Privatisierung ist eine der umstrittensten Wirtschaftsmaßnahmen der heutigen Zeit.
Die mit ihr verbundenen Chancen, aber auch Risiken wurden und werden stets kontrovers diskutiert. Befürworter von Privatisierungen betonen stets die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern, ein größeres Angebot zu schaffen und um einen freien Markt zu etablieren. Privatisierungskritiker wiederum argumentieren, dass Privatisierungen keineswegs Verbesserungen, sondern Preissteigerungen, steigende Arbeitslosenzahlen und Qualitätsverluste nach sich ziehen (vgl. Tittor 2005: 40). Beide Positionen haben ihre Berechtigung, da Privatisierungen ein zweischneidiges Vorhaben sind, welches positive aber auch negative Ergebnisse erzeugen kann. Dieser Ambivalenz entspringt auch das Forschungsinteresse dieser Analyse, welche nach den Gründen für oder gegen eine Privatisierung fragt. Warum werden in manchen Ländern Privatisierungen durchgeführt und in anderen keine? Welche politischen, wirtschaftlichen und institutionellen Faktoren spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine Privatisierung eine Rolle?
Es gibt eine Reihe von Erklärungsmodellen in der Politikwissenschaft und in der Wirtschaftswissenschaft, die versuchen diese Fragen zu beantworten.
In dieser Arbeit werden einige der bekanntesten Erklärungsansätze zur Analyse herangezogen, zum Beispiel der ökonomische Ansatz, der Privatisierungen auf finanzielle Abwägungen zurückführt.
Da aber nicht nur wachsende wirtschaftliche Schwierigkeiten zur Privatisierung staatlichen Eigentums führen, sondern auch parteipolitische Präferenzen und Strategien (vgl. Boix 1997: 476), wird auch ein ´politischer´ Erklärungsansatz Anwendung finden.
Nachdem wichtige Begriffe definiert wurden und der theoretische Bezugsrahmen geschlossen wurde, wird dann die Erklärungskraft der vorgestellten Ansätze anhand zweier Fallbeispiele vergleichend analysiert. Zum einen wird die Privatisierung der Wasserversorgung in Bolivien und zum anderen die Beibehaltung der öffentlichen Wasserversorgung in Uruguay untersucht. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse diskutiert und in Form eines Fazits zusammengefasst.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition: Privatisierung
- 3. Erklärungsmodelle
- 3.1. Verlangsamtes Wachstum und Finanzkrise
- 3.2. Parteien-Differenz Hypothese
- 4. Fallbeispiele
- 4.1. Bolivien
- 4.1.1. Die Wasserversorgung in Bolivien
- 4.1.2. Theoretische Überprüfung
- 4.2. Uruguay
- 4.2.1. Die Wasserversorgung in Uruguay
- 4.2.2 Theoretische Überprüfung
- 4.3. Kritische Diskussion der Ergebnisse
- 4.1. Bolivien
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für und gegen Privatisierungen in verschiedenen Ländern. Sie analysiert, welche politischen, wirtschaftlichen und institutionellen Faktoren die Entscheidung für oder gegen eine Privatisierung beeinflussen. Die Arbeit vergleicht zwei Fallbeispiele – die Privatisierung des Wassersektors in Bolivien und die Beibehaltung der öffentlichen Wasserversorgung in Uruguay – um die Erklärungskraft verschiedener theoretischer Ansätze zu überprüfen.
- Vergleichende Analyse der Privatisierung des Wassersektors in Bolivien und Uruguay
- Bewertung verschiedener Erklärungsmodelle für Privatisierungen
- Einfluss politischer, wirtschaftlicher und institutioneller Faktoren
- Analyse der Kosten-Nutzen-Kalkulation bei Privatisierungsentscheidungen
- Untersuchung des Wassersektors als „good of commons“
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in die Thematik der Privatisierung und deren kontroverse Diskussion. Formulierung der Forschungsfrage nach den Gründen für oder gegen Privatisierungen. Vorstellung der verwendeten Erklärungsansätze.
Kapitel 2 (Definition: Privatisierung): Klärung des Begriffs „Privatisierung“ unter Berücksichtigung verschiedener Definitionen und Abgrenzungen, inklusive der Unterscheidung zwischen formaler und materieller Privatisierung.
Kapitel 3 (Erklärungsmodelle): Darstellung verschiedener Erklärungsansätze für Privatisierungen, einschließlich akteurszentrierter, struktureller und institutioneller Ansätze. Einführung der Theorie der Net-Political-Benefits für Entwicklungsländer.
Kapitel 4 (Fallbeispiele): Vergleichende Analyse der Wasserversorgung in Bolivien (Privatisierung) und Uruguay (öffentliche Versorgung). Theoretische Überprüfung der Fallbeispiele anhand der vorgestellten Erklärungsmodelle.
Schlüsselwörter
Privatisierung, Wassersektor, Bolivien, Uruguay, Entwicklungsländer, Erklärungsmodelle, politische Ökonomie, Kosten-Nutzen-Analyse, „good of commons“, öffentliche Versorgung, Verfügungsrechte.
- Citar trabajo
- Eva Hein (Autor), 2008, Privatisierung - Warum führen einige Länder Privatisierungen durch und andere Länder nicht?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120337