Bedeutung afrikanischer Masken bei der Entstehung der Moderne. Analyse der Gedichte „Prière aux masques“ und „Masque nègre“ von Léopold Sédar Senghor


Hausarbeit (Hauptseminar), 2022

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Afrikanische Masken
1.1. Definition und Funktion
1.2. Die Rolle der Masken

2. Die Ansichten von Léopold Sedar Senghor in seinen Werken
2.1. Masque nègre a Pablo Picasso

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Der zweitgrößte Kontinent unserer Erde wird den Menschen, die sich für die Geschichte Afrikas interessieren, oftmals einseitig dargestellt: dunkelhäutige Bewohner, wilde Tiere, Armut, Safari, Wüste sind die ersten Gedanken, die dem Großteil sofort in den Sinn kommen. Über kaum einen Kontinent gibt es so viele Stereotypen wie über Afrika. Jedoch ist die Geschichte Afrikas genauso vielseitig und interessant wie die Geschichte der anderen Länder weltweit. Das kurze Beschreiben afrikanischer Traditionen dient als erster Einblick in die fremde Kultur, der dazu anregen soll, den Horizont zu erweitern und sich dem afrikanischen Kontinent über die Traditionen von Gesichtsbedeckung und Ritualen zu nähern.1

Die Angaben über afrikanische Völker und ihre Kunst sind im Vergleich zu den anderen Völkern und Kulturen sehr knapp. Die Skulpturen und Masken sind in einer ganz anderen bzw. neuen Weise die sogenannten Manifestationen des spirituellen, kulturellen und sozialen Lebens des afrikanischen Volkes. Jeder Stamm in Afrika besitzt seine speziellen bzw. eigenen Masken, in denen das Erlernen des Handwerks innerhalb des Stammes weitervererbt wird. Jede Maske symbolisiert ein Ritual bzw. hat ihre besondere Bedeutung. Anhand einer Maske kann festgestellt werden, zu welchem Volk diese Maske gehört. Um die Bedeutung der Symbolik auf den Masken zu verstehen, muss man sich mit den religiösen Gebräuchen der Völker in Afrika auseinandersetzen.2

In der modernen Gesellschaft ist die Maske oftmals zu einem leeren Ding geworden, ganz bedeutungslos; der Maske wird oftmals eine fremde Macht oder irrationaler Aberglaube zugeschrieben. Den frühesten kulturellen Zeugnissen wird etwas Falsches und Uneigentliches, etwas Darunterliegendes, dass eigentlich Wahres und Authentisches verbirgt, zugeschrieben. Die Masken werden zu den Mitteln der Lüge, des falschen Scheins und der Täuschung gezählt. Heutzutage haben die Menschen andere Assoziationen mit dem Wort „Maske“: eine Schutzmaske während der Corona-Pandemie; eine Gasmaske oder ein maskiertes Ärzteteam im Operationssaal usw. In diesen Fällen ist der primäre Zweck der Masken der Schutz vor Ansteckungen oder Verletzungen. Die Wirkung aller diesen Masken geht aber nicht in ihrer ursprünglichen Funktion auf. Die Bedeutung von afrikanischen Masken ist auf die Schutzfunktion reduziert. Allen Kulturen der Menschheit sind die Masken bekannt, da sie zu den urältesten Gegenständen für Rituale gehören. Afrikanische Masken fungieren eher als ein Einfallstor einer schwer fassbaren Form der Fremdheit.3

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden die Gedichte „Prière aux masques“ und „Masque nègre“ von Léopold Sédar Senghor analysiert, in denen die Hauptfigur die Masken sind. Demnach bezieht sich die Forschungsfrage der Arbeit darauf, welche Rolle haben die afrikanischen Masken in den Werken von Léopold Sédar Senghor für die Entstehung der Moderne?

1. Afrikanische Masken

1.1. Definition und Funktion

Bunte, geheimnisvolle und heilige Masken sind in der afrikanischen Kultur mehr als ein Spiel oder Maskerade. Die Maske ist der wichtigste Teil eines rituellen Kostüms, ein untrennbarer Teil der sozialen und religiösen Rituale. Der Ursprung des Wortes „Maske“ ist bisher nicht völlig erforscht. Der Forscher Weihe R. hat in seinem Buch „Die Paradoxie der Maske“ über die Herkunft aus dem Arabischen festgelegt. Das Wort „ mashara “ bezeichnet im Arabischen eine maskierte Person. Das gegenwärtige Wort „Maske“ ist eigentlich ein Lehnwort aus dem Französischen „ masque “.4 Einige Forscher deuten beim Wort „Maske“ auf eine Ableitung aus dem Französischen „ maskaro “ hin, welches „dämonische Gestalt“ oder „verkleidete Person“ bedeutet. Cicero verwendete in seinen Ausführungen das Wort „ persona “, welches in der wörtlichen Übersetzung „Maske“ bedeutete. Wenn man den Begriff „Maske“ auf solche Weise betrachtet, wie von Cicero verwendet wurde, beschreibt dieser Begriff etwas Individuelles, Innerliches. Nach der Meinung von Kaster (2005) versteht er unter der Maske eine Schnittstelle zwischen dem Transzendenten und Übernatürlichen. Eine Maske lässt uns vermuten, dass es darunter mehr gibt, als die Menschen sehen und erkennen können. Drei Grundlegende Eigenschaften haben die Masken in sich: Verhüller - indem die Maske das Gesicht des Trägers verdeckt, kann Mimik nicht gelesen werden und die Gefühle bzw. Geheimnisse werden verbergt bzw. maskiert. Gleichzeitig geben die Masken durch die Verdeckung den Mut, menschliche Ängste zu überwinden. Die zweite Eigenschaft der Maske, die von Kaster beschrieben ist, ist ihre Starre. Die Masken sind in einem Ausdruck verharrt, wirken dadurch entrückt und enthoben. Auf solche Weise geben die Masken sowohl den Trägern als auch den Betrachtern den Raum für mehr. „Die Starre der Maske bringt die Bewegungen, die das lebendige Gesicht zeigt, ganz oder teilweise aus dem Spiel, sie zeigt von sich aus keinen Wechsel der Ausdrücke, die bestimmte Aktivitäten, Wahrnehmungen, Körperempfindungen, Gefühle und Affekte begleiten. Vielmehr bedarf es der besonderen Kunstfertigkeit des Maskenspielers, um entsprechende Wirkungen zumindest annäherungsweise hervorzubringen“.5 Aus beiden ersten und zweiten Eigenschaften entsteht die dritte Eigenschaft nach Kaster - die Masken entdecken die Gefühle und Stimmungen beider Künstler und der Maskenträger stellen diese den Betrachtenden dar.6

Afrikanische Masken werden je nach Stamm aus unterschiedlichen Naturmaterialien gefertigt wie z.B. Messing und Holz, Elfenbeinchen, Kupfer oder Bronze, Keramik, Terrakotta. Einige davon sind ausschließlich aus einem Material hergestellt, die anderen, wiederum, werden reich verziert mit bunten Farben und mehreren Details aus unterschiedlichen Materialien. Die Kunst des Maskenbildens wurde im Rahmen eines Stammes immer weitergegeben. Die Stammesmitglieder, die die Masken vorbereitet hatten, besaßen meist ein sehr hohes Ansehen, da ihre Tätigkeit weit über gewöhnliches Handwerk hinausgeht. Es lassen sich zwei Formen von Masken unterscheiden - die Masken, die direkt ins Gesicht gemalt werden, dabei kann die Mimik des Tragenden nicht versteckt werden; und die Masken, die als Gegenstand vor dem Gesicht getragen werden; alle Emotionen des Tragenden werden dabei versteckt. Die Überlieferung um die Bedeutung von Masken und Traditionen sind leider nicht besonders umfangreich. Der Kolonialismus spielte dabei eine entscheidende Rolle: Die Kolonialherren interessierten sich für das soziale Leben der Afrikaner nicht, sie ignorierten den Reichtum afrikanischer Kultur. Die kolonialisierten Stämme hielten das Wissen um afrikanische Masken bewusst geheim, um die Kultur vor dem Einfluss der Kolonialherren zu schützen. „Das Desinteresse und die Ignoranz der Kolonialherren, sowie Verbote, die Kultur auszuleben, führten nicht nur zu vielen Fehlinterpretationen, sondern auch dazu, dass viel Wissen um Masken verloren ging. Erst in der klassischen Moderne wurde den Menschen klar, wie geschichtsträchtig und reich diese Kunst ist“.7

Die Bedeutung von Masken in unserer Zeit nimmt in den großen Afrikanischen Städten immer mehr ab. Oftmals werden die Masken ausschließlich für Touristen als Reiseerinnerung dargestellt.

[...]


1 Vgl. Hisch, M., Röhm, M.: Afrikanische Masken. Informieren, malen, basteln. DAHW (Hrsg.). 1. Auflage 12/2006. S. 4.

2 Vgl. Ebd., S. 4.

3 Vgl. Ebd., S. 4.

4 Vgl. Brauneck, M.: Masken. Theater, Kult und Brauchtum. Strategien des Verbergens und Zeigens. Bielefeld. Transcript Verlag. 2020. S. 48.

5 Olschanski, R.: Maske und Person. Zur Wirklichkeit des Darstellens und Verhüllens. Vandenhoeck & Ruprecht. 2001. Göttingen. S. 37.

6 Vgl. Kaster, A.: Masken - Die Verwandlung der Wirklichkeit. Beiträge zur Sozialästhetik. Projekt Verlag. 2005. S. 10-60.

7 Hisch, M., Röhm, M.: Afrikanische Masken. Informieren, malen, basteln. DAHW (Hrsg.). 1. Auflage. 12/2006. S. 4.

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Details

Titel
Bedeutung afrikanischer Masken bei der Entstehung der Moderne. Analyse der Gedichte „Prière aux masques“ und „Masque nègre“ von Léopold Sédar Senghor
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Romanisches Seminar)
Note
2,3
Autor
Jahr
2022
Seiten
14
Katalognummer
V1191363
ISBN (eBook)
9783346633064
ISBN (Buch)
9783346633071
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, masken, entstehung, moderne, analyse, gedichte, prière, masque, léopold, sédar, senghor
Arbeit zitieren
Natalie Paggel (Autor:in), 2022, Bedeutung afrikanischer Masken bei der Entstehung der Moderne. Analyse der Gedichte „Prière aux masques“ und „Masque nègre“ von Léopold Sédar Senghor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191363

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