Jan Weilers Debütroman „Maria ihm schmeckt’s nicht“ beinhaltet „Geschichten von meiner italienischen Sippe“ (so der Untertitel). „Die meisten Geschichten davon sind wahr, andere sind erfunden, wieder andere lassen sich beim besten Willen nicht nachprüfen.“ (S.276), meint Weiler am Schluss in seinen Danksagungen. Es handelt sich also um einen „autobiofiktionalen“ Roman, der die Begegnung zweier Männer schildert, die in kürzester Zeit von Fremden zu engen Vertrauten werden. Das Besondere daran ist: der eine ist Deutscher und der andere Italiener. Florian, der Deutsche, ist Ich-Erzähler und erlebt die Begegnung mit Antonio, dem Vater seiner Verlobten, aus einer fast durchgängigen Gedankenrede heraus. Dabei bekommt der Leser eine besonders eindrückliche Vorstellung seiner Empfindungen diese Begegnung betreffend, seiner Erwartungen und seiner Reaktionen. Das ist deshalb besonders interessant, weil der Austausch der beiden Männer durch ihre kulturelle Verschiedenheit und ihre charakterliche Gegensätzlichkeit eine starke Dynamik erhält. In der Betrachtung der Fremdbegegnung des deutschen Protagonisten Florian in dem Roman „Maria ihm schmeckt’s nicht“ mit der italienischen Verwandtschaft seiner Verlobten Sara können bestimmte Charakteristika für dessen eigene Kultur und sein Verhältnis zu ihr sowie seine Auffassung von der fremden Kultur abgelesen werden. Wenn Weilers Roman dann beginnt mit „Ein Fremder steht vor der Tür. Das bin ich.“ (S.7), dann lässt das auf eine nicht unproblematische Beziehung zu sich selbst schließen, die unweigerlich die Entwicklung der kurz bevorstehenden Begegnung mit seinem italienischen Schwiegervater in Spe beeinflussen muss.Bei der ersten Lektüre des Romans „Maria ihm schmeckt’s nicht“ hatte ich bereits den Eindruck, dass das Urteil des Protagonisten über die italienische Kultur und auch Antonio gegenüber tendenziell abwertend
gefärbt war, auch wenn er mehrfach seine Sympathie für diese beteuerte. Prekär ist diese Beobachtung gerade auch wegen des zumindest teilweisen autobiographischen Anspruchs, den der Roman hat, weshalb davon auszugehen ist, dass die Perspektive Florians die Perspektive Weilers repräsentiert. In dieser Arbeit sollen also die Aspekte untersucht werden, die bei der Begegnung zweier verschiedener Kulturen relevant werden, besonders derer, die für die Kulturbegegnung förderlich bzw. hinderlich sind.Der Fokus liegt dabei auf der Perspektive Florians, da der Leser durch deren Färbung hindurch die Fremdbegegnung erlebt.
Inhaltsverzeichnis
- Das Erleben des Fremden
- Die Begegnung mit dem Fremden
- Florian trifft Antonio: der anankastische Charakter
- Abweichung
- Leistungsbezogenheit
- Anankastischer Charakter und „German Angst“
- Antonio trifft Florian: Der histrionische Charakter
- Annäherung an das Fremde
- Maßnahmen zur Fremdheitsreduzierung
- Maßnahmen zum Fremdheitsabbau
- Kontaktaufnahme
- Integrationsansätze
- Integrationsprobleme
- Der Streit
- Maßnahmen zur Fremdheitsüberwindung
- Die Lebensgeschichte
- Lebenswirklichkeit und Lebensphilosophie
- Schlussbetrachtung
- Das Stereotyp in der literarischen Kulturbegegnung
- Subjektiv konnotierte Sprache
- Negative Effekte
- Positive Effekte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Begegnung zweier Männer unterschiedlicher Kulturen – eines Deutschen und eines Italieners – im Roman „Maria ihm schmeckt's nicht“ von Jan Weiler. Ziel ist die Analyse der Aspekte, die die Kulturbegegnung beeinflussen, sowohl förderliche als auch hinderliche Faktoren. Der Fokus liegt auf der Perspektive des deutschen Protagonisten und seiner Entwicklung im Umgang mit dem Fremden.
- Das Erleben von Fremdheit und die damit verbundenen Vorurteile und Stereotype.
- Die Rolle von individuellen Charaktereigenschaften im interkulturellen Kontext.
- Strategien zur Überwindung von Fremdheit und die Entwicklung interkultureller Kompetenz.
- Die Auswirkungen der Begegnung auf die Identität der beteiligten Personen.
- Die Darstellung von Kultur und Nationalität in der Literatur.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beschreibt die Ausgangssituation: Die Begegnung des deutschen Protagonisten Florian mit seinem zukünftigen italienischen Schwiegervater Antonio steht bevor. Florians Unsicherheit und seine anfängliche Fremdheit gegenüber Antonio werden detailliert geschildert. Kapitel 2 analysiert Florians anfängliche Wahrnehmung Antonios und seiner Kultur, wobei die stereotypischen Vorstellungen und Vorurteile im Vordergrund stehen. Kapitel 3 beleuchtet verschiedene Ansätze und Maßnahmen, die Florian zur Reduzierung und Überwindung seiner Fremdheit gegenüber Antonio und dessen Kultur unternimmt. Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Männern und die damit verbundenen Herausforderungen werden hier thematisiert.
Schlüsselwörter
Interkulturelle Kommunikation, Fremdheitserfahrung, Stereotype, Identitätsentwicklung, Kulturbegegnung, Charakteranalyse, „Maria ihm schmeckt's nicht“, Jan Weiler, Deutschland, Italien, Globalisierung, Multikulturalität.
- Arbeit zitieren
- Sofia Doßmann (Autor:in), 2008, Deutsch-italienische Fremdheit und deren „Ent-Fremdung“ in "Maria ihm schmeckt's nicht" von Jan Weiler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119717