Ziel dieser neuen Strategie war es, auf Basis einer differenzierteren Bedrohungsperzeption jedwede Aggression auf dem niedrigst möglichen Level einzudämmen sowie durch die Androhung kontrollierter Eskalation den totalen Atomkrieg zu vermeiden. Die Triade der wesentlichen Elemente der Abschreckung hatte quasi um 180 Grad gedreht, an der Spitze standen nun die verstärkten konventionellen Streitkräfte vor den taktischen und strategischen Nuklearwaffen, die so spät und begrenzt wie möglich eingesetzt werden sollten. Das Hauptaugenmerk lag auf der konventionellen Komponente der Direktverteidigung, zumal die Verteidigungslinie seit der Integration der Bundesrepublik von der Rheinlinie immer näher an den Eisernen Vorhang rückte – dies war ebenso wie eine stärkere Betonung der „Vorwärtsverteidigung“ ein klares Indiz für die Berücksichtung westdeutscher Präferenzen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Insistieren auf dem Nukleareinsatz und die Strategie der massive retaliation
- III. Ausgangs- und Verhandlungsposition des westdeutschen Teilstaats in der Strategiedebatte
- IV. mutual deterrence und beginnende Zweifel an der massiven Vergeltung
- IV.I. „Sputnik-Schock“ und das Ultimatum Chruschtschows vom November 1958
- IV.II. Bowie-Studie, Amtsantritt Kennedys und Mauerbau in Berlin 1961
- V. Ernsthafte Zerreißprobe: die letzte Etappe zur flexible response
- VI. MC 14/3 als pragmatischer Formelkompromiss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen, denen die Bundesrepublik Deutschland in der Debatte um die Verteidigungsstrategie der NATO während des Kalten Krieges gegenüberstand. Sie beleuchtet die schwierige Suche nach Sicherheit und Gleichberechtigung im Spannungsfeld von Bündnispolitik, nuklearer Frage und gerechter Risikoverteilung.
- Die Entwicklung der NATO-Strategie von der massiven Vergeltung zur flexiblen Reaktion
- Die Positionierung der BRD als „nuklearer have not“ in einer geostrategisch exponierten Lage
- Die Rolle der nuklearen Frage in der deutschen Allianzpolitik
- Die Divergenzen zwischen den Interessen der USA und Westeuropas
- Der Weg zur deutschen Mitsprache in der „nuklearen Diskussion“
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Einleitung Diese Einleitung erläutert den Kontext der Arbeit und stellt die zentrale Frage nach der deutschen Rolle in der NATO-Strategiedebatte. Sie unterstreicht die Bedeutung der nuklearen Komponente in der Verteidigungspolitik der Allianz bis in die 1960er Jahre und verweist auf die wachsenden Zweifel an der Strategie der massiven Vergeltung.
- Kapitel II: Insistieren auf dem Nukleareinsatz und die Strategie der massive retaliation Dieses Kapitel analysiert die Strategie der massiven Vergeltung, die in den 1950er Jahren die Grundlage der NATO-Verteidigungspolitik bildete. Es zeigt die Vorteile und Nachteile dieses Konzepts auf und verdeutlicht die Bedeutung des nuklearen Monopols der Vereinigten Staaten in dieser Phase.
- Kapitel III: Ausgangs- und Verhandlungsposition des westdeutschen Teilstaats in der Strategiedebatte Dieses Kapitel untersucht die Ausgangsposition und die Verhandlungsrolle der BRD in der NATO-Strategiedebatte. Es beleuchtet die besonderen Herausforderungen für Deutschland als „nuklearer have not“ in geostrategisch exponierter Lage.
- Kapitel IV: mutual deterrence und beginnende Zweifel an der massiven Vergeltung Dieses Kapitel befasst sich mit den ersten Zweifeln an der Strategie der massiven Vergeltung, die durch Ereignisse wie den „Sputnik-Schock“ und das Ultimatum Chruschtschows ausgelöst wurden. Es zeigt die Entwicklung von Alternativen zur totalen Eskalation, die von amerikanischen Beratern vorgeschlagen wurden.
- Kapitel V: Ernsthafte Zerreißprobe: die letzte Etappe zur flexible response Dieses Kapitel beleuchtet die intensive Debatte um die flexible response, die auf den Versuchen beruhte, alternative Abschreckungsoptionen zur massiven Vergeltung zu entwickeln. Es zeigt die Schwierigkeiten, die sich aus den divergierenden Interessen der Allianzpartner ergaben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der NATO-Strategie im Kalten Krieg, der nuklearen Abschreckung und der Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: massive retaliation, flexible response, nuklearer have not, Bündnispolitik, Risikoverteilung, NATO-Strategiedebatte, geostrategische Lage und deutsche Mitsprache.
- Arbeit zitieren
- Norbert Hanisch (Autor:in), 2006, Die BRD auf dem Weg zur Strategie der flexible response, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120638