„Ob der Philipp heute still wohl bei Tische sitzen will?“ Dr. Heinrich Hoffmann, der Autor des ´Struwwelpeter`, war Nervenarzt -und offensichtlich kannte er schon im Jahr 1854 das Erscheinungsbild des ´gaukelnden, zappelnden Kindes`, das keine Minute zur Ruhe kommen kann. Im Struwwelpeter steht die Geschichte vom Zappelphilipp. Es ist wahrscheinlich die erste bekannte Beschreibung eines hyperaktiven Kindes.
„Dieses Kind macht mich wahnsinnig!“ – ein Gedanke, der von vielen Eltern geteilt wird. Am Rande des Nervenzusammenbruchs aber leben oft Mütter und Väter von hyperaktiven Kin-dern. Es handelt sich dabei um unruhige Energiebündel, die sich schlecht konzentrieren können, impulsiv handeln, ohne nachzudenken, und manchmal von einer Sekunde zur nächsten die Beherrschung verlieren. In der Schule haben es solche Jungen und Mädchen meist besonders schwer.
Eltern von Kindern mit ADS haben meist schon seit frühen Kindertagen heftige Konflikte mit ihren Kindern wegen Selbstorganisation. Meist gab es schon im Kindergarten und Grundschule viele Probleme, z.B. Konflikte mit anderen Kindern oder ein sehr turbulentes Familienleben.
In den letzten zehn Jahren kann man beobachten, dass immer mehr ADS-Kinder in den Sprechstunden der Psychologen und Kinder- und Jugendtherapeuten erscheinen. Die Anzahl der ADS-Kinder ist heute eine viel größere als in den letzten Jahren. Manche sind erst drei Jahre alt. Immer mehr Mädchen befinden sich unter ihnen. Scheinbar gehört man heute bei einer sehr viel geringeren Symptomatik zu ADS- Kindern als früher.
In der Öffentlichkeit hört man in der letzten Zeit in Zusammenhang mit ´Problemkindern` zunehmend den Ausdruck ´Hyperaktivität` bzw. ´ADS mit Hyperaktivität. ` Man meint damit Kinder, die ständig in Bewegung sind, sich ruhelos verhalten und die oft in Konflikte verwickelt sind.
Häufig klagen Lehrerinnen und Lehrer über Kinder, die sie viel Kraft und Nerven kosten, die viel Energie verschwenden und ihnen das Gefühl vermitteln, pädagogisch zu versagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erscheinungsbilder von ADS
- Hyperaktivität
- Impulsivität
- Eigenschaften von ADS ohne Hyperaktivität
- Mädchen mit ADS
- Verhaltensauffälligkeiten in altersvariabler Ausprägung
- Probleme von Jugendlichen mit ADHS
- Die Pubertät
- Animismus und Egozentrismus
- Mangelnde Selbstregulation
- Probleme bei der Berufswahl- und Ausbildung
- Hang nach Extremen
- Auswirkungen auf die Psyche
- Die Erklärungsmodelle des Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms
- Genetische Ursachen
- Hormonelle Ursachen
- Stoffwechselursachen
- Allergien
- Psychosoziale und gesellschaftliche Ursachen
- Einflüsse der Ernährung
- Komplikationen während der Schwangerschaft, Geburt und im Säuglingsalter
- Die Diagnostik von ADS
- Die Anamnese
- Testpsychologische Untersuchungen
- Fragebogenverfahren
- Neurologische Untersuchungen
- Therapie der Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität
- Medizinische Ansätze (Stimulanzien)
- Psychotherapeutische Ansätze
- Aufmerksamkeitskonzentrationstraining zum Aufbau vom planvollem Arbeitsverhalten
- Programme zur Verhaltensmodifikation
- Familienzentrierte Maßnahmen
- Psychomotorische Arbeit
- Kinder und Jugendliche mit ADS in Schule und Unterricht
- Kennzeichen von ADS in Schule und Unterricht
- Spezielle Probleme bei Impulsivität, Hyperaktivität und Langweile
- Vorgehensweise des Lehrers bei Verdacht auf ADS
- Systematische Beobachtung
- Kollegenvergleich
- Das Elterngespräch
- Prinzipien der Unterrichtsplanung und -gestaltung mit aufmerksamkeitsgestörten, hyperaktiven Kindern und Jugendlichen
- Positive Lehrer-Kind Beziehung
- Einführung von Ritualen und Strukturen
- Klare Anweisungen
- Schaffen einer ablenkungsfreien Umgebung
- Einführung von Regeln
- Verstärker- oder Tokensysteme
- Rhythmisierung
- Differenzierung im Unterricht
- Abwechslungsreicher Unterricht
- Lernen mit allen Sinnen
- Schaffen von Bewegungsmöglichkeiten
- Hausaufgaben
- Schule und Elternhaus: Ein Team
- Spezielle Lernmethoden für ADS-Kinder und Jugendliche im Unterricht
- Marburger Konzentrationstraining nach Dieter Krowatschek
- Die Freed Methode: Warum Kinder mit ADS einen anderen Lernstil haben
- Rechtschreibung nach der Freed Methode
- Lesen nach der Freed Methode
- Übungen zum Vorlesen nach Freed
- Übungen zum stillen Lesen nach Freed
- Mathematik nach der Freed Methode
- Kieler Leseaufbau
- Das „Skill-Training“
- Berichte aus der Praxis
- Auswertung der Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im schulischen Kontext. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Störung, ihrer Erscheinungsbilder, Ursachen und therapeutischen Ansätze zu vermitteln, sowie konkrete Strategien für den Umgang mit ADHS-betroffenen Schülern im Unterricht aufzuzeigen.
- Erscheinungsformen von ADHS und deren Auswirkungen auf den Alltag
- Ursachen und Erklärungsmodelle für ADHS
- Diagnostik und Therapie von ADHS
- Unterrichtsgestaltung und -methoden für Schüler mit ADHS
- Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die historische Perspektive auf hyperaktive Kinder. Die folgenden Kapitel beschreiben die verschiedenen Erscheinungsbilder von ADHS, unterscheiden zwischen ADHS mit und ohne Hyperaktivität, und beleuchten die besonderen Herausforderungen bei Mädchen mit ADHS. Es werden die Probleme von Jugendlichen mit ADHS in der Pubertät und im Übergang ins Erwachsenenleben diskutiert. Die Erklärungsmodelle für ADHS werden umfassend dargestellt, inklusive genetischer, hormoneller, stoffwechselbedingter und umweltbezogener Faktoren. Die Diagnostik von ADHS wird detailliert beschrieben, einschliesslich anamnestischer, testpsychologischer und neurologischer Methoden. Die Arbeit geht auf verschiedene Therapieansätze ein, von medikamentösen Behandlungen bis hin zu psychotherapeutischen und pädagogischen Interventionen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung des Unterrichts für Schüler mit ADHS, mit konkreten Vorschlägen zur Unterrichtsplanung und -durchführung. Die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Hyperaktivität, Impulsivität, Konzentrationsstörungen, Diagnostik, Therapie, Unterrichtsgestaltung, Inklusion, Schule, Elternhaus, Verhaltensauffälligkeiten, pädagogische Maßnahmen, Lernmethoden.
- Arbeit zitieren
- Natalie Dillmann (Autor:in), 2006, Kinder und Jugendliche mit ADS in Schule und Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119848