Exegese zu Psalm 121

Gott als zugewandter Menschenfreund


Ausarbeitung, 2019

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Formale Analyse
2.1 Kontext
2.2 Aufbau des Psalters
2.3 Gattung und Sitz im Leben

3. Sprachliche Analyse
3.1 Übersetzungsvergleich und syntaktischer Aufbau

4. Inhaltliche Analyse und Gegenwartsbezug
4.1 Inhaltliche Analyse
4.2 Gegenwartsbezug

5. Fazit

Anhang

Literatur

1. Einleitung

Für die vorliegende Exegese habe ich mir Psalm 121 ausgesucht. Als Grundlage habe ich mich für die Lutherbibel 2017 entscheiden. Der Psalm begleitet mich seit meiner Kindheit. Die Verse 5 und 6 sind mein Taufspruch: “Der Herr behüte dich: der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts.“

Psalmen als Lieder, Bitt-, Lob- und Trostgebete spielen in der Liturgie unserer Gottes­dienste eine wichtige Rolle. Viele Psalmworte sind bekannt, einprägsam und oft im ho­hen Alter noch präsent. Psalmworte werden gerne als Tauf- oder Konfirmations- und Segenssprüche genutzt. In seelsorgerlichen Gesprächen, in der Sterbebegleitung und der Trauerbegleitung können sie eine wichtige Grundlage sein.

Psalmen sind im Psalter im Alten Testament gesammelt. Das Wort „Psalm“ kommt von dem griechischen Verb psallo - die Saiten zupfen. Das liegt daran, dass die Psalmen nicht nur gesprochen, sondern auch gesungen und mit einem Zupfinstrument begleitet wurden. Die Psalmen sind im Psalter nur mit Text und nicht mit Melodie versehen. Ver­tonungen von Psalmliedern finden sich beispielsweise in unseren Gesangbüchern. Ge­tragen sind die Psalmen von der Grundannahme, dass Gott mit den Israeliten einen Bund geschlossen und sie zu seinem Volk erwählt hat. Wichtige Fragen und Gedanken der Menschen, wie ihr Gottesbild, die persönliche Beziehung zu Gott und das persönli­che Glaubensverständnis werden hier bedacht.

Psalmen haben von daher eine besondere Bedeutung, als dass sie in den drei großen Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam) eine Rolle spielen. In Zeiten zu­nehmender Entfremdung, zunehmenden Misstrauens und zunehmender tätlicher An­feindungen (Terrorattacken auf allen Seiten) ist das ein verbindender Aspekt. Er lädt dazu ein auf Gemeinsamkeiten zu gucken. Das ist ein Aspekt der die Psalmen für mich als verbindendes Element zwischen den Religionen aktuell macht.

Die jüdische Heilige Schrift (hebräische Bibel), der Tanach, besteht aus drei Büchern: Thora (hebräisch für "Weisung"), Nebi'im ("Propheten") und Ketubim ("Schriften"). Außerdem gibt es den Talmud, die rabbinische Auslegung der Thora (5 Bücher Mose) und ihre Gesetze. Der Psalter ist den Schriften zugeordnet und nimmt für mich eine Sonderrolle ein, da er eher Dichtung als Erzählung ist.

Die Psalmen haben auch für das Christentum eine große Bedeutung: der Psalter wurde als Gebetbuch von Jesus genutzt. Im Neuen Testament wird der Bezug auf das soge­nannte Alte Testament zunächst in Zitaten deutlich. Kein Buch aus dem Alten Testa­ment wird im Neuen Testament so häufig zitiert wie das Buch der Psalmen (vgl. Lö- ning, 1998, S. 269). Häufig zitiert ist Psalm 110. In jedem der drei synoptischen Evan­gelien wird er zitiert um zu beweisen, dass der wahre Sohn Davids der Herr von David ist (Mt 22, 43.44 / Mk 12, 36.37 / Lk 20,42.43). In seiner Rede an Pfingsten zitierte der Apostel Petrus beispielsweise diesen Psalm, um die Erhöhung von Christus durch die Rechte Gottes zu beweisen (Apg 2, 34.35). Das spricht dafür, dass die Psalmen von den frühen Urchristen neu ausgelegt wurden und eine wichtige Grundlage ihres Glaubens­verständnisses waren.

Im Islam stehen Psalmen im Buch Zabur. Es wurde von Allah an David weitergegeben und zählt zu den Heiligen Büchern, die es vor dem Koran gab. Der Koran, als wichtigs­tes Buch im Islam, verweist an mehreren Stellen auf das Buch Zabur. In den Suren 4 und 17 heißt es: „Wir gaben David ein Buch“ (Wir = Allah). In Sure 21 wird aus dem Buch zitiert: „Und bereits haben Wir in dem Buche, nach der Ermahnung, geschrieben, dass Meine rechtschaffenen Diener das Land erben sollen.“ In diesen drei Versen - und im Koran, nur dort - steht für Buch das Wort „Zabur“. Das Zitat „Meine rechtschaffe­nen Diener sollen das Land erben“ ist nicht nur ähnlich wie Psalm 37, 29, sondern ver­wendet auch dieselben semitischen Wortwurzeln für „Land“ (arab. ^jl, hebr. pN) und „erben“ (arab. ^jj, hebr. $")’). Die Bemerkung „nach der Ermahnung“ bezieht sich wohl auf die Offenbarung an Moses. Sie ist in derselben Sure im Vers 48 erwähnt (vgl. Leaman, 2006, S. 707). Aufgrund dieser Übereinstimmung und der Erwähnung Davids geht man davon aus, dass der Zabur der biblische Psalter ist.

Als Schrift spielt der Psalter in allen drei Weltreligionen eine Rolle, mit seinen Gedan­ken und Fragen zum Leben, an einen selbst und an Gott. Mit allem Tröstendem und Er­klärendem ist der Psalter eine alte Schrift, die in unserer heutigen Lebenswelt noch von Bedeutung ist.

In dieser Exegese beschäftige ich mich mit Psalm 121.Er wird nach formalen, sprachli­chen und inhaltlichen Aspekten analysiert. Vergleichstexte für die Analyse sind die Lu­therbibel 2017, die Bibel in gerechter Sprache und die Elberfelder Bibel. In einem ab­schließenden Fazit werde ich die Ergebnisse meiner Exegese zusammentragen und den Blick besonders auf die Aktualität des Psalms lenken.

2. Formale Analyse2.1 Kontext

Der Psalm 121 steht als Wallfahrtspsalm in dem Psalmenbuch im Alten Testament. Das heißt er befindet sich in der ursprünglichen, der hebräischen Bibel der Juden und dem ersten Testament der Christen.

Dieses Buch gehört zu dem Teil der Lehrbücher und Psalmen in der Bibel. Des Weite­ren gehören folgende Bücher dazu: „Das Buch Hiob (Ijob)“, „Das Buch der Psalter“, „Die Sprüche Salomos (Proverbia)“, „Der Prediger Salomo (Kohelet)“ und „Das Hohe­lied Salomos“. Die Lehrbücher und Psalmen sind im Alten Testament zwischen den Ge­schichtsbüchern und Prophetenbüchern zu finden.

Im hebräischen heißt der Psalter Tehillim, was übersetzt Lobgesang bedeutet und den Inhalt des Buches beschreibt. Die Mehrheit der Psalmen sind Klagelieder. Der Psalter ist so aufgebaut, dass er eine Entwicklung oder Steigerung vom Klagelied zum Loblied zeigt. Er endet in Psalm 150 mit einem großen Gotteslob (vgl. Westermann, 1984, S. 23). Auffallend ist, dass selbst die Klagelieder, mit Ausnahme von Psalm 88, mit einem Danklied oder einer Aufforderung zum Gottes Lob enden (vgl. Bauks, 2019, S. 236).

Da die Psalmen unterschiedlich sind, unterteilt man sie in verschiedene Gattungen. Die Unterteilung entscheidet sich nach Form und Inhalt. Das Buch der Psalter umfasst 150 hebräische Dichtungen aus verschiedenen Zeiten mit unterschiedlicher Herkunft. Die Dichtungen sind zwischen dem 10. und dem 3. Jahrhundert vor Christus entstanden (vgl. Bormann, 2014, S. 121). Es wurde vorerst aus Teilsammlungen zusammengestellt, was auch erklärt, dass einige Psalmen doppelt vorkommen (vgl. Betz und Ego und Grimm, 2003, S. 1090). Ältere Sammlungen, aus denen der Psalter allmählich erstellt wurde, lassen sich noch erkennen. So werden die Psalmen 3-41 im ersten Buch, den Psalmen Davids zugeschrieben. Die Psalmen 42-83 werden dem sogenannten „elohisti- schem Psalter“ zugeordnet. Grundlage seines Namens ist die Bezeichnung „elohim“ für Gott, die den ursprünglichen Namen Jahwe verdrängt hat (vgl. Bauks, 2019, S. 237). Die Psalmen 93 und 95-99 sind die Psalmen, die vom Königtum Jahwes handeln. Die Psalmen 120-134 sind die Wallfahrtspsalmen. Zu der Sammlung der Hallelujapsalmen werden die Psalmen 11-118, 135 und 136 und 144-150 gezählt.

2.2 Aufbau des Psalters

Der Psalter ist eine Textsammlung und dennoch als Buch anzusehen (vgl. Bormann, 2014, S. 123). Darin soll anhand von Dialogen mit Gott ein fassettenreiches Gottesver­ständnis vermittelt werden (vgl. Müller, 2013, S. 1).

Der Psalter umfasst fünf Bücher. Diese Einteilung geschieht in Anlehnung an die Tho­rastruktur der 5 Bücher Moses. Jedes der fünf Bücher schließt mit einer Segensformel, einer sogenannten „Schlussdoxologie“ ab (vgl. Bauks, 2019, S. 236f.).

Einteilung der Bücher:

- Buch 1: Psalmen 1-41
- Buch 2: Psalmen 42-72
- Buch 3: Psalmen 73-89
- Buch 4: Psalmen 90-106
- Buch 5: Psalmen 107-150

Die Bücher haben eine Art Rahmen. Anfangs- und Schlusspsalmen bilden ihn. Die Psalmen eins und zwei sind als eine Art Vorwort oder Eröffnung zu sehen. Zenger be­zeichnet sie als Pröomium (vgl. Zenger, 1995, S. 242ff.). Die beiden Psalmen beziehen sich aufeinander. Die Psalmen 146-150 sind Loblieder. Psalm 150 beschließt den Psal­ter mit einem großen Gotteslob. Er gilt als großes Finale.

Zahlreiche Psalmen haben Überschriften, die sich im ersten Vers finden. Die Über­schriften verweisen auf den Dichter und darauf, in welcher Situation der Psalm anzu­wenden ist. Diese Überschriften lassen sich in vier Kategorien einteilen:

1) Nennung beispielhafter Fromme aus dem Alten Testament als Verfasser.
2) Nennung von Personengruppen zum Beispiel der Tempelsänger, die einen Psalm vortragen.
3) Nennung von Psalmarten (so in den ersten beiden Versen der Psalmen 3, 16, 32, 48, 90, 120, 145).
4) Erwähnung von gottesdienstlicher Bestimmung und instrumentaler Begleitung des Psalms, zum Beispiel in den ersten beiden Versen der Psalmen 4, 6, 54 und 100 (vgl. Witte, o.J., S. 418).

[...]

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Details

Titel
Exegese zu Psalm 121
Untertitel
Gott als zugewandter Menschenfreund
Hochschule
Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
24
Katalognummer
V1192791
ISBN (eBook)
9783346632104
ISBN (Buch)
9783346632111
Sprache
Deutsch
Schlagworte
exegese, psalm, gott, menschenfreund
Arbeit zitieren
Karoline Winkens (Autor:in), 2019, Exegese zu Psalm 121, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1192791

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