Muslime in Deutschland

Ein Leben zwischen Islam und westlicher Kultur


Hausarbeit, 2008

18 Seiten, Note: 1,4


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Weg vom Gastarbeiter zum integriertem Muslime
2.1. Der Beginn der Gastarbeit in Deutschland
2.2. Gekommen, um zu bleiben
2.3. Der Koranunterricht in Deutschland

3. Ein Leben zwischen zwei Kulturen
3.1. Die eigene Identität finden
3.2. Die Rolle der muslimischen Eltern im Prozess der Selbstfindung

4. Integration abgeschlossen?!
4.1. Die Diskussion ums Kopftuchtragen
4.2. Zwischen Diskriminierung und Akzeptanz

5. Fazit und Schlussbetrachtungen

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Deutschland ist nun schon lange kein Land mehr, in dem nur deutschstämmige- und sprachige Bürger[1] leben. Weltweit wächst die Mobilität der Menschen, durch Flucht und Vertreibung einerseits wurden sie gezwungen, ihrem Heimatland den Rücken zu kehren, viele Menschen kamen jedoch auch mehr oder weniger freiwillig in ein anderes Land, so auch nach Deutschland. Viele Menschen kamen aufgrund erhöhten Arbeitskräftemangels zwischen den Sechzigern und Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts als Gastarbeiter nach Deutschland, heute leben sie mit ihren Familien teilweise schon in der dritten Generation hier, viele von ihnen fühlen sich dementsprechend auch schon als Deutsche. Heutzutage sind Migranten in diesem Land ein alltägliches Bild, sie sind überall anzutreffen, haben sich integriert, die fremde Sprache gelernt und sich hier eine eigene Existenz aufgebaut. In dieser Arbeit soll insbesondere das Phänomen der Migranten mit islamischem Hintergrund unter die Lupe genommen werden. Da stellen sich Fragen wie:

Wie wurde aus den damaligen Gastarbeitern ein heute in Deutschland beheimatetes „Völk-chen“?

Ist ein Leben mit dem Islam in der westlichen Welt überhaupt möglich?

Wie leben die islamischen Migranten mit ihrer Religion in unserem weniger traditions-geleiteten und industrialisierten Deutschland, wie finden sie sich hier zurecht?

2. Der Weg vom Gastarbeiter zum integriertem Muslime

In den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kamen viele Ausländer nach Deutschland in der Hoffnung, hier ein besseres Leben führen zu können. Sie wollten weg von der Armut und der Arbeitslosigkeit in ihren Heimatländern, sie wünschten sich eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien. Aufgrund des hier vorliegenden Arbeitskräftemangels als Folge des zweiten Weltkrieges wurden auch in Deutschland viele Arbeiter aus dem Ausland angeworben. Die Gastarbeiter führten in ihrem Aufnahmeland anfangs ein Leben, geprägt von Demütigungen. Die Deutschen akzeptierten die Gastarbeiter nicht, sie wollten sie nicht in ihrer Umgebung haben und auch die Politiker kümmerten sich nicht besonders darum, wie es den Migranten in unserem Land geht- schließlich wollten diese nach ihrem Arbeitsaufenthalt ja wieder in ihre Heimat zurückkehren.

2.1. Der Beginn der Gastarbeit in Deutschland

Die aus dem Ausland erworbenen billigen Arbeitskräfte lebten hier nun unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen: „Die Gastarbeiter wurden häufig in speziell für sie eingerichteten fabriknahen Baracken, in Wohnheimen oder in Wohnungen untergebracht, die sich in einem relativ schlechten Zustand befanden, so daß sie an deutsche Familien nicht mehr zu vermieten waren.“ (Akbulut 2003, S.20). Sowohl die Gastarbeiter als auch die Bundes-regierung hielt den Aufenthalt der Arbeitskräfte aus dem Ausland für begrenzt, sodass keine Maßnahmen zur besseren Integration dieser eingeleitet wurden. „Doch gegen Ende der siebziger Jahre stellte sich heraus, daß die Rückkehrbereitschaft der Ausländer immer mehr nachließ. Vielen ausländischen Arbeitnehmern war es nicht gelungen, für eine Rückkehr genug zu sparen, da die Lebenshaltungskosten in der Bundesrepublik erheblich höher waren als eingeplant und außerdem die Verdienstmöglichkeiten sich als sehr begrenzt herausstellten. Es zeigte sich parallel dazu, daß sich die wirtschaftlichen Perspektiven in den Heimatländern nicht allzu positiv entwickelt hatten, sich also die materielle Situation nach einer Rückkehr eher verschlechtern würde.“ (Akbulut 2003, S.21).

Diese Generation von Migranten wird als erste Generation[2] bezeichnet, es sind die Menschen, die zwar heute in Deutschland leben, sich jedoch nie mit der deutschen Kultur identifizieren konnten. Als Gastarbeiter wurden sie von den Deutschen „ferngehalten“, sie lebten abgeschirmt in für sie vorgesehenen Wohnheimen oder der gleichen, da die Arbeitgeber es für besser hielten, die Gastarbeiter von den Einheimischen zu isolieren. Auch auf der Arbeit waren die Gastarbeiter weitgehend unter sich. Eine Untersuchung aus den Siebzigern zeigt, wie die deutsche Bevölkerung zu den Gastarbeitern steht: Demnach wollte jeder zweite Berliner nichts mit ihnen zu tun haben und jeder siebente wünschte, dass sie in einem separaten Wohngebiet wohnen (vgl. Akbulut 2003, S.56). Die Migranten spürten deutlich, dass sie hier nicht erwünscht und akzeptiert werden, in einem Land, dass sie doch extra als Hilfsarbeiter zu sich geholt hatte. Das Gefühl, ein Mensch dritter Klasse zu sein, entstand, denn auch die Bundesregierung bemühte sich wenig, etwas für die Integration der Migranten zu tun. Isoliert und unter sich entstanden nun nach und nach islamische Organisationen, die den Gastarbeitern das Gefühl geben sollten, zu Hause zu sein. Sie organisierten in Kellerräumen eigene Gebetsräume, in denen sie sich zusammenfinden konnten, hier konnten sie ihre Religion ausleben (vgl. Akbulut 2003, S. 57). Für die Migranten war es damals besonders wichtig, Kontakt zu Gleichgesinnten zu haben, so wurden die Gebetsräume auch zu Orten sozialer Kontakte. „ Hier sucht man Hilfe, Unterstützung, Gemeinschaft- und dies nicht nur im spirituellen Sinn, in der Beziehung zu Gott, sondern auch in einem sehr iridisch gewendeten Sinn, in der Beziehung zu Menschen, vor allem zu anderen Migranten.“ (Beck- Gernsheim 2007, S.30).

Hilfe bei der Errichtung dieser Gemeinschaftsräume bekamen sie trotz demütigender Zustände von deutschen Unternehmen, jedoch war dies nicht ohne Hintergedanken: Als Gegenleistung für finanzielle und materielle Unterstützung verlangten viele Arbeitgeber, dass die Gastarbeiter auf die Teilnahme an Betriebsausflügen oder ähnlichen Veranstaltungen verzichteten (vgl. Akbulut 2003, S.59).

2.2. Gekommen, um zu bleiben

Viele Gastarbeiter beschlossen nun aufgrund der schlechten finanziellen Lage, ihre Familien nach Deutschland zu holen und sich hier eine Identität aufzubauen. Im Jahr 2001 lebten laut dem statistischen Bundesamt somit schon 1.947.900 Türken in Deutschland (vgl. Akbulut 2003, S.55).

Die erste Generation lebt auch heute noch unter sich. „Da die Migrant/innen mit einem vorgeprägten Moralkodex nach Deutschland kamen, haben sie Probleme bei der völligen Anpassung an die westlichen Werte.“ (Çağlıyan 2006, S.30). Sie haben sich zurückgezogen und auch aufgrund ihres defizitären Bildungsstandes haben sie nie die Chance ergriffen, die deutsche Sprache zu lernen. „Jedoch ist zu vermuten, dass seitens der Migrant/innen der ersten Generation willentlich keine eingehende Anpassung stattfindet, weil der Wunsch in die Heimat zurück zu kehren vorherrschend war. Dieser Wunsch geht zurück bei der zweiten Migrant/innengeneration(- kindern), die in Deutschland geboren sind ... .“ ( Çağlıyan 2006, s.75).

Die Migranten der ersten Generation, die inzwischen schon Eltern oder Großeltern sind, sind häufig auf ihre Nachkommen angewiesen, die ihnen bei der Verständigung mit den Deutschen, sei es bei Behördengängen oder Arztbesuchen, eine große Hilfe sind. „Die partielle Anpassung von Migrant/innen der ersten Generation sieht so aus, dass zwar eine strukturelle Anpassung (Anpassung an das Statussystem: Beruf, Wohnsituation) stattfindet, doch keine kognitive Anpassung (Erlernen der Sprache). Die Nicht- Übernahme kognitiver Fähigkeiten sowie das Erlernen der Sprache bringt eine Instabilität der elterlichen Autorität mit sich.“ (Çağlıyan 2006, S.30).

[...]


[1] Die männlichen Bezeichnungen integrieren auch die Frauen/ Mädchen.

[2] Die erste Generation schließt alle Migranten ein, die 45 Jahre und älter sind (vgl. Çağlıyan 2006, S.9).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Muslime in Deutschland
Untertitel
Ein Leben zwischen Islam und westlicher Kultur
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstaltung
Theorien der Erziehungswissenschaft
Note
1,4
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V120716
ISBN (eBook)
9783640243082
ISBN (Buch)
9783640246380
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Muslime, Deutschland, Theorien, Erziehungswissenschaft
Arbeit zitieren
Hanna Rühle (Autor:in), 2008, Muslime in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120716

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