Das 18. Jahrhundert ist die Blütezeit der Ästhetik. Edmund Burke schafft mit seinem Werk A philosophical Enquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful (1757) neben John Locke und David Hume eine der wichtigsten Abhandlungen des englischen Empirismus. Sie ist eine Abhandlung über unsere sinnliche Wahrnehmung hinsichtlich des Schönen und Erhabenen wie auch über die Kunstschönheit, mit Schwerpunkt auf Literatur und Sprache. Burke geht davon aus, dass es allgemeingültige – auf das Objekt bezogene – Kriterien gibt, die festlegen was schön und was erhaben ist. Daher folgert er auch, dass wir in punkto Kunst-Beurteilungen im Grunde alle das selbe Geschmacksurteil fällen. Die Abweichungen im Geschmack verschiedener Menschen sind nur Abweichungen des Wissens bzw. der Kenntnis über das zu beurteilende Objekt. Geschmack ist laut Burke erlernbar. Ganz im Gegensatz zu Kant. In seinem Werk Kritik der Urteilskraft (1790) verdeutlicht er, dass es nicht möglich sei, feste Kriterien zur Beurteilung des Schönen an einem Objekt festzumachen. Schönheit ist das was in sich gefällt. Auch ist er nicht der Meinung, dass Geschmack erlernbar sei, er geht eher davon aus, dass der Verstand eines jeden Menschen a priori gewisse „universale“ Regeln kenne, mit denen er bei Geschmacksurteilen die sinnliche Wahrnehmung beurteilt. Die Abweichungen im Geschmack verschiedener Menschen beruhen laut Kant auf Vorurteilen. Diese beiden Theorien und Werke, die trotz einigen Ähnlichkeiten unterschiedlicher nicht sein könnten, sind meiner Meinung nach die – für die Geschichte der Ästhetik – wichtigsten, und vor allem interessantesten Schriften. In der folgenden Arbeit werde ich die sinnlich-subjektive Theorie Burkes und die rational-subjektive Ästhetik Kants untersuchen, sie einander gegenüberstellen, kritisch hinterfragen und sie vor allem im Kontext der Kunst, besonders der Musik und Literatur eingehender beleuchten. Mein Ziel ist es also, zwei Theorien – von der die eine die andere inspirierte – kurz, aber klar darzustellen und sie zu vergleichen. Abschließend soll ein Fazit nicht nur beide Theorien, dort wo nötig, trennen und, dort wo möglich, zusammenführen, sondern auch auf einige Diskussionspunkte an diesen Ästhetiktheorien aus heutiger Perspektive aufmerksam machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Edmund Burke – On the Beautiful and Sublime
- Das Schöne und Erhabene bei Burke
- Der Weg von sinnlicher Wahrnehmung bis zum Geschmack Urteil bei Burke
- Kunst und Zweckmäßigkeit bei Burke
- Sprache und Literatur bei Burke
- Musik und Töne bei Burke
- Edmund Burke – Zusammenfassung
- Immanuel Kant – Die Kritik der Urteilskraft
- Das Schöne und Erhabene bei Kant
- Die zwei Arten des Erhabenen bei Kant
- Der Weg von den Sinnen bis zum Geschmack Urteil bei Kant
- Kunst und Zweckhaftigkeit bei Kant
- Sprache und Literatur bei Kant
- Musik und Töne bei Kant
- Immanuel Kant - Zusammenfassung
- Das Schöne und Erhabene bei Kant
- Vergleich von Kant und Burke
- Zusammenfassung des Vergleichs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die ästhetischen Theorien von Edmund Burke und Immanuel Kant im Kontext der Frühromantik und vergleicht deren Ansätze hinsichtlich des Schönen und Erhabenen. Der Fokus liegt auf der Rolle der sinnlichen Wahrnehmung versus der rationalen Beurteilung im Geschmack Urteil sowie der Betrachtung von Kunst, insbesondere Musik, in beiden Theorien.
- Vergleich der Konzepte des Schönen und Erhabenen bei Burke und Kant
- Analyse der Rolle der sinnlichen Wahrnehmung in der Ästhetik
- Untersuchung der Bedeutung von Kunst (mit Schwerpunkt Musik) in beiden Theorien
- Gegenüberstellung der subjektiven und objektiven Aspekte der Ästhetik
- Einordnung der Theorien im Kontext der Frühromantik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Geschichte der Ästhetik ein, beginnend bei Platon und Aristoteles bis hin zu Lessing und den Philosophen der Frühromantik. Das Kapitel zu Edmund Burke analysiert seine Konzepte von Schönheit und Erhabenheit und untersucht seine Ansichten zur Rolle der sinnlichen Wahrnehmung im Geschmack Urteil sowie seine Betrachtung von Kunst, insbesondere Literatur und Musik. Das Kapitel über Immanuel Kant widmet sich seiner Kritik der Urteilskraft und vergleicht Kants Theorie mit der von Burke. Der Vergleich der beiden Philosophen hebt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Ansätze hervor.
Schlüsselwörter
Ästhetik, Frühromantik, Edmund Burke, Immanuel Kant, Schönes, Erhabenes, Sinnliche Wahrnehmung, Rationale Beurteilung, Geschmack, Kunst, Musik, Literatur.
- Arbeit zitieren
- Nora Haller (Autor:in), 2007, Die Ästhetik der Frühromantik: sinnliche Subjektivität oder subjektive Rationalität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120839