Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Vorgeschichte des IV. Buna-Werks der IG-Farbenindustrie AG (IG), das in den Jahren 1941 bis 1945 am Rande der oberschlesischen Kleinstadt Auschwitz (Oswiecim), zwischen Monowitz (Monowice) und Dwory erbaut wurde und noch im Jahre 1945 in Betrieb genommen werden sollte. Es wurde recht früh in der Projektierungsphase als
ein integriertes Chemiegroßwerk, als so genanntes Zwei-Sparten-Werk, das die Produktion von Hochdruck- und Acetylenchemie sowie von Synthesebenzin und Kunstkautschuk (Buna) miteinander kombinierte, geplant und zum teuersten
Werksprojekt der IG-Farben. Als langfristig gesehen viel versprechendes privat und nachkriegswirtschaftliches Vorhaben wurde es zu einem der wichtigsten Zukunftsprojekte der IG-Farben. [...]
Die Kernfrage der vorliegenden Arbeit besteht folglich darin, ob die Existenz des KL Auschwitz maßgeblicher Entscheidungsgrund für die Standortwahl war, oder anders formuliert, ob das KL Auschwitz eine maßgebliche Rolle im Entscheidungsfindungsprozess der IG-Farben für die Standortfrage des Buna-Werks IV gespielt hat.
Die Bearbeitung vorliegender Fragestellung vor dem Hintergrund einer kritischen Betrachtung der einschlägigen Literatur zum Thema einerseits und der Quellenanalyse andererseits erfordert allerdings die Beschränkung auf maßgebliche Beispiele.
[...]
Der Untersuchung der Frage nach der Rolle des KL Auschwitz in der Standortwahl für Buna IV liegen daher zwei Zugangsmöglicheiten zugrunde: Erstens die Untersuchung technischer und ökonomischer Aspekte der Standortwahl eines Werks dieser Größenordnung und zweitens die Untersuchung bevölkerungs- und konzentrationslagerpolitischer Aspekte im entscheidenden Zeitraum. Die Untersuchung des Planungs- und Entscheidungsprozesses in der Standortfrage in Kapitel 2 führt daher in Kapitel 3 zwingend zu der Betrachtung der Arbeitskräftefrage in der Entscheidungsphase und zu Beginn der Bauplanung des Buna-Werks IV. Beide Schwerpunkte werden im Folgenden gleichberechtigt behandelt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Planungs- und Entscheidungsprozess in der Standortfrage für das Werk „Buna IV“ in Auschwitz O.S., November 1940- Januar 1941
- Die Standortsuche für das Werk „Buna IV“
- Die Standortwahl der Gemarkung Dwory-Monowitz bei Auschwitz O.S.
- Die maßgeblichen Entscheidungsgründe für den Standort Auschwitz O.S.
- Die Arbeitskräftefrage in der Entscheidungsphase und zu Beginn der Bauplanung des Buna-Werks IV, Auschwitz O.S., Januar/ Februar 1941
- Nationalsozialistische Bevölkerungspolitik in Auschwitz O.S.
- Lagererweiterungspläne und Häftlingsbestand des KL Auschwitz
- Die Funktion des Arbeitsamtes in der Arbeiterbeschaffung
- Das KL Auschwitz und die Häftlingsarbeitseinsatzfrage zu Beginn der Bauplanung bis zur Göring-Weisung vom 18. Februar 1941
- Schlussbetrachtung und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vorgeschichte des Buna-Werks IV der IG Farben in Auschwitz. Die Zielsetzung besteht darin, die Entscheidungsfindungsprozesse bezüglich der Standortwahl und der Arbeitskräftefrage zu analysieren und die Rolle des Konzentrationslagers Auschwitz in diesem Kontext zu beleuchten. Die Arbeit hinterfragt gängige Interpretationen und trägt zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik bei.
- Die Standortwahl des Buna-Werks IV in Auschwitz
- Die Rolle des Konzentrationslagers Auschwitz als Faktor bei der Standortentscheidung
- Die Beschaffung von Arbeitskräften und die Ausbeutung von KZ-Häftlingen
- Die betriebswirtschaftlichen Kalkulationen der IG Farben
- Die historische Forschung und die kontroversen Interpretationen der Ereignisse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt das Buna-Werk IV der IG Farben, dessen geplante Inbetriebnahme 1945 und dessen Bedeutung als zukunftsweisendes Projekt. Sie hebt die frühe Annahme der Bedeutung des Konzentrationslagers Auschwitz als Standortfaktor hervor und verweist auf die kontroversen Interpretationen in der historischen Forschung zur Rolle der IG Farben und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern.
Der Planungs- und Entscheidungsprozess in der Standortfrage für das Werk „Buna IV“ in Auschwitz O.S., November 1940- Januar 1941: Dieses Kapitel analysiert den Prozess der Standortsuche für das Buna-Werk IV. Es beleuchtet die Auswahl der Gemarkung Dwory-Monowitz bei Auschwitz und die entscheidenden Faktoren, die zu dieser Wahl führten. Die Analyse umfasst die verschiedenen Erwägungen und die Bedeutung des bestehenden Konzentrationslagers als potenzielle Quelle von Zwangsarbeitern.
Die Arbeitskräftefrage in der Entscheidungsphase und zu Beginn der Bauplanung des Buna-Werks IV, Auschwitz O.S., Januar/ Februar 1941: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Frage der Arbeitskräftebeschaffung für den Bau des Buna-Werks. Es untersucht die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik in Auschwitz, die Pläne zur Lagererweiterung und den Häftlingsbestand. Die Rolle des Arbeitsamtes bei der Arbeiterbeschaffung und die Verwendung von KZ-Häftlingen als Zwangsarbeiter werden detailliert beschrieben und analysiert. Das Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Zwangsarbeitern und der Entscheidung für den Standort Auschwitz.
Schlüsselwörter
IG Farben, Buna-Werk IV, Auschwitz, Standortwahl, Konzentrationslager, Zwangsarbeit, Häftlinge, Nationalsozialismus, betriebswirtschaftliche Kalkulationen, historische Forschung, Quellenkritik, Kontroversen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Standortwahl und Arbeitskräftefrage des Buna-Werks IV in Auschwitz
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Vorgeschichte des Buna-Werks IV der IG Farben in Auschwitz. Der Fokus liegt auf der Analyse der Entscheidungsfindungsprozesse bezüglich der Standortwahl und der Arbeitskräftefrage, insbesondere der Rolle des Konzentrationslagers Auschwitz in diesem Kontext. Die Arbeit hinterfragt gängige Interpretationen und trägt zur kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik bei.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Standortwahl des Buna-Werks IV in Auschwitz, die Rolle des Konzentrationslagers als Faktor bei dieser Entscheidung, die Beschaffung von Arbeitskräften und die Ausbeutung von KZ-Häftlingen, die betriebswirtschaftlichen Kalkulationen der IG Farben sowie die historische Forschung und kontroversen Interpretationen der Ereignisse. Die einzelnen Kapitel analysieren den Planungs- und Entscheidungsprozess der Standortfrage (November 1940 - Januar 1941) und die Arbeitskräftefrage in der Entscheidungsphase und zu Beginn der Bauplanung (Januar/Februar 1941), inklusive der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik in Auschwitz, der Lagererweiterungspläne und der Funktion des Arbeitsamtes.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über den Planungs- und Entscheidungsprozess der Standortfrage, ein Kapitel über die Arbeitskräftefrage und eine Schlussbetrachtung/Zusammenfassung. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt das Buna-Werk IV, dessen geplante Inbetriebnahme und Bedeutung. Sie hebt die frühe Annahme der Bedeutung des Konzentrationslagers Auschwitz als Standortfaktor hervor und verweist auf kontroverse Interpretationen in der historischen Forschung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: IG Farben, Buna-Werk IV, Auschwitz, Standortwahl, Konzentrationslager, Zwangsarbeit, Häftlinge, Nationalsozialismus, betriebswirtschaftliche Kalkulationen, historische Forschung, Quellenkritik, Kontroversen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung besteht darin, die Entscheidungsfindungsprozesse bezüglich der Standortwahl und der Arbeitskräftefrage zu analysieren und die Rolle des Konzentrationslagers Auschwitz in diesem Kontext zu beleuchten. Es geht darum, gängige Interpretationen zu hinterfragen und einen kritischen Beitrag zur Thematik zu leisten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die genaue Quellenangabe ist nicht im bereitgestellten HTML-Code enthalten. Weitere Informationen hierzu sind im vollständigen Dokument zu finden.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit richtet sich an Wissenschaftler, Studenten und alle, die sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus, der IG Farben und der Rolle von Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg auseinandersetzen. Sie ist für einen akademischen Kontext bestimmt.
- Quote paper
- M.A. Andreas Kilian (Author), 2002, Standortwahl Auschwitz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120776