„Gretchens Frage: ‚Wie hast du’s mit der Religion?’, hätte auch Friedrich den Großen in Verlegenheit gestürzt“ (Samerski). Man wird ihm im Hinblick auf seine persönliche Glaubensüberzeugung auch vorhalten können: „Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“ Hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber der Bevölkerung gilt allerdings auch: „Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben.“ Seine viel beschriebene religiöse und konfessionelle Indifferenz beruhe, so Samerski, stärker auf den aufgeklärten Grundsätzen der politischen Praxis als auf der Negierung des Transzendenten, die er tatsächlich nie durchgehalten habe.
In seinem „Testament Politique“ von 1752 bespricht Friedrich in dem Kapitel „Die Geistlichen und die Religionen“ seine Einstellung als Herrscher zu denselben. Über den Glauben seines Vaters Friedrich Wilhelm I. weiß Clark in seinem Werk „Preußen“ zu berichten, dass er im Alter von 20 Jahren, nach dem Tod seines ersten Sohnes, eine „Bekehrung“ erlebt habe, die seinem Glauben eine zutiefst persönliche Dimension verliehen habe. Doch an den Sohn hat er lediglich die reformierte Ausrichtung vermittelten können, so dass dieser in dem Schlusskapitel des Testaments dem Thronnachfolger anordnet, sich zur reformierten Konfession zu bekennen, die der Glaube seiner Väter sei.
Der Kurfürst Johann Sigismund führte 1613 die calvinistische Ausrichtung des Hauses Hohenzollern ein, die sich jedoch hauptsächlich auf eine politische Elite beschränkte und so eine „Hofreformation“ blieb. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Friedrich der Große und sein Verhältnis zur Religion
- Friedrichs Testament Politique und die Einstellung zum Glauben
- Die religiöse Entwicklung des Hauses Hohenzollern
- Friedrichs aufgeklärte Position zu Religionen
- Friedrichs Haltung gegenüber dem Judentum
- Friedrichs Umgang mit Katholizismus und anderen christlichen Sekten
- Friedrichs Einfluss auf die Kirchen und die Geistlichen
- Friedrichs Bevölkerungspolitik und die Rolle der Religion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Friedrich des Großen Verhältnis zur Religion und seine religiöse Politik. Es wird analysiert, wie seine persönlichen Überzeugungen seine Entscheidungen als Herrscher beeinflussten und welche Rolle religiöse Toleranz in seiner Staatsführung spielte.
- Friedrichs persönliche religiöse Überzeugung und seine Indifferenz
- Die religiöse Politik Friedrichs des Großen im Kontext der Aufklärung
- Der Einfluss religiöser und konfessioneller Aspekte auf Friedrichs innen- und außenpolitische Entscheidungen
- Die Rolle von Toleranz und Intoleranz in Friedrichs Herrschaft
- Der Zusammenhang zwischen religiöser Politik und Bevölkerungsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der Diskussion über Friedrichs persönliche religiöse Überzeugung und die Herausforderungen, die seine vermeintliche Indifferenz mit sich brachte. Es wird sein "Testament Politique" analysiert, welches seine Haltung als Herrscher zu Religionen offenbart. Die religiöse Geschichte des Hauses Hohenzollern wird beleuchtet, beginnend mit der Einführung des Calvinismus durch Johann Sigismund und den damit verbundenen politischen Implikationen. Friedrichs aufgeklärte Position zu Religionen wird dargelegt, wobei seine Kritik an religiösen Systemen im Kontext der Aufklärung erörtert wird. Die Arbeit beleuchtet seine Haltung gegenüber dem Judentum, seine Beziehung zu Katholiken und anderen christlichen Sekten, sowie den Einfluss auf die Kirchen und Geistlichen in Preußen. Schließlich wird die Bevölkerungspolitik Friedrichs im Zusammenhang mit seinen religiösen Ansichten betrachtet.
Schlüsselwörter
Friedrich der Große, Religion, Aufklärung, Toleranz, Konfession, Judentum, Katholizismus, Protestantismus, Pietismus, Bevölkerungspolitik, Staatsraison, Preußen, Hohenzollern.
- Quote paper
- Philipp vom Stein (Author), 2007, Friedrich der Große und sein Verhältnis zur Religion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119351