Das keynesianische Modell besitzt eine Philosophie, in der die Welt "nicht so glatt" gesehen wird wie in den mikroökonomischen Modellen. Psychologie, Unsicherheit, Erwartungen und weitere Marktunvollkommenheiten erhalten einen höheren Stellenwert. Niemand kann in die Zukunft schauen. Sie ist einfach ungewiss. Die Menschen haben Vermutungen und Erwartungen, auf deren Grundlage sie ihre wirtschaftlichen Entscheidungen treffen. Aber die Entscheidungen mögen nicht aufeinander abgestimmt sein, weil sie falsche Erwartungen haben. Es lässt sich auch in Zweifel ziehen, ob die simultanen Entscheidungen von Millionen von Wirtschaftssubjekten praktisch jemals so weitgehend miteinander kompatibel sein können, dass sich ein gesamtwirtschaftliches Vollbeschäftigungsgleichgewicht einstellen kann. Für Keynes war das nicht die Normal-, sondern die Ausnahmesituation. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick des keynesianischen Modells zu geben. Diese Analyse bietet die Möglichkeit, aufgestellte Theorien mit den realen Entwicklungen zu vergleichen. Dabei werden die jeweils vorherrschenden Auffassungen in den entsprechenden Situationen erörtert und die im Laufe der Zeit schrittweise gewonnenen Erkenntnisse dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Keynesianische Theorie
2.1 Effektive Nachfrage
2.1.1 Konsumnachfrage
2.1.2 Investitionsfunktion
2.2 Einkommen-Ausgaben-Modell
2.3 Multiplikatorprinzip
2.3.1 Negative Multiplikatorwirkungen
2.3.2 Die Höhe des Multiplikator
3 Der Exportmultiplikator
4. Fazit. Kritisches zum Multiplikator
5. Literaturverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Das keynesianische Modell besitzt eine Philosophie, in der die Welt "nicht so glatt" gesehen wird wie in den mikroökonomischen Modellen. Psychologie, Unsicherheit, Erwartungen und weitere Marktunvollkommenheiten erhalten einen höheren Stellenwert. Niemand kann in die Zukunft schauen. Sie ist einfach ungewiss.
Die Menschen haben Vermutungen und Erwartungen, auf deren Grundlage sie ihre wirtschaftlichen Entscheidungen treffen. Aber die Entscheidungen mögen nicht aufeinander abgestimmt sein, weil sie falsche Erwartungen haben. Es lässt sich auch in Zweifel ziehen, ob die simultanen Entscheidungen von Millionen von Wirtschaftssubjekten praktisch jemals so weitgehend miteinander kompatibel sein können, dass sich ein gesamtwirtschaftliches Vollbeschäftigungsgleichgewicht einstellen kann. Für Keynes war das nicht die Normal-, sondern die Ausnahmesituation.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick des keynesianischen Modells zu geben. Diese Analyse bietet die Möglichkeit, aufgestellte Theorien mit den realen Entwicklungen zu vergleichen. Dabei werden die jeweils vorherrschenden Auffassungen in den entsprechenden Situationen erörtert und die im Laufe der Zeit schrittweise gewonnenen Erkenntnisse dargestellt.
2 Keynesianische Theorie
Beeindruckt durch die Geschehnisse während der Weltwirtschaftskrise veröffentlichte Keynes 1936 sein wohl bekanntesten Werk „The General Theory of Employment, Interest and Money“. Keynes ersetzte die klassischen Lehrsätze vom Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung durch die Ableitung der Möglichkeit von Unterbeschäftigungsgleichgewichten.1
Er entwickelte in seinem Buch eine Theorie der Ursachen für Arbeitslosigkeit und des wirtschaftlichen Abschwungs. Er legt dar, wie die Investitionen der Unternehmen und der Konsum der Haushalte angeregt werden, wie die Zentralbanken Einfluss auf das Geld und die Zinssätze nehmen, und warum die Wirtschaft in einigen Ländern blüht und gedeiht und in anderen stagniert.
Weiter beschäftigt er sich mit der wichtigen Rolle der staatlichen Verwaltung beim Ausgleich konjunktureller Schwankungen und stellt die Behauptung auf, dass die gezielte Anwendung einer staatlichen Fiskal – und Geldpolitik sich auf die Wirtschaftsleistung auswirken und so den Problemen von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen entgegensteuern könnte.2
Das keynesianische Modell betrachtet geräumte Märkte nicht als normalen Zustand. Im Gegenteil, es geht davon aus, dass Unternehmen über freie Kapazitäten
2.1 Effektive Nachfrage
Die Unterauslastung der Unternehmen ist auf fehlende Nachfrage zurückzuführen. Dies ist das Credo der Keynesianer. Man kann sich ganz plastisch ein Automobilwerk vorstellen, das eine Tageskapazität von dreihundert Pkw hat, in dem zur Zeit täglich aber nur zweihundert Pkw vom Band rollen. Die Manager würden die Produktion gern erhöhen, aber die Kunden fragen - aus welchen Gründen, das wird noch zu klären sein - einfach nicht genügend Fahrzeuge nach.
Im Einzelfall ist es schwierig herauszufinden, ob die Minderproduktion ihre Begründung tatsächlich in fehlender Nachfrage findet. Vielleicht ist die Konkurrenz ja einfach nur preiswerter. Vielleicht hat der produzierte Pkw ein Qualitäts- oder Imageproblem. Doch wenn die Automobilhersteller durch die Bank verlautbaren lassen, der Absatz laufe gut, aber nicht gerade sehr gut, und über Sonderrabatte nachdenken, dann spricht schon einiges dafür, dass die Nachfrage insgesamt schwach ist und dem Management eine bessere Kapazitätsauslastung sehr gelegen käme.3
2.1.1 Konsumnachfrage
Die Nachfrage nach Konsumgütern wird von zahlreichen Größen beeinflusst (es wird ausschließlich die Nachfrage der privaten Haushalte betrachtet, da die staatliche Konsumnachfrage anderen Einflussgrößen (z.B. der Situation der öffentlichen Haushalte oder fiskalpolitischen Maßnahmen) unterliegen kann) wie z.B. der Zinssatz für Konsumentenkredite, Zinssätze für verschiedene Anlageformen von Ersparnissen, das Vermögen der privaten Haushalte, Einkommenserwartungen, tatsächliche und erwartete Entwicklung der Konsumgüterpreise. Die bleiben jedoch vorerst unberücksichtigt, da die einzige bedeutsame kurzfristig veränderbare Variable unter den Bestimmungsgrößen das Realeinkommen ist. 4. Eine der zentralen Hypothesen der keynesianischen Theorie ist, dass der reale Konsum C maßgeblich vom Realeinkommen Y (verfügbaren Einkommen) abhängt. Dieser Zusammenhang wird allgemein als die „keynesianische Konsumfunktion“ bezeichnet:5
[1] C=C(Y) – Konsumfunktion (Abbildung 1)
Es ist allgemeine Lebenserfahrung, dass der Konsum mit dem Einkommen steigt. Das gilt für einzelne Wirtschaftssubjekte wie für gesamte Volkswirtschaften. Nicht ganz so selbstverständlich ist die Art und Weise, wie der Konsum mit dem Einkommen steigt. Keynes nennt es ein "fundamentales psychologisches Gesetz", dass die Konsumausgaben mit dem Einkommen nur unterproportional zunehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beispiel für eine Konsumfunktion (schematische Darstellung): Die Wurzelfunktion würde dem fundamental psychologischen Gesetz genügen.
Caut nennt man den autonomen Konsum, c ist die marginale Konsumneigung, die Steigung der Konsumfunktion angibt, Y ist das verfügbare Einkommen und C der Gesamtkonsum. (Abbildung2)
Das Sparen der Haushalte bestimmt sich demnach als Differenz von Einkommen und Konsumausgaben:
[3] S=Y-C
Diese Differenz erkennt man in der Abbildung3, die das bisherige Zahlenbeispiel fortsetzt, als vertikalen Abstand von 45°-Linie und Konsumfunktion. Da sich die beiden Geraden in Q schneiden, wird bei einem Einkommen in Höhe von 400 weder ge- noch entspart. Hier liegt die so genannte Sparschwelle. Bei geringeren Einkommen ist das Sparen negativ. In diesem Bereich befindet sich die Wirtschaft tatsächlich aber nicht. In Deutschland schwankt die durchschnittliche Sparquote - der Anteil am verfügbaren Einkommen, der gespart wird - in den letzten Jahren um 11 Prozent.
Bei höheren Einkommen ist das Sparen positiv. Bei einem Einkommen von 1200 können wir z.B. einen Konsum in Höhe von 1000 ablesen (Punkt P). Es werden also 200 gespart (Strecke RP), die als R'P' abgetragen sind. Die graphische Konstruktion der Sparfunktion bereitet offenbar keine Schwierigkeiten.6
2.1.2 Investitionsfunktion
Eine weitere wichtige Komponente neben der Konsumnachfrage ist die Investitionsnachfrage. Die privaten Investitionsentscheidungen werden von einer Vielzahl von gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten Einflussgrößen bestimmt, die in ihrer relativen Stärke kaum fassbar sind. Die Gegenwartsbezogenen Determinanten sind z.B. die Absatzlage, Kapazitätsauslastung, die Auftragslage, das Zinsniveau und der Unternehmergewinn. Die zukunftsorientierten Entscheidungsgrößen hängen mit der Amortisationsdauer und den Investitionen zusammen, wobei die Erwartungen über z.B. die Absatz-, Preis-, Gewinn-, und Zinsentwicklung hier von großer Bedeutung sind. Bei den Investitionsentscheidungen spielen auch technische Neuerungen und allgemeiner Investitionsdruck, allgemeine ökonomische Rahmenbedingungen (Steuersystem, Sozialsystem, politische Stabilität) sowie psychologische Faktoren (Stimmung, “Investitionsklima“) eine bedeutende Rolle.7
Nach keynesianischer Auffassung sind die Investitionen daher nur schwer prognostizierbar- und steuerbar., da diese Einflussgrößen eher subjektiv sind. Er hielt den Zinssatz und die effektive Nachfrage in der Zukunft für besonders wichtige Determinanten, wobei diese erwartete Größen darstellen.
Wie sich nun die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Investitionstätigkeit auswirken, betrachten wir in der Beziehung zwischen den Zinssätzen und den Investitionen. Dieser Zusammenhang ist deshalb so bedeutsam, weil der Staat primär durch sein Einwirken auf das Zinsniveau mit Hilfe geldpolitischer Maßnahmen die gesamtwirtschaftlichen Investitionen beeinflusst. Die Investitionsfunktion stellt diesen elementaren Zusammenhang dar, die das Niveau der Investitionsausgaben mit dem Zinssatz verbindet.8
[4] I = I (i)
Diese Funktion ist eine abwärts geneigte Investitionsnachfragefunktion, da die Rentabilität einer Investition zum Zinssatz (den Kapitalkosten) ein inverses Verhältnis aufweist. Die Investoren richten nun ihre Investitionsentscheidungen nun danach aus, ob ihre zu erwartende Rendite über dem Marktzins liegt (die Rendite ist abhängig von der Grenzproduktivität bzw. vom Grenzertrag des Realkapitals). Bei steigenden Zinsen sinken somit die Investitionen, da es bei hohen Zinsen weniger rentable Investitionsmöglichkeiten gibt.9
2.2 Einkommen-Ausgaben-Modell
Das Einkommens-Ausgaben-Modell veranschaulicht nun den Zusammenhang zwischen der Konsumgüternachfrage und der Investitionsgüternachfrage. Hier steht das Erreichen eines Gleichgewichts auf dem Gütermarkt im Vordergrund. Diese wird dadurch erreicht, dass das geplante Güterangebot YS der geplanten Güternachfrage YD entspricht. Wenn man, wie klassisch-neoklassischen Modell auch im einfachsten Modell auf die Berücksichtigung von Staat und Außenhandel verzichtet, so setzt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aus der Konsumgüternachfrage C und aus der Investitionsgüternachfrage I zusammen und die Gleichgewichtsbedingung lautet dann:
[5] YD = Caut · C + I
[...]
1 vgl. Völker, Gottfried E.: „Volkswirtschaftslehre: Einführung in die Mikro- und Makroökonomie“; Köln; 1999; S.34
2 vgl. Samuelson, Paul A. und Nordhaus, Williams D.: „Volkswirtschaftslehre“, Wien,1998, S. 30 verfügen. Sie könnten die Produktion kurzfristig erhöhen. Die notwendigen Arbeitskräfte stünden zur Verfügung, da Unterbeschäftigung herrscht.
3 vgl. http://www.wu-wien.ac.at/iqv/mitarbeiter/munduch/modul4.pdf
4 vgl. Dieckheuer, Gustav; „Makroökonomie“; Berlin/Heidelberg; 2003; S. 26ff
5 vgl. Fees/Tibitanzl: „Makroökonomie“; München; 1994; S 33ff
6 vgl. Fees/Tibitanzl: „Makroökonomie“; a.a.O.; S 33ff
7 vgl. Dieckheuer, Gustav; „Makroökonomie“; a.a.O.; S. 28
8vgl. Fees/Tibitanzl: „Makroökonomie“; a.a.O.; S 33ff
9 vgl. Siebert, Horst; „Einführung in die Volkswirtschaftslehre“; Stuttgart/Berlin/Köln; 1992; S 238f
- Arbeit zitieren
- Iryna Shakhray (Autor:in), 2007, Der Keynes'sche Multiplikator unter Einbezug des Außenhandels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120355
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