Mit dem Stichwort „Klassenrat“ werden häufig Aussagen, wie „Zeit für Gespräche in der Klasse“, „Mit Kindern ins Gespräch kommen“ und „Den Kindern das Wort geben“ assoziiert. Dabei ist die Forderung, den Kindern lediglich Zeit für mehr Kommunikation über Probleme zu ermöglichen, zu einseitig formuliert. Vielmehr bedarf es dabei der Fokussierung auf die gemeinsame Veränderung des Umgangs miteinander, des Lernklimas, der Klassenkultur und der Schulkultur, um so die Integration dieses Lerngegenstands in den Schulalltag zu ermöglichen.
In der heutigen Zeit werden vielfältige Erwartungen an die Schule gerichtet, den Kindern einen wichtigen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, den Lernstoff zu vermitteln und gleichzeitig ein Auffangbecken für Sorgen und Probleme darzustellen. Dabei stelle ich mir die Frage, wie diese Vereinbarung im unterrichtlichen Alltag zu realisieren sind und wo Schule Freiräume für die Belange der Kinder schaffen kann, in denen sie ihre Vorstellungen von Leben und Zusammenleben artikulieren können! Der Klassenrat stellt dabei eine Konstruktion von Erwachsenen für Schüler dar, die ihnen ein Forum für Besprechung von alltäglichen Konflikten im Kontext des sozialen Lernens auf der Grundlage der Beteiligung an der Planung und Gestaltung des Schulalltags bieten soll.
Unterstützt durch den Anspruch der Lehrpläne, Kompetenzen der Kinder im sozialen Kontext aufzubauen, um Anforderungen für die Interaktion im Zwischenmenschlichen Bereich zu erfüllen, wird neben kognitiven Fähigkeiten auch die Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen der Schüler angestrebt. Im Referenzrahmen des Instituts für Qualitätsentwicklung in Hessen wird diese Forderung verstärkt und formuliert im Qualitätsbereich 5, dass Schule als Ort des sozialen Umgangs, geregelten Zusammenlebens und demokratischer Beteiligung erfahren werden soll und dass Unterricht einen sozialen Prozess darstellt, dem ein bestimmter Rahmen geboten werden muss (Bereich 6). Neben einer angemessenen Unterrichtsplanung erscheint es mir demnach sinnvoll, dass die Einführung von Institutionen, wie dem Klassenrat, soziales Lernen in der Klassengemeinschaft initiiert und als tragende Säule eines harmonischen Lernklimas fungieren kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1 Das soziale Lernen
- 2.2 Das „soziale Klima“ einer Lerngruppe
- 2.3 Die Klasse als zentraler Ort des sozialen Lernens
- 2.4 Der Klassenrat als interaktive Praxis
- 2.4.1 Reformpädagogische Wurzeln
- 2.4.2 Rahmenbedingungen und Voraussetzungen
- 2.4.3 Begründung und Zielsetzung
- 3. Entwicklung und Durchführung des Klassenrats in der Lerngruppe
- 3.1 Lerngruppenbeschreibung und Lernausgangslage
- 3.1.1 Allgemeine Lernbedingungen
- 3.1.2 Spezielle Lernbedingungen
- 3.1.2.1 Das „soziale Klima“ der Lerngruppe
- 3.2 Didaktische Begründungen des Vorhabens
- 3.2.1 Gegenwarts- und Zukunftsperspektive
- 3.2.2 Bezüge zum Rahmenplan, dem Bildungs- und Erziehungsplan von 0-10 Jahren sowie den Bildungsstandards im Fachbereich Deutsch
- 3.3 Gestaltung des Klassenrats und methodische Vorgehensweise
- 3.3.1 Regeln
- 3.3.2 Rolle der Lehrperson
- 3.3.3 Ämtervergabe
- 3.3.4 Interaktionen
- 3.4 Übersicht der geplanten Teilvorhaben
- 3.5 Lernziele des Vorhabens
- 3.6 Überprüfung der angestrebten Ziele
- 3.1 Lerngruppenbeschreibung und Lernausgangslage
- 4. Reflektierende Dokumentation und Auswertung des Unterrichtsvorhabens
- 4.1 Durchführung des Klassenrats
- 4.1.1 Einführungsstunde
- 4.1.2 Weitere Durchführung
- 4.1.3 Zwischenreflexion und Ausblick
- 4.2 Auswirkungen auf die Lerngruppe
- 4.1 Durchführung des Klassenrats
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbesserung des sozialen Klimas in einer dritten Klasse durch die Einführung einer wöchentlichen Klassenratstunde. Die Hauptzielsetzung ist die Analyse der Auswirkungen dieser Intervention auf das Konfliktverhalten, die Kooperationsbereitschaft und die Gruppenentwicklung der Schüler.
- Soziales Lernen und die Entwicklung sozialer Kompetenzen
- Das soziale Klima in der Lerngruppe und dessen Einfluss auf den Lernprozess
- Der Klassenrat als Methode zur Konfliktlösung und Förderung der Klassengemeinschaft
- Didaktische und methodische Gestaltung des Klassenrats
- Reflexion und Auswertung der Intervention
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt die Ausgangssituation der Lerngruppe mit bestehenden Konflikten und die daraus resultierende Problematik. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen des sozialen Lernens, des sozialen Klimas und des Klassenrats, inklusive seiner reformpädagogischen Wurzeln und Rahmenbedingungen. Kapitel 3 beschreibt die Planung und Umsetzung des Klassenrats in der Praxis, einschließlich der Lerngruppenbeschreibung, didaktischer Begründungen, der Gestaltung der Klassenratssitzungen und der Lernziele. Kapitel 4 dokumentiert und reflektiert die Durchführung des Klassenrats und dessen Auswirkungen auf die Lerngruppe.
Schlüsselwörter
Soziales Lernen, Klassenklima, Konfliktlösung, Klassenrat, Interaktionen, Gruppenentwicklung, Kompetenzentwicklung, Grundschule, Partizipation, Reformpädagogik.
- Quote paper
- Silke Kaiser (Author), 2008, Verbesserung des sozialen Klimas durch Interaktionen in einer wöchentlichen Klassenratstunde eines dritten Schuljahres, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119701