Goethes schriftstellerischer Durchbruch endet blutig – mit Werthers Selbstmord.
Auf dem Pult lag Emilia Galotti aufgeschlagen. Die Beziehung des Protagonisten
zur Literatur ist ein Erzählstrang, der sich durch den ganzen Roman hindurchzieht:
Werther ist ein lesender Held. „Werther lebt nicht nur mit und von der Literatur, er
stirbt auch mit ihr, um nicht zu sagen: an ihr.“ Den Funktionen seiner wechselnden
Lektüre nachzugehen ist Aufgabe der Hausarbeit. Dabei liegt der Betrachtungsschwerpunkt
auf Werthers Lektüre von James Macphersons (1736-1796) Ossian.
Im Zusammenhang mit der Frage nach Werthers Verhältnis zu Kunst bzw. Literatur
wird in der Forschung häufig auf einen Aspekt der Gesamtdeutung aufmerksam
gemacht – die Betrachtung Werthers als Dilettanten. Exemplarisch sei auf Pütz’
Einleitung seines Aufsatzes Werthers Leiden an der Literatur aufmerksam gemacht,
in der er die Bemerkung Thomas Manns, Goethe habe sich nicht umgebracht,
weil er den Werther zu schreiben gehabt habe, umkehrt:
Werther tötet sich, weil er nichts zu schreiben hatte, nichts jedenfalls,
was seinen Ansprüchen genügt hätte.
Einführend soll so ein Überblick über Werther als Leser und Dilettant gegeben werden,
wobei die Klopstockszene und seine Lektüre der Odyssee skizziert wird. Bei
diesem Überblick erwies sich Marx’ Studie Erlesene Helden als unentbehrlich und
für die Dilettantismusproblematik sei auf Vagets Aufsatz Die Leiden des jungen
Werthers hingewiesen. Für den Hauptteil der Arbeit, die Beschäftigung mit Macphersons
Dichtung, erwies sich besonders das Kapitel Der ästhetisch-poetische
Diskurs: Ekstase, Entsagung und Erinnerung – die Funktionen der ossianischen
Gedichte im Werther aus der Dissertation Schmidts als nützlich. Wenn nicht anders angegeben, wird die Textfassung von 1787 (Leiden des jungen
Werthers) zitiert. Der Briefroman erschien 1774 unter dem Titel Die Leiden des
jungen Werthers.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 2. Werther als Leser.....
- 2.1.,,Laß mir sie vom Halse!“ – die Geniepose
- 2.2. „Klopstock\" - die Losung ....
- 2.3.,,Mein Homer“ – die archaische Welt
- 3.,,Könntest du das ausdrücken\" - Werther als Dilettant.....
- 4. Ossian - der „Homer des Nordens"\n
- 4.1. Wie mir Ossian gefiele
- 4.2. Ossian verdrängt Homer
- 4.3. Die Gesänge Ossians
- 4.3.1. Das Vorspiel
- 4.3.2. Das Vorlesen der Gesänge..........\n
- 5. Quintessenz...
- 6. Literatur....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Beziehung des Protagonisten Werther zur Literatur in Goethes Roman "Die Leiden des jungen Werthers". Der Fokus liegt dabei auf Werthers Lektüre von James Macphersons Ossian und der Frage, wie diese Lektüre seine Emotionen und sein Verhältnis zu Kunst und Literatur beeinflusst.
- Werthers Verhältnis zur Literatur als Ausdruck der Genie-Epoche
- Die Rolle der Lektüre in Werthers Selbstfindung und emotionalem Zustand
- Die Bedeutung von Klopstocks Oden für Werthers Beziehung zu Lotte
- Der Einfluss von Ossian auf Werthers Sicht auf die Welt und seine Suche nach Schönheit und Authentizität
- Werthers Dilettantismus als Ausdruck seiner Sehnsucht nach künstlerischer Vollendung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet Werthers Lektüre von Ossian als einen wichtigen Aspekt seiner emotionalen Entwicklung. Kapitel 2 beleuchtet Werthers Verhältnis zur Literatur im Allgemeinen, insbesondere seine Abneigung gegenüber gelehrten Schriften und seine Vorliebe für Homer und Klopstock. Kapitel 3 analysiert Werther als Dilettanten, der nach künstlerischer Ausdrucksfähigkeit strebt, aber gleichzeitig an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Kapitel 4 widmet sich Werthers Lektüre von Ossians Gedichten und untersucht deren Einfluss auf seine Sicht auf die Welt und seine Beziehung zu Lotte. Die Quintessenz fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie Genie-Ästhetik, Dilettantismus, Lektüre als Ausdruck von Emotionen, Ossian-Rezeption, Werthers Selbstfindung und die Bedeutung von Literatur im Leben des Protagonisten.
- Arbeit zitieren
- Philipp vom Stein (Autor:in), 2008, Werther, Literatur und Dilettantismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119038