Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer in der Sportwissenschaft bisher
weitgehend vernachlässigten Problemstellung, dem Zusammenhang
zwischen Identitätsentwicklung und dem Bewegungsverhalten in der Mutter-
Kind-Interaktion. BAUR (1994, 28) hat darauf hingewiesen, dass Entwicklungskonzeptionen,
die aus anderen Wissenschaftsdisziplinen stammen,
in der Sportwissenschaft nur zögerlich zur Kenntnis genommen würden.
Daher soll hier im Folgenden der Versuch unternommen werden, eine theoriegeleitete
Literaturstudie an der Schnittstelle zwischen Sportwissenschaft,
Psychologie und Soziologie zu erarbeiten.
Zunächst ist es jedoch wichtig auf Folgendes hinzuweisen: Der zeitliche
Schwerpunkt der Studie umfasst das Säuglingsalter und die frühe Kindheit.
Diese Fokussierung erscheint aufgrund der Erkenntnisse der jüngeren Säuglings-
sowie der Bindungsforschung gerechtfertigt und notwendig, denn
inzwischen geht man davon aus, dass dieser Entwicklungsphase eine zentrale
Bedeutung für die menschliche Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung
zukommt.
Desweiteren ist zu berücksichtigen, dass immer, wenn in dieser Arbeit
die Rede von der „Mutter-Kind-Interaktion“ ist, damit das zueinander-in-
Beziehung-treten zwischen dem Kind und seiner primären Bezugsperson
gemeint ist. Dabei kann es sich ebenso um den Vater, die Groß- oder Pflegeeltern
oder weitere Personen handeln, die sich dauerhaft um das Kind
kümmern und zu denen das Kind eine tiefe, emotionale Beziehung unterhält.
Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert: Im zweiten Kapitel werden
die theoretischen und konzeptionellen Grundlagen erläutert. Unterschiedliche
ältere und neuere Entwicklungskonzeptionen werden dabei vorgestellt.
Das Spektrum reicht von biogenetischen über strukturgenetische
und umweltdeterministische bis hin zu interaktionistischen Theorien. Anschließend
werden Ansätze zur Identitätsentwicklung, die auf dem Symbolischen
Interaktionismus basieren, erläutert. Ein Kapitel zur Bindungstheorie
bildet den Abschluss der theoretischen Ausführungen.
5
Das dritte Kapitel skizziert die motorische, geistige und affektive Entwicklung
im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Entwicklungs- und Sozialisationstheorien: eine Einführung
- Biogenetische Entwicklungskonzeptionen
- Strukturgenetische Entwicklungskonzeptionen
- Umweltdeterministische Entwicklungskonzeptionen
- Interaktionistische Entwicklungskonzeptionen
- Identitätsentwicklung durch symbolvermittelte Interaktion
- Interaktion als Voraussetzung für Identitätsbildung
- Rollenübernahme: play und game
- Me und I
- Fortentwicklung des interaktionistischen Identitätskonzepts
- Identitätsentwicklung und das Selbstempfinden des Säuglings
- Bindungstheorie
- Bindung und Trennung in anderen psychotherapeutischen Schulen
- Grundannahmen der Bindungstheorie
- Methoden und Erkenntnisse der Bindungsforschung
- Die fremde Situation
- Das Konzept der Feinfühligkeit und die intuitive Elternschaft
- Das Adult-Attachment-Interview
- Entwicklung im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit: der kompetente Säugling
- Motorische Entwicklung und körperliche Mikropraktiken
- Die Wahrnehmungs- und Gefühlswelt des Säuglings
- Der Säugling und sein Bedürfnis nach Anerkennung und Teilung mentaler Zustände
- Grundlagen der Identitätsentwicklung beim Säugling
- Grundelemente der Mutter-Kind-Interaktion
- Das Bewegungsverhalten in der Mutter-Kind-Interaktion
- Körperkontakt
- Vokalisation
- Blickkontakt und Spiegelung
- Beratungsmöglichkeiten und Therapieangebote zur Unterstützung der Mutter-Kind-Interaktion
- Säuglingsschwimmen
- STEEP - ein Beratungsangebot für Eltern
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Identitätsentwicklung und Bewegungsverhalten in der Mutter-Kind-Interaktion, ein Thema, das in der Sportwissenschaft bisher vernachlässigt wurde. Die Arbeit fokussiert auf das Säuglingsalter und die frühe Kindheit aufgrund der Bedeutung dieser Phase für die Persönlichkeitsentwicklung. Die Studie stützt sich auf eine theoriegeleitete Literaturstudie an der Schnittstelle von Sportwissenschaft, Psychologie und Soziologie.
- Identitätsentwicklung im Säuglingsalter
- Rollen der Mutter-Kind-Interaktion bei der Identitätsbildung
- Einfluss des Bewegungsverhaltens auf die Identitätsentwicklung
- Relevanz verschiedener Entwicklungstheorien (biogenetisch, strukturgenetisch, umweltdeterministisch, interaktionistisch)
- Anwendung der Bindungstheorie im Kontext der Mutter-Kind-Interaktion
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 erläutert verschiedene Entwicklungstheorien und Ansätze zur Identitätsentwicklung basierend auf dem symbolischen Interaktionismus, inkl. einer detaillierten Betrachtung der Bindungstheorie. Kapitel 3 befasst sich mit der Entwicklung im Säuglingsalter, fokussiert auf motorische Entwicklung, Wahrnehmung, Gefühlswelt und das Bedürfnis nach Anerkennung. Kapitel 4 untersucht die Grundlagen der Identitätsentwicklung beim Säugling, mit einem Schwerpunkt auf den Elementen der Mutter-Kind-Interaktion und dem Bewegungsverhalten (Körperkontakt, Vokalisation, Blickkontakt).
Kapitel 5 stellt Beratungsmöglichkeiten und Therapieangebote zur Unterstützung der Mutter-Kind-Interaktion vor, wie z.B. Säuglingsschwimmen und das STEEP-Programm.
Schlüsselwörter
Identitätsentwicklung, Mutter-Kind-Interaktion, Bewegungsverhalten, Säuglingsalter, Bindungstheorie, symbolischer Interaktionismus, Entwicklungstheorien, Sportwissenschaft, Psychologie, Soziologie.
- Arbeit zitieren
- Magister Matthias Meier (Autor:in), 2007, Grundlagen der Identitätsentwicklung - Untersucht am Beispiel des Bewegungsverhaltens in der Mutter-Kind-Interaktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120836