Ein phantasievoller Mensch hat eine kreative Idee, ist von dieser überzeugt und gründet ein Unternehmen, ist aber nicht zwingend ein Unternehmer. Er koordiniert und managed in dem Unternehmen verschiedene Abläufe, ist aber nicht zwingend ein Manager. Er vermehrt im Laufe der Zeit das Kapital des Unternehmens, ist aber nicht zwingend ein Kapitalist. Er ist ein Entrepreneur, der als Besessener, Querdenker oder Künstler verstanden werden kann!
Dies war meine erste Konfrontation mit dem Begriff des „Entrepreneurs“ während einer Vorlesung, die ich im Laufe meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre besuchte. Als dann noch Namen wie Bill Gates (Microsoft), Steve Jobs (Apple), Ingvar Kamprad (Ikea) und Lawrence Page & Sergey Brin (Google-Gründer) als Beispiele für erfolgreiche Entrepreneure mit besonderen Persönlichkeitsmerkmalen genannt wurden, war mein Interesse an diesem faszinierenden Thema, welches einen hohen Grad an Interdisziplinarität besitzt, geweckt. Von den Besten zu lernen empfand ich schon immer als eine gute Strategie. Aber was unterscheidet diese Gründer von anderen? Warum ist unternehmerischer Erfolg stark an den Einsatz und die Fähigkeit der Person gekoppelt, insbesondere die Fähigkeit unscheinbar wirkende Ereignisse als Gelegenheiten wahrzunehmen und warum wurde die Persönlichkeit dieser Entrepreneure nicht schon längst als Forschungsgegenstand herangezogen, wenn sie doch eine so große Wirkung auf die Volkswirtschaft hat? Antworten auf diese Fragen fand ich in den wissenschaftlichen Werken des österreichischen Nationalökonomen Joseph Alois Schumpeter, der – um nichts vorweg zu nehmen – in seiner „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ (1911) die Unternehmerfigur als entscheidendes Element wirtschaftlicher Dynamik herausgearbeitet hatte. Diese Antworten führten mich zu der Überlegung und so zu dem Thema dieser Arbeit, ob Joseph A. Schumpeter noch aktuell ist.
Meiner Meinung nach ist das Faszinierende an Schumpeter neben seiner schillernden Persönlichkeit die Vielschichtigkeit und Interdisziplinarität seiner Theorien. So hat nicht nur die ökonomische Fachwissenschaft Schumpeter wiederentdeckt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2. Joseph A. Schumpeter - Theoretische Grundlagen
- 2.1 Joseph A. Schumpeter - Biographische Würdigung
- 2.2 Der Prozess der „Schöpferischen Zerstörung“
- 2.3 Der Ökonomische Rahmen bei Schumpeter
- 2.3.1 Unterscheidung „Statik“ und „Dynamik“
- 2.3.2 Wirtschaftliche Entwicklung aus der Sicht Schumpeters
- 2.4 Schumpeters Begriff der „Innovation“ als Kernphänomen der wirtschaftlichen Entwicklung
- 2.5 Schumpeters Bild vom Unternehmer als Träger von Innovationen und Motor der Entwicklung
- 2.5.1 Schumpeters Unternehmer vs. „Wirt schlechtweg“
- 2.5.2 Schumpeters Unternehmer vs. Kapitalist
- 2.5.3 Schumpeters Unternehmer vs. Inventor
- 2.5.4 Schumpeters Unternehmer vs. Imitator
- 2.5.4.1 Der dynamische Unternehmer als „Innovator“
- 2.5.4.2 Der statische Wirt als „Imitator“
- 2.5.5 Zusammenfassende Darstellung der Differenzierung
- 2.6 Der innovative, dynamische Unternehmer als treibende Kraft in Schumpeters Theorie
- 3. Entrepreneurship - Theoretische Grundlagen
- 3.1 Annäherung
- 3.2 Der Ursprung von Entrepreneurship
- 3.3 Zusammenfassende Darstellung des Entrepreneurs in der Wissenschaft
- 3.3.1 Entrepreneur vs. Unternehmer
- 3.3.2 Entrepreneur vs. Manager
- 3.3.3 Entrepreneur vs. Kapitalist
- 3.3.4 Warum keine deutsche Variante des Begriffs des Entrepreneurs?
- 3.4 Annäherung an eine Arbeitsdefinition
- 3.4.1 Unterschiedliche Sichtweisen und Positionen zum Entrepreneurship
- 3.4.2 Ergänzendes Selbstverständnis zum Entrepreneurship
- 3.4.2.1 „Nachhaltige Innovation“
- 3.4.2.2 „Kreativität und Phantasie“
- 3.5 Arbeitsdefinition „Entrepreneur“ und „Entrepreneurship“
- 3.6 Abschlussbetrachtung
- 4. Joseph A. Schumpeter als schöpferischer Vater des Entrepreneurs und Prophet einer unheilvollen, zerstörerischen Entwicklung?
- 4.1 Joseph A. Schumpeter - schöpferischer Vater des Entrepreneurs?
- 4.2 Schumpeters Modifizierung des Grundmodells des dynamischen Unternehmers
- 4.2.1 Der Entrepreneur als Träger der Innovationen
- 4.2.2 Die F&E-Abteilungen der Großunternehmen als Träger der Innovationen
- 4.2.3 Zusammenfassung und Zwischenresümee
- 4.3 Joseph A. Schumpeter - Prophet einer unheilvollen, zerstörerischen Entwicklung?
- 4.3.1 Die Bedeutung der F&E-Abteilungen bei Schumpeter
- 4.3.2 Der lange Weg von der innovativen Idee bis zum wirtschaftsrelevanten Produkt
- 4.3.3 Die veränderte Rolle des Bankers im Entwicklungsprozess
- 4.3.4 Die unheilvolle Entwicklung durch das kurzfristige Denken
- 4.4 Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Aktualität der Theorien von Joseph A. Schumpeter, insbesondere seine Konzepte des Unternehmers und der schöpferischen Zerstörung. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit Schumpeters Ideen auch im heutigen Kontext relevant sind und ob seine Prognosen über eine unheilvolle Entwicklung sich bewahrheitet haben.
- Schumpeters Konzept des Unternehmers als Motor wirtschaftlicher Entwicklung
- Der Prozess der schöpferischen Zerstörung und seine Auswirkungen
- Der Vergleich von Schumpeters Unternehmermodell mit modernen Konzepten des Entrepreneurship
- Die Rolle von Innovation und Forschung & Entwicklung im wirtschaftlichen Kontext
- Die Aktualität von Schumpeters sozialökonomischen Analysen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen Grundlagen von Schumpeters Werk, insbesondere seine Konzepte des Unternehmers und der schöpferischen Zerstörung. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem modernen Verständnis von Entrepreneurship und dessen theoretischen Grundlagen. Kapitel 4 analysiert Schumpeters Rolle als Wegbereiter des Entrepreneurship-Konzepts und untersucht die Aktualität seiner Prognosen im Hinblick auf eine potenziell unheilvolle Entwicklung.
Schlüsselwörter
Joseph A. Schumpeter, Schöpferische Zerstörung, Innovation, Unternehmer, Entrepreneurship, Wirtschaftliche Entwicklung, Dynamik, F&E, Kapitalismus, Sozialökonomie.
- Quote paper
- Diplom-Kaufmann Philipp Marnitz (Author), 2008, Zur Aktualität Joseph A. Schumpeter: „Schöpferischer“ Vater des Entrepreneurs und Prophet einer unheilvollen, „zerstörerischen“ Entwicklung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120705