Diagnostischer Prozess am Fallbeispiel einer Depression. Mögliche Einflussdeterminanten von psychischen Störungen

Anhand eines Fallbeispiel eines depressiv Erkrankten


Einsendeaufgabe, 2020

24 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anlagenverzeichnis

1 Textteil zu Aufgabe 1

2 Textteil zu Aufgabe 2

3 Textteil zu Aufgabe 3

Anlagen

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Resilienz, Risiko- und Schutzfaktoren bei
Krisen ...…..

Abbildung 2: Risiko- und Schutzfaktoren am Beispiel der Entstehung psychotroper
Substanzstörung durch illegale Drogen ..

Abbildung 3: Das biopsychosoziale Modell zum Verständnis psychischer Störungen
respektive Gesundheit

Abbildung 4: Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Anlagenverzeichnis

Anlage 1: Beispielfragen zu Ressourcen

1 Textteil zu Aufgabe 1

Mit Risiko- und Schutzfaktoren im Sinn gesundheitsfördernder und-erhaltende Faktoren setzte sich bereits der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky auseinander. In den 70er Jahren stellte er der pathogenetischen Sicht sein Paradigma der Salutogenese als „Entstehung von Gesundheit“ gegenüber (Blickhan, 2015, S. 36). Für ihn ist die Person selbst Quelle gesundheitsfördernder Faktoren, wie die jeweilige internale Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeit oder Optimismus. Die Begriffe Schutzfaktoren und Ressourcen werden oft synonym verwendet. Sie werden gemäß Grawe (1998, zitiert nach Wüsten, 2015) als „[…]Aspekt des seelischen Geschehens und darüber hinaus der gesamten Lebenssituation eines Patienten aufgefasst“ (S. 8). Schutzfaktoren können Ziele, Wünsche, Interessen, Überzeugungen oder Einstellungen einer Person umfassen. Sie schließen den Interaktionsstil oder physische Merkmale wie Aussehen, Kraft oder Ausdauer eines Individuums mit ein. Ressourcen können demgegenüber auch als Schutzfaktoren aus der Umwelt hervorgehen, wie soziale Unterstützung, Integration und Status aber auch die finanzielle Sicherheit einer Person (Blickhan, 2015, S. 36–37). Diese Schutz- oder protektive Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bewältigung von Stress und können dazu beitragen, dass Belastungen und Risikofaktoren gar nicht erst zu Störungen führen. Faltermaier (2005) sieht speziell Gesundheitsressourcen, als die […] dann dauerhaft verfügbaren Kräfte oder Merkmale einer Person, sozialen Gruppe oder Umwelt, die eine positive Einflussnahme auf das Gesundheitskontinuum ermöglichen oder erleichtern können. […] Ressourcen stellen keinen direkten Einfluss auf Gesundheit dar, aber indirekt ermöglichen oder erleichtern sie diesen. Somit ist zu unterscheiden zwischen dem Potential an Ressourcen und ihrer Mobilisierung. (S. 157)

Aus salutogenetischer Sicht wird beurteilt, welche Schutzfaktoren eine Person braucht, um eine psychische Störung zu bewältigen. Sie lassen sich grob in biologische und psychosoziale Wirkfaktoren unterscheiden. Caspar et al. (2018) unterteilt sie detaillierter in vier Untergruppen:

1. Kenntnisse und Fähigkeiten (z.B. hilfreiche Copingstrategien).
2. Beziehungen und soziale Unterstützung (z.B. soziales Netzwerk wie Freunde).
3. Motivation und Werte (z.B. sinnstiftende Überzeugungen die für die Therapie hilfreich sind).
4. Unbelastete Lebensbereiche (z.B. Arbeitsplatz, Hobbies) (S. 20).

In Zusammenhang des Konzepts von Risiko- und Schutzfaktoren taucht der Begriff der Resilienz auf. Resilienz stammt aus dem Englischen resilience und versteht die Widerstandsfähigkeit einer Person, sich dank internaler oder externaler Ressourcen an widrige Lebensumstände positiv anzupassen; teils wird sie als Gegenteil von Vulnerabilität gesehen. Voraussetzungen für Resilienz sind eine belastende Situation und die erfolgreiche Bewältigung dieser. Resilienz baut auf einer Reihe von Schutzfaktoren auf, die sich als Lernerfahrung von Kindheit an entwickeln, d.h. es ist ein dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess. Somit ist Resilienz nicht stabil, sondern variiert über verschiedene Lebenssituationen und -bereiche, als auch über die Zeit hinweg und ist sehr individuell (Caspar et al., 2018, S. 51–52; Wirtz, 2017, S. 1442; Wittchen & Hoyer, 2011, S. 22).

Wenn Schutzfaktoren und Resilienz auf der einen Seite zusammenspielen, stehen demgegenüber interne und externe Risikofaktoren und Fehlanpassung einer Person auf der anderen Seite. Risikofaktoren sind „Bedingungen, die die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklungsabweichung erhöhen und dadurch eine Störung begünstigen […]“(Petermann et al., 2018, S. 123). Interne Risikofaktoren ‚kommen aus der Person selbst‘; beispielsweise prä-/ peri- und postnatale Komplikationen, ungünstige Genetik oder ein schwieriges Temperament. Externe Risikofaktoren rühren aus der Umwelt, den psychosozialen Stressoren oder sozialem Umfeld. In Bezug auf die Entwicklungspsychopathologie wirken sich sogenannte distale Risikofaktoren indirekt auf die Entwicklung aus, während sich proximale Risikofaktoren auf Auffälligkeiten im Kommunikationsstil und Erziehungsverhalten Eltern-Kind beziehen. Sie wirken demnach direkt auf die Entwicklung eines Kindes. Risikofaktoren belasten eine Person – je mehr Risikofaktoren sich kumulieren, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit an einer psychischen Störung zu erkranken. Empirisch sei hier auf die Isle-of-Wight-Studie von Rutter (1989) verwiesen. Als erste großangelegte psychiatrische Risikostudie gelang sie zu folgendem Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit bei keinem oder einem bestehenden Risikofaktor eine psychische Störung zu entwickeln liegt bei 2%, bei zwei bis drei Risikofaktoren erhöht sich diese um vier Prozentpunkte. Bei vier Risikofaktoren war schon jeder fünfte betroffen (Petermann et al., 2018, S. 124-124; Wittchen & Hoyer, 2011, S. 293).

Abbildung 1 veranschaulicht das Zusammenspiel von Risiko-, Schutzfaktoren und Resilienz. Resilienz kann als Art Konsequenz von Schutzfaktoren betrachtet werden: Risiken oder Belastungen werden zwar nicht beseitigt, dem Individuum wird aber ermöglicht, wirkungsvoll und gesund damit umzugehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Resilienz, Risiko- und Schutzfaktoren bei
Krisen.

(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Blattner, 2017)

Das ätiologische Modell der Risiko- und Schutzfaktoren wird in Abbildung 2 anhand des Beispiels einer Störung durch den schädlichen Gebrauch illegaler Drogen (psychotrope Substanzen) verdeutlicht. Es zeigt, dass einzelne Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zum Drogenkonsum bzw. einer substanzbezogenen Störung kommt; demgegenüber stehen Schutzfaktoren, die eine Störung abwehren. Dieser Ansatz wurde in den letzten Jahren auch insbesondere zur Erstellung von Konzepten der Prävention psychotroper Substanzen herangezogen (Reinecker, 2003, S. 339).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Risiko- und Schutzfaktoren am Beispiel der Entstehung psychotroper Substanzstörung durch illegale Drogen.

(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Reinecker, 2003, S. 339; Rolfe, 2019, S. 106)

Seit Antonovskys Paradigma der Salutogenese finden sich immer mehr Forschungen in Richtung gesundheitsfördernder Schutzfaktoren oder Resilienz. Die Längsschnittstudie von Emmy Werner wird als sehr bedeutend auf diesem Gebiet angesehen. Sie wird seit den 50er Jahren auf Kauai durchgeführt. Von der pränatalen Phase an bis hin ins Erwachsenenalter werden Individuen auf ihre physische, kognitive und soziale Entwicklung hin untersucht. Eckdaten sind wie folgt: Stichprobengröße n= 698; Messzeitpunkte: t0 (pränatal), t1=1. Lebensjahr, t2= 2. Lebensjahr, t3= 10. Lebensjahr, t4=18. Lebensjahr, t5= 31./32. Lebensjahr und t6 = 40. Lebensjahr. Aus einer biopsychosozialen Herangehensweise holt Werner umfassende Daten ein. Sie definiert ein Drittel der Stichprobe als Risikogruppe, d.h. jene Kinder sind bereits ab dem 2. Lebensjahr vier oder mehr psychosozialen Risikofaktoren ausgesetzt (z.B. geburtsbedingte Komplikationen, familiäre Disharmonie oder Armut). Erstaunlicherweise entwickelt sich ein Drittel jener Risiko-Kinder trotz massiver Belastungen zu ‚normalen‘ störungsfreien Personen; vielmehr noch zeichnen sie sich durch eine positive, optimistische und verantwortungsvolle Lebenseinstellung aus. 10% der Gesamtstichprobe zeigt sich trotz mehrerer Risikofaktoren als resilient und Werner bezeichnet diese Kinder invulnerabel und verweist damit auf deren besondere psychische Widerstandsfähigkeit. Werner belegt demnach auch Antonovskys salutogenetische Sichtweise, dass Widerstandsressourcen für eine positive Entwicklung im Kindes- und Jugendalter bis hin ins Erwachsenendasein verantwortlich sind. Diese Schutzfaktoren können, wie auch für die Risiko-Kinder der Kauai Studie geltend, folgendermaßen aussehen:

- Stabile emotionale Beziehung zur Versorgungsperson.
- Eine stete Unterstützung der Bindungsperson, die in der Stärkung des Vertrauens des Kindes resultiert.
- Soziale Unterstützung der Umwelt und Rollenmodelle, die einen konstruktiven Bewältigungsstil vorleben.
- Kognitive Kompetenzen, wie realistische Zukunftsaussichten, durchschnittliche Intelligenz, adäquate Kommunikationsfähigkeiten.
- Temperamentseigenschaften wie Impulskontrolle oder Flexibilität, was eine effektive Bewältigung begünstigt.
- Aktives Coping bei der Problembewältigung.
- Kohärenzsinn und Erfahrung von Selbstwirksamkeit, positivem Selbstkonzept sowie Selbstvertrauen.

Mit zunehmender Forschungsaktivität und Ausdehnung der Resilienzforschung auf Erwachsene in den Jahren danach, zeigt sich, dass selbst nach desolaten Ereignissen gut 50% der Betroffenen psychisch stabil bleiben. Aus pathogenetischer Sicht scheint die Bewältigungsfähigkeit lange unterschätzt worden zu sein. Resilienz im Sinne von Stress-Resistenz kommt laut Arbeitsgruppe um den Forscher Bonanno (2004) als häufigste Art von Resilienz vor.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Diagnostischer Prozess am Fallbeispiel einer Depression. Mögliche Einflussdeterminanten von psychischen Störungen
Untertitel
Anhand eines Fallbeispiel eines depressiv Erkrankten
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen  (Psychologie)
Veranstaltung
Klinische Psychologie Grundlagen
Note
1.0
Autor
Jahr
2020
Seiten
24
Katalognummer
V1202105
ISBN (eBook)
9783346648631
ISBN (Buch)
9783346648648
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diagnostischer Prozess. Fallstudie. Risiko- / Schutzfaktoren., Einfluss sozialer Unterstützung und dysfunktionaler Kognitionen auf psychische Störungen
Arbeit zitieren
Silke Brunner (Autor:in), 2020, Diagnostischer Prozess am Fallbeispiel einer Depression. Mögliche Einflussdeterminanten von psychischen Störungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1202105

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