Wie kann das Problem der Normsetzung in der Pädagogik aus diversitätsbewusster Perspektive bewertet werden, und welche Lösungswege können aus dieser Sicht formuliert werden?
Die Mutter, die ihr fünf Jahre altes Kind in der Straßenbahn stillt, der Junge, der verträumt seine rot lackierten Fingernägel betrachtet und die Person in Anzug, die barfuß unterwegs zum Arbeitsplatz ist. Sie alle haben nicht nur gemeinsam, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit verständnislose, missbilligende oder gar diskriminierende Blicke durch die Öffentlichkeit ernten, sie alle erfahren auch die Bezeichnung als Normbrecher*innen. Wie bunt die Welt und unser Leben sein könnte, wären da nicht die Normen, die einem Vorschriften darüber machen welches Handeln noch im Rahmen, oder besser gesagt in der Norm liegt, und welches nicht, könnte man sich nun denken. Tatsächlich haben Normen die Eigenschaft bzw. Funktion, die individuelle Erlebnisvielfalt auf typisierte Handlungen bzw. Situationen runter zu brechen und somit zu reduzieren.
Normen bzw. Normsetzungen können also in gewissem Sinne als konkurrierend oder gar kontradiktorisch zu Vielfalt oder Diversität gesehen werden, denn sie engen diese gewissermaßen ein.
Doch wo werden diese einengenden Normsetzungen zum Thema bzw. zum Problem? Die Pädagogik als Disziplin scheint dabei eine der vordersten Plätze zu belegen, denn die Pädagogik kommt wie wir sehen werden schlichtweg nicht ohne Normsetzungen aus. Und das nicht nur weil manche Erziehungsziele Normen sind, die tradiert werden sollen. Doch allein diese Tatsache kann schon zur Herausforderung werden: Welche Erziehungsziele sollen gelten und welche Normen sind insofern tradierungswürdig?
[...]
Kaum eine andere Profession bzw. Disziplin als die Pädagogik scheint derart im Zwiespalt zwischen einerseits einer kaum anderswo in der Gesellschaft zu übertreffenden Heterogenität und Diversität (sowohl im Hinblick auf ihre Aufgabenbereiche als auch auf ihre Adressat*innen), und andererseits der Konfrontation mit dem Anspruch sich an (verallgemeinernden) Normsetzungen zu orientieren bzw. diese aufrecht zu erhalten. Wie dieser Balanceakt überhaupt gelingt, ob er gelingt bzw. wie er (besser) gelingen könnte sind die Fragen, die uns durch die folgende Ausarbeitung führen sollen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik
- 3 Die diversitätsbewusste Perspektive
- 4 Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik diversitätsbewusst betrachtet
- 4.1 Der Othering Prozess – ein Schatten von Normsetzungen?
- 4.2 Othering vermeiden – die Konstruktion des „Anderen“ professionell gestaltet
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Normsetzung in der Pädagogik und untersucht, inwiefern eine diversitätsbewusste Perspektive für die Bearbeitung dieses Themas wertvoll sein kann. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Spannungsfelds zwischen Normen und Diversität und der Suche nach Lösungswegen, die den Anforderungen einer pluralen Gesellschaft gerecht werden.
- Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik und ihre Herausforderungen
- Die Bedeutung der diversitätsbewussten Perspektive in der Pädagogik
- Der „Othering“-Prozess als Folge von Normsetzungen
- Die Rolle der Pädagogik in der Konstruktion von Normen und der Vermeidung von „Othering“
- Die Suche nach Lösungsansätzen für ein diversitätsbewusstes pädagogisches Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Normen in der Gesellschaft und stellt das Problem der Normsetzung in der Pädagogik vor. Sie veranschaulicht den Konflikt zwischen Normen und Diversität und führt die Forschungsfrage ein.
Kapitel 2: Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik
Dieses Kapitel definiert den Begriff der Norm und erklärt, warum Normsetzung in der Pädagogik problematisch ist. Es beleuchtet verschiedene Dimensionen des Normativitätsproblems in der Pädagogik.
Kapitel 3: Die diversitätsbewusste Perspektive
Dieses Kapitel erläutert die diversitätsbewusste Perspektive und zeigt auf, wie diese in der Pädagogik angewendet werden kann. Es hebt die Bedeutung des Perspektivenwechsels und der Sensibilisierung für Diversität hervor.
Kapitel 4: Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik diversitätsbewusst betrachtet
Dieses Kapitel analysiert das Problem der Normsetzung aus der diversitätsbewussten Perspektive. Es beleuchtet den „Othering“-Prozess als Folge von Normsetzungen und erörtert Möglichkeiten zur Vermeidung von „Othering“.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Normsetzung, Pädagogik, Diversität, Diversitätsbewusstsein, Othering, Normbruch, Inklusion, Sozialisation, Bildung, Heterogenität, Profession, Disziplin.
- Quote paper
- Hikaru Uhl (Author), 2020, Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik diversitätsbewusst betrachtet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1192281