Funktional-pragmatische Tendenzen der jüdischen Esskultur in Kindertagesstätten und -gärten. Ein konfiguriertes Verfahren stilistischer Varianz


Seminararbeit, 2020

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1 Nicht nur Knigge gestaltet eine Esskultur
1 Forschungslücke

2 Methoden
2.1 Ethnographische Feldforschung im Internet
2.2 Interdisziplinäre Methode

3 Initiative einer ethnischen Minderheit

4 Jüdische Identität als erzieherisches Konzept

5.1 Tische gestalten eine soziokulturelle Atmosphäre
5.2 Paradigmen einer Esskultur als stilistischer Ansatz
5.2.1 Essen, Erziehung und Ernährung bedeuten Anschluss
5.2.2 Elementare Bestandteile von Kontinuität und Ästhetik

5 Sabbatmahl als didaktisches Ritual

6 Esskultur prägt eine Ethnie

7 Literatur

8 Quellen

9 Internetadressen

1 Nicht nur Knigge gestaltet eine Esskultur

Fällt das Wort „Esskultur“, tendiert der Mensch, sich in den Dialog einzubringen, oder wie William Shakespeare es formuliert: „Geselliges Vergnügen, muntres Gespräch muß einem Festmahl die Würze geben."1 Denn am Tische galt, gilt und wird weiterhin gelten, sich mit einer kommunikativen Raffinesse zu verwirklichen oder in Form einer normativen Kritik das Mahl zu genießen. Auch in monotheistischen Ethnien gestalten sich lebensalltägliche Handlungen in vielschichtigen Differenzen. Seien es Feiertage, Gebete, schöpferische Sym­bole, Normen und Werte oder wie im Hauptseminar aufgeführt, Merkmale einer jüdischen Esskultur in Kindertagesstätten und -gärten. Aber was bedeutet der Begriff Esskultur eigent­lich? Betrachtet man den Ansatz in Bezug auf das deutsche Wörterbuch, steckt darin ledig­lich ein karger Ausdruck. Der Duden definiert, „Esskultur“ als eine „Kultur des Essens [und der Zubereitung von Speisen].“ Sozusagen eine verzichtbare Versetzung des Wortes.

Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive hingegen liegt eine Bezeichnung vor, welche ei­nen schlüssigen und themenbezogenen Einstieg bietet. „Die Esskultur wird dadurch zu einer Art Spiegel, in dem sich nicht nur Essgewohnheiten, sondern auch gesellschaftspolitische Werte und Ordnungen erschließen lassen.“2 Diese Darlegung kann ideell übergeleitet wer­den, da diese „der rituellen Reinheit sowohl des Gläubigen und zwar durch die Auswahl und Zubereitung der Speisen, insbesondere durch die Beachtung der Vorschriften als religiöses Gesetz“3 dient und bereits ab dem frühen Kindesalter. So stellt sich die Frage: Warum prägen funktional-pragmatische Tendenzen die Esskultur in jüdischen Kindertagesstätten und -gär­ten? - Ein konfiguriertes Verfahren stilistischer Varianz.

Diese Fragestellung wurde in den folgenden Schritten thematisiert. Im Anschluss an die fol­gende Forschungslücke wurden die kulturwissenschaftlichen Methoden aufgelistet und er­läutert, welche die Möglichkeiten boten, die folgende Thematik empirisch nach Ansätzen zu gliedern. Aufgrund der sequentiellen Vorgehensweise konnte die Ausarbeitung in termino­logischer Komposition aus Erziehungs- und Kulturwissenschaft dargestellt werden. Die kul­turellen Aspekte in Kindertagesstätten und -gärten werden dargestellt in religiösen, kulturel­len und pädagogischen Kategorien der jüdischen Esskultur. Da eben auch die Begriffserläu­terung, selbst aus traditioneller Perspektive, „Gesellschaftsbereiche wie Wirtschaft, Politik und Religion nicht isoliert voneinander betrachtet werden sollten.“4 Und diese betreffen sowohl Inhalte globaler Netzwerke, lokaler Institutionen als auch Bildung und Erziehung. Motivierend fällt darunter auch die Ansichtsweise einer religiösen Esskultur, welche auch in der Säkularisierung ihren Bestandteil findet, denn diese dient als „Sinnstiftung, Identitäts­bildung, Wertevermittlung und Kontingenzbewältigung.“5

Infolge dieser empirischen Illustration wurde versucht, einen fokussierten Überblick bezüg­lich der jüdischen Esskultur in Bildungseinrichtungen zu gewinnen, um die fundierten Kenntnisse der daraus resultierenden Charaktereigenschaften und -veränderungen zu erläu­tern. Die Kulturwissenschaft verfährt, und dies auch in Bezug auf die vorliegende Ausarbei­tung, weitreichend interpretativ, um „aus empirischem Material heraus eine <<gegenstands­verankerte>> Theorie zu formulieren.“6 Denn die Volkskunde sei nicht zwingend eine „ex­perimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutung sucht.“7

2 Forschungslücke

Der Begriff jüdische Esskultur gilt zunächst als allumfassender Begriff einer postmodernen Gesellschaft und sollte eigentlich eine Vielzahl an literarischen Ansätzen bieten, um sich mit gewissen Kernpunkten, wie der Erziehung, auseinander zu setzen. Tragischerweise ist dies nicht der Fall. Oder wie die Diplom Soziologin Eva-Maria Schrage konstatiert: „Wenn man sich für die jüdische Religion bzw. religiöse Ausdrucksformen des Judentums in der moder­nen deutschen Gegenwartsgesellschaft interessiert, erforscht man heute ein weitgehend un­bekanntes Terrain“8, da eben und vor allem nur ein unmerklicher Anteil an Studien im deut­schen Kultus- und Bildungsbereich existiert. Ironisch formuliert, die Perspektiven auf die ethnischen Merkmale einer Esskultur in Kindertagesstätten und -gärten tritt in den Schatten von Allergie, Gesundheit, optimaler Lebensmittelauswahl, Qualität und Hygiene, wie es das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bezug auf Kindertagesstätten for- muliert.9 Auch in Ansätzen der erziehungswissenschaftlichen Ethik lautet es lediglich, „ethi­sche Bildung durch religiös begründete Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität.“10 Ergebniszentrierte literarische Analysen über die Esskultur in jüdischen Kindergärten stehen daher tief im Abseits fundierter Kenntnisse und sind ohne Feldfor­schung nur schwer zu erfassen, welche die Ausarbeitung aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht ermöglichte und zudem den Zugang auf Literatur beschränkte. So galt es anhand der vorliegenden Werke, eine Brücke zwischen den verhältnismäßig limitierten erziehungs- und kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu konstruieren.

Als Fundament und gewissermaßen auch unersetzlich für diesen Themenbereich sollten ge­wisse Werke vorgestellt werden. Sei es die soziologische Studie von Eva-Maria Schrage „Jüdische Religion in Deutschland“, welche Ansätze hervorbringt, sich mit der jüdischen Gesellschaft detaillierter zu befassen, da hierbei die Analyse jüdischer Gemeinden, bundes­weit, und deren kulturelle und strukturelle Dimensionen im Fokus der Ausarbeitung stehen. Spezifischer mit dem Bereich Ernährung beschäftigt sich die Kulturwissenschaftlerin und Soziologin Marion Röbkes in ihrem Werk „Religion, Ernährung und Gesellschaft“. Dies ermöglicht einen fokussierten Einstieg in die normativen Merkmale der jüdischen Esskultur. Kategorische Darstellungen von ethischen Handlungen in jüdischen Kindertagesstätten und -gärten finden sich in „Zu Gast bei Abraham“ von Katja Baur, da dieses Werk sich bewusst auf sinnstiftende Rituale wie das Sabbat-Mahl beschäftigt. Anna Schütz, „Schulkultur und Tischgemeinschaft“, bot die Möglichkeit, jene Tischrituale, welche eine Esskultur mitein­bindet, interpretativ, aber auch nachweislich zu definieren, um die Kernmerkmale anhand der Beispiele analytisch zu begründen. Die Literatur weist aber dennoch, wie im Hinblick auf die Aussage von Eva-Maria Schrage, im Bezug „auf kultur- und religionssoziologische Fragestellungen ein theoretisches Defizit auf.“11

Bezüglich der Methodik bietet die Volkskunde nur ein beträchtliches Angebot, welches sich mit den wissenschaftlichen Verfahren „Ethnographische Feldforschung im Internet“ und der „Interdisziplinären Arbeitsweise“ beschäftigt. Die Methodenkategorie in der vorliegenden Lehrbuchsammlung, „Volkskundliches Forschen im, mit dem und über das Internet“ von Thomas Hengartner und „Ethnografieren im Internet“ von Gertraud Koch, ermöglichen zwar einen umfassenden Einblick in die Internetrecherche, aber beide Ausarbeitungen, kritisch betrachtet, sind nicht auf dem neuesten Stand. Daher muss bemängelt werden, dass sich die Kulturwissenschaft in diesem Bereich aufdatieren sollte. Die „Interdisziplinäre Arbeits­weise“ ist bisweilen noch ein unberührtes Terrain. Daher bildet die Ausarbeitung von Verena Keck einen Ansatz für künftige Verfahren im Bereich der Kulturanthropologie.

[...]


1 SHAKESPEARE: Macbeth (1801), S. 87.

2 HIRSCHFELDER: Europäische Esskultur (2001), S. 7.

3 RÖBKES: Religion, Ernährung und Gesellschaft (2013), S. 50.

4 QUACK: Religionsethnologie (2017), S. 185.

5 Ebd.: S. 186.

6 KOCH: Ethnografieren im Internet (2014), S. 383.

7 GEERTZ: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme (1987), S.

8 SCHRAGE: Jüdische Religion in Deutschland (2016), S. 21.

9 Vgl. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Gesunde Ernährung in Kitas nach Qualitätsstan­dards. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/kita-und-schule/qualitaetsstandards- kindertageseinrichtungen.html (Stand: 11. Mai 2020).

10 SCHWEITZER, Friedrich: Wozu brauchen Kinder Religion? (2008), S. 22.

11 SCHRAGE: Jüdische Religion in Deutschland (2016), S. 21.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Funktional-pragmatische Tendenzen der jüdischen Esskultur in Kindertagesstätten und -gärten. Ein konfiguriertes Verfahren stilistischer Varianz
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V1190595
ISBN (eBook)
9783346634078
ISBN (Buch)
9783346634085
Sprache
Deutsch
Schlagworte
funktional-pragmatische, tendenzen, esskultur, kindertagesstätten, verfahren, varianz
Arbeit zitieren
Rene Gomm (Autor:in), 2020, Funktional-pragmatische Tendenzen der jüdischen Esskultur in Kindertagesstätten und -gärten. Ein konfiguriertes Verfahren stilistischer Varianz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1190595

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