Seit den 1990er Jahren wurden auf europäischer sowie nationaler Ebene verstärkt umfangreiche Bildungsreformen durchgeführt, die das deutsche Bildungssystem wesentlich geprägt haben. Im Schulwesen soll durch "Kompetenzorientierung" die Fähigkeit entwickelt werden, Wissen nicht nur zusammenhanglos aufzunehmen, sondern dieses vielmehr situativ zu bewerten und anschließend praktisch in flexiblen Kontexten anzuwenden, "Bildungsstandards" hingegen zielen auf eine gewisse Einheitlichkeit von Inhalten ab, sodass Transparenz und Überprüfbarkeit der Lernergebnisse von Schülern gewährleistet sind. Gleiches gilt in Bezug auf den Bologna-Prozess im Hochschulwesen, wo die Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen vereinfacht und Studiengänge modularisiert wurden, damit Abschlüsse nun um ein bis zwei Jahre schneller erreicht werden können.
Um diese und weitere Neuerungen ist eine hitzige Debatte entbrannt, die bis heute anhält. Die grundsätzliche Kritik an den Bildungsreformen gilt dem Verdacht, dass – trotz der aus pädagogischer und didaktischer Perspektive durchaus schlüssigen Argumentation für diverse Änderungen – Sonderinteressen der Wirtschaft verfolgt werden. Aus philosophischer Sicht stellt sich dabei die Frage, inwiefern es sich dabei wirklich um Reformen im Sinne der Denker der Aufklärung handelt, also solche die darauf abzielen, Missstände zu beheben und dabei Allgemeininteressen
berücksichtigen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- HAUPTTEIL
- Historisch bedingte Prämissen des Berufsbegriffs
- Reformation und protestantische Ethik als Paradigmenwechsel
- Die Bildung des protestantischen Berufsbegriffs
- Merkmale der calvinistischen Berufsethik
- Entstehung kapitalistischer Strukturen und Säkularisierung
- Menschenbild des etablierten Kapitalismus im Sinne von Berufs- und Fachmenschentum
- Systematisierung des Verhältnisses von Beruf und Bildung
- Kritik
- SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern die Anforderung an die berufliche Verwertbarkeit von Bildung im modernen Bildungssystem als Allgemeininteresse gelten kann. Der Fokus liegt dabei auf den historischen und philosophischen Prämissen des Berufsbegriffs, insbesondere auf der Rolle der Reformation und der protestantischen Ethik in der Entwicklung des modernen Verständnisses von Berufsarbeit und Fachmenschentum. Die Arbeit analysiert die Rolle der protestantischen Ethik im Kontext der Entstehung kapitalistischer Strukturen und untersucht, wie sich diese Denkweise auf die Bildung von Berufsrollen und die Bedeutung von Bildung in der heutigen Gesellschaft auswirkt.
- Die Rolle der Reformation und der protestantischen Ethik in der Entwicklung des Berufsbegriffs
- Der Einfluss der protestantischen Ethik auf die Entstehung kapitalistischer Strukturen
- Die Beziehung zwischen Bildung und Beruf im modernen Bildungssystem
- Die Frage, ob die Anforderung an die berufliche Verwertbarkeit von Bildung ein Allgemeininteresse darstellt
- Die Kritik am Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf das Bildungssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik vor und diskutiert die Entwicklung des modernen Bildungssystems im Kontext von Bildungsreformen und der Debatte um den Einfluss wirtschaftlicher Interessen. Der Hauptteil widmet sich zunächst den historischen Prämissen des Berufsbegriffs, wobei die Reformation und die protestantische Ethik als Ausgangspunkt des Paradigmenwechsels im Denken und der Bildung des modernen Berufsbegriffs im Zentrum stehen. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der protestantischen Ethik und ihrer Bedeutung für die Entstehung kapitalistischer Strukturen. Im Anschluss wird das Verhältnis von Beruf und Bildung systematisch analysiert, wobei die Verbindung zwischen Bildung und der Anforderung an die berufliche Verwertbarkeit von Bildung im Vordergrund steht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind Reformation, protestantische Ethik, Beruf, Bildung, Kapitalismus, Fachmenschentum, Bildungsreformen, Allgemeininteresse, Sonderinteresse, Wirtschaft, employability.
- Arbeit zitieren
- Fabian Hoppe (Autor:in), 2020, Nützlichkeit als Anforderung an Erkenntnis im modernen Bildungssystem. Ursachen und philosophische Betrachtungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189932