In den Jahren 1579 bis 1584 unternahm der Kosakenataman Jermak Timofeewitsch mit einer Gruppe von 540 Kriegern seine Feldzüge jenseits des Ural, um das Chanat Sibir zu zerschlagen und das riesige Territorium dem Moskauer Reich anzugliedern.
Im Jahre 1579 brach er an der Spitze seiner Kosakenabteilung in das unbekannte Gebiet auf. Im Herbst des Jahres 1582 fand die entscheidende Schlacht gegen Kutschum, den Herrscher des Chanats Sibir, vor den Toren der Hauptstadt des Sibirischen Reiches Isker statt, die mit dem Sieg der Kosaken über die Tataren endete.
Aber die Kosaken hielten sich in Sibirien nur zwei Jahre durch. Die sibirischen Tataren versuchten immer wieder, das Land zurückzuerobern. In einem dieser Gefechte fiel im Jahre 1584 auch Jermak selbst. Nach seinem Tod gingen die eroberten Gebiete wieder verloren und wurden erst im Jahre 1591 zurückerobert. Kutschum selbst wurde im Sommer 1598 endgültig geschlagen, also erst vierzehn Jahre nach Jermaks Tod.
Dennoch wird Jermak eine entscheidende Rolle bei der Eroberung Sibiriens zugeschrieben. Einer der ersten Historiker Sibiriens, Remesow, rückte Jermak in die Nähe eines Heiligen.
Über Jermaks Feldzüge nach Sibirien existieren zahlreiche Legenden und Lieder.
In meiner Arbeit wird es um den Versuch gehen, die Rolle Jermaks bei der Eroberung von Sibirien zu bestimmen. Was ist Lüge und was ist wahr an den Legenden um den Kosakenataman?
Bevor ich zur Beantwortung dieser Fragen komme, gebe ich zuerst einen kurzen geschichtlichen Überblick Sibiriens und komme auf die ersten Eroberer Sibiriens, die sibirischen Tataren, zu sprechen. Aus dem Grunde, dass Sibiriens Reichtum der Anstoß für die Eroberung und Angliederung des Landes war, spielten auch die Handelskontakte mit russischen und ausländischen Kaufleuten und besonders mit Nowgorod eine große Rolle. Es darf auch nicht vergessen werden, dass ohne die Unterstützung der Kosaken durch das Haus Stroganow und die Erlaubnis des Zaren Iwan IV. an die Erfolge bei den Feldzügen gar nicht zu denken wäre. Die Stroganows warben die Kosaken an und rüsteten diese mit Munition und Proviant auf. Folgend werde ich auf die Biographie des Ataman Jermak Timofeewitsch zu sprechen kommen, soweit sich diese feststellen lässt. Folgend werde ich den Kriegszug der Kosaken gegen das Chanat Sibir, deren Ausgang und Folgen beschreiben.
Die Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich hat sich nicht sofort vollzogen. Jermaks Feldzug stand am Beginn der Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich. Dieser Prozess war kompliziert und vielschichtig. W. Radloff betonte zu Recht, dass das Schwert bei der Unterwerfung Sibiriens unter das russische Zepter nicht die ausschlaggebende Rolle spielte. Erst die darauf folgende Bauernkolonisation, die Pflug und Egge nach Sibirien brachte, schuf die Grundlage für feste Bindungen.
Bei meiner Arbeit werde ich mich hauptsächlich auf die Werke von Ludmila Thomas „Geschichte Sibiriens“ und „Iwan der Schreckliche und seine Zeit“ von Ruslan G. Skrynnikow stützen.
Inhaltsverzeichnis
- A: Einleitung
- B: Hauptteil
- 1. Kurzer geschichtlicher Überblick
- 2. Die sibirischen Tataren
- 3. Die Russen in Sibirien
- 3.1. Handelskontakte mit Nowgorod
- 3.2. Die Rolle des Hauses Stroganow bei der Eroberung Sibiriens
- 3.3. Kosaken jenseits des Ural
- 3.3.1. Die Kosaken
- 3.3.2. Kosakenataman Jermak Timofeewitsch
- 3.3.3. Der Kriegszug der Kosaken gegen das Chanat Sibir
- 3.3.4. Die Angliederung Sibiriens an das Moskauer Reich
- C: Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle Jermak Timofeewitschs bei der Eroberung Sibiriens und versucht, zwischen Legende und historischen Fakten zu unterscheiden. Sie beleuchtet die Komplexität des Eroberungsprozesses und hinterfragt die Bedeutung von verschiedenen Faktoren.
- Die geschichtliche Entwicklung Sibiriens vor der russischen Eroberung.
- Die Lebensweise und die politische Organisation der sibirischen Tataren.
- Die Bedeutung des Handels und der Beziehungen zwischen Nowgorod und Sibirien.
- Die Rolle der Stroganows und die militärische Organisation der Kosaken.
- Die Folgen des Feldzugs Jermaks und der Prozess der Angliederung Sibiriens an Russland.
Zusammenfassung der Kapitel
A: Einleitung: Die Einleitung skizziert den historischen Kontext des Feldzugs Jermak Timofeewitschs (1579-1584) und seine Bedeutung für die Eroberung Sibiriens durch Russland. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Legende und Wahrheit in den Erzählungen um Jermak und kündigt den Aufbau der Arbeit an, der einen geschichtlichen Überblick, eine Darstellung der sibirischen Tataren und der russischen Aktivitäten in Sibirien sowie eine Analyse des Jermak-Feldzugs umfasst. Die Einleitung betont die Notwendigkeit, die Rolle Jermaks im Gesamtkontext der Eroberung und Kolonisierung Sibiriens zu betrachten.
B: Hauptteil 1. Kurzer geschichtlicher Überblick: Dieser Abschnitt bietet eine knappe Übersicht über die Geschichte Sibiriens bis zum Beginn des Jermak-Feldzugs. Er beleuchtet die Existenz früher turkischer Staaten, die Herrschaft der Hunnen, die Entstehung von Staaten am Amur und an der Pazifikküste, den Aufstieg des Mongolischen Weltreiches unter Dschingis Khan und den Zerfall der Goldenen Horde. Der Abschnitt skizziert die Entstehung des Khanats Sibir und dessen Eroberung durch die Russen, beginnend mit dem Feldzug Jermaks und endend mit der endgültigen Zerschlagung des Khanats im Jahre 1598. Die Gründung erster west- und ostsibirischer Städte wird ebenfalls erwähnt, um den Prozess der russischen Kolonisierung zu illustrieren. Die Zusammenfassung der Ereignisse verdeutlicht die lange Geschichte Sibiriens vor der russischen Herrschaft.
B: Hauptteil 2. Die sibirischen Tataren: Dieser Teil beschreibt die sibirischen Tataren, ihre Lebensweise und ihre gesellschaftliche Struktur vor der russischen Eroberung. Sie werden als Halbnomaden dargestellt, die Viehzucht betrieben, aber auch Ackerbau betrieben. Der Abschnitt zeigt die Hierarchie der Gesellschaft auf, die von Mursas und Begs an der Spitze bis zu den "schwarzen Leuten" als unterster Schicht reichte. Die Darstellung umfasst auch die Unterwerfung der Chanten und Mansen durch die sibirischen Khane und zeigt, wie die verschiedenen ethnischen Gruppen in der Region miteinander in Beziehung standen. Die Beschreibung der sibirischen Tataren liefert einen wichtigen Hintergrund für das Verständnis der russischen Eroberung.
B: Hauptteil 3. Die Russen in Sibirien: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die frühen russischen Aktivitäten in Sibirien. Beginnend mit den Handelskontakten zwischen Nowgorod und den Stämmen im Nordwesten Sibiriens, wird die Rolle des Zobelpelzes als wichtiger Anreiz für diese Handelsbeziehungen hervorgehoben. Der Abschnitt behandelt die entscheidende Rolle des Hauses Stroganow bei der Unterstützung des Kosakenfeldzugs unter Jermak und erklärt, wie die Stroganows die Kosaken mit Ausrüstung und Proviant versorgten. Dieser Abschnitt legt den Fokus auf die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe der russischen Expansion in Sibirien.
Schlüsselwörter
Jermak Timofeewitsch, Sibirien, Eroberung, Khanat Sibir, Kosaken, Stroganows, Russland, Mongolen, Tataren, Kolonisation, Legende, Geschichte.
Häufig gestellte Fragen zum Text über die Eroberung Sibiriens
Was ist der Inhalt des Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über die Eroberung Sibiriens durch Russland, insbesondere die Rolle von Jermak Timofeewitsch. Er enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen Legende und historischen Fakten rund um Jermak und die Analyse der komplexen Faktoren, die zur russischen Eroberung beitrugen.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Geschichte Sibiriens vor der russischen Eroberung, die Lebensweise und politische Organisation der sibirischen Tataren, die Bedeutung des Handels zwischen Nowgorod und Sibirien, die Rolle des Hauses Stroganow und die militärische Organisation der Kosaken, sowie die Folgen des Feldzugs Jermaks und den Prozess der Angliederung Sibiriens an Russland. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Person Jermak Timofeewitsch und seiner Rolle bei der Eroberung.
Wer war Jermak Timofeewitsch und welche Rolle spielte er?
Jermak Timofeewitsch war ein Kosakenataman, dessen Feldzug gegen das Khanat Sibir als entscheidender Schritt in der russischen Eroberung Sibiriens gilt. Der Text untersucht sein Wirken und versucht, die Legende von der historischen Realität zu trennen. Seine Rolle wird im Kontext der wirtschaftlichen und politischen Hintergründe der russischen Expansion beleuchtet.
Welche Rolle spielte das Haus Stroganow bei der Eroberung Sibiriens?
Das Haus Stroganow spielte eine entscheidende Rolle, indem es den Kosakenfeldzug unter Jermak finanziell und materiell unterstützte. Sie versorgten die Kosaken mit Ausrüstung und Proviant, was den Erfolg des Feldzugs maßgeblich beeinflusste. Der Text hebt die wirtschaftlichen und politischen Beweggründe des Handelshauses hervor.
Wie wird die Geschichte der sibirischen Tataren dargestellt?
Der Text beschreibt die sibirischen Tataren als Halbnomaden mit einer hierarchischen Gesellschaft, die Viehzucht und Ackerbau betrieben. Er zeigt ihre gesellschaftliche Struktur, von den Mursas und Begs an der Spitze bis zu den "schwarzen Leuten" als unterster Schicht, und die Beziehungen zu anderen ethnischen Gruppen wie den Chanten und Mansen. Diese Darstellung dient als wichtiger Hintergrund für das Verständnis der russischen Eroberung.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung (historischer Kontext und Forschungsfrage), einen Hauptteil (kurzer geschichtlicher Überblick, die sibirischen Tataren, die Russen in Sibirien mit Fokus auf Handelskontakte, die Stroganows, die Kosaken und Jermak sowie den Kriegszug und die Angliederung Sibiriens) und einen Schluss. Die Kapitelzusammenfassungen geben detaillierte Einblicke in die jeweiligen Inhalte.
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Der Text ist aufgrund seines akademischen Ansatzes und der detaillierten Analyse für Personen bestimmt, die sich wissenschaftlich mit der Geschichte Sibiriens und der russischen Expansion beschäftigen. Er eignet sich besonders für Studierende und Wissenschaftler im Bereich der Geschichte und der Geschichtswissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Julia-Maria Warkentin (Autor:in), 2003, Jermak – Bezwinger Sibiriens: Geschichte oder Legende?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120117