Die vorliegende Arbeit behandelt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit exemplarisch anhand der Historienschrift von Friedrich Nietzsche und dem Drama ‚Hedda Gabler’ von Henrik Ibsen. Obwohl die Autoren zeitlebens bestritten oder herunter spielten, jeweils die Werke des anderen gelesen zu haben, finden sich in beiden Werken gedankliche Parallelen. Die zentrale Frage dieser Arbeit richtet sich deshalb nicht auf die gegenseitige Beeinflussung der Autoren, sondern auf die Ähnlichkeiten in den Denkmustern, die den Texten zugrunde liegen.
Im zweiten Kapitel wird zunächst auf Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ eingegangen. Der wissenschaftsgeschichtliche Hintergrund und die Erläuterungen zur vorkommenden Historismus-Kritik sollen helfen, das Werk in seinen kulturgeschichtlichen Kontext einordnen zu können. Die Klärung der Kernaussagen werden anhand der Begriffe Erinnerung/Vergessen, Horizont, Glück und Wahrheit vorgenommen und bilden die Ausgangsbasis für die spätere Auseinandersetzung mit ‚Hedda Gabler’.
Im dritten Kapitel werden das dynamische Moment in der Historienschrift, das dionysische Prinzip, und dessen Auslöser, der Vitalismus, erklärt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich schließlich mit ‚Hedda Gabler’, wobei zunächst die Entstehung des Stückes behandelt wird, bevor die drei für das Thema der Vergangenheitsbewältigung relevanten Figuren betrachtet werden. Aufgrund der ausgeprägten Symbolhaftigkeit der im Stück handelnden Personen, wird sich auf die gesamte Darstellung der Figuren bezogen, also auf ihren Charakter wie er im Laufe des Dramas offenbar wird, und weniger auf einzelne Szenen oder Textpassagen. Den Schluss bildet das fünfte Kapitel, in dem schließlich auf das unterschiedliche historische Bewusstsein bei Nietzsche und Ibsen eingegangen wird, die verschiedenen Merkmale herausgestellt werden und eine abschließenden Beurteilung formuliert wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben
- 2.1 Wissenschaftsgeschichtlicher Hintergrund
- 2.2 Kernaussagen: Erinnerung und Vergessen, Glück, Horizont, Wahrheit
- 2.3 Einordnung des Textes
- 2.4 Historismus-Kritik
- 2.5 Lösungsvorschlag
- 3. Vitalismus und Dionysisches Prinzip
- 4. Hedda Gabler
- 4.2 Tesman - die Sprachlosigkeit einer übersättigten Schlange
- 4.3 Hedda – Langeweile, Ästhetizismus, Nihilismus
- 4.4 Løvborg - der gescheiterte Dionysos
- 5. Unterschiedliche Ansprüche: Ausbruchsmomente bei Ibsen und unhistorisches Bewusstsein bei Nietzsche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Parallelen in den Denkmustern von Friedrich Nietzsche und Henrik Ibsen, anhand Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ und Ibsens „Hedda Gabler“. Der Fokus liegt nicht auf gegenseitiger Beeinflussung, sondern auf Ähnlichkeiten in der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und deren Einfluss auf das Leben.
- Nietzsches Kritik am Historismus und dessen Auswirkungen auf das individuelle Leben
- Die Konzepte von Erinnerung und Vergessen bei Nietzsche und deren Relevanz für „Hedda Gabler“
- Das dionysische Prinzip und der Vitalismus als Gegenpol zum historistischen Denken
- Analyse der Figuren in „Hedda Gabler“ im Kontext der Vergangenheitsbewältigung
- Vergleich des historischen Bewusstseins bei Nietzsche und Ibsen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Forschungsansatz. Kapitel zwei analysiert Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“, beleuchtet den historischen Kontext und erklärt zentrale Begriffe wie Erinnerung, Vergessen, Glück, Horizont und Wahrheit. Kapitel drei erläutert das dionysische Prinzip und den Vitalismus. Kapitel vier behandelt die Entstehung von „Hedda Gabler“ und analysiert die Hauptfiguren Tesman, Hedda und Løvborg im Hinblick auf ihre Beziehung zur Vergangenheit.
Schlüsselwörter
Friedrich Nietzsche, Henrik Ibsen, Hedda Gabler, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Historismus, Erinnerung, Vergessen, Vitalismus, Dionysisches Prinzip, Vergangenheitsbewältigung, historisches Bewusstsein.
- Arbeit zitieren
- Chrstiane Baltes (Autor:in), 2006, Über Nietzsches befreiende Kraft des Vergessens in Ibsens 'Hedda Gabler', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119697