische Skalen, Ganztonleiter, Halbton-Ganztonleiter, Hexatonik, Modal Jazz, Zeitgenössische Musik, Musiktheorie, Improvisationstechnik.
- Arbeit zitieren
- Mathias Mayrbäurl (Autor:in), 2008, Messiaens Modi und deren Verwendung in der improvisierten Musik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118925