Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1. Ziel dieser Arbeit
1.2. Aufbau dieser Arbeit
2 Grundlagen
2.1. Definition der Schreibblockade
2.2. Erscheinungsformen von Schreibblockaden
3 Hauptteil
3.1 .Ursachen für Schreibblockaden
3.2 .Strategien zur Überwindung von Schreibblockaden
4 Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Schreiben macht glücklich“1 ! Diese Aussage hat ihre Berechtigung, so lange der Schreibfluss aufrecht gehalten werden kann und der Schreibprozess kontinuierlich voranschreitet. Es kommt jedoch so gut wie in jeder Arbeit die Zeit, da der Schreibfluss ins Stocken gerät oder ganz zum Stillstand kommt. Dieser Vorgang ist zunächst nicht ungewöhnlich und wird gar als notwendiger Schritt im Schreibprozess angesehen, da dieser oft dem für die Arbeit notwendigen Nachdenken geschuldet ist. Das Phänomen der „schwangeren Pausen“2 bezeichnet in diesem Zusammenhang Gedanken, die im Autor heranwachsen, um in den nächsten Sätzen verwendet zu werden. Kann der Autor seine Arbeit allerdings auch nach einer längeren Phase nicht beginnen oder fortsetzen oder wird der Schreibfluss wiederholt durch Unterbrechungen gestoppt, so liegt der Verdacht auf eine Schreibblockade nahe. Diese kann jederzeit im Schreibprozess eintreten und ist nicht nur bei ungeübten Schreibern zu beobachten, sondern auch bei professionellen Autoren.3 Folglich können Blockaden dieser Art beim Schreiben eines Buches, einer Doktorarbeit oder aber auch eines vergleichsweise simpel erscheinenden Briefes auftreten. Die Erscheinungsformen der Schreibblockade variieren dabei genauso wie deren Ursprünge von Autor zu Autor. Letztere müssen Schreibblockaden jedoch nicht hilflos gegenüber stehen, können diese doch mit den richtigen Ansätzen wieder gelöst oder bereits vor Auftreten proaktiv vermieden werden.
1.1. Ziel dieser Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist das Nennen und Beschreiben der wichtigsten Erscheinungsformen und möglicher Ursachen einer Schreibblockade sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie Schreibblockaden überwunden werden können.
1.2. Aufbau dieser Arbeit
Zu Beginn und zum Einstieg in die Thematik werden in den Grundlagen zunächst der Begriff Schreibblockade definiert sowie die wichtigsten Erscheinungsformen einer Schreibblockade vorgestellt. Im Hauptteil dieser Arbeit werden dann weiterführend mögliche Ursachen für Schreibblockaden beschrieben sowie Lösungsansätze für deren Überwindung aufgezeigt. Der Schluss besteht aus einer komprimierten Zusammenfassung der Thematik.
2. Grundlagen
2.1. Definition der Schreibblockade
Eine Schreibblockade ist ein Zustand, in welchem es dem Betroffenen nicht mehr möglich ist, mit einem Schreibprozess zu beginnen oder mit diesem nach einer Unterbrechung fortzufahren. Charakteristisch für Schreibblockaden sind zum einen ein Mangel an brauchbaren Ideen und zum anderen die häufig vergebliche Suche des Betroffenen nach Gründen für die Blockade.4 Der Blockierte fühlt sich in dieser Situation nicht wohl, oft auch rat- und hilflos, und hat den Eindruck, nicht mehr schreiben zu können.5 Um allerdings von einer Schreibblockade sprechen zu können, sollte ein blockierter Schreiber über grundlegende Schreibkompetenzen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht abgerufen werden können, sowie über ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit und Einsatz verfügen.6 Nach Dichter William Stafford ist eine Schreibblockade dann „das Produkt eines Missverhältnisses zwischen den eigenen Anforderungen und der eigenen Leistung“.7 Da die Blockierten somit meist in der Lage sind, gute Texte zu verfassen, ist nicht unbedingt die Qualität des Geschriebenen gestört, sondern oft der Schreibprozess an sich.8 Zeitlich können Schreibblockaden in allen Phasen des Schreibprozesses auftreten; jedoch vermehrt im späteren Verlauf, wenn die Anforderungen an die Arbeit und somit an den Schreiber steigen. Dabei definiert nicht die Dauer der Schreibpausen das Ausmaß der Blockade, da auch bei nicht Blockierten Zeit zum Nachdenken und Strukturieren benötigt wird, sondern vielmehr die Dauer der Unproduktivität.9
2.2. Erscheinungsformen von Schreibblockaden
Bereits vor dem eigentlichen Schreibprozess einer Arbeit können erste Anzeichen einer Blockade erkennbar sein, wenn Probleme beim Strukturieren sowie Antriebsstörungen beim Autor auftreten.10 Evtl. konnte Letzterer passende Materialien für seine Arbeit zusammenstellen, doch scheitert er bereits an der Gliederung seiner Arbeit sowie der Ordnung seiner Quellen. Nicht selten befasst sich der Betroffene dann bereits in dieser frühen Phase mit Themen bzw.
Aufgaben, die keinen Bezug zu seiner Arbeit haben, sondern vielmehr dem Ausweichen dessen dienen.11
Möchte der Autor mit dem Schreiben beginnen, so kann es ihm schwer fallen, einen Textanfang zu finden. Sätze werden immer wieder überarbeitet oder komplett gestrichen, so dass allein für den Beginn der Arbeit bereits mehrere Versuche nötig sind.12 Eine Blockade kann andererseits auch auftreten, wenn der Schreiber direkt mit dem Schreiben beginnen kann. Betroffene starten meist schnell mit dem Schreibprozess und finden auch häufig noch im weiteren Verlauf die richtigen Worte. Treten jedoch Phasen ein, in denen der Schreibfluss langsamer wird bzw. stockt, kann schnell Unzufriedenheit aufkommen.13 Die Probleme beschränken sich jedoch nicht allein auf den Anfang des Textes, sondern können auch jederzeit in einer anderen Phase der Textproduktion auftreten, wenn neue Formulierungen ausbleiben.14 Neben den fehlenden inhaltlichen Formulierungen sind auch grundlegende Arbeitsstrategien und Vorgehensweisen bei der Textproduktion häufig nicht abrufbar, obwohl sie dem Blockierten eigentlich bekannt sind.15 Konnten dennoch Textabschnitte formuliert werden, kann es passieren, dass der Blockierte abrupt inmitten des Textes abbricht zu schreiben.16 Zudem werden bei aufkommendem Korrekturbedarf Textabschnitte umgehend und ungeachtet der Pausen, die dadurch entstehen, geändert oder gestrichen. Das ständige Ändern von bereits geschriebenen Textpassagen und das langsame Formulieren können dann im Blockierten zu negativen Gedanken und Gefühlen, wie Unzufriedenheit und Frust, führen.17
Ein Autor kann zudem eine Blockade erfahren, wenn dieser beim Zusammenfassen eines originären Textes Zitate verwendet.18 Betroffene dieser Problematik scheitern oft schon am Lesen des Textes und die Planung des eigenen wird erst gar nicht begonnen. Konnte dennoch ein eigener, aber meist zu langer und unübersichtlicher Text geschrieben werden, wird dem Autor spätestens beim Lesen dessen bewusst, dass der Text nicht mehr ist als eine Sammlung von Zitaten. Das Resultat sind dann wiederum Gefühle wie Unzufriedenheit, Unbehagen oder Ärger.19
Die Hilflosigkeit eines Blockierten gegenüber seiner Arbeit kann generell zu einem sog. „Schreibschmerz“20 führen. Kommt es häufiger zu negativen Erfahrungen dieser Art, kann der Schreibschmerz chronisch werden und bereits beim Anblick des Schreibtisches beim Schreiber einsetzen, so dass es für ihn erst gar nicht möglich ist, sich an selbigen zu setzen um das Werk fortzuführen. Hat der Blockierte es dennoch an den Schreibtisch geschafft, wird häufig das Schreiben an sich als qualvoll empfunden.21
Die Erscheinungsform einer Schreibblockade muss allerdings nicht eindeutig sein. Zwar dominiert meist eine bestimmte Form der Störung beim Blockierten; es ist jedoch grundsätzlich möglich, dass mehrere Formen der Schreibblockade bei ihm auszumachen sind. Diese können von kurzen Zeiträumen mit trägem Schreibfluss bis hin zu einer totalen Blockade reichen, in welcher nicht mehr geschrieben wird bzw. geschrieben werden kann.22
3. Hauptteil
3.1 Ursachen für Schreibblockaden
Die Motivation eines Autors als innerer Antrieb ist zunächst eine wichtige Basis zur Bearbeitung und Fertigstellung seines Werkes. Ist diese sowie ein Ziel vorhanden, kann der Autor „ungeahnte Kräfte“23 freisetzen. Wenn das Ziel allerdings unklar und die Motivation nicht ausreichend ist, kann sich ein Gefühl von Ratlosigkeit ausbreiten, wodurch sich der Betroffene „schwach und gelähmt“24 fühlt.25 Die Motivation hat zudem oft einen hohen Einfluss auf die Konzentration, was bedeutet, dass bei niedriger Motivation auch meist die Konzentration leidet.26 Neben einer schwachen Motivation können zudem auch negative Gefühle und Gedanken Auslöser einer Schreibblockade sein. Unzufriedenheit mit dem bisher verfassten Text, Minderwertigkeitsgefühle oder das Gefühl, einen Stillstand im Leben zu erfahren, welches sich weitergehend auch auf den Schreibprozess übertragen kann, sind Beispiele hierfür.27
Kann der Autor mit der Arbeit bzw. dem Schreibprozess beginnen, so stellt der eigene innere Kritiker die nächste potenzielle Hürde dar. Der Betroffene strebt hierbei in destruktiver Weise nach Perfektion, indem er zu hohe Ansprüche und Erwartungen an seine Arbeit hat. Dies überfordert den Autor meist und verhindert nicht nur eine realistische Selbsteinschätzung, sondern ebenso einen experimentellen Umgang mit der Sprache.28 Neben dem eigenen Perfektionismus kann auch ein zerstörerischer innerer Adressat bzw. die Vorstellung eines äußerst kritischen Lesers den Schreiber blockieren. Dabei hat der Betroffene ein Bild eines Adressaten verinnerlicht, der nicht die erwartete positive Resonanz auf den Text zeigt. Ihm gelingt es allerdings auch nicht, das Bild des Adressaten in einen wohlwollenden Leser zu ändern. Durch den extremen Blick auf Details, resultierend aus der erwarteten negativen Bewertung, verliert der Autor den Gesamtüberblick über seine Arbeit und fokussiert sich auf im Vergleich zur Kernaussage bzw. zum Inhalt der Arbeit nebensächliche Themen.29 Der Schreiber hat zudem häufig das Gefühl, nicht über das nötige Wissen zu verfügen, um das geplante Thema zu behandeln, wodurch ihm die eigenen Formulierungen als nicht belegt oder unehrlich erscheinen.30 Ursachen hierfür können u.a. das Nacheifern eines Bildes von einem vollkommenen und allwissenden Schreiber oder Mythen über gutes Schreiben sein, wie z.B. „der Mythos von der ,brillanten Äußerung’“31, welcher suggeriert, dass ein guter Text aus dem Wissen einer einzigen Person entspringt. Zudem vergleicht der Betroffene den eigenen Text gerne mit bereits verfassten Texten von Autoren, die es seiner Meinung nach Wert sind, imitiert zu werden.32 Weiterführend kann der Betroffene dann nicht nur einen zu hohen Respekt vor dem potenziellen Leser empfinden, sondern vielmehr Angst davor, zu versagen und sich zu blamieren. Der französische Autor und Anwalt Jean de La Bruyere (1645 - 1696) äußerte sich zu dieser Problematik wie folgt: „Derselbe scharfe Verstand, der es uns ermöglicht, etwas Gutes zu schreiben, lässt uns auch fürchten, es könnte nicht gut genug sein, dass es verdient, gelesen zu werden.“33 Die Ursachen hierfür können unterschiedlicher Natur sein: Der Schreiber kann u.a. „Angst vor dem leeren Blatt“34 haben, d.h. Angst davor, nicht genug Einfälle zu haben und nicht zu wissen, wie man die geforderte Textmenge erreichen soll.35 Hat er es dennoch bis zum Ende seiner Arbeit geschafft, kann es vorkommen, dass er seine Arbeit selbst nicht als fertiggestellt und noch nicht beendet ansieht. Allerdings kann der Autor nicht benennen, welche Schritte zur
Beendigung der Arbeit noch auszuführen sind.36 Ist der Blockierte hingegen erst gar nicht in der Lage, sich einen Leser vorzustellen, so kann die Ursache dieses Problems in negativen Erfahrungen aus der Kindheit bzw. aus der Schulzeit liegen, in der Leistungen von wichtigen Bezugspersonen, wie den eigenen Eltern, nicht zur Kenntnis genommen wurden und auch Lehrer, oder spätere Professoren, dies nur gezwungenermaßen taten.37
Neben den vorangegangenen psychologischen Ursachen können fachliche oder technische Mängel des Autors zu einer Schreibblockade führen. Bereits bei der Sichtung von geeignetem Material für die Arbeit kann der Autor sich überfordert fühlen, wenn Chaos durch eine zu große Menge an Materialien entsteht. Der Autor kann sich in diesem Fall nicht von bestimmten Inhalten und Ideen lösen und versucht, zu viel Inhalt für eine zu breit gefasste Leserschaft in seinem Text unterzubringen.38 Er weiß allerdings nicht, wie er den Inhalt seiner Arbeit strukturieren soll bzw. es fehlen ihm die nötigen Werkzeuge dazu, wodurch er den Überblick über die Materialien und Quellen verliert.39 Ohne eine entsprechendes Konzept und eine gewisse Struktur läuft der Autor Gefahr, sich in Details oder in nebensächlichen Themen zu verlieren.40 Konnte der Autor die Materialien ordnen, so besteht die nächste Herausforderung im Prozess der Planung. Beim Planen laufen für gewöhnlich Gestaltbildungsprozesse im Autor ab, d.h. er stellt sich bereits vor der Verschriftlichung den zukünftigen Text vor seinem geistigen Auge vor. Der Text wiederum besteht aus weiteren Teilgestalten, wie z.B. einzelnen Kapiteln, die zueinander passen müssen. Ist dies nicht der Fall und treten Probleme bei der Gliederung auf, so können Blockaden entstehen.41 Oft fehlt Blockierten zudem ein generelles Verständnis für den Planungsprozess. Zwar ist die Grundvorgehensweise bekannt, jedoch nicht die dafür notwendigen mentalen Prozesse. Dies ist z.B. der Fall, wenn eine Mindmap entwickelt wurde, es jedoch nicht gelingt, hieraus einen Text zu entwickeln.42
Ist die Planungsphase erfolgreich abgeschlossen worden, so scheitern Blockierte oft bereits am ersten Satz der Arbeit, wenn versucht wird, diesen eindrucksvoll zu gestalten und in diesem den geplanten, allgemeinen Ton des Textes zu verarbeiten.43
[...]
1 Herrmann (2006), S. 50
2 Kruse (2007), S. 242
3 Herrmann (2006), S. 50
4 Keseling (2004), S. 13, 36
5 Heimes (2010), S. 62
6 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 193-194
7 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 224
8 Keseling (2004), S. 15
9 Keseling (2004), S. 25
10 Keseling (2004), S. 301
11 Herrmann (2006), S. 50
12 Esselborn-Krumbiegel (2017), S. 206; Keseling (2004), S. 287
13 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 242; Keseling (2004), S. 55, 60
14 Keseling (2004), S. 287
15 Keseling (2004), S. 49
16 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 194; Keseling (2004), S. 113-114
17 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 249; Keseling (2004), S.111-112, 118, 300
18 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 245
19 Keseling (2004), S. 32-33; Keseling (2004), S. 101; Keseling (2004), S. 299
20 Kruse (2007), S. 243
21 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 249; Kruse (2007), S. 243
22 Keseling (2004), S. 13-14
23 Heimes (2010), S. 69
24 Heimes (2010), S. 69
25 Keseling (2004), S. 60
26 Esselborn-Krumbiegel (2017), S. 215
27 Heimes (2010), S. 63-64; Keseling (2004), S. 31, 60
28 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 225; Esselborn-Krumbiegel (2017), S. 209; Heimes (2010), S. 63
29 Keseling (2004), S. 118
30 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 229
31 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 227
32 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 224
33 Heimes (2010), S. 62
34 Esselborn-Krumbiegel (2017), S. 204
35 Keseling (2004), S. 40
36 Keseling (2004), S. 288
37 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 251-252; Keseling (2004), S.128, 301
38 Kruse (2007), S. 242
39 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 202, 247; Esselborn-Krumbiegel (2017), S. 214; Kruse (2007), S. 243
40 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 242
41 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 247; Keseling (2004), S. 33
42 Dreyfürst/ Sennewald (2014), S. 204
43 Keseling (2004), S. 287