Geschlechtergerechtigkeit. Die Kontroverse zwischen Nancy Fraser und Axel Honneth


Hausarbeit, 2019

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung Anerkennung

3. Axel Honneth: Drei Formen der Anerkennung
3.1. Liebe
3.2. Recht
3.3. Solidarität

4. Nancy Fraser: Dualismus von Anerkennung und Umverteilung

5. Umverteilung oder Anerkennung? Fraser trifft auf Honneth
5.1. Auffassung Fraser
5.2. Auffassung Honneth

6. Ungerechte Verteilung in Deutschland

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Thema der Gerechtigkeit beschäftigt die Wissenschaft schon sehr lange. Die Globa­lisierung vermischt die kulturelle Denkweise, wodurch gesellschaftliche Ungleichheiten einhergehen. Somit ist die Frage nach Gerechtigkeit, obwohl schon so oft behandelt, in einer immer schneller werdenden Welt so aktuell wie nie zuvor.

„Ehe für Alle“, und „Gender Pay Gap“ sind Schlagwörter, die überall zu hören oder zu sehen sind. Es vergeht nicht ein Tag, an dem über diese Themen diskutiert wird. Bei beiden Themen handelt es sich um Diskriminierung von Minderheiten und Ungerechtig­keiten, die durch internalisierte Strukturen in unserer Gesellschaft verankert sind.

Dies sind auch Probleme, mit denen sich Nancy Fraser und Axel Honneth beschäftigen. Diese Ungerechtigkeiten lassen sich nach den beiden durch Anerkennung und Umvertei­lung lösen. Fraser vertritt dabei die Meinung, dass der Ansatz Honneths, Ungerechtigkei­ten alleine durch Anerkennungsbegrifflichkeiten zu behandeln, nicht genügend sei. Sie plädiert auf eine zweidimensionale Sicht, bei der nicht nur die Anerkennung betrachtet wird, sondern zusätzlich auch die nicht unwichtigere Verteilungsgerechtigkeit.

Die Diskussion startet damit, dass Honneth den Ansatz Fraser aufgreift und zeigen will, dass die Fragen nach einer gerechten Verteilung sich besser beantworten ließen, wenn man diese mithilfe seines Anerkennungskonzept der Anerkennung unterordnet.

Die folgende Hausarbeit mit dem Titel „Geschlechtergerechtigkeit: Die Kontroverse zwi­schen Nancy Fraser und Axel Honneth“ wird die Gerechtigkeitstheorie beider Autoren vorstellen. Zuerst wird ein allgemeines Verständnis für den Begriff der Anerkennung ge­geben, wodurch eine Basis geschaffen werden soll, um das weitere Vorgehen besser zu verstehen. Nachdem dies geschafft ist, wird zuerst Honneths Gerechtigkeitstheorie vor­gestellt, die den Begriff der Anerkennung in drei unterschiedliche Formen unterteilt. Des Weiteren wird die Idee eines Perspektivischen Dualismus von Nancy Fraser dargelegt. Sie versucht Umverteilung und Anerkennung, als bivalenten Ansatz für Gerechtigkeit, als gleichwertige Faktoren auf eine Ungerechtigkeit zu richten. Anschließend wird das gemeinsame Werk der beiden mit dem Titel „Umverteilung oder Anerkennung? Eine po­litisch-philosophische Kontroverse“ beleuchtet und sowohl der Standpunkt Fraser als auch Honneth wiedergegeben. Zuletzt wird ein Blick auf die Lohnverteilung in Deutsch­land geworfen und in den Kontext der Autoren eingeordnet. Woraus sich auch meine Forschungsfrage ergibt, welche lautet: Inwiefern sind die Gerechtigkeitstheorien von Fa­ser und Honneth zur Bekämpfung geschlechtlicher Ungerechtigkeit einsetzbar?

2. Begriffserklärung Anerkennung

Das Buch „Umverteilung oder Anerkennung? Eine politisch-philosophische Kontro­verse“ eröffnet mit dem Satz „Anerkennung ist zu einem Schlüsselbegriff unserer Zeit geworden. Eine ehrwürdige Kategorie der Hegelschen Philosophie, wieder zum Leben erweckt durch die politische Theorie scheint dieser Begriff heute von zentraler Bedeutung für die Analyse von Kämpfen um Identität und Differenz zu sein.“1 Um über die Kontro­verse zwischen Nancy Fraser und Axel Honneth zu sprechen, sollte ein Grundverständnis für den Begriff der Anerkennung geschaffen werden. Es folgt eine Definition im Sinne Hegels.

Jedes Individuum hat nach Hegel das Ziel der totalen Selbstbestimmung, welche nur durch Übereinkunft, also mit der Anerkennung anderer Individuen zu erreichen ist. In dem Prozess, der zur Anerkennung führt, werden mehrere Phasen durchlaufen, wobei diese sowohl durch Vergesellschaftung, als auch durch individuelle Entwicklung gekenn­zeichnet sind. In der ersten Phase trifft eine Person auf eine andere,jedoch wird die andere Person nicht als eine mit anderen Merkmalen oder Attributen wahrgenommen, sondern wird laut Hegel das eigene Selbst in der anderen Person reflektiert.

In der zweiten Phase findet eine Negierung des eigenen Selbst in der anderen Person statt, um so sich als autonomes Individuum wahrzunehmen. Durch die Aufhebung des eigenen Selbst im Fremden und somit auch die Aufhebung des eigenen Selbst, wird für beide Individuum ihre Selbstständigkeit bestätigt. Dieser Prozess wird von Sitzer und Wieczo­rek als eine „Selbstbejahung durch Negation der Negation“ bezeichnet.2 Mit anderen Worten gesagt, versucht Hegel zu zeigen, dass gesellschaftliche Anerkennung ein wech­selseitiger Prozess ist, bei dem beide Personen aufeinander angewiesen sind.

Im Weiteren unterscheidet Hegel zwischen der gegenseitigen Anerkennung einzelner Subjekte untereinander und der Anerkennung, die ein Individuum gegenüber einer Grup- pierung zeigt. Während zwischen zwei Subjekten die wechselseitige Garantie von Hand­lungsspielräumen beigelegt wird, in denen die eigene Selbstständigkeit vollständig zum Ausdruck gebracht werden kann, werden die Handlungsspielräume dort, wo Institutiona­lisierungen herrschen, also bei größer Gruppierungen, zu Gunsten der allgemeinen Inte­ressen eingeschränkt. Letztendlich bewirkt die Rückforderung individueller Handlungs­spielräume eine gesellschaftliche Entwicklung hin zur Sittlichkeit.3

3. Axel Honneth: Drei Formen der Anerkennung

Im Folgenden wird das Buch „Kampf um Anerkennung“ thematisiert, indem Axel Hon­neth mit Bezug auf die Theorie Hegels erklärt, wie es bei dem Erlangen von Anerkennung zu einem Kampf kommt. Honneth fügt der Theorie hinzu, dass eine wechselseitige An­erkennung zur Identitätsbildung führt, deren Erfolg oder Misserfolg den folgenden Le­bensverlauf entscheidend mitbestimmt. Er benennt drei Formen wechselseitiger Anerken­nung: Liebe, Recht und Solidarität.4

3.1. Liebe

Für Honneth Liebesbegriff spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle. Zum einen Selbst­ständigkeit, zum anderen eine enge Bindung zu seiner Bezugsperson. Liebe ist als ein Balanceakt zwischen den beiden Faktoren zu verstehen. Um seine Position zu verdeutli­chen, verwendet Honneth die Arbeiten der Psychoanalytikerin Melani Klein, die die Ent­stehungen gefühlsmäßiger Bindungen beschreiben.5

Ergebnis der Arbeiten war es, dass einem Kind die Nähe zu seiner/ihrer Bezugsperson wichtiger ist als dem Nachgehen seiner Triebe. Des weiterem zieht Honneth die Kindes­entwicklungsforschung von Donald Winnicott und Jessica Benjamin ein, um die Mutter Kind Bindung zu erläutern.

[...]


1 Fraser, Nancy/ Honneth, Axel (Hrsg.): Umverteilung oder Anerkennung? Eine politisch-philosophische Kontroverse. 5. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2017, S.7.

2 Sitzer, Peter/ Wieczorek, Christine: Anerkennung, in: Heitmeyer,Wilhelm/ Imbusch, Peter (Hrsg.): In­tegrationspotenziale einer modernen Gesellschaft. Wiesbaden: VS 2005, S.105.

3 Vgl. Sitzer/Wieczorek: Anerkennung, S. 105-109.

4 Vgl. Honneth, Axel: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte, Frankfurt am Main 1992, S. 148-150.

5 Vgl. Ebd.S. 152-155.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Geschlechtergerechtigkeit. Die Kontroverse zwischen Nancy Fraser und Axel Honneth
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Politische Theorie und Ideengeschichte: Ungleichheit
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
15
Katalognummer
V1191183
ISBN (eBook)
9783346629708
ISBN (Buch)
9783346629715
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ungleichheit, Politische Theorie, Gender, Geschlecht, Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Nancy Fraser, Alex Honneth, Liebe, Recht, Anerkennung
Arbeit zitieren
Erik Schlüter (Autor:in), 2019, Geschlechtergerechtigkeit. Die Kontroverse zwischen Nancy Fraser und Axel Honneth, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191183

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