Die vorliegende Hausarbeit diskutiert vergleichend die These: „Die Kooperation
zwischen Universitäten und Unternehmen zur Förderung von Innovationen ist im
Bundesland Rheinland-Pfalz umfassender als die Vernetzung zwischen Universitäten
und Unternehmen im Freistaat Thüringen.“
Zu Beginn steht die genaue Analyse der gegebenen Problemstellung und die daraus
resultierende Auswirkung für den Forschungsprozess. Zunächst werden die
unterschiedlichen Positionen beider Bundesländer im Bereich wissensbasierter
Gesellschaft herausgearbeitet. Im Anschluss daran werden die
Kooperationsmöglichkeiten zwischen Hochschulen und Unternehmen beider
Bundesländer dargestellt und diskutiert.
Abschließend erfolgt eine Betrachtung der Innovationsfähigkeit beider Bundesländer.
Inhaltsverzeichnis
1. Problemstellung und Arbeitshypothese
2. Die Vorstellung und Umsetzung einer wissensbasierten Gesellschaft in den Bundesländern Rheinland- Pfalz und Thüringen
3. Die Kooperationen und deren Wege zwischen Unternehmen und Hochschulen in den Bundesländern Rheinland- Pfalz und Thüringen
4. Die Innovationsfähigkeit der Bundesländer Thüringen und Rheinland- Pfalz
5. Schlussbetrachtung
6. Literaturverzeichnis
1. Problemstellung und Arbeitshypothese
Mit dem Ende des „ New Economy“- Booms in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre setzte in der Wissenschaft wie auch in der Politik erneut eine Debatte über den Begriff einer wissensbasierten Gesellschaft ein. Spätestens mit dem Lissabon- Gipfel der Europäischen Union im Jahr 2000, auf dem die Entwicklung der EU zum
„wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt“ festgesetzt wurde, hat der Begriff der „Wissensbasierten Gesellschaft“ seinen Platz in Reden, in Forschungsprogrammen und in bildungspolitischen Leitlinien eingenommen.1 Weniger klar scheint allerdings, was mit dem Begriff der
„Wissensbasierten Gesellschaft“ gemeint ist, wie und von welcher Gesellschaft sich dieser Begriff unterscheiden soll.
Hierzu gibt es unterschiedliche Definitionen. Die wohl eindeutigste stammt von Thomas Horstmann. So verspricht uns also diese Bezeichnung, eine auf Wissen beruhende Gesellschaftsordnung, die sozial gerechtere, wirtschaftlich effektivere, politisch rationalere und ökologisch angepasste Strukturen aufweisen wird.2 Damit wird Wissen in dieser Gesellschaft als wichtigste Ursache neben den klassischen Faktoren wie Kapital und Arbeit genannt. Es stehen technologische, wirtschaftliche, organisatorische und personalpolitische Veränderungen der Gegenwartsgesellschaft im Vordergrund.
Jedoch ist sie nicht in erster Linie eine Wissensgesellschaft, sondern eine Organisationsgesellschaft, d.h. eine Gesellschaft, die sich dauerhaft auf Lern- und Veränderungsprozesse einstellt. Somit ist die Gesellschaftsform keine Gesellschaft von Wissenschaftlern, Akademikern, Forschern und Entwicklern sondern eine Gesellschaft lernender vielfach grenzüberschreitend tätiger Organisationen, die ihre eigenen
Strukturen permanent auf den Prüfstand stellen, um ihren Bestand sicherzustellen.3 Eine wissensbasierte Gesellschaft wäre also dann erreicht, wenn die Verarbeitung von
Informationen und Expertenwissen gegenüber anderen Faktoren, die eine Gesellschaft ausmachen, vorrangig geworden ist. So ist festzuhalten, dass die heutige Wissensgesellschaft nicht mehr als Nationalgesellschaft begriffen werden kann, da sich die Lernmöglichkeiten und Lernzwänge durch die fortschreitende Globalisierung von Währungs- und Finanzmärkten deutlich erhöht hat.4 Die Wissensgesellschaft entwickelt sich zu einer innovationszentrierten Weltgesellschaft.
Durch diese Vorgänge profitiert die Wirtschaft besonders, da organisatorische Lernbereitschaft und Denationalisierungsprozesse einen Hauptpunkt in dieser Gesellschaftsform einnehmen. So gibt es Ansichten in der Wissenschaft, welche feststellen, dass das Fördern von Wissen nur in Unternehmen, hingegen beim Staat keine Rolle spiele. „Der Staat habe im Gegensatz zur Wirtschaft überhaupt kein Geld für Wissensmanagement. Die notwendigen und immensen Investitionen, die insbesondere in Informationstechnik und die Schulung der Mitarbeiter erfolgen müssten, seien für den Staat nicht finanzierbar. Wissensbasierung ist ein Problem der Wirtschaft“.5
Ähnlich äußert sich dazu der Philosoph Birger Priddat. Seiner Ansicht nach muss der Staat in einer Wissensgesellschaft auf Kooperation mit der Wirtschaft setzen, weil dieser in einer dynamisch veränderten Welt keine Chance hat. „Der Staat verfügt über kein Wissen, das die Gesellschaft - die Bürger, wie ihre Wirtschaft - nicht längst besser verfügt und nutzt.“6 Ebenso muss man sich vor Augen führen, dass in einer immer stärker werden wissens- und technologiebasierten Gesellschaft Kenntnisse in immer kürzeren Zeiträumen veraltern. Arbeitnehmer und Unternehmen müssen sich auf veränderte Funktionsbedingungen einstellen, Bildung und Qualifizierung eine noch größere Bedeutung beimessen und zudem ein hohes Maß an Flexibilität aufbringen.7
Dies sind die Ansichten die von Vertretern aus der Wirtschaft hervorgebracht werden.
Wie kann aber die Gesellschaft und der Staat von einer wissensbasierten Gesellschaft und den Innovationsprozessen profitieren?
Wie also kann sich der öffentliche Sektor in eine wissensbasierte Gesellschaft einbringen, wie kann er diese Gesellschaft fördern und am Innovationsprozess teilhaben? Diese Frage liegt der vorliegenden Hausarbeit zu Grunde.
Wie stellen sich die Bundesländer in der Bundesrepublik Deutschland auf diese neuen Bedingungen der wissensbasierten Gesellschaft, vor allem auf dem Sektor Innovationspolitik, ein? Diese Thematik zeigte in den letzten Jahren in Deutschland eine hohe Brisanz, welche sich in der Initiative der Bundesregierung sowie namhafter Unternehmen und Verbände unter der Bezeichnung „Partner für Innovationen“ wieder fand.8 Die Initiative war die bisher umfassendste Aktivität in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die für ein innovationsfreudigeres Klima im Zeitraum von 2004 bis 2006 sorgen sollte. Die Aktivität zielte darauf ab, Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Innovationen zu schaffen und umzusetzen.9 Neben dem Bund stellen sich auch die Bundesländer der Frage der Innovationspolitik und ihrer Umsetzung. Für eine vergleichende Darstellung zum Thema
Innovationspolitik, bieten sich die Länder Thüringen und Rheinland- Pfalz an. Beide Länder gehen von unterschiedlichen Definitionen der wissensbasierter Gesellschaft aus und stellen sich den Bedingungen sehr unterschiedlich. Zum einen liegt das an den unterschiedlichen historischen, aber auch an den wirtschaftlichen Entwicklungen beider Länder und andererseits an den unterschiedlichen Regierungen sowie der Parteienkonstellation. Während in Thüringen die Förderung von Innovationen durch die Forschung an Universitäten in Zusammenarbeit mit Unternehmen ausgehen, setzt Rheinland-Pfalz auf Wissensbasierung und Innovationsförderung durch den
Mittelstand.10 Eine weitere Form der Innovationsförderung erfolgt in Rheinland-Pfalz durch Unternehmen, die in Fachhochschulen Lehrstühle einrichten und Institute an den Hochschulen finanziell und kooperativ unterstützen. Als Beispiel sei hier vorab die FH
Ludwigshafen genannt, an welcher ein Kompetenzzentrum für Innovation und marktorientierte Unternehmensführung, sowie ein Institut für Beschäftigung und Employability eingerichtet wurde. Zumeist stehen sie den Unternehmen und sonstigen Institutionen beratend zur Verfügung.11 Inwiefern es solche Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen auch in Thüringen gibt, wird in dieser Arbeit untersucht. Aufgrund dieser unterschiedlichen Entwicklungen leitet sich folgende These
ab:
Die Kooperation zwischen Universitäten und Unternehmen zur Förderung von Innovationen ist im Bundesland Rheinland-Pfalz umfassender als die Vernetzung zwischen Universitäten und Unternehmen im Freistaat Thüringen.
2. Die Umsetzung einer wissensbasierten Gesellschaft in den Bundesländern Rheinland- Pfalz und Thüringen
Die wissensbasierte Gesellschaft und der deutsche Arbeitsmarkt, sind bei dieser Untersuchung nicht zu trennen. Neben neuen Wirtschaftszweigen, die entstehen, verändern sich auch in alten Branchen die Tätigkeiten der Beschäftigten und somit auch die Anforderungsprofile. Einen hohen Stellenwert nehmen die Aus- und Weiterbildung, also der Erwerb von Wissen allgemein, ein. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft der Anteil der Erwerbstätigen ohne Berufsschulabschluss bis 2010 einen deutlichen Rückgang erfahren wird. Der Anteil der Erwerbstätigen mit Lehr- bzw. Fachschulabschluss wird hingegen zunehmen, wobei insbesondere ein Anstieg bei den qualifizierten Fachschulabgängern zu beobachten ist. Auch der weiterhin steigende
Bedarf an Hochschulabsolventen bestätigt die Fortentwicklung hin zu wissensintensiven Tätigkeiten.12
Das teilweise personenspezifisch gebundene Wissen macht oftmals einen beträchtlichen Teil des Unternehmenswertes aus. Zwischen der Qualifikation der Beschäftigten und der Entwicklung neuer Technologien und deren Anwendung herrscht ein sich ergänzendes Verhältnis.13
Die Vorstellungen von wissensbasierter Gesellschaft und die Zukunft des Arbeitsmarktes in Rheinland-Pfalz orientieren sich an den Vorgaben der europäischen Union, welche im Jahr 2000 festgeschrieben und im Jahr 2006 auf dem Frühjahresgipfel der Europäischen Union angepasst und neu ausgerichtet wurden.14 Neben dem schon im Vorfeld festgelegten Ziel „wettbewerbsfähigster und dynamischster Wirtschaftsraum“ auch weltweit zu werden, wurden nun Unternehmenspotentiale und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie das Schaffen von Wissen und Innovation für alle Menschen der Europäischen Union in diese Vorgaben mit aufgenommen.15
[...]
1 Vgl. Heidenreich, Martin, Die Debatte um die Wissensgesellschaft, in: Böschen, Stefan/ Schulz- Schaeffer, Ingo (Hrsg.), Wissenschaft in der Wissensgesellschaft, Wiesbaden 2003, S. 25-51, hier S. 25.
2 Vgl. Horstmann, Thomas: "Die Vergrößerung und Verschönerung des Käfigs:" Der Staat als wissensbasierte Organisation, in: Humboldt-Forum Recht 2001Beitrag 9, (<http://www.humboldt-forum-recht.de/druckansicht/druckansicht.php?artikelid=81>) am 02.10.2008, S. 3.
3 Vgl. Heidenreich, Martin, Die Debatte um die Wissensgesellschaft, S. 40-41.
4 Vgl. Heidenreich, Martin, Die Debatte um die Wissensgesellschaft, S. 40.
5 Zit. nach Horstmann, Thomas, „Die Vergrößerung und Verschönerung des Käfigs“ (<http://www.humboldt-forum-recht.de/druckansicht/druckansicht.php?artikelid=81>), S. 1.
6 Priddat, Birger, Zivilgesellschaft als Parallelprozess. Demokratisierung der Wissensgesellschaft und Professionalisierung des Staates, in: Priddat, Birger P. (Hrsg.), Der bewegte Staat. Formen seiner Reform- Notizen zur „new governance“, Marburg 2000, S. 205.
7 Vgl. KfW-Bankengruppe, Die wissensbasierte Gesellschaft und der deutsche Arbeitsmarkt - ein Ausblick auf die Arbeitsgesellschaft der Zukunft. KfW-Beiträge Nr. 26 (August 2001),(http://www.kfw.de/DE/Research/PDF/arbeitsmarkt.pdf>) am 02.10.2008, S. 34.
8 Vgl. (<http://www.innovationen-fuer-deutschland.de/initiative_partner/ziele/index.php>) am 02.10.2008.
9 Vgl. Kaiser, Robert, Innovationspolitik. Staatliche Steuerungskapazitäten beim Aufbau wissensbasierter Industrien im internationalen Vergleich, Baden-Baden 2008, S. 25.
10 Vgl. Rump, Jutta/ Wilms, Gaby, Wissen ist Zukunft. Wissensbilanz als strategisches Instrument für den Mittelstand- Leidfaden zur Erstellung einer Wissensbilanz in kleinen und mittelständischen Unternehmen, (<http://www.wissensbilanz.de/media/Leitfaden_RheinlandPfalzV2.pdf>) am 02.10.2008, S. 7.
11 (<http://web.fh-ludwigshafen.de/ibe/index.nsf/de/unserangebot>) am 02.10.2008.
12 Vgl. KfW-Bankengruppe, Die wissensbasierte Gesellschaft und der deutsche Arbeitsmarkt - ein Ausblick auf die Arbeitsgesellschaft der Zukunft. KfW-Beiträge Nr. 26 (August 2001), (<http://www.kfw.de/DE/Research/PDF/arbeitsmarkt.pdf>) am 02.10.2008, S. 36.
13 Vgl. ebd., S. 34.
14 Vgl. Europas Wirtschaft im Zeichen der Globalisierung. Wirtschaftspolitische Bilanz der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007, Herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, (<http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/E/eu-ratspraesidentschaft- schlussbericht,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf>) am 02.10.2008, s.7-8.
15 Vgl. ebd. am 02.10.2008, S.8.
- Arbeit zitieren
- Matthias Baumbach (Autor:in), 2008, Die Förderung von Innovationen durch Vernetzung zwischen Universitäten und Unternehmen in einer wissensbasierten Gesellschaft am Beispiel Rheinland-Pfalz und Thüringen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120519
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