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"Die Schöpfung"

Aus: Flügel auf! Novellen

Title: "Die Schöpfung"

Classic , 2008 , 25 Pages

Autor:in: Ilse Frapan (Author)

German Studies - Modern German Literature
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Erstmalig erschienen 1895. Auszug: Aus den Hinterthüren des Stuttgarter Hof-Theaters, die in den dichten Baumgang zum Park münden, traten die Schauspieler; die Probe war zu Ende. Die Damen, meist noch in bescheidener Morgen-Toilette, eilten mit gesenkten Köpfen, gleichsam incognito, durch die unscheinbarsten Sträßchen ihren Wohnungen zu, während die männlichen Kollegen, laut perorirend, in Gruppen gingen, um hier mit königlicher Herablassung einen Gruß zu erwidern, dort vor einem schnell und unhörbar daher galoppirenden Offizier mit gerunzelter Stirn auf die Seite zu springen. Als letzter trat der Souffleur auf die Straße, ein graues, verwittertes Männchen, dessen schmalschnabeliger Hahnenkopf mit den kleinen, schwarzen, hurtig herumrollenden Augen, dem gesträubten, grauen Schnauz mit dem schwarzen Flecken darin, just unter der Nase, und dem Nackengelock auf dem grünlich schimmernden Rockkragen, den Besuchern des Schloßplatzes eine wohlbekannte und oft belächelte Erscheinung war.»Grieß Gott, Herr Schaible, jetz’, Sie werdet a Freud’ habe«rief es ihn mit rauher Stimme, aber in freundlichem Ton von einer Bank her an; ein dicker, pelzbesetzter Seidenklumpen, aus dem nur ein großes, rothes Gesicht hervorguckte, wälzte sich mühsam auf die Seite, um ihm die Hand hinzustrecken. Der Souffleur erhob den Kopf, aber ohne den sonderbar pfiffigen und pikanten Ausdruck, der ihm sonst eigen war.»Sie kommt nicht,«sagte er kopfschüttelnd.»Wenn nur erst meine Frau wüßt’ Eben hab’ ich den Brief –

Excerpt


Aus den Hinterthüren des Stuttgarter Hof-Theaters, die in den dichten Baumgang zum Park münden, traten die Schauspieler; die Probe war zu Ende. Die Damen, meist noch in bescheidener Morgen-Toilette, eilten mit gesenkten Köpfen, gleichsam incognito, durch die unscheinbarsten Sträßchen ihren Wohnungen zu, während die männlichen Kollegen, laut perorirend, in Gruppen gingen, um hier mit königlicher Herablassung einen Gruß zu erwidern, dort vor einem schnell und unhörbar daher galoppirenden Offizier mit gerunzelter Stirn auf die Seite zu springen. Als letzter trat der Souffleur auf die Straße, ein graues, verwittertes Männchen, dessen schmalschnabeliger Hahnenkopf mit den kleinen, schwarzen, hurtig herumrollenden Augen, dem gesträubten, grauen Schnauz mit dem schwarzen Flecken darin, just unter der Nase, und dem Nackengelock auf dem grünlich schimmernden Rockkragen, den Besuchern des Schloßplatzes eine wohlbekannte und oft belächelte Erscheinung war.»Grieß Gott, Herr Schaible, jetz’, Sie werdet a Freud’ habe«rief es ihn mit rauher Stimme, aber in freundlichem Ton von einer Bank her an; ein dicker, pelzbesetzter Seidenklumpen, aus dem nur ein großes, rothes Gesicht hervorguckte, wälzte sich mühsam auf die Seite, um ihm die Hand hinzustrecken. Der Souffleur erhob den Kopf, aber ohne den sonderbar pfiffigen und pikanten Ausdruck, der ihm sonst eigen war.»Sie kommt nicht,«sagte er kopfschüttelnd.»Wenn nur erst meine Frau wüßt’ Eben hab’ ich den Brief – .«Er drückte mit dem Finger auf die Brusttasche, in der es knitterte; man hätte meinen können, er habe dort eine Stelle, die ihn schmerze.

»Aber Aber Warum? Wenn mer frage darf? Ist mir aber leid«staunte die dicke Frau, einst eine hochgefeierte Tänzerin des Hof-Theaters. Schaible blickte verstört vor sich hin.»Ja, ja, mir ist’s nur um meine Alte, – die schläft schon seit vierzehn Tagen nimmer Nun, – nun, – was ist zu machen? Nichts zu machen«Er griff den Hut und schoß plötzlich davon über den heiteren, belebten Schloßplatz, der an diesem Gründonnerstage so frühlingsmäßig aufgeräumt aussah. Ostern fiel früh, noch in den März dieses Jahres, und doch war schon alles so staunenswerth vorgeschritten. Wie hatte er sich auf dem Herweg an dem Dufte der frisch bestellten, sauber gelockerten Beete, an den neu ergrünenden Rasenflecken gefreut, wo neben der winterlichen Krähe schon ein blankes, blauglänzendes Starenmännchen gärtnern ging.»Soweit ist’s in Frankfurt sicher nicht, die Lotte würd’ eine Freud’ haben, – muß es doch meiner Frau sagen, daß dem Kind seine Primeln vor dem Schloß in voller Blüthe sind.«

Häufig gestellte Fragen

Worum geht es in dem Textauszug?

Der Textausschnitt beschreibt die Reaktion des Souffleurs Schaible und seiner Frau auf die Nachricht, dass ihre Tochter Lotte nicht zu Besuch kommen kann und eine junge Frau namens Emilie sich ertränkt hat. Der Text erfasst die Emotionen und Sorgen der Eltern im Zusammenhang mit der Trennung von ihrer Tochter und dem tragischen Ereignis.

Wer sind die Hauptfiguren in diesem Auszug?

Die Hauptfiguren sind der Souffleur Schaible, seine Frau und ihre Tochter Lotte. Erwähnt wird auch Emilie Leuthäuser, deren tragischer Tod die Familie erschüttert.

Was sind die zentralen Themen des Textes?

Zentrale Themen sind die Elternliebe und die Sorge um das Wohl des Kindes, die Trennung und das damit verbundene Heimweh, das Hadern mit unbeeinflussbaren Umständen und der Umgang mit Verlust und Tragödie.

Warum kann Lotte ihre Eltern nicht besuchen?

Lotte kann ihre Eltern nicht besuchen, weil ihr strenger Gesangslehrer keine Ferien gewähren will und das Reisegeld von dem Konzertträger zurückgeschickt wurde, da dieser meint, sie solle noch ein Jahr warten, bevor sie reist.

Wie reagieren Schaible und seine Frau auf die Absage von Lottes Besuch?

Schaible ist enttäuscht und besorgt um seine Frau, da er befürchtet, sie werde die Trennung von Lotte nicht gut verkraften. Seine Frau ist untröstlich und ringt mit dem Verlust der Vorfreude. Ihre Gesundheit ist anfällig für Aufregung.

Welche Bedeutung hat der Gründonnerstag in der Geschichte?

Der Gründonnerstag markiert den Zeitpunkt, an dem Schaible die Nachricht erhält. Er sollte ein Tag der Vorfreude auf Ostern und den Besuch der Tochter sein, wird aber stattdessen von Enttäuschung und Trauer überschattet. Das Frühlingshafte des Tages steht im Kontrast zu der düsteren Stimmung.

Was erfahren wir über die Beziehung zwischen Schaible und seiner Frau?

Schaible und seine Frau sind einander sehr verbunden und teilen die Sorge um ihre Tochter. Sie sind beide sehr anspruchslos für sich selbst, leben aber für das Wohl ihrer Tochter Lotte. Beide sind sehr emotional und werden stark von äußeren Einflüssen beeinflusst.

Wer ist Emilie Leuthäuser und welche Rolle spielt sie in der Geschichte?

Emilie Leuthäuser war ein junges Mädchen, das sich ertränkt hat. Ihr Tod erschüttert Schaible und seine Frau, insbesondere weil Emilie im gleichen Alter wie ihre Tochter Lotte war. Ihr Tod unterstreicht die Zerbrechlichkeit des Lebens und die Sorgen der Eltern um das Wohl ihrer Kinder.

Was plant Schaibles Frau für Gründonnerstag?

Schaibles Frau plant, "Laubfrösche" (Spinatgericht) zu kochen, da Gründonnerstag "seinem Namen alle Ehre macht". Dies ist ein besonderes Gericht, auf das sie sich vorbereitet hat.

Wie wird die finanzielle Situation der Familie dargestellt?

Die finanzielle Situation der Familie wird als bescheiden dargestellt. Schaible ist Souffleur, und das Geld, das er verdient, reicht kaum aus. Sie verzichten auf vieles für sich selbst, um ihre Tochter zu unterstützen.

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Details

Title
"Die Schöpfung"
Subtitle
Aus: Flügel auf! Novellen
Author
Ilse Frapan (Author)
Publication Year
2008
Pages
25
Catalog Number
V120155
ISBN (eBook)
9783640234318
ISBN (Book)
9783640234561
Language
German
Tags
Schöpfung
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Ilse Frapan (Author), 2008, "Die Schöpfung", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120155
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