Michelangelo und Julius II. Auftragsvergabe der Deckenausmalung der Sixtinischen Kapelle


Hausarbeit, 2021

16 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Auftragsvergabe: Michelangelo und sein Auftrag zur Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle
2.1. Der Auftrag
2.2. Quellenforschung und -kritik am Beispiel von Frank Zöllner und Robin Richmond: Michelangelos Deckenbemalung der Sixtina

3. Michelangelo: eine Skizze des Künstlers als der Auftragnehmer

4. Papst Julius II: eine Skizze des Papsts als der Auftraggeber

5. Im Spannungsverhältnis: Michelangelo und Julius II - Zumutung oder Wohlgefallen des Auftrags?

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein aus den Primärquellen resultierendes Problem in Sekundärquellen zu verlagern und dort letztlich bis heute noch ungeklärt bzw. nicht erörtert zu lassen, trifft auf die Frage nach der Problematik bzw. Unstimmigkeit beim Auftrag zur Ausmalung der Sixtinischen Decke zu, wenn man verschiedene Forschungsmeinungen, Viten, Michelangelos persönliche Tage­bucheinträge sowie seine ricordi betrachtet und versucht, anhand dieser Sekundär- und Pri­märquellen sich ein quellenkritisches und doch konzises Forschungsurteil zu treffen. Ob dies in Anbetracht der Vielzahl und antagonistischen Aussagen mancher Quellen möglich ist und ob überhaupt ein roter Faden erkennbar wird, der bei der Auftragsvergabe und der -durch­führung auf gewisse unmissverständlichen Problematiken hinweist, soll in dieser Ausarbei­tung erarbeitet werden.

Als Primärquellen werden u. a. die Briefe Michelangelos an seinen Vater z. B. sowie auch seine ricordi, also die Buchführung und die persönlichen Tagebucheinträge Michelangelos, nach Seymour im Englischen betrachtet, es wird ein Brief Piero di Jacopo Rossellis an Mi­chelangelo ausgewertet, zudem wird die Vita des Ascanio Condivi herangezogen. Als Se­kundärquellen werden nach Zöllner, Gabbert, Richmond, Pfisterer, Herzner und Barocchi angeführt, welche die Primärquellen teils kritisch, teils eher nicht kritisch untersuchen. An entsprechenden Stellen wird auf anzuwendende Quellenkritik verwiesen, sofern diese not­wendig ist. Einführende Literatur zur Vorgeschichte der Sixtina und auch zur Durchführung des Auftrags - nur nicht von größerem Belang für diese Ausarbeitung - empfehlen sich zwei Ausarbeitungen von André Chastel1. Um schon zu Beginn der Arbeit der oftmals in der For­schungsliteratur aufgegriffenen Künstlerkonfrontation zwischen Bramante und Michelan­gelo keinen mythischen, emotionalisierenden Raum zu bieten, soll folgendes Zitat von Mur­ray angeführt zu werden:

Michelangelo himself had a high regard for Bramante's designs, both in themselves and by contrast with the machinations of the Sangallo Gang. [...] Michelangelo's description of the original Bramante design as ,clear, pure and luminous‘ is true, and it seizes the point of Bramante's architectural aims: the liturgical aims of both men were, of cours, identical and taken for granted, although their emphases differed.2 Murray betont hier die Hochachtung Michelangelos gegenüber Bramante und legt das Lob Michelangelos gegenüber seinem Konkurrenten offen. Zusätzlich stellt Murray heraus, dass Michelangelo und Bramante eigentlich verschiedene Schwerpunkte hatten, Bramante der Architekt, Michelangelo der Bildhauer und Maler. Auch das kann schon als Beleg gewertet werden, dass beide Künstler keine direkten Konkurrenten waren und der Mythos des Bra­mante, der Michelangelo beim Papst bloßstellen möchte, auch eben eher ein emotional auf­geladener Mythos als eine gesicherte Tatsache ist.

2. Zur Auftragsvergabe: Michelangelo und sein Auftrag zur Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle

2.1. Der Auftrag

Um sich mit der Thematik der Auftragsvergabe zur Ausmalung der Decke der Sixtina tie­fergehend zu befassen, empfiehlt sich eine kurze Werkchronologie, welche sich auch zu­gleich mit Michelangelos Biographie überschneidet. Für jene Werkchronologie wird die von Caroline Gabbert herangezogen, welche im Anhang der Neuübersetzung (von Victoria Lo- rini) des Lebens des Michelangelo von Giorgio Vasari aufzufinden ist.

Als erstes wichtiges Ereignis sei die im Februar 1505 erfolgte Beauftragung Michelangelos zum Entwurf des Grabmals Julius' II zu nennen. 1506 - so Gabbert - erfolgen Meinungs­verschiedenheiten zum Grabmal und Michelangelo verlässt Rom mit dem Ziel, nach Florenz zu gehen. „Im November kommt es in Bologna zur Aussöhnung mit dem Papst“3, merkt Gabbert folgend an. 1508 im Mai erfolgt dann die Auftragsvergabe zur Ausmalung des Ge­wölbes der Decke der Sixtina, doch schon im August wird die Arbeit das erste Mal unter­brochen. Erst im Januar 1511 beginnt die Wiederaufnahme der Arbeiten an den Deckenfres­ken der Kapelle; am 15. August desselben Jahres lässt der Papst ebenso zum ersten Mal die bis dahin verrichtete Arbeit Michelangelos an der Decke zur Betrachtung freigeben. Zum 31. Oktober 1512 erfolgt letztlich die Fertigstellung der Deckenausmalung, doch schon im Februar 1513 stirbt der Auftraggeber Papst Julius II, weshalb im Mai ein Vertrag der Erben des Papstes zur weitervollführenden Arbeit am Grabmal Julius' II geschlossen wird.4

Interessant ist hier zu beobachten, dass es nach des Zitats Gabberts eine Aussöhnung zwi­schen Papst und Michelangelo vor Beginn des Auftrags5 gab; Gabbert benutzt statt den hier genannten Meinungsverschiedenheiten das Wort „ Unstimmigkeiten6, was ebenso auf eine zumindest temporär existente, negativ zu konnotierende Beziehung zwischen Michelangelo und Papst Julius II hindeutet. Diese Meinungsverschiedenheit, ließe sich sagen, zwischen Auftraggeber (Papst Julius II) und Auftragnehmer (Michelangelo) soll als grundlegende Be­obachtung für die Analyse dieser Ausarbeitung herangezogen werden.7

Doch ist Gabberts Wertung der Darstellung gestützt auf entweder Grundlagenforschung oder andere Forschermeinungen aus dem Diskurs, die sie für ihre Ausarbeitung als nützlich emp­fang. Es ist vor allem zu jenem Auftrag des Michelangelo die Grundlagenforschung als auch deren Interpretation kritisch zu betrachten, denn: Primär- sowie Sekundärquellen enthalten oft überbordende subjektivistische Darstellungen oder Interpretationen des Dargestellten. Als Beispiel hierfür sollen zum einen Frank Zöllners eher kritische Arbeit zu den Quellen zu Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle aufgezeigt, zum anderen Robin Richmonds eher subjektivistisch aufgeladene Arbeit zum Auftrag im nächsten Unterkapitel betrachtet werden, um zu zeigen, wie (un-)kritisch Primärquellen ausgelegt und fortformu­liert werden können.

2.2. Quellenforschung und -kritik am Beispiel von Frank Zöllner und Robin Rich­mond: Michelangelos Deckenbemalung der Sixtina

Exemplifizierend für die Nützlichkeit der Quellenkritik soll zu Beginn Zöllners folgendes Zitat genannt werden:

Immer dann, wenn sich Deutungen und Forschungsmeinungen wie ein dichter und undurchdringlicher Schleier über den Gegenstand kunstwissenschaftlicher Betrachtung legen, gibt es nur eins: ad fontes, zu­rück zu den Quellen! Diese Devise sollte inzwischen jeder Auseinandersetzung mit Michelangelo Buonar­rotis (1475-1565) Ausmalung der Sixtinischen Decke (1508-1512) voranstehen, deren Entstehungsge­schichte und Bildinhalt ohne die Analyse verschiedener Quellen gänzlich unverständlich blieben.8

[...]


1 Vgl. hierzu: André Chastel: Rom, die Päpste und die Künste. In: Die Sixtinische Kapelle. Mit einem Vorwort von Carlo Pietrangeli. Übersetzt und bearbeitet von Robert Schnieper. Zürich; Köln 1986, S. 8-22. Vgl. hierzu ebenso: André Chastel: Zeitgenossen über Michelangelos Fresken. In: Die Sixtinische Kapelle. Mit einem Vorwort von Carlo Pietrangeli. Übersetzt und bearbeitet von Robert Schnieper. Zürich; Köln 1986, S. 140-176.

2 Peter Murray: Bramante and Michelangelo. In: Stil und Überlieferung in der Kunst des Abendlandes. Hg. v. Herbert von Einem. Berlin 1964, S. 54ff.

3 Caroline Gabbert (Hg.): Giorgio Vasari. Das Leben des Michelangelo, neu übersetzt von Victoria Lorini, herausgegeben, kommentiert und eingeleitet von Caroline Gabbert. Berlin 2009, S. 499.

4 Vgl. Gabbert (2009), S. 500.

5 Anmerkung: Wenn in der Ausarbeitung von dem einen Auftrag öfters die Rede sein wird, so ist immer der Auftrag zur Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle gemeint. Andere Aufträge werden explizit genannt.

6 Gabbert (2009), S. 499.

7 Vgl. ebd.

8 Frank Zöllner: Die Quellen zu Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle. Heidelberg 2004. In: Kunsthistorische Arbeitsblätter, Nr. 7/8 (2004), S. 39.

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Details

Titel
Michelangelo und Julius II. Auftragsvergabe der Deckenausmalung der Sixtinischen Kapelle
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Proseminar Die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle
Note
2,0
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1191283
ISBN (eBook)
9783346631343
ISBN (Buch)
9783346631350
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sixtina, Julius II, Michelangelo, Sixtinische Kapelle, Deckenausmalung, Auftrag, Auftragsvergabe, Auftraggeber, Auftragnehmer, Vasari, Condivi, Buonarroti
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Michelangelo und Julius II. Auftragsvergabe der Deckenausmalung der Sixtinischen Kapelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191283

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