Das politische Wirken Herbert Wehners bis zum Ende der Großen Koalition 1969


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Herbert Wehners Kindheit und seine ersten politischen Erfahrungen

3. „Lux“ - Wehners Aufenthalt in Moskau von 1937

4. Wehners politischer Neuanfang vor und nach dem Zweiten Weltkrieg

5. Herbert Wehner in der Bonner Republik
5.1 Wehners Hilfe zum Aufbau der SPD zur Volkspartei
5.2 Die Große Koalition

6. Fazit

1. Einleitung

Das Thema der hier vorliegenden Hausarbeit beschäftigt sich mit dem politischen Wirken Herbert Wehners. Mit Mittelpunkt steht die Wandlung der Persönlichkeit vom Mitglied einer anarchistischen Gruppe zu einem der wichtigsten politischen Köpfe der Nachkriegszeit in Deutschland.

Die Arbeit wird den noch heute umstrittenen Aufenthalt Wehners in Moskau in der Zeit von 1937 bis 1941 beleuchten und seinen daran anschließenden Gefängnisaufenthalt in Schweden, seine Eindrücke und Empfindungen schildern.

Hervorzuheben sind sein Wirken für die Partei, die SPD, und seine Aktivitäten während der Großen Koalition von 1966 bis 1969.

Die Frage unter der ich diese Hausarbeit beleuchte ist, wie es der Person Herbert Wehners gelang, trotz seiner kommunistischen Vergangenheit, einer der führenden Politiker der Sozialdemokratischen Partei zu werden und diese Partei schließlich an die Regierung zu führen.

Als Literatur für die hier vorliegende Hausarbeit habe ich die neueste „Biographie Herbert Wehner“ von Christoph Meyer zur Grundlage genommen. Dieses Buch beschreibt alle Lebensabschnitte Wehners sehr ausführlich und den historischen Kontext, in welchem sich Wehner bewegt.

Weiterhin wurde die Lektüre August H. Leugers-Scherzberg „Die Wandlungen des Herbert Wehner“ – Von der Volksfront zur Großen Koalition als Arbeitsgrundlage verwendet. Hier wird explizit Herbert Wehners Weg vom Spitzenfunktionär der KPD hin zum führenden Kopf in der Sozialdemokratischen Partei und in der Großen Koalition beschrieben.

Als drittes Buch dient Martin Rupps´ politisches und menschliches Drama „Troika wider Willen“ als Quelle, das Zusammenwirken der politischen Köpfe Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt aufzuzeigen.

Anzumerken ist, dass die Thematik sehr komplex ist. Aufgrund der Tatsache, dass eine Beschränkung zur Seitenzahl gegeben wurde, kann ich mich in meinen Ausführungen nur auf Wesentlichkeiten beschränken und einzelne Vorkommnisse und Begebenheiten nur am Rande erwähnen.

2. Herbert Wehners Kindheit und seine ersten politischen Erfahrungen

Herbert Wehner wurde am 11. Juni 1906 in Dresden als Sohn eines Schusters und einer Schneiderin geboren. Er hatte einen Bruder. Die Familie lebte einfach und bescheiden. Immer wieder musste sie dahin umziehen, wo der Vater genug Geld verdiente, die Familie zu ernähren.

Die Eltern waren politisch aktiv in der sozialdemokratischen Partei.1 Hier erhielt er erste politische Prägungen.

Herbert Wehner hatte eine sensible und sehr enge Beziehung zu seiner Mutter. Sie vermittelte ihm das Empfindsame und das Emotionale. Als gläubige Christin erzog sie Herbert sehr religiös. Das Verhältnis zum Vater war schwierig.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges war für die Familie erschütternd. Der Vater wurde eingezogen. Die Mutter war von nun an allein für die Kinder verantwortlich. Herbert und sein Bruder waren gezwungen, arbeiten zu gehen. Sie halfen beim Bauern und beim Tischler aus, um den Lebensunterhalt für die Familie zu sichern 2

Unter dem Einfluss der Mutter wuchs in der Familie die Hoffnung auf einen Umsturz in Deutschland, der Frieden und soziale Sicherheit bringen sollte.

Der Vater, 1918 aus dem Krieg zurück, konnte die Geschehnisse dieser Auseinandersetzungen nicht verarbeiten und suchte die Probleme im Alkohol zu lösen. Das war zusätzlich erschwerend für die ganze Familie.

„Der Alkoholismus trug schließlich dazu bei, die Gesundheit des spätestens mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 dauerhaft arbeitslosen Richard Wehner zu ruinieren.“3

Die Krankheit änderte nichts an der Liebe, Bewunderung und Achtung Herbert Wehners zu seinem Vater.

Kurz vor Abschluss der Volkshochschule trat Herbert Wehner der sozialistischen Arbeiterjugend bei. Er war von der Politik ganz und gar eingenommen, wollte aber seinen eigenen Weg gehen, ohne Hilfe der Eltern. Die Kindheitserinnerungen hatten ihn geprägt., die positiven und die negativen.

Widersprüche entgingen ihm nicht. Er war hochbegabt und hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er neigte nicht zur Aussichtslosigkeit, sondern eher zur Ungeduld.

Herbert Wehner hatte das Gefühl benachteiligt zu sein und zog daraus die Konsequenzen. So fing er an, sich politisch zu orientieren.4

Ein einschneidendes Erlebnis in der politischen Entwicklung Wehners war der 27. Oktober 1923. An diesem Tage wurden 29 unbewaffnete Arbeiter von Soldaten erschossen. Man sprach vom „Freiberger Blutbad“.

Aufgrund dieses Ereignisses spaltete sich die Jugendgruppe in eine sozialdemokratische und eine anarchistische Gruppe auf. Wehner war Vertreter der anarchistischen Gruppe. Die mir vorliegende Literatur erzählt bezüglich dieses Vorkommnisses gleichlautend

„Man war damals nicht hasserfüllt, aber man war aus dem Gleis geworfen.!“

Aus meiner Sicht trat durch dieses Ereignis eine Wende in der Einstellung Herbert Wehners auf. Er fühlte sich enttäuscht von der SPD- Reichsregierung. Er konnte nicht verstehen, warum die Reichswehr so brutal vorgegangen war und suchte deshalb eine Neuorientierung. Diese fand er in der Kommunistischen Partei., der er im April 1927 beitrat. Entscheidend hierfür war die Erfolglosigkeit des Wirkens in der anarchistischen Organisation.

Wehner erläuterte später hierzu: „es habe ihn gedrängt, etwas zu tun und nicht nur zu reden und nicht nur zu deklarieren . [...] ich fand, es war die Möglichkeit, organisiert etwas zu tun.“5

So wie Wehner dachten damals viele junge Menschen. Die KPD konnte während dieser Zeit ihre Mitgliederzahlen mehr als verdoppeln. Wehner wurde 1929 politischer Sekretär und stieg innerhalb der Partei rasch auf.

Nach der Landtagswahl zog er als Abgeordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender in den Sächsischen Landtag ein.6 Von da an kassierte er bis 1931 27 Ordnungsrufe.7

Auf Drängen der Partei legte er 1931 sein Mandat nieder und wechselte aufgrund seiner Begabung und seines Organisationstalentes nach Berlin in die KPD- Parteizentrale. Dies sollte ihm jedoch später zum Verhängnis werden.

Er wurde technischer Sekretär des Politbüros, obwohl dies nicht sein Wille war. Wehner wurde in dieser Rolle als „eine Mischung aus Feuerwehrmann und Mädchen für alles“ charakterisiert.8

Während dieser Zeit lernte er auch den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, kennen.

Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 und dem folgenden Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 verschlechterte sich für die Anhänger der kommunistischen Partei die Lage zunehmend. Die Arbeit der Partei musste nun illegal und im Untergrund organisiert werden. Diese Arbeit fiel dem technischen Sekretär Herbert Wehner zu. In dieser Situation zeigte sich Wehners stark ausgeprägtes Organisationstalent. Er plante unter anderem die Treffen der in Deutschland lebenden Kommunisten. Seine Arbeit führte ihn 1937 auch nach Moskau. Hier traf er auf Kommunisten, wie Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht. Die Beziehung zu Ulbricht gestaltete sich schwierig. Wehner beschrieb ihn als „menschenverachtend und auf erschreckende Weise arbeitsbesoffen.“ Ebenso zog er sich „Nachbeter und Stümper“ heran.9

Dennoch war Ulbricht der führende Mann der deutschen Kommunisten in Moskau. Er war Leiter des dortigen Zentralkomitees. Aufgrund seiner ständig offenen Kritik und seiner anarchistischen Vergangenheit passte Wehner nicht in die vorgegebene Apparatestrukturen. Aus meiner Sicht ging es Wehner nicht um Rivalitäten innerhalb der Partei um eine Führungsposition zu erhalten, sondern er beabsichtigte den gezielten Kampf gegen Nazideutschland. Das zeigte auch immer wieder seine Zusammenarbeit mit Regimegegnern.

3. „Lux“ – Wehners Aufenthalt in Moskau von 1937 - 1941

Zu Beginn meiner Ausführungen dieses Kapitels möchte ich anmerken, dass dieser Lebensabschnitt Wehners bis heute umstritten ist und meines Erachtens nur unzureichend erforscht ist. In der Geschichtsschreibung findet man diesbezüglich nur scharfe Wehner-Kritiker und Wehner-Günstlinge, die jedoch nach meiner Einschätzung die Vorkommnisse nicht objektiv beurteilen.

Anfang 1937 wird Wehner nach Moskau beordert. Untergebracht im Hotel „Lux“ herrschte keine brüderliche Atmosphäre unter Vertrauten, sondern Misstrauen, weil die Sowjets überall Verrat und Verdächtigungen witterten. Enge Räume, dunkle Korridore und mäßige Essenportionen warten auf die Gäste. Jeder misstraute jedem, Angst und Einsamkeit prägten Wehner. Wer hier überlebte und der Folter entging wurde zum Verräter.

[...]


1 Vgl. Rupps, Martin, Troika wider Willen. Wie Brandt, Wehner und Schmidt die Republik regierten, Berlin 2004, S. 32.

2 Vgl. Meyer, Christoph, Herbert Wehner, München 2006, S. 16.

3 Ebd. S.17. 2

4 Vgl. Meyer, Christoph, Wehner, München 2006, S. 27.

5 Rupps, Martin, Troika wider Willen, Berlin 2004, S. 37.

6 Vgl. Leugers-Scherzberg, August H., Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition, Berlin/ München 2002, S. 18.

7 Vgl. Rupps, Martin, Troika wider Willen, Berlin 2004, S. 38.

8 Vgl. ebd., S. 39. 3

9 Vgl. Meyer, Christoph, Wehner, München 2006, S.52.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das politische Wirken Herbert Wehners bis zum Ende der Großen Koalition 1969
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut )
Veranstaltung
Die Große Koalition von 1966-1969
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V120518
ISBN (eBook)
9783640242290
ISBN (Buch)
9783640245680
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Herbert, Wehner, 1966-1969, Geschichte, Große Koalition, SPD, Nachkriegszeit, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Kurt Georg Kiesinger, Herbert Wehner, CDU
Arbeit zitieren
Matthias Baumbach (Autor:in), 2006, Das politische Wirken Herbert Wehners bis zum Ende der Großen Koalition 1969, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120518

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