Gottfried August Bürger. Ein vergessener Volksdichter?


Hausarbeit, 2020

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Person: Gottfried August Bürger - Eine kurze biographische Vorstellung

3. Bürgers Auffassung vom Volksdichter: Über sein Popularitätsverständnis und seine Theorien zur Poesie und Literatur

4. Die Bürger-Schiller Debatte
4.1. Schillers Kritik: ..Über Bürgers Gedichte“
4.2. Bürgers ..Vorläufige Antikritik“ - Ein Versuch der Verteidigung
4.3. Schillers „Verteidigung des Rezensenten gegen obige Antikritik“

5. Auswirkungen der Kritik auf die Rezeption Bürgers und seine Stellung als (Volks- )Dichter

6. Schluss/Fazit: Bürger ein Volksdichter?

7. Literatur
7.1. Primärliteratur
7.2. Sekundärliteratur

1. Einleitung

Gottfried August Bürger ist wohl einer der umstrittensten Dichter des späten 18. Jahrhunderts. Das junge Talent wurde zu Beginn von vielen seiner zeitgenössischen Dichterkollegen gelobt und man sah ihm eine strahlende dichterische Karriere voraus. Viele sahen in ihm einen großen Volksdichter. Der ambitionierte Gottfried August Bürger hat eine klare Vorstellung davon gehabt, was die Dichtung, die Kunst und die Poesie zu leisten hat. Er hat daraufhin eigene Konzepte und Theorien entwickelt, die jedoch bei vielen seinen Dichterkollegen, allen voran bei Schiller, auf Unbehagen gestoßen sind. Bürger geriet daher in die Kritik Schillers, welcher durch seine Schmähschrift Bürgers Stellung als Volksdichter sowie dessen Ansichten maßgeblich infrage gestellt hat. Daraus ergibt sich die Frage, ob Gottfried August Bürger unter den Gesichtspunkten der schillerischen Kritik und den daraus resultierenden herben Einschnitten in seiner dichterischen Karriere als Volksdichter bezeichnet werden kann.

Dazu gehe ich zunächst auf die Person Gottfried August Bürgers ein und stelle die wichtigsten Etappen seines Lebens vor. Anschließend soll Bürgers Verständnis von Volksdichtung und Volksdichter genauer untersucht werden, um ein genaueres Bild von Bürgers poetischen Betrachtungsweisen zu erhalten. Die durch Bürgers Ansichten veranlasste Kritik seitens Schillers wird dann im Folgenden genauer analysiert sowie die daraus resultierende Schiller-Bürger-Debatte. Anhand der Kritik sollen dann die Folgen und Auswirkungen dieser Kritik auf den Dichter Bürger betrachtet werden, mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Rezeption seiner Werke. Zuletzt erfolgt eine kurze Rekapitulation des Wichtigsten sowie ein Fazit, worin ich die eigentliche Fragestellung auf den Punkt bringe und diese abschließe.

2. Die Person: Gottfried August Bürger - Eine kurze biographische Vorstellung

Bevor ich mich Bürgers Ansichten und Auffassungen widme, möchte ich zunächst die Person Bürgers kurz vorstellen. Wer war Gottfried August Bürger, woher kam er und was zeichnete ihn neben seinem dichterischen Talent aus?

Bürger wurde am 31. Dezember 1747 in Molmerswende im Harz als Sohn des dortigen Landpfarrers Johann Gottfried Bürgers und dessen Frau Gertraud Elisabeth geboren. 1 Später lebte er dann bei seinem Großvater Jakob Philipp Bauer, der sich anders wie Bürgers leibliche Eltern mehr um seine Bildung und Ausbildung bemühte. Daher schickte er ihn zunächst auf eine Lateinschule in Aschersleben und eröffnete Bürger so Tür und Tor zur höheren Bildung. 1760 ging der nun 13-jährige Knabe Bürger auf das Hallenser Reformpädagogicum der Franckeschen Stiftung. 2 Vier Jahre später begann Bürger ein Theologiestudium in Halle, welches ihm jedoch maßgeblich von seinem Großvater aufgezwungen wurde. 3 Schnell konnte der junge ambitionierte Bürger aufgrund guter Leistungen in die höheren Fächer seines Studiengangs aufsteigen. 4 Hier knüpfte Bürger auch erste Kontakte, wie zum Beispiel zu dem Philologen Signor Klotz. Dieser weckte das Interesse Bürgers an der Beschäftigung mit klassischen Texten. 5 Unter dessen Lehre versuchte sich Gottfried August Bürger an der Eindeutschung des Perviligiium Veneris . 6 Zudem verfasste er erste eigene poetische Texte. 7

Aufgrund von hohen Schulden, die Bürger während seines Studiums anhäufte, verwehrte ihm sein Großvater jegliche weitere Unterstützung. 8 Hinzu kam der exzessive und sittenwidrige Lebensstil Bürgers, der ebenfalls zum Verlust der finanziellen Unterstützung seitens seines Großvaters führte. 9 Von diesem Zeitpunkt an war Bürger vollständig auf sich allein gestellt. Hinzu kam die immer größer werdende Unzufriedenheit mit dem aufgezwungenen Theologiestudium. Deshalb erfolgte im Jahre 1768 ein fachlicher und zugleich universitärer Wechsel. Von nun an studierte Bürger Rechtswissenschaften an der Universität Georgia-Augusta (Göttingen). 10 Auch hier kam Bürger seinen dichterischen Tätigkeiten mit großem Eifer nach. Dies machte sich bezahlt, da er schnell nach seiner Ankunft an der neuen Universität seine ersten Gedichte veröffentlichen konnte. Weiterhin bewarb er sich um die Aufnahme in die Leipziger Deutsche Gesellschaft. Zudem hörte Bürger Vorlesungen bei Christian Gottlob Heyne. 11 In Göttingen lernte Bürger schließlich auch Heinrich Christian Boie kennen, mit dem er eine enge Freundschaft schloss. Darüber hinaus fungierte Boie als eine Art literarischer Berater für Bürger. Zudem schloss Bürger auch Kontakt mit dem Göttinger Hainbund. 12 Trotz seines Eifers und Fleißes an seinen juristischen Studien kam das Dichtertum nicht zu kurz. Um sich über Wasser halten zu können, nahm Bürger Aufträge für Gelegenheitsgedichte an. Zum ersten Mal zog Bürger jedoch größere Aufmerksamkeit auf sich, als er sich an die deutsche Übersetzung des Homers wagte, welche von seinen dichterischen Kollegen, darunter unter anderem Friedrich Gottlieb Klopstock, sehr begrüßt wurde. 13 Diese Übersetzung hat er jedoch trotz mehrmaliger Aufforderung zur Fortsetzung, wie zum Beispiel durch Wilhelm Ludwig Gleim, nie beendet. Viele Dichterkollegen, darunter auch Goethe und Wieland, setzten ihre Hoffnung in den jungen Bürger und sahen ihm eine große Zukunft voraus. Der Dichter Gleim beglich ihm sogar seine Studienschulden.

Im Jahre 1775 wurde Bürger der Herausgeber des Göttinger Musenalmanachs 14 . Dort studierte er ausgiebig Shakespeare und andere englische Volksdichtungen, die sein weiteres dichterisches Schaffen maßgeblich und nachhaltig beeinflussten. Auch hier versuchte sich Bürger an den Übersetzungen wie zum Beispiel des Macbeth. 15 Im selben Jahr wird Bürger auch Mitglied in der Freimaurerloge „Zum goldenen Zirkel“ 16

Zuvor beendete Bürger im Jahr 1772 sein Jurastudium und nahm eine Stelle als Amtmann der Gerichthalterstelle zu Alten-Gleichen mit Sitz in Gelliehausen bei Göttingen an. 17 Während seiner juristischen Tätigkeiten gab er jedoch nie die Poesie, anders wie seine Kommilitonen, auf. Dies führte unweigerlich zu einem Konflikt zwischen Brotberuf und Poetenamt. 18 Früh versuchte sich Bürger aus diesem Konflikt herauszuwinden, jedoch ohne Erfolg. Gottfried August Bürger lag es sehr an der Freiheit und Poesie, doch gaben die damaligen deutschen Territorien keinen Freiraum zur Entfaltung für den jungen Dichter. 19

Auch in der Liebe hatte Bürger nur wenig Glück. 1774 schloss Bürger die Ehe mit der Tochter seines Kollegen, bei dem er vorstellig geworden war, Dorothea Marianne. Doch zur selben Zeit verliebte sich Bürger in deren 16-jährige Schwester Auguste. Seine Ehefrau willigte einer sogenannten „Ménage a trois“ (Ehe zu dritt) ein, um ihren Ehemann nicht zu verlieren. Beide Frauen schenkten ihm mehrere Nachkommen. Binnen kürzester Zeit starben jedoch beide Frauen an den Folgen schwerer Geburten. 20

In der Zwischenzeit wurde Bürger 1784 zum Magister ernannt. Zunächst gab er Vorlesungen über Ästhetik, Stilistik, deutsche Sprache und Philosophie, bis er schließlich 1787 den Doktortitel erhielt. Zwei Jahre später wurde er zum Extraordinarius ernannt. 21

Bürger schloss 1789 ein drittes Mal die Ehe mit Elise Hahn, die er durch einen Artikel in der Stuttgarter Wochenzeitschrift „Der Beobachter“ kennenlernte. Die Ehe ging jedoch schnell in die Brüche, sodass im Jahre 1792 die Scheidung erfolgte. Wenig später erkrankte der Dichter schwer. 22

Der Dichter Gottfried August Bürger starb am 8. Juni 1794 in Göttingen im Alter von 46 Jahren an den Folgen der Schwindsucht. 23

3. Bürgers Auffassung vom Volksdichter: Über sein

Popularitätsverständnis und seine Konzepte zur (Volks-)Poesie und Literatur

Eines der fundamentalsten Konzepte Bürgers war, das des sogenannten Volksdichters bzw. der Volksdichtung. Doch was ist ein Volksdichter überhaupt? Zunächst einmal versteht man unter einem Volksdichter einen Schreiber, der Volksdichtung 24 betreibt.

[...]


1 1 O. V. (o. Jg.): Gottfried August Bürger, unter: https://www.lehrer.uni- karlsruhe.de/~za874/homepage/buerger.htm, abgerufen am 03.09.2020.

2 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen. Das ganz unwunderbare Leben des Dichters Gottfried August Bürger, Göttingen 2005, unter: http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/buerger/lauer_leben.pdf, abgerufen am 26.08.2020, S. 2.

3 Schreinert, Kurt: Bürger, Gottfried August, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 744-746, unter: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517104.html#ndbcontent, abgerufen am 26.08.2020.

4 Ebd.

5 O. V. (o. Jg.): Lebenslauf Gottfried August Bürger, unter: https://wortwuchs.net/lebenslauf/gottfried- august-buerger/, abgerufen am 26.08.2020.

6 Perviligiium Veneris = lat. „Nachtfeier der Venus“

7 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen, S. 2.

8 Schreinert, Kurt: Bürger, Gottfried August, S. 744-746.

9 https://wortwuchs.net/lebenslauf/gottfried-august-buerger/.

10 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen, S. 3.

11 Ebd.

12 https://wortwuchs.net/lebenslauf/gottfried-august-buerger/

13 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen, S. 3-4.

14 „Der Göttinger Hainbund ist eine deutsche literarische Gruppe im Sturm und Drang, die die Natur verehrt. Gegründet am 12. September 1772 [...] in Göttingen. “ ( https://wortwuchs.net/lebenslauf/gottfried-august-buerger/)

15 Vgl. Grimm, Gunter E.: Lieber ein unerträgliches Original als ein glücklicher Nachahmer. Bürgers Volkspoesie-Konzept und seine Vorbilder, in: In dem milden und glücklichen Schwaben und in der Neuen Welt. Beiträge zur Goethezeit. Festschrift für Hartmut Fröschle, hg. v. Breymayer, Reinhard, Stuttgart 2004, S. 9, unter: http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/buerger/grimm_volkspoesie.pdf, abgerufen am 02.09.2020.

16 https://wortwuchs.net/lebenslauf/gottfried-august-buerger/.

17 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen, S. 5.

18 Ebd.

19 Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bestand aus einzelnen Territorien. Man spricht hierbei auch von einem „Flickenteppich“. Es handelte sich also nicht um eine geeinte Nation.

20 Lauer, Gerhard: Die Poesie beim Wort genommen, S. 7.

21 Ebd.

22 Ebd., S. 8-9.

23 O. V. (o. Jg.): Gottfried August Bürger, unter: https://www.lehrer.uni- karlsruhe.de/~za874/homepage/buerger.htm, abgerufen am 03.09.2020.

24 Volksdichtung ist eine „von J. G. Herder geprägte Sammelbezeichnung für vorwiegend mündlich tradierte Texte, die nach romantischer Vorstellung den »Volksgeist« beziehungsweise dessen dichterische Weltsicht verkörpern; [...]. Zur Volkspoesie zählen neben den einfachen Formen auch epische (Volkserzählung), dramatische (Volksschauspiel) und lyrische Gattungen (Volkslied). Formale Charakteristika der Volkspoesie sind u. a. die schmucklose Sprache, die typisierte Darstellung von Personen und Ereignissen und der Verzicht auf Individualisierung und Reflexion; inhaltlich werden häufig archetypische, allgemein menschliche Themen (z. B. Liebe, Kampf, mythische Natur- und Weltdeutung) behandelt. Die literaturwissenschaftliche und volkskundliche Forschung befasst sich heute weniger mit der Frage nach dem Ursprung der Volkspoesie als mit der literarischen Typik sowie der sozialgeschichtlichen und tiefenpsychologischen Funktion der überlieferten Texte und Gattungen. “ (Brockhaus)

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Gottfried August Bürger. Ein vergessener Volksdichter?
Hochschule
Universität Siegen  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Gottfried August Bürger
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
20
Katalognummer
V1190779
ISBN (eBook)
9783346627797
ISBN (Buch)
9783346627803
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gottfried August Bürger, Friedrich Schiller, Volksdichtung, Volksdichter, Literatur, Bürger-Schiller-Debatte
Arbeit zitieren
Julius Hadem (Autor:in), 2020, Gottfried August Bürger. Ein vergessener Volksdichter?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1190779

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