Diese Arbeit gibt einen Gesamtüberblick über die Geschichte der Gewerkschaften sowie ihre Strukturen in den USA und in Deutschland. Dabei werden die grundlegendsten Unterschiede aufgezeigt. In den USA dominieren seit Anfang der 30er Jahre die so genannten Filmunions, die heute eine wichtige Instanz in der amerikanischen Filmwirtschaft sind. Die Unions (alternativ auch Filmguilds genannt) besitzen heute eine so hohe Machtposition, dass man in der Filmproduktion zwischen union-movies und non-union movies unterscheidet. Die Gewerkschaftsmitglieder sind verpflichtet, Arbeitsverträge nach den Rahmenbe-dingungen der jeweiligen Filmguilds abzuschließen. Wird nur ein einziger solcher Vertrag unterzeichnet, avanciert das gesamte Projekt zum union-movie, so dass alle Teammitglieder und Schauspieler automatisch nach den Regeln der Filmguild abzurechnen sind, selbst wenn sie nicht Mitglieder sind. Dieses Prinzip ist wichtig, da die Filmguilds zugleich auch Pensions- und Gesundheitsfonds sind. Mit jedem unterzeichneten Union Vertrag sind Produzenten und Studiobosse verpflichtet, Abgaben an diese Fonds zu leisten.
Ein solches geschlossenes System existiert in Deutschland nicht. Wie im Kapitel 3 beschrieben, werden die Medienschaffenden in Deutschland durch ver.di vertreten. In dieser Einheitsgewerkschaft sind insgesamt über 700 Tätigkeitsbereiche organisiert. Da sich die-se Struktur als unzureichend mitgliederorientiert herausgestellt hat, wurde zudem unter anderem für Medienschaffende ein spezialisiertes Projekt mit dem Titel Connexx.av ins Leben gerufen, das einen engeren Kontakt zu den Film- und Medienschaffenden herstellen soll. Dennoch gibt es im deutschen Gewerkschaftssystem viele strukturelle Schwierigkeiten, da der Gagentarifvertrag von ver.di in der Praxis durch Pauschalregelungen unterwandert wird. Zugleich berücksichtigt er nicht alle Berufsgruppen. Auf diese Weise sind nur sehr wenige Medienschaffende in Gewerkschaften organisiert, wodurch die Möglichkeit für einen Arbeitskampf nach amerikanischem Vorbild schwer vorstellbar ist. Doch der US-amerikanische Autorenstreik zeigt, dass trotz einer sehr guten Gewerkschaftssltruktur die Arbeitsbedingungen nicht immer optimal sind. Zwar konnten sich die Autoren mit ihrer Forderung, an Interneterlösen beteiligt zu werden, durchsetzen. Dies erkauften viele jedoch durch kurzzeitige Jobverluste. Bis heute ist noch unklar, ob das Beschäftigungsniveau aus der Zeit vor dem Streik wieder erreicht werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 United we Stand! Einleitende Vorüberlegungen
- 2 Der Aufbruch der Gewerkschaftsbewegung
- 2.1 Die frühen Jahre zwischen 1890 - 1926
- 2.2 Auf dem Weg in die Depression (1927-1933)
- 2.3 Der Börsenkrach und seine weitreichenden Folgen
- 2.3.1 Die Gründung der Gewerkschaft für Drehbuchautoren
- 2.3.2 Die Gründung der Screen Actors Guild of America
- 2.3.3 Die Gründung der Directors Guild of America
- 3 Errungenschaften der US-amerikanischen Unions in der Gegenwart
- 3.1 Die Regelungen der Writers Guild of America
- 3.1.1 Mitgliederstatus und Zuwendungsleistungen
- 3.1.2 Die Bedingungen des WGA Minimum Basic Agreements 2008
- 3.2 Die Regelungen der Screen Actors Guild of America
- 3.2.1 Mitgliederstatus und Zuwendungsleistungen
- 3.2.2 Der SAG Vertrag für Sprechrollen
- 3.2.3 Der SAG Vertrag für Hintergrunddarsteller
- 3.3 Die Regelungen der Directors Guild of America
- 3.3.1 Mitgliederstatus und Zuwendungsleistungen
- 3.3.2 Die Bedingungen des DGA Minimum Basic Agreements 2008
- 4 Film- und Mediengewerkschaften in Deutschland
- 4.1 Die Anfänge der gewerkschaftlichen Strukturen
- 4.2 Der Weg zur einer einheitlichen Mediengewerkschaft
- 4.3 Zuständigkeitsspezialisierung innerhalb von ver.di
- 4.3.1 Ziele und Leistungen des Bundesfilmverbandes und Connexx.av
- 4.3.2 Auswirkungen auf die Tarifarbeit
- 4.4 Deutsche Mediengewerkschaften, eine Erfolgsgeschichte?
- 5 Der US-amerikanische Autorenstreik
- 5.1 Gegenstand der Auseinandersetzungen
- 5.2 Die Chronologie der Ereignisse
- 5.3 Die Errungenschaften des Streiks
- 5.4 Die Streikfolgen
- 5.5 Autorenstreik in Deutschland – eine realistische Möglichkeit?
- 6 Resultate und Folgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Strukturen und Auswirkungen des US-amerikanischen Autorenstreiks von 2007 im Kontext der amerikanischen und deutschen Filmgewerkschaften. Ziel ist es, die Funktionsweise der wichtigsten amerikanischen Künstlergewerkschaften (SAG, WGA, DGA) zu analysieren und diese mit dem deutschen System zu vergleichen.
- Der US-amerikanische Autorenstreik 2007 und seine Ursachen
- Vergleich der Strukturen amerikanischer und deutscher Filmgewerkschaften
- Die Rolle von Gewerkschaften in der Filmwirtschaft
- Tarifverhandlungen und Rahmenverträge (MBA)
- Die Bedeutung von Solidarität in der internationalen Filmbranche
Zusammenfassung der Kapitel
1 United we Stand! Einleitende Vorüberlegungen: Das Kapitel beginnt mit einer Schilderung der Solidaritätskundgebungen europäischer Autoren mit den streikenden US-Kollegen und stellt die Frage nach der Relevanz dieser Aktion, da eine direkte Verbindung zum US-Gewerkschaftssystem fehlt. Es wird die Komplexität der Filmwirtschaft und den Kampf um Erlöse in Zeiten neuer Medien herausgestellt. Der US-Autorenstreik 2007 dient als Ausgangspunkt für eine Untersuchung der US-amerikanischen Gewerkschaftsstrukturen im Vergleich zum deutschen System. Der Fokus liegt auf den wichtigsten Künstlergewerkschaften (SAG, WGA, DGA), wobei die Producers Guild of America als Berufsverband ausgeschlossen wird. Die Komplexität der Satzungen der US-Gewerkschaften wird angesprochen, wobei die Arbeit sich auf die Gesamtfunktionsweise und die wichtigsten Eckpunkte der Rahmenverträge konzentriert.
2 Der Aufbruch der Gewerkschaftsbewegung: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte der US-amerikanischen Filmgewerkschaften von den frühen Jahren bis zum Börsencrash 1929. Es beschreibt die Herausbildung gewerkschaftlicher Strukturen, die Entwicklung der wichtigsten Organisationen wie SAG, WGA und DGA und die Einflüsse wirtschaftlicher Krisen auf diese Entwicklung. Der Abschnitt skizziert die Entstehung und die frühen Kämpfe der Gewerkschaften, die sich gegen die Machtstellung der Studios durchsetzten.
3 Errungenschaften der US-amerikanischen Unions in der Gegenwart: Dieser Abschnitt analysiert detailliert die Regelungen der Writers Guild of America (WGA), Screen Actors Guild of America (SAG), und Directors Guild of America (DGA). Die Analyse umfasst Mitgliederstatus, Zuwendungsleistungen und die Bedingungen der Minimum Basic Agreements (MBA) von 2008. Der Fokus liegt auf den konkreten Leistungen, die die Gewerkschaften für ihre Mitglieder errungen haben und wie diese Leistungen die Arbeitsbedingungen in der Filmbranche beeinflussen. Dabei werden die Unterschiede in den Verträgen für verschiedene Künstlergruppen (z.B., Sprechrollen, Hintergrunddarsteller) herausgearbeitet.
4 Film- und Mediengewerkschaften in Deutschland: Das Kapitel behandelt die Entwicklung der Film- und Mediengewerkschaften in Deutschland. Es beschreibt die Anfänge der gewerkschaftlichen Strukturen, den Weg zu einer einheitlichen Mediengewerkschaft und die Zuständigkeitsspezialisierung innerhalb von ver.di. Die Ziele und Leistungen des Bundesfilmverbandes und Connexx.av werden ebenso beleuchtet wie die Auswirkungen der Spezialisierung auf die Tarifarbeit. Abschließend wird die Frage nach dem Erfolg der deutschen Mediengewerkschaften diskutiert.
5 Der US-amerikanische Autorenstreik: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den US-amerikanischen Autorenstreik von 2007. Es beschreibt den Gegenstand der Auseinandersetzungen, die Chronologie der Ereignisse, die erzielten Erfolge und die Folgen des Streiks. Schließlich wird die Frage nach der Realisierbarkeit eines ähnlichen Streiks in Deutschland diskutiert. Der Abschnitt analysiert die Hintergründe des Konflikts, die Positionen der beteiligten Parteien und die Auswirkungen auf die Filmproduktion.
Schlüsselwörter
US-Autorenstreik 2007, Filmgewerkschaften, SAG, WGA, DGA, Minimum Basic Agreement (MBA), Tarifverhandlungen, deutsche Mediengewerkschaften, ver.di, Solidarität, Filmwirtschaft, Arbeitsbedingungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: US-Autorenstreik 2007 und der Vergleich der amerikanischen und deutschen Filmgewerkschaften
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument analysiert den US-amerikanischen Autorenstreik von 2007 im Kontext der amerikanischen und deutschen Filmgewerkschaften. Es vergleicht die Strukturen und Funktionsweisen der wichtigsten amerikanischen Künstlergewerkschaften (SAG, WGA, DGA) mit dem deutschen System und untersucht die Auswirkungen des Streiks.
Welche amerikanischen Gewerkschaften werden untersucht?
Das Dokument konzentriert sich auf die Writers Guild of America (WGA), die Screen Actors Guild of America (SAG) und die Directors Guild of America (DGA). Die Producers Guild of America wird explizit ausgeschlossen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Die behandelten Themen umfassen die Geschichte der US-amerikanischen Filmgewerkschaften, die Analyse der Regelungen der WGA, SAG und DGA (inkl. Mitgliederstatus, Zuwendungsleistungen und MBA-Verträge), ein Vergleich mit den deutschen Mediengewerkschaften (insbesondere ver.di), der US-Autorenstreik 2007 (Ursachen, Verlauf, Folgen), und die Frage nach der Möglichkeit eines ähnlichen Streiks in Deutschland.
Wie ist das Dokument aufgebaut?
Das Dokument ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einleitenden Überlegungen, gefolgt von der Geschichte der US-amerikanischen Gewerkschaftsbewegung, einer detaillierten Analyse der drei wichtigsten US-Gewerkschaften, einem Vergleich mit dem deutschen System, einer eingehenden Betrachtung des US-Autorenstreiks von 2007 und abschließenden Resultaten und Schlussfolgerungen. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Rolle spielt der US-Autorenstreik von 2007?
Der US-Autorenstreik von 2007 dient als zentraler Fallstudie, um die Funktionsweise der amerikanischen Gewerkschaften zu analysieren und die Bedeutung von Tarifverhandlungen und Solidarität in der internationalen Filmbranche zu beleuchten.
Wie werden die amerikanischen und deutschen Gewerkschaftsstrukturen verglichen?
Der Vergleich konzentriert sich auf die Strukturen, die Zuständigkeiten, die Verhandlungsmacht und die erzielten Ergebnisse für die Mitglieder. Es wird die Entwicklung der deutschen Mediengewerkschaften und die Spezialisierung innerhalb von ver.di untersucht und mit den US-amerikanischen Gewerkschaften kontrastiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: US-Autorenstreik 2007, Filmgewerkschaften, SAG, WGA, DGA, Minimum Basic Agreement (MBA), Tarifverhandlungen, deutsche Mediengewerkschaften, ver.di, Solidarität, Filmwirtschaft, Arbeitsbedingungen.
Für wen ist dieses Dokument bestimmt?
Das Dokument richtet sich an Personen, die sich akademisch mit Filmgewerkschaften, Tarifverhandlungen und der Filmwirtschaft auseinandersetzen. Es ist für eine professionelle, strukturierte Themenanalyse konzipiert.
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- Bogdan Büchner (Author), 2008, Organisierte Interessen in der Filmwirtschaft - Der US-amerikanische Autorenstreik und seine Auswirkungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120364