Hintergrund +++ Die Beschreibung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung erfolgt üblicherweise anhand von Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit und Mortalitätsraten, die wiederum Gesundheitsstatistiken entnommen werden. Datenquellen, die nur unter Bezug auf Krankheit und Tod die gesundheitliche Situation beschreiben, werden jedoch einhellig als nicht ausreichend angesehen. Als notwendige Ergänzung wird die Beschreibung der Lebensqualität und des subjektiven Gesundheitszustandes genannt, was jedoch für Deutschland bisher kaum erhoben wurde. Erst durch Teilnahme an und Durchführung von einzelnen Studien wird in jüngster Zeit der Versuch unternommen, Erkenntnisse aus direkt von Kindern und Jugendlichen erhobenen Daten zu gewinnen und gesundheitsrelevante Leitlinien zu entwickeln. Diesbezügliche Betrachtungen und Ableitungen differenzierter Populationen (z.B. benachteiligte Kinder und Jugendliche- insbesondere mit Migrationshintergrund) bzw. spezifischer regionaler Bezüge (z.B. in sozialen Brennpunkten) finden bisher kaum statt. +++ Forschungsziele +++ Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden subjektive Daten zu gesundheitsbezogenen Lebenslagen von benachteiligten Jugendlichen (14-25 Jahre) in einem Sozialraum, der anhand der Sozialindices Arbeitslosigkeit, Ausländeranteil und Bevölkerungsanteil von Empfängern staatlicher Transferleistungen als problembelastet bezeichnet werden kann, erhoben. Die erhobenen Daten wurden auf potentielle Differenzierungen innerhalb der Gruppe der Benachteiligten überprüft. Hierbei ging es primär um die > Ermittlung besonderer Bedarfsgruppen und vorrangiger Handlungsfelder in Prävention und Gesundheitsförderung. Unter dem Fokus gesundheitsbezogener Lebenslagen wurden sowohl > belastende und beeinträchtigende wie auch protektive Faktoren in den Lebensbedingungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen herausgearbeitet. Abschließend war es das Ziel Vorschläge zu präventiven und gesundheitsfördernden Angeboten für benachteiligte Jugendliche zu skizzieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Aufbau der Arbeit
- 1.2 Hintergrund und Abgrenzung der vorliegenden Arbeit
- 1.2.1 Kurzbeschreibung HBSC-Studie
- 1.2.2 Kurzbeschreibung KIGGS-Studie
- 1.3 Forschungsziele und methodische Vorgehensweise
- 2 Erörterung des aktuellen Forschungsstandes
- 2.1 Jugend - Phase oder Zustand?
- 2.1.1 Der Terminus Jugend
- 2.1.2 Jugend aus entwicklungspsychologischer Sicht
- 2.1.3 Jugend im gesellschaftlichen Kontext
- 2.2 Theorie der Sozialen Ungleichheit
- 2.2.1 Einleitung Soziale Ungleichheit
- 2.2.2 Soziale Ungleichheit und der Klassenbegriff
- 2.2.3 Soziale Ungleichheit und das Schichtmodell
- 2.2.4 Kritik an Klassen- und Schichtmodellen
- 2.2.5 Exkurs Soziale Ungleichheit
- 2.2.6 Lagemodelle
- 2.2.6.1 Entwicklung der Lagemodelle
- 2.3 Benachteiligungspotentiale in den Lebenslagen junger Menschen
- 2.3.1 Einleitung Benachteiligungspotentiale
- 2.3.2 Sozialisation
- 2.3.2.1 Haushaltsfinanzierung
- 2.3.2.2 Familie
- 2.3.2.3 Wohnsituation
- 2.3.2.4 Peers
- 2.3.3 Arbeit und Bildung
- 2.3.4 Migration
- 2.3.5 Gesundheit
- 2.3.5.1 Riskantes und protektives Gesundheitsverhalten
- 2.3.5.2 Ernährung
- 3 Erwartete Ergebnisse
- 4 Vorstellung der Datenerhebung
- 4.1 Erhebungsumfeld
- 4.1.1 Einleitung
- 4.1.2 Definition Sozialer Brennpunkt
- 4.1.3 Definition Sozialraum
- 4.1.4 Sozialraum Elsenstraße
- 4.1.5 Zielgruppe der Erhebung
- 4.1.6 Zugang zur Studienpopulation
- 4.1.7 Kurzbeschreibung Projekt der Jugendsozialarbeit
- 4.2 Erhebungsphase
- 4.2.1 Erhebungsinstrument
- 4.2.1.1 Aufbau Fragebogen
- 4.2.2 Durchführung der Erhebung
- 4.2.3 Feedback der Studienpopulation
- 4.3 Stichprobe
- 5 Vorstellung der Auswertungsmethodik und der Lebenslagedimensionen
- 5.1 Methodische Vorgehensweise in der Auswertung
- 5.2 Beschreibung der Lebenslagedimensionen
- 6 Vorstellung des Datensatzes und erste Interpretationen
- 6.1 Dimension Sozialisation
- 6.1.1 Bereich Wohnsituation
- 6.1.1.1 Fazit Wohnsituation
- 6.1.2 Bereich sozioökonomischer Status
- 6.1.2.1 Fazit sozioökonomischer Status
- 6.1.3 Bereich Wohnumfeld
- 6.1.3.1 Fazit Wohnumfeld
- 6.1.4 Bereich Peers
- 6.1.4.1 Fazit Peers
- 6.2 Dimension Bildung
- 6.2.1 Fazit Bildung
- 6.3 Dimension Gesundheit
- 6.3.1 Bereich physisches Befinden
- 6.3.1.1 Fazit physisches Befinden
- 6.3.2 Bereich psychisches Befinden
- 6.3.2.1 Fazit psychisches Befinden
- 6.3.3 Bereich gesundheitsbezogene Verhaltensweisen
- 6.3.3.1 Fazit Gewalt
- 6.3.3.2 Fazit körperliche Aktivität und Verhütung
- 6.3.3.3 Fazit Konsum legaler und illegaler Substanzen
- 6.3.3.4 Fazit Ernährungsgewohnheiten
- 7 Auswertung des Datensatzes mit bi- und multivariaten Methoden
- 7.1 Arbeitsschritt 1 - Auswertung mit bivariaten Methoden
- 7.1.1 Einleitung
- 7.1.2 Dimension Sozialisation
- 7.1.2.1 Bereich Wohnumfeld
- 7.1.2.2 Bereich Haushaltsfinanzierung
- 7.1.2.3 Fazit Sozialisation
- 7.1.3 Dimension Bildung
- 7.1.3.1 Fazit
- 7.1.4 Dimension Gesundheit
- 7.1.4.1 Bereich physisches Befinden
- 7.1.4.1.1 Fazit
- 7.1.4.2 Bereich psychisches Befinden
- 7.1.4.2.1 Fazit
- 7.1.4.3 Bereich gesundheitsbezogene Verhaltensweisen
- 7.1.4.3.1 Fazit
- 7.2 Arbeitsschritt 2 - Auswertung mit multivariater Methode
- 7.2.1 Einleitung
- 7.2.2 Methode der Faktorenanalyse
- 7.2.2.1 Bestimmung der Anzahl der Faktoren
- 7.2.2.2 Auswahl der Variablen
- 7.2.3 Ergebnisse der Faktorenanalyse
- 7.2.3.1 Vorstellung der extrahierten Faktoren
- 7.2.3.2 Interpretation der Faktoren
- 8 Diskussion sowie Überlegungen zu präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen
- 8.1 Diskussion der Ergebnisse
- 8.2 Exemplarische Kriterien für Prävention und Gesundheitsförderung (bzgl. benachteiligter Jugendlicher)
- 9 Public Health-Relevanz
- 10 Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die gesundheitsbezogenen Lebenslagen benachteiligter Jugendlicher im Alter von 14 bis 25 Jahren im Sozialraum Elsenstraße in Berlin. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der Herausforderungen und Benachteiligungen zu zeichnen und daraus mögliche präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen abzuleiten.
- Soziale Ungleichheit und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit Jugendlicher
- Analyse der Lebenslagen benachteiligter Jugendlicher (Sozialisation, Bildung, Gesundheit)
- Gesundheitsverhalten und Risikofaktoren in der untersuchten Gruppe
- Methodische Herausforderungen bei der Erhebung und Auswertung von Daten aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen
- Entwicklung von Empfehlungen für gesundheitsfördernde Interventionen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit sowie den theoretischen Hintergrund. Kapitel 2 erörtert den aktuellen Forschungsstand zu Jugend, sozialer Ungleichheit und Benachteiligungspotentialen. Kapitel 4 beschreibt die Methodik der Datenerhebung im Sozialraum Elsenstraße, einschließlich der Zielgruppe und des Erhebungsinstrumentes. Kapitel 5 erläutert die Auswertungsmethodik. Kapitel 6 präsentiert erste Interpretationen des Datensatzes, fokussiert auf die Dimensionen Sozialisation, Bildung und Gesundheit. Kapitel 7 beschreibt die Auswertung des Datensatzes mittels bi- und multivariater Methoden.
Schlüsselwörter
Jugendliche, Benachteiligung, Soziale Ungleichheit, Gesundheit, Lebenslagen, Sozialraum Elsenstraße, Gesundheitsverhalten, Prävention, Gesundheitsförderung, Datenerhebung, quantitative Methoden, Faktorenanalyse.
- Arbeit zitieren
- MPH / Dipl.-Soz.päd. Jörg Finzel (Autor:in), 2006, Erhebung gesundheitsbezogener Lebenslagen - von benachteiligten Jugendlichen im Alter zwischen 14-25 Jahren im Sozialraum Elsenstraße, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119236