Inwiefern hat das Werk "De rerum Natura" von Lukrez das Weltbild der Bevölkerung Westeuropas im 15. und 16. Jahrhundert beeinflusst?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

15 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Zweck dieser Hausarbeit

1 Begriffsdefinition

2 De rerum natura
Buch I & II
Buch III & IV
Buch V & VI

3 Entdeckung des Werkes durch Poggio Bracciolini
Leben des Poggio Bracciolini
Hürden auf der Suche des Werkes

4 Einfluss des Werkes auf das Quattrocento und Cinquecento

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

„res accendent lumina rebus“

(Lucr., I, 1117)

Das Werk „de rerum natura“ ist ein Lehrgedicht aus dem 1. Jahrhundert v.Chr., geschrieben von Titus Lucretius Carus (auch Lukrez genannt). Als Hommage an Epikur gedacht, versucht Lukrez in seinem Gedicht die Stellung des Menschen im Universum zu beschreiben, dabei nimmt er viele inhaltliche Aspekte von Epikurs Lehren auf und nutzt sie in seinem Lehrgedicht, um Gelassenheit in Bezug auf die Frage „Was ist der Tod?“ zu vermitteln. Zudem erörtert Lukrez in seinem Gedicht die Theorie der Atome und das damit verbundene Bild des Menschen, der Seele und des Universums. Durch die differenzierte Meinung des Lukrez, fand sein Werk im späteren Verlauf der Geschichte wenig Aufmerksamkeit, da monotheistische Religionen die Gesellschaft beherrschten und die Vorstellung eines Universums ohne Einfluss durch eine höhere Macht nicht akzeptiert wurden. Folglich rückte das Werk mit der fortschreitenden Zeit in Vergessenheit, bis es im 15. Jahrhundert von Poggio Bracciolini, ein italienischer (sogenannter) Bücherjäger, in einem Kloster wiedergefunden, kopiert und weitergeleitet wurde. Dieser Fund stellt einen Meilenstein für die Renaissance da. Durch einen strikten Atheismus und der Theorie der Atome widerspricht das Lehrgedicht sämtlichen Vorstellungen der damaligen Zeit. Es war der Grundstein und eine Inspiration für viele weitere Dichter, Autoren und Philosophen.

Zweck dieser Hausarbeit

In dieser Hausarbeit soll im Rahmen des Seminars „Die Philosophie der Renaissance“ das Lehrgedicht von Lukrez zusammengefasst und analysiert werden. Damit verbunden wird auch die Situation, in der sich Poggio Bracciolini befand als er das Werk von Lukrez entdeckte, beschrieben und erläutert, da die Wiederentdeckung von „de rerum natura“ einen Meilenstein für den Humanismus und die Renaissance darstellt. Zudem soll der Einfluss Lukrez‘ auf das 15. (Quattrocento) und 16. Jahrhundert (Cinquecento) näher untersucht werden. Konkret lautet die Leitfrage für diese Hausarbeit: „Inwiefern hat das Werk de rerum Natura das Weltbild der Bevölkerung Westeuropas im 15. und 16. Jahrhundert beeinflusst.“

Das Buch „Die Wende. Wie die Renaissance begann“ von Stephen Greenblatt, Professor für Englische und Amerikanische Literatur und Sprache in Harvard, dient hierfür als Hauptquelle und Leitwerk, da in diesem Buch wesentliche Aspekte der Hausarbeit aufgegriffen werden.

1 Begriffsdefinition

Ich möchte zunächst die Begriffe Humanismus und Renaissance definieren, um die Bedeutung der Begriffe für diese Hausarbeit zu sichern. Die Definitionen werden auch schon erste Aspekte der Hausarbeit aufgreifen.

Unter dem Begriff Humanismus versteht man eine kulturhistorische Epoche. Sie beschreibt eine Zeit zwischen dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit (vgl. Kristeller 1974, S. 15-18). 1486 veröffentlichte Giovannni Pico della Mirandola 900 Thesen, die man auch de hominis dignitate nennt. In diesen Thesen beschreibt Pico, dass der Mensch zwar von Gott erschaffen wurde, jedoch selbst bestimmt ist und sich selbst verwirklichen kann. Der Mensch als Bildhauer oder Dichter, der sich selbst formt (vgl. Trinkaus 1970, S. 171-321). Der Mensch steht im Vordergrund. Francesco Petrarca etablierte die studia humanitatis (humanistische Studien) , ein Curriculum, das besonderes Gewicht auf griechische und lateinische Werke bzw. Sprache legte (vgl. Greenblatt 2012, S. 130). Unter dem Begriff Renaissance versteht man ebenfalls eine kulturhistorische Epoche. Sie umfasst ähnlich wie der Humanismus den Übergang von Mittealter zu früher Neuzeit. Sie war geprägt durch das Motiv die griechische und römische Antik wiederzubeleben (vgl. Moeller 2003, S. H51).

2 De rerum natura

Das Lehrgedicht De rerum natura wurde von Titus Lucretius Carus (Lukrez) geschrieben. Ein exaktes Datum wann dieses Lehrgedicht geschrieben wurde existiert nicht, auch sind die Lebensdaten von Lukrez selbst unsicher (vgl. Walde 2010, S. 475). Lukrez‘ Geburtsdatum und Todesdatum schwanken zwischen dem 98 und 55 v.Chr. beziehungsweise (fortlaufend mit bzw. abgekürzt) 94 und 50 v.Chr., je nachdem ob man die Datierung aus der Vita Donatiana (ersteres) oder der Chronik des Hieronymus ad Ol. 171,3 heranzieht. Ebenso ist die Herkunft des Lukrez unsicher (vgl. Walde 2010, S. 475). Das Poem wurde zum ersten Mal in einem Brief von Cicero an seinen Bruder Quintus erwähnt, in dem Cicero ein Loblied auf die schöpferische Vorstellungskraft des Lukrez singt (vgl. Walde 2010, S. 478). Der Titel des Lehrgedichts lautet übersetzt „Über die Natur der Dinge“, wobei natura eher in einem allgemeineren Sinne verwendet wird (vgl. Binder 2016, S. 1) Man sollte beim Lesen nicht an die „Natur“ denken bzw. an die „Wesen der Dinge“, sondern an die „Dinge dieser Welt“, in all ihrer Vielfalt und Facetten. Dabei geht es um alle Bewegungen, Verwandlungen, Entstehungen und Teilungen bis hin zum Vergehen der Dinge in unserer Welt (vgl. Binder 2016, S. 1).

Das Lehrgedicht besteht aus sechs einzelnen Büchern, die man theoretisch zu drei Dyaden zusammenfassen kann. Die erste Dyade (bestehend aus Buch I und II) handelt von den Urelementen, den Atomen und dem Kosmos. Es werden erste Erklärungen gegeben und Grundannahmen definiert, die für die weiteren Bücher fundamental sind. Dabei bezieht sich Lukrez auf die Physik des griechischen Philosophen Epikur. In der zweiten Dyade (bestehend aus Buch III und IV) geht es um den Menschen, genauer um seine Seele und seine Sinne. Auch hier bezieht sich Lukrez auf Epikur und dessen Ethik. In der dritten Dyade (bestehend aus Buch V und VI) erörtert der Autor im ersten Teil die Entstehung der Erde durch die Erklärung kosmologischer Phänomene, der Menschengeschichte und der Natur. Im zweiten Teil der letzten Dyade diskutiert Lukrez die Phänomene, die die Phänomene aus dem ersten Teil in ihrer Ordnung zu sprengen scheinen und die daraus resultierenden Wunderglauben bzw. Schrecken und Furcht. Jedes Buch fängt mit einer Vorrede (Proömium) und Erklärung der Intention (Syllabus ). Anschließend endet jedes Buch mit einem eindrücklichen Schluss. Dennoch korrespondieren alle Bücher miteinander und bilden für das gesamte Werk einen stringenten Aufbau. Lukrez hat für seine Bücher keine einzelnen Überschriften genutzt, auch ist der Titel des gesamten Lehrgedichtes nicht mit Urmanuskripten überliefert (vgl. Binder 2016, S. 1). Eine essenzielle Rolle beim Lesen des Lehrgedichts ist die Beziehung zu Gaius Memmius. Memmius war Teil eines Adelsgeschlechts und machte in Florenz politische Karriere als Lukrez sein Poem schrieb. Lukrez spricht in seinem Werk Memmius viermal im ersten Buch, dreimal im zweiten Buch und fünfmal im fünften Buch explizit an, impliziert dabei aber den Leser des Werkes. Er möchte Memmius von seinen Ängsten und Sorgen über den Tod und dem Übernatürlichen befreien, indem er seine Lehre und Überzeugung wiedergibt.

Im Folgenden möchte ich näher auf die einzelnen Bücher des Lehrgedichts eingehen, damit ein genereller Überblick entsteht und im späteren Verlauf die Besonderheit dieses Werkes nachzuvollziehen ist. Die Teilstücke des Werks, die mir als relevanter erscheinen, werden in einem größeren Umfang erläutert, um einen präzisen Überblick über Schwerpunkte zu geben.

Buch I & II

Beide Bücher kann man jeweils theoretisch in vier Teile und zusätzlich mit jeweils Vorrede und Schluss eingliedern. Das erste Buch umfasst 1117 Verse, das zweite 1175. Buch I beginnt mit einer Anrufung an die Göttin Venus, in der Lukrez ihre Eigenschaften und Fähigkeiten preist. Jedoch ist die Anrufung allegorisch zu verstehen, da Lukrez die klassische mythische Vorstellung der Götter ablehnt (Lucr., I, 48-49). Venus fungiert hier als das Leben der Natur bzw. für die Kraft der Erzeugung aller Materie, die ausschlaggebend ist für das gesamte Werk des Lukrez‘. Im Anschluss beschreibt Lukrez was er mit seinem Gedicht erreichen möchte. Im ersten Satz verlangt Lukrez von Memmius (bzw. dem implizierten Leser) das Gedicht ohne politische Hintergründe und Ängste zu lesen, sondern mit einem wachen Geist der wahren Philosophie (veram ad rationem), damit meint Lukrez die Ethik des Epikur (vgl. Binder 2016, S. 49). Durch diese Forderung möchte Lukrez zeigen, dass sein Werk ebenfalls unabhängig von Politik und Angst ist.

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Details

Titel
Inwiefern hat das Werk "De rerum Natura" von Lukrez das Weltbild der Bevölkerung Westeuropas im 15. und 16. Jahrhundert beeinflusst?
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V1189613
ISBN (eBook)
9783346622099
ISBN (Buch)
9783346622105
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Philosophie, Ethik, Lukrez, de rerum natura, Antike, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Inwiefern hat das Werk "De rerum Natura" von Lukrez das Weltbild der Bevölkerung Westeuropas im 15. und 16. Jahrhundert beeinflusst?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189613

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