„Kap der Stürme“ versus „Kap der Guten Hoffnung“. Die Südspitze des afrikanischen Kontinents wurde erstmals im Jahr 1488 durch den portugiesischen Seefahrer Bartolomeu Diaz umrundet. Er nannte es ob der widrigen Wetterbedingungen „Kap der Stürme“. Die Umbenennung durch die portugiesische Krone in „Kap der Guten Hoffnung“ hatte auch psychologische Gründe. Man wollte den Seefahrern nicht das Gefühl vermitteln, die Umsegelung sei zu gefährlich.1 Der natürliche Schutzhafen in der Tafelbucht diente Ostindienfahrern als Erfrischungsstation.2 Die Portugiesen und Engländer nutzten ihn nur sporadisch, die Niederländer seit dem frühen 17. Jahrhundert regelmäßig. Eine dauerhafte Kontrolle durch eine Niederlassung lag daher nahe.
Im Jahre 1652 ließ die Vereinigte Ostindische Kompanie dort eine Versorgungsstation für ihre Handelsflotte errichten. Diese Station sollte von Kompanieangestellten bewirtschaftet werden. Innerhalb weniger Jahre entschied sich die Kompanieleitung indes aufgrund finanzieller Erwägungen, die landwirtschaftliche Produktion Privatleuten, so genannten Freileuten, zu übergeben, wodurch sich der Stützpunkt im Laufe des 17. Jahrhunderts zur Siedlungskolonie entwickelte. Ein Prozeß, den die VOC weder vorhergesehen noch beabsichtigt hatte. Der ursprüngliche Beweggrund war die Errichtung „einer kleinen Erfrischungsstation zur Unterstützung der Retourflotten auf ihrem Weg von und nach Osten.“3
Die frühe Entwicklung der Kapkolonie wurde in den vergangenen Jahrzehnten kaum beziehungsweise nur schlaglichtartig untersucht. In dieser Arbeit sollen nun die ersten 50 Jahre der Geschichte der Kapkolonie und somit Südafrikas dargestellt werden.
Die Zielformulierung des Vorstands der VOC im Vorfeld der Festsetzung am Kap war ausschließlich utilitaristisch, hinsichtlich der Versorgung der Asien- und Retour-flotten, gehalten. Der Stützpunkt sollte also rein wirtschaftlichen Zwecken dienen. Vor diesem Hintergrund ist die Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung der niederländischen Kolonie am Kap der Guten Hoffnung besonders interessant.
Aus meiner Sicht lassen sich wirtschaftliche Zusammenhänge jedoch nur in ihrem sozialen Kontext verstehen und bewerten. Deshalb widmet diese Untersuchung der sozialen Entwicklung der Kapkolonie besonderes Augenmerk, zumindest hinsichtlich ihrer Wechselwirkung mit der Wirtschaftsentwicklung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Thematische Einführung
- 2.1 Die Niederlande und der Asienhandel im 17. Jahrhundert
- 2.2 Die Politik der VOC
- 2.3 Das Kap der Guten Hoffnung vor 1652
- 3. Verwaltung
- 3.1 Aufbau der Verwaltung
- 3.2 Kommissare der Kompanie
- 3.3 Kommandanten und Gouverneure der Kolonie
- 3.3.1 Jan van Riebeeck (1652–1662)
- 3.3.2 Zacharias Wagener (1662-1666)
- 3.3.3 Usbrand Godske (1672–1676)
- 3.3.4 Simon van der Stel (1679-1699)
- 4. Wirtschaft der Kapkolonie
- 4.1 Die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie
- 4.2 Phaseneinteilung
- 4.2.1 Gründungsphase
- 4.2.2 Konsolidierungsphase
- 4.2.3 Expansionsphase
- 4.3 Handelsbeziehungen zu den Khoikhoi
- 4.4 Frequentierung des Kapstützpunktes
- 4.5 Fazit
- 5. Sozialstruktur der Kapkolonie
- 5.1 Freibürgersystem
- 5.2 Sklaverei am Kap
- 5.3 Demographische Entwicklung
- 5.4 Fazit
- 6. Ausblick auf das 18. Jahrhundert
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung der niederländischen Kolonie am Kap der Guten Hoffnung von 1652 bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie betrachtet die wirtschaftlichen Aspekte im Kontext der sozialen Entwicklung und beleuchtet die Interaktion zwischen den niederländischen Kolonisten und der indigenen Bevölkerung, den Khoikhoi. Die Arbeit analysiert die Entscheidungen der VOC und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Kolonie.
- Wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie
- Beziehungen zwischen Kolonisten und Khoikhoi
- Einfluss der VOC-Politik auf die Kolonie
- Entstehung und Entwicklung des Freibürgersystems
- Rolle der Sklaverei in der Kolonie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der wirtschaftlichen Entwicklung der Kapkolonie im Kontext der sozialen Entwicklung dar. Sie betont den bisher nur fragmentarischen Forschungsstand und die Bedeutung des Verhältnisses zu den Khoikhoi. Die Arbeit untersucht, ob die Entscheidungen der VOC rein wirtschaftlich motiviert waren und ob die gesteckten Ziele unter den gegebenen sozialen Bedingungen erreichbar waren.
2. Thematische Einführung: Dieses Kapitel liefert den historischen Kontext. Es behandelt den niederländischen Asienhandel, die Politik der VOC und die Situation am Kap vor der Ankunft der Niederländer. Es legt die Grundlage für das Verständnis der späteren Entwicklungen, indem es die relevanten politischen und wirtschaftlichen Faktoren beleuchtet, die die Gründung und Entwicklung der Kolonie beeinflusst haben.
3. Verwaltung: Dieses Kapitel beschreibt den Aufbau der Kolonialverwaltung, die Rolle der Kommissare und die Bedeutung der verschiedenen Kommandanten und Gouverneure. Es analysiert die Entwicklung der Verwaltungsstrukturen und deren Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Die Biografien der wichtigen Gouverneure geben Einblicke in die wechselnden Strategien der Verwaltung.
4. Wirtschaft der Kapkolonie: Dieses Kapitel analysiert die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie in drei Phasen: Gründung, Konsolidierung und Expansion. Es untersucht die Handelsbeziehungen zu den Khoikhoi und die Bedeutung des Kaps als Stützpunkt für die VOC-Flotte. Die detaillierte Beschreibung der Phasen verdeutlicht die Herausforderungen und Möglichkeiten, die die Kolonisten in jeder Phase erlebt haben. Die Bedeutung des Viehhandels mit den Khoikhoi als wirtschaftliche Grundlage wird detailliert beschrieben.
5. Sozialstruktur der Kapkolonie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Sozialstruktur der Kolonie, einschließlich des Freibürgersystems, der Sklaverei und der demografischen Entwicklung. Es untersucht die komplexen sozialen Dynamiken, die die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst haben. Die Analyse der Interaktionen verschiedener sozialer Gruppen, wie der Freibürger und der Sklaven, beleuchtet die soziale Hierarchie und deren Bedeutung für die wirtschaftliche Produktion.
Schlüsselwörter
Kapkolonie, Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC), Khoikhoi, Wirtschaftliche Entwicklung, Sozialstruktur, Freibürgersystem, Sklaverei, Kolonialgeschichte, Südafrika, 17. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie (1652-1700)
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung der niederländischen Kolonie am Kap der Guten Hoffnung von 1652 bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie betrachtet die wirtschaftlichen Aspekte im Kontext der sozialen Entwicklung und beleuchtet die Interaktion zwischen den niederländischen Kolonisten und der indigenen Bevölkerung, den Khoikhoi. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Entscheidungen der VOC und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Kolonie.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie, die Beziehungen zwischen Kolonisten und Khoikhoi, den Einfluss der VOC-Politik, die Entstehung und Entwicklung des Freibürgersystems sowie die Rolle der Sklaverei in der Kolonie. Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Einleitung, einer thematischen Einführung, der Verwaltung, der Wirtschaft, der Sozialstruktur und einem Ausblick auf das 18. Jahrhundert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und den Forschungsstand darlegt. Es folgt eine thematische Einführung, die den historischen Kontext beleuchtet. Die weiteren Kapitel befassen sich mit der Verwaltung der Kolonie, ihrer wirtschaftlichen Entwicklung (eingeteilt in Gründung, Konsolidierung und Expansionsphase), der Sozialstruktur (Freibürgersystem, Sklaverei, Demografie) und schließen mit einem Ausblick auf das 18. Jahrhundert.
Welche Rolle spielt die VOC in der Arbeit?
Die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit analysiert die Entscheidungen der VOC und deren Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Kolonie. Es wird untersucht, ob die Entscheidungen der VOC rein wirtschaftlich motiviert waren und ob die gesteckten Ziele unter den gegebenen sozialen Bedingungen erreichbar waren.
Welche Bedeutung haben die Beziehungen zu den Khoikhoi?
Die Interaktion zwischen den niederländischen Kolonisten und den Khoikhoi ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit. Die Arbeit untersucht die Handelsbeziehungen zu den Khoikhoi und deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der wechselseitigen Beziehungen und deren Einfluss auf die Entwicklung der Kolonie.
Welche Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung werden unterschieden?
Die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie wird in drei Phasen unterteilt: Gründungsphase, Konsolidierungsphase und Expansionsphase. Jede Phase wird detailliert beschrieben, um die Herausforderungen und Möglichkeiten der Kolonisten zu verdeutlichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kapkolonie, Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC), Khoikhoi, Wirtschaftliche Entwicklung, Sozialstruktur, Freibürgersystem, Sklaverei, Kolonialgeschichte, Südafrika, 17. Jahrhundert.
Welche Quellen wurden verwendet (implizit)?
Die Arbeit basiert auf (implizit genannten) Quellen, die den historischen Kontext des niederländischen Asienhandels, der VOC-Politik und der Situation am Kap vor 1652 beleuchten. Die Biografien wichtiger Gouverneure geben Einblicke in die wechselnden Verwaltungsstrategien. Die detaillierte Beschreibung der wirtschaftlichen Phasen und der Sozialstruktur beruht ebenfalls auf historischen Quellen.
- Arbeit zitieren
- Magister Tillman Wormuth (Autor:in), 2007, Die wirtschaftliche Entwicklung der niederländischen Kolonie am Kap der Guten Hoffnung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120908