Gewalt im Film entsteht nicht durch das Abfotografieren der äußeren Wirklichkeit, sondern aus sich heraus. Bildsprache, Rhythmus und Spannungskurve erzeugen eine Gewalt ganz eigener Art. Dieses Buch beschäftigt sich deshalb nicht mit filmhistorischen Zusammenhängen oder typischen, gewalthaltigen Filmgenres.
Das Ziel ist vielmehr eine detaillierte Untersuchung zur Problematik filmischer Gewalt und ihrer ästhetischen Organisation. Die Konzentration auf die Wirkung der Bilder greift dabei die Frage nach der Freisetzung von aggressiven Energien durch Brutalität und Krieg auf. Der Hypothese, dass mediale Darbietungen von Gewalt vielfältige und im Einzelfall verschiedene Wirkungen haben, schenkt die Autorin besondere Aufmerksamkeit.
Die Publikation untersucht dazu ausgewählte Gewalt- und Kriegsszenen in den Filmen von drei Regisseuren aus der ehemaligen Republik Jugoslawien. Emir Kusturicas „Underground“ (kroatisch „Podzemlje“) steht dabei für die Filme, die die Vorgeschichte des Bürgerkrieges der 1990er Jahre zu reflektieren versuchen. Als Beispiel für Filme, die die Geschehnisse während des Krieges dokumentieren, wird Danis Tanovićs „No Man’s Land“ (bosnisch “Ničija zemlja“) untersucht. Jasmila Žbanićs „Esmas Geheimnis“ (bosnisch „Grbavica“) vervollständigt die Filmanalyse und zeigt die Folgen des Krieges und deren Reflexion im Alltag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historisch – politischer Kontext
- Zerfall Jugoslawiens und seine filmische Widerspiegelung
- Neuer Primitivismus
- Macht und Gewalt
- Von der Aktionsmacht zur Gewalt
- Aktionsmacht in Zeiten des Krieges
- Gewaltverhältnisse im Krieg
- Das Konzept der mimetischen Gewalt
- Wunsch des Menschen nach Mimesis
- Mimetisches Begehren
- Underground
- Filmtechnische Besonderheiten
- Kamera und Schnitt
- „Film im Film“
- Sequenzanalysen ausgewählter Gewalt-/ Kriegsszenen
- „Belgrader Zoo“
- „Apokalypse“
- Kreissymbolik – Gewalt und Krieg als Dauerzustand
- Musik als emotionaler Spannungsverstärker
- Humor als Relativierung im Krieg
- Die Rolle von Erotik und Gewalt
- Fazit zu Underground
- No Man's Land
- Strukturelle und filmische Besonderheiten
- Aufbau
- Sprache
- Sprache und Text
- Untertitel
- Mimesis
- Das Verhältnis Nino und Ciki
- Disharmonie
- Sequenzanalysen ausgewählter Gewalt-/ Kriegsszenen
- „Erster feindseliger Kontakt“
- „Die Spirale der Gewalt“
- „Das Ende aller Hoffnung“
- Musik und Geräusche als Spannungsverstärker
- Humor und Ironie als Relativierung im Krieg
- Fazit zu No Man's Land
- Esmas Geheimnis
- Strukturelle und filmtechnische Besonderheiten
- Generationen und Kontext
- Perspektive und Ort
- „Schlafende Frauen“
- Sequenzanalysen ausgewählter Gewaltszenen
- „Wetteinsatz vergessen abzugeben“
- „Esmas Geheimnis“
- Musik als Teil der Dramaturgie
- Die Doppelrolle der Frau als Mutter und Opfer
- Das Männliche
- Kinder und Gewalt - Mimesis
- Fazit zu Esmas Geheimnis
- Abschließende Bemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die filmische Darstellung von Gewalt und Krieg in drei ausgewählten Filmen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ziel ist es, die jeweiligen filmischen Mittel und Strategien zu untersuchen, mit denen Gewalt inszeniert und ihre Auswirkungen vermittelt werden. Der Fokus liegt auf der ästhetischen Organisation der Gewalt im Film und ihrer spezifischen Wirkung.
- Filmische Darstellung von Gewalt im Kontext des jugoslawischen Bürgerkriegs
- Analyse der filmischen Mittel zur Inszenierung von Gewalt (Kameraführung, Schnitt, Musik etc.)
- Wirkungsweisen der filmischen Gewalt und deren ästhetische Organisation
- Rollen von Mimesis und Gewalt im Kontext des Krieges
- Verwendung von Humor und Ironie als Mittel der Relativierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Ansatz der Arbeit und die Auswahl der Filme. Die Kapitel zu den einzelnen Filmen (Underground, No Man's Land, Esmas Geheimnis) analysieren jeweils die filmtechnischen Besonderheiten, ausgewählte Gewaltszenen, und die Rolle von Musik und anderen Elementen wie Humor und Ironie. Die Analysen konzentrieren sich auf die spezifischen Strategien, mit denen die Filme die Problematik von Gewalt und Krieg darstellen. Die Kapitel bieten detaillierte Sequenzanalysen ohne jedoch die zentralen Schlussfolgerungen vorwegzunehmen.
Schlüsselwörter
Jugoslawischer Bürgerkrieg, Filmische Gewalt, Sequenzanalyse, Emir Kusturica, Danis Tanović, Mimetische Gewalt, Filmsprache, Ästhetik der Gewalt, Kriegstrauma, Humor und Ironie.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2008, Gewalt und Krieg in Ex-Jugoslawien. Eine vergleichende Filmanalyse von Kusturicas „Underground“, Tanovics „No Man's Land“ und Zbanics „Esmas Geheimnis“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120847