Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Interjektion
2.2 Forschungsstand
3 Fragestellung
4 Datengrundlage
5 Ergebnisse
5.1 Quantitative Untersuchung
5.2 Qualitative Untersuchung
6 Phonologische Bedeutung
7 Fazit
8 Bibliographie
1 Einleitung
"Mhm... schwere Frage, vielleicht Jacke. oder Schuhe? oder vielleicht auch mal einen kuscheligen Pulli...","Majane 11. 12. 2014 at 11:12"1
Ob Majane letztendlich zu einer Entscheidung gefunden hat, bleibt dieser Forschungsarbeit aufgrund des kurzen Chat-Ausschnitts leider vorenthalten.
Was wir aber als Außenstehende sehr gut erkennen können und auch wahrnehmen, ist, dass sich das Mädchen in ihrer Entscheidung, welches Kleidungsstück sie wählen soll, sehr schwertut. „Mhm .“ führt sie an und gibt uns einen kleinen Einblick in ihre zwiegespaltene Gefühlswelt. Dass wir Emotionen lesen können, fern ab der räumlichen und zeitlichen Anwesenheit als auch in Besitz von nötigen Hintergrundinformationen sind, ist dem Gebrauch der Interjektion geschuldet. Die drei Buchstaben „MHM“, als eine Ausformung der Interjektion Hm verleiht Äußernden die Möglichkeit, ihre Zustimmung oder Abneigung gegenüber bestimmten Diskursen, Planungen oder Abstimmungen auszudrücken. Die besondere Fähigkeit der Intonation sowie Interpretation der Interjektion ist zunächst mit dem Gesprochenen verknüpft. Mimik und Gestik erleichtern dem Konversationsbeteiligten, die Intention seines Gegenübers vereinfacht zu empfangen und in Kategorien wie zum Beispiel Zustimmung oder Abneigung einzuordnen. Was damals noch in direktem Austausch zwischen zwei oder mehreren Gesprächsparteien erfolgte, hat sich mit dem Wandel der Zeit und der Kommunikationsmittel stark verändert. Eine Technologie, die als Meilenstein und Errungenschaft für die Sprache gesehen werden kann, ist das Internet. Mit dem „sekundenschnellen Austausch schriftlicher Botschaften“2 eröffnen sich neue Möglichkeiten in der Kommunikation von Raum und Zeit und die Schriftsprache dringt „in Bereiche sprachlichen Handelns ein, die bislang der mündlichen Sprache vorenthalten war.“3 Die internetbasierte Kommunikation wie E-Mail, Chats, Diskussionsforen und Social-Media Plattformen wie Twitter, Facebook oder Instagram haben sich in die heutige Gesellschaft als Norm etabliert und werden von jeglichen Altersklassen als Interaktionsmöglichkeit genutzt. Besonders die Chat-Möglichkeit hat es den Menschen angetan. Weltweit sind über 1,5 Milliarden Menschen auf WhatsApp aktiv, davon sind 97 Prozent innerhalb Deutschlands zwischen 18- und 29 Jahren alt.4 Die Möglichkeit des schnellen Antwortens und der Klärung von Sachverhalten und Fragen hat eine starke Wirkung auf die Schreibweise der Nutzer.
Dass Formalia der Umgangssprache weicht, steht im besonderen Interesse der Forschenden mit Blick auf unterschiedliche Rahmenhandlungen auf den SocialMedia-Plattformen.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Interjektion
Konrad Ehlich definiert den aus dem lateinischen stammenden Begriff der Interjektion als ein „aus dem Lenkfeld der Sprache bestehenden Ausdruck“5. In seiner Übersetzung bedeutet das Lateinische Wort interiectio so viel wie „das Dazwischenwerfen, Dazwischensetzen, Einschieben“6 und muss so immer in den Kontext eines Sachverhalts gesetzt werden, um den Zusammenhang zu verstehen. Durch Interaktion zwischen zwei Kommunikationsparteien erlaubt die Interjektion die Übermittlung der „emotionalen Befindlichkeit, hinsichtlich der diskursiven und mentalen Wissensverarbeitung und hinsichtlich des Weiteren Handlungsverlaufs“7 und ermöglicht es Äußernden, direkten Einfluss auf den Handlungs- und Empfindungsverlauf der Adressaten zu nehmen. Als Empfindungswörter gelten AH! IH! OH! HM! usw. und können prototypisch für die primären Interjektionen gesehen werden.8
2.2 Forschungsstand
Interjektionen sind in Sprache und Kommunikation der sozialen Medien als unabdingbarer Bestandteil zu verstehen und somit vor allem in den vergangenen Jahren besonders in das Blickfeld grundlegender Forschungsinteressen von Linguisten gerückt. Prof. Dr. Angelika Storrer ist mit ihren Untersuchungen auf dem Gebiet der digitalen Kommunikation besonders hervorzuheben. Mit ihrem Aufsatz „Interaktive Einheiten in der internetbasierten Kommunikation“ konnte sie bereits weitreichende Erkenntnisse erzielen, welche im Rahmen meiner Untersuchung als Grundlage herangezogen werden. Im Bereich um die Verwendung von Interjektionen und Responsiven ist der deutsche Linguist Konrad Ehlich zu nennen. In seiner Analyse „C10 Interjektion und Responsiv“ untersuchte er „Ein-Wort-Sätze“ tiefgreifend auf ihre Elemente der Systematik und Bedeutungszuschreibungen. Dabei setzt er seinen Blick ebenfalls auf die Ausdrücke der Bejahung und Verneinung, vereinigt unter dem Begriff der Responsive.
Als wesentlicher Bestandteil der Schriftsprache in internetbasierter Kommunikation und durch den Bedeutungszuwachs der heutigen Chat-Kommunikation muss Interjektionen in ihren Ausformungen eine erhebliche Relevanz zugesprochen werden. Die Interjektionen erfordern aufgrund ihrer intonatorischen Strukturen eine besondere Art der Interpretation, um die korrekte Bedeutung im Kontext auszumachen. Elisabeth Reber und Elizabeth Couper-Kuhlen widmeten sich in ihrer Forschungsarbeit „Interjektionen zwischen Lexikon und Vokalität: Lexem oder Lautobjekt?“ der phono- logischen Bedeutung und untersuchten die Vokalität von Interjektionen.
3 Fragestellung
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Forschungsfragen:
Wie und welche Bedeutungen äußern Chatnutzer unter Einsatz der Interjektion MHM, MHMM und MHMMM in internetbasierter Schriftsprache und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Emojis?
Bekannt ist, dass Interjektionen in der Kommunikation vielseitige Bedeutungen annehmen können und die Fähigkeit der Interpretation von sprachlichen Äußerung einen hohen Stellenwert besitzt. Was in der Sprache auf Intonation basiert, muss sich in der internetbasierten Kommunikation „neuen Rahmenbedingungen“9 stellen. Welche Rolle die Interjektion MHM in ihrer Variation annimmt und ob man die emotionale Stimmung bzw. Intention der Nutzer basierend auf Chat-Ausschnitten interpretieren kann, ist Inhalt der Fragestellung. Vorangestellt wird eine Analyse sowie Auswertung der Treffer zu den Subsystemen Nachdenken, Wohlergehen, Rückmeldung und Kontinuierung.
Die Frage nach der Rolle der Emojis hat sich während eigener Chat-Führung ergeben. Durch Variation der Interjektion MHM zu MHMM und MHMMM kann man eine Veränderung in der Nutzung der Schriftsprache ausmachen. Der Gebrauch von Chat- und Kommentar-Funktionen innerhalb von Blogs oder im Web hat sich in der Gesellschaft weitestgehend etabliert und bietet die Möglichkeit der schnellen Antwortgabe oder Übermittlung von Emotionen. Inwiefern sich Satzzeichen und Smileys zur Unterstützung als auch Herausstellung der beabsichtigten „Message“ verwendet werden, wird im Rahmen der zweiten Fragestellung analysiert.
[...]
1 Beleg aus Web-Korpus 2016c: http://todayis.de/tuerchen-11-gaastra-gutschein, 18.12.2015.
2 Storrer, Angelika: Interaktive Einheiten in der internetbasierten Kommunikation. S.119.
3 Ebd., S. 119.
4 Rabe, L. (2019): Statistiken zu WhatsApp. Elektronische Ressource: https://de.statista.com/themen/1995/whatsapp/.
5 Ehlich, Konrad: C10 Interjektion und Responsiv, S. 424.
6 Ebd., S. 423
7 Ebd., S. 424
8 Reber, Elisabeth; Couper-Kulen, Elizabeth: Interjektionen zwischen Lexikon und Vokalität: Lexem oder Lautobjekt? Erschienen in: Deppermann, Arnulf/Linke, Angelika (Hrsg.): Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton. - Berlin/New York: de Gruyter, 2010. S. 69-96, hier S. 71.
9 Storrer, Angelika: Interaktive Einheiten in der internetbasierten Kommunikation. S.120.
- Arbeit zitieren
- Anonym, 2019, Die Interjektion "MHM" in der verschriftlichten Umgangssprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191229
Kostenlos Autor werden
Kommentare