Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Definition Demenz
2.1.1 Symptome der Demenz
2.1.2 Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen
2.2 Definition tiergestützte Therapie
2.2.1 Beziehung zwischen Mensch und Tier und deren Wirkung
2.3 Strukturen in Altenpflegeheimen und Betreuung Demenzkranker
2.3.1 Tiergestützte Therapie im Altenpflegeheim mit demenziell erkrankten Menschen
2.3.2 Auswirkungen von tiergestützter Therapie bei Demenz im Altenpflegeheim
3 Schluss/Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
AAA Animal-assisted activities
AAT Animal-assisted therapy
1 Einleitung
In Deutschland findet ein demographischer Wandel statt. Die Geburtsrate ist im europäischen Vergleich niedrig, da sie zuletzt bei 1,5 Kindern je Frau lag. Sie soll sich Prognosen nach in den kommenden Jahren weiter erhöhen, jedoch liegt sie noch weit unter dem Bestandserhaltungsniveau, das bei 2,1 Kinder je Frau liegt. Im Gegensatz dazu steigt die Lebenserwartung der Menschen kontinuierlich an. Männer werden im Durchschnitt 78 Jahre alt. Bei Frauen liegt die Lebenserwartung noch höher, bei knapp 83 Jahren. Das bedeutet, dass Menschen statistisch gesehen länger leben und erst in einem hohen Alter sterben. Somit steigt der gesamte Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Der demographische Wandel gilt als Chance sowie Herausforderung zugleich, da Menschen nie zuvor so lange gelebt haben, aber auch nie zu vor so wenige Kinder geboren wurden, wie heute (vgl. Kühn, 2017, Bundeszentrale für politische Bildung).
Die Demenz ist die häufigste Diagnose in der Gruppe der psychischen Veränderungen bei den über 60 Jahre alten Menschen. Anhand von verschiedener epidemiologischen Studien war zu erkennen, dass aufgrund der steigenden Lebenserwartung der Menschen auch gleichzeitig der Anteil der Demenzerkrankten steigt. Bedingt durch die steigende Lebenserwartung wird sich die Anzahl der demenzerkrankten Menschen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen (vgl. Kastner & Löbach, 2007, S.4). Für die Zukunft ist daher umso wichtiger, diese steigende Zahl der Erkrankten angemessen zu begleiten, betreuen und zu versorgen (vgl. Hegedusch, 2007, S.9f.).
Ich habe mir aufgrund der vorherrschenden demografischen Entwicklungen und der damit verbundenen steigenden Anzahl der Demenzerkrankten die Frage gestellt, wie die demenziell erkrankten Menschen mit ihren besonderen Bedürfnissen in Altenpflegeheimen besser unterstützt werden können. Dabei bin ich auf die tiergestützte Therapie bei demenziell erkrankten Menschen gestoßen.
Tiere gelten schon lange als Freund und Gefährte des Menschen. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier entsteht durch das gemeinsame Zusammenleben und die Erfahrungen, die dadurch gewonnen werden. Tiere wirken nicht wie Tabletten oder Tropfen, um Störungen zu korrigieren. Sie sind Bindungspartner, dessen therapeutische Wirkung sich innerhalb eines komplexen Beziehungsprozesses ausbildet (vgl. Hegedusch, 2007, S.33).
Im Folgenden werde ich der Hypothese nachgehen, ob und inwiefern es Tieren möglich ist, die Lebensqualität und das Wohlbefinden demenziell erkrankter Menschen positiv zu beeinflussen und somit auch im Umkehrschluss die Pflege der Erkrankten zu erleichtern. Um dieser Hypothese nachzugehen, werde ich zunächst die Demenzerkrankung definieren, Symptome darstellen und die aus der Krankheit resultierenden Bedürfnisse der Betroffenen darstellen. Im nächsten Schritt werde ich mich der tiergestützten Therapie und der Beziehung zwischen Mensch und Tier widmen. Im letzten Schritt, werde ich die Demenz mit der tiergestützten Therapie in Verbindung bringen und überprüfen, inwiefern die tiergestützte Therapie im Altenpflegeheim bei den Demenzerkrankten anwendbar ist und welche Auswirkungen diese Form der Therapie im Bezug auf die Hypothese mit sich bringt.
2 Hauptteil
2.1 Definition Demenz
In Deutschland sind 13,3% der 80- bis 84-Jährigen von Demenz betroffen. Von den 85- bis 89- Jährigen sind es bereits 23,9%, was ca. 256.000 Erkrankte macht. Weltweit sind es rund 24 Millionen Erkrankte und diese Zahl wird sich voraussichtlich bis auf über 80 Millionen Erkrankte im Jahr 2050 erhöhen (vgl. Maier, Schulz, Weggen, Wolf, 2010, 2011, S.22f.). Das Demenzsyndrom beschreibt eine längerfristige Beeinträchtigung unterschiedlicher geistiger Leistungen, die nicht der üblichen Altersnorm entsprechen. Dadurch kommt es zu einem schlechteren Leistungsniveau des demenziell erkrankten Menschen. Außerdem ist der berufliche oder soziale Alltag beeinträchtigt. Dieser Zustand muss mindestens 6 Monate anhalten, um von einem Demenzsyndrom sprechen zu können. Es wird zwischen einer „primären“ und „sekundären“ Demenzform unterschieden. Eine „primäre“ Demenzform sieht den Ursprung der Erkrankung in ursächlichen Veränderungen im Gehirn. Dazu zählt die Alzheimer-Krankheit, die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz, die Frontotemporale Demenz und neurologische Erkrankungen. Im Gegensatz dazu, wird der Ursprung der „sekundären“ Demenzerkrankung in anderen Krankheiten gesehen oder Ursachen zugeschrieben, die das Gehirn nicht betreffen. Dazu zählen Schädel-Hirn-Traumata, Infektionen, Tumore, Alkohol, Hydrozephalus, Medikamente und Stoffwechselstörungen (vgl. Kastner & Löbach, 2007, S.9). Es gibt 50 verschiedene Demenzformen. Der Krankheitsverlauf ist trotz zwischenzeitlicher Erholungsphasen, kleinen Besserungen oder eines vorübergehendes Stillstandes der Krankheit, fortschreitend (vgl. Maier et al., 2010, 2011, S.12). Die Versorgung und Betreuung demenziell erkrankter Menschen spielt eine sehr große Rolle in der zukünftigen Gesundheits- und Pflegepolitik und stellt eine große fachliche und versorgungspolitische Herausforderung dar. Die meisten Erkrankten sind gar nicht oder nur eingeschränkt therapierbar, obwohl das Wissen um therapeutische Interventionen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. In der Demenzbehandlung gibt es die Möglichkeit der medikamentösen Therapie und der nicht-medikamentösen Interventionen. „Bis heute ist es nicht möglich, die Demenz zu heilen. Daher liegen die Ziele aller therapeutischen Maßnahmen in der Linderung der Symptomatik und der Verzögerung des fortschreitenden degenerativen Prozesses, um den Betroffenen so lange wie möglich, Lebensqualität und Wohlbefinden zu erhalten.“ (Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.21f.).
2.1.1 Symptome der Demenz
Die Demenzsymptome unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, betreffen jedoch häufig und früh das Gedächtnis. Manche Betroffene sind in der Lage, ihre Krankheitssymptome aufgrund, von zum Beispiel einem hohen Bildungsniveaus, zu kompensieren. Die Demenz wird allerdings auch bei ihnen, meist spät und bereits fortgeschritten festgestellt.
Typische Symptome der Demenz sind die Verschlechterung des Erinnerungsvermögens, des Kurzzeitgedächtnisses, Orientierungsstörungen, Sprachstörungen, Beeinträchtigung der Konzentration und Denkprozesse, sowie Verhaltensauffälligkeiten und psychische Veränderungen (vgl. Maier et al., 2010, 2011, S.13-16). Im Folgenden werden die psychischen Symptome genauer erläutert. Psychische Symptome sind bei demenziell erkrankten Menschen nicht konstant. Sie können sich beispielsweise zurückbilden oder sich verändern und hängen nicht direkt mit dem Fortschreiten der Krankheit zusammen. Psychische Symptome bei Demenzerkrankungen können Angst, Misstrauen, Furcht, Depressivität, Verkennung, Halluzination und Frustration sein. Zu den Ängste zählen oftmals die Angst vor Dunkelheit, dem Alleinsein, der Angst verlassen zu werden oder der Angst vor großen Räumlichkeiten. Die Biografie des Erkrankten steht auch oft mit Ängsten in Zusammenhang und kann hierbei Aufschluss geben. Bei der Depressivität muss entschieden werden, ob diese durch die Demenz entstanden ist oder als eigenständige Erkrankung zu verstehen ist (vgl. Kastner & Löbach, 2007, S.14).
2.1.2 Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen
Soziale Bindung und Kommunikation bilden für demenziell erkrankte Menschen wichtige Bedürfnisse. Darunter sind Zugehörigkeit, sozialer Kontakt, Nähe, Zuneigung und das Vertrauen zu anderen zu verstehen. Betroffene wünschen sich, am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen und nicht ausgegrenzt zu werden. Sie wollen zum Beispiel Aufgaben übernehmen, Selbstständigkeit zeigen und frei in ihren Entscheidungen bleiben. Anerkennung, Lob und Selbstbestätigung von der Umwelt sind ihnen sehr wichtig. Gerade bei einer mittelschweren bis schweren Demenz besteht ein Interesse und Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Körperkontakt, sowie ein Interesse und Bedürfnis im Bereich der Fein- und Grobmotorik. Dieses Interesse äußert sich zum Beispiel im Suchen und Kramen in Schränken oder Schubladen. Das kann als Beschäftigungsimpuls verstanden werden. Trotz allem ist Liebe eins der wichtigsten Bedürfnisse eines demenziell Erkrankten. Die Bedürfnisse eines Demenzerkrankten unterscheiden sich nicht von denen eines anderen Menschen. Jedoch entstehen Schwierigkeiten diese Bedürfnisse und Wünsche eines Demenzerkrankten zu erfüllen. Diese Schwierigkeiten entstehen durch begrenzte Interaktionsmöglichkeiten zwischen Personal, Angehörigen und dem Erkrankten (vgl. Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.61f.).
Die Versorgungslage von demenziell erkrankten Menschen bekommt immer mehr Aufmerksamkeit, dennoch ist sie noch nicht zufriedenstellend. Aufgrund dieser Tatsache kommt die Frage auf, inwieweit Tiere in der Lage sind, die Bedürfnisse der Erkrankten angemessen zu erfüllen (vgl. Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.62).
2.2 Definition tiergestützte Therapie
Unter dem Überbegriff der „tiergestützten Therapie/ tiergestützten Aktivitäten“ haben sich gesundheitsfördernde Auswirkungen von der Mensch-Tier-Beziehung zu einem Forschungsfeld entwickelt. Aus der Psychologie ist bekannt, dass sichere und stabile Bindungen wichtig für die menschliche Psyche und Gesundheit sind. Diese Bindungen resultieren aus Vertrauen, Achtung und Zuneigung und sind wichtig, für die Entwicklung von Gefühlen und sozialen Kompetenzen. So kann ein erfülltes Leben ermöglicht werden. Bereits im 9. Jahrhundert wurden Tiere, im Rahmen des sogenannten „Therapie naturelle“, therapeutisch in Belgien eingesetzt. Die tiergestützte Therapie soll einen Therapeuten nicht ersetzen, sondern diesen als natürlichen Helfer unterstützen. Ein Ziel der tiergestützten Therapie ist es, ein Tier einzusetzen, welches den gesunden Ausdruck von Gefühl und Wärme fördern, sowie die verbale Kommunikation verstärken soll.
1977 wurden, mit der Gründung der Delta Society in den USA, Standards und Richtlinien eingeführt, die sich mit der Beziehung zwischen Tierhaltern, Tieren und Pflegepersonen befassen. Hierbei wird zwischen zwei Bereichen unterschieden: Die AAA (Animal-assisted Activities) und die AAT (Animal-assisted Therapy). Die AAA betrachtet ein Zusammentreffen von Mensch und Tier, welches spontan und ungezwungen passiert und kein bestimmtes Ziel befolgt. Hierbei ist die gemeinsame Aktivität des Menschen und des Tieres im Vordergrund. Im Gegensatz dazu, beschreibt die AAT eine Ausrichtung auf ein konkretes Ziel. Das Tier ist hier ein Bestandteil eines therapeutischen Konzeptes und Behandlungsprozesses. Verhaltensweisen des zu therapierenden werden hier mithilfe des Tieres und eines ausgebildeten Therapeuten gefördert und unterstützt oder abgewandelt.
Zur tiergestützten Therapie sollen lediglich domestizierte Tiere eingesetzt werden, da diese dazu befähigt sind, mit Menschen und deren verschiedenen Verhaltensweisen umgehen zu können. Herangezogen werden Hunde, Katzen, Vögel, Kaninchen, Pferde, Schafe, Ziegen und Schweine. Hunde nehmen eine zentrale Rolle in der tiergestützten Therapie ein, da sie sich für eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten eignen (vgl. Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.33-37). Die Kommunikation der Tiere findet lediglich über ihre Körpersprache und Laute statt. So kommunizieren sie mit Artgenossen genauso wie mit Menschen. Auch eine „fühlbare Sprache“ entsteht durch Berührungen. Hierbei werden nicht Sachverhalte vermittelt, sondern viel mehr Wünsche, Bedürfnisse, Gemütszustände, Emotionen und Verbundenheit mit anderen ausgedrückt (vgl. Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.11).
2.2.1 Beziehung zwischen Mensch und Tier und deren Wirkung
Beziehung zwischen Menschen und Tieren sind vergleichbar mit zwischenmenschlichen Beziehungen, da eine Bindung entstehen kann. Jedoch ersetzt diese Beziehung keine zwischenmenschliche Beziehung. Vielmehr wird durch den Tierkontakt der Kontakt zu anderen Menschen gefördert (vgl. Schlappack, 1998, S.11).
Die Mensch-Tier-Beziehung hat eine Reihe an positiven physisch/physiologischen Wirkungen. Unter anderem die Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems oder die Entspannung der Muskulatur. Eine Verbesserung der Gesundheit ist aufgrund der motorischen Aktivierung und Bewegung in der Natur auch möglich. Eine mentale und psychologische Wirkung ist, dass das Gedächtnis des Menschen angeregt wird (vgl. Hegedusch & Hegedusch, 2007, S.47f.).
Die Fürsorge und Liebe, die in einer Beziehung zwischen Mensch und Tier
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