Cis tertium Lapidem miliarium – Zur Entstehungsgeschichte des Zisterzienserordens

Vorbild, Tendenzen und Probleme der monastischen Gemeinschaft im 11. und 12. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Einflüsse der Gründerväter


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

57 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Klöster und Reformen im 11. Jahrhundert
2.1 Religiöse Aspekte in der gesamteuropäischen Geschichte des Mönchtums
2.2 Das Kloster Cluny – Vorbild und Angriffspunkt

3. Robert von Molesme – Gründer und Reformer?
3.1 Die Anfänge von Citeaux
3.2 Spannungen und Rückkehr nach Molesme

4. Die weitere Ausdehnung des Ordens
4.1 Die Rolle Bernhards von Clairvaux, Alberichs von Citeaux und Stephan Hardings
4.2 Aufbau, Ämter und Privilegien des zisterziensischen Konventes

5. Schlussteil

6. Anhang
6.1 Biographischer Anhang
6.2. Quellen-Anhang

7. Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Quellenverzeichnis
7.2 Literaturverzeichnis

8. Abbildungen

1. Einleitung

„Vor allem muß dieses Übel [des Sonderbesitzes] mit der Wurzel aus dem Kloster ausgerottet werden. Keiner wage ohne Geheiß des Abtes etwas zu geben oder anzunehmen, oder etwas als persönliches Eigentum zu haben (…). Hat jemand erwiesenermaßen an diesem ganz schlimmen Laster seine Freude, so werde er ein- oder zweimal ermahnt; bessert er sich nicht, so werde er bestraft.“[1] Das Leben in Askese und die Entsagung von persönlichem Besitz waren in der Regula Benedicti unabdingbare Voraussetzungen des monastischen Lebens. Gleichsam sollten Handarbeit sowie das individuelle und gemeinschaftliche Gebet tragende Säulen des Mönchtums sein. So hieß es in Kapitel 48 der benediktinischen Regel: „Müßiggang ist der Feind der Seele, deshalb sollen die Brüder zu gewissen Zeiten mit Handarbeit und zu anderer Zeit mit geistlicher Lesung beschäftigt sein.“[2] Die Regula Benedicti galt als wichtigstes Instrument in der Umsetzung der Ideale des christlichen Glaubens in den monastischen Gemeinschaften seit dem 10. Jahrhundert. Obgleich das Leben nach der Regel beschwerlich erschien, konstatierten die unterschiedlichsten Orden des Mittelalters deren stringente Anwendung in den Lebensgewohnheiten für sich. Vor allem der Zisterzienserorden vereinnahmte jene Aspekte der benediktinischen Regel: „Oberste Richtschnur der Reform ist die Reinheit der Benediktsregel und Lebensorientierung nach der Regel (…).“[3] Dies legte Abt Alberich[4] in seiner Instituta monachorum Cisterciensium de Molismo venientium[5] fest – puritas regulae und rectitudo regulae als Kennzeichen der Satzung der Zisterzienser an der Schwelle zum 12. Jahrhundert.

An der Schrift des zweiten Abtes von Citeaux Alberich orientierten sich die frühen, zeitnahen Quellenbefunde, die in großem Umfange für die moderne Zisterzienserforschung zugänglich sind.[6] Diese beziehen sich speziell auf die frühen Verfassungsprinzipien des Ordens, um stets die enge Verknüpfung des Konventes mit der benediktinischen Regel zu belegen. Allerdings sind in einigen Bereichen der Entstehungsphase der zisterziensischen Gemeinschaft kaum Quellenüberlieferungen, etwa bezüglich der eremitischen Strömungen in der Vita Roberts von Molesme[7], vorhanden. Daher scheint es wenig verwunderlich, dass in der Zisterzienserforschung seit dem 16. Jahrhundert lange Zeit Robert als Initiator und vermeintlich einziger Gründungsvater des Novum monasterium zu Citeaux galt[8], wenngleich auch Kritik an dessen Rückkehr in das Stammkloster von Molesme unverkennbar war.[9] Aus jenem kritischen Ansatz wurde bis in das frühe 20. Jahrhundert letztlich Bernhard von Clairvaux[10] als tragende Persönlichkeit der frühen Entfaltung des Zisterzienserordens betrachtet und auf diese Weise lange Zeit das bedeutsame Wirken von Alberich von Citeaux und Stephan Hardings verkannt.[11]

Im gleichen Zeitraum erschienen infolge des Bedeutungsverlustes des Ordens zumeist Publikationen, die zwar explizit die Geschichte und Entwicklung der Primarabteien Citeaux, La Ferté, Pontigny, Morimond und Clairvaux[12] thematisierten, ohne aber umfangreiche, den modernen historiographischen Standards vergleichbare Forschungsarbeiten zu sein.[13] Tatsächlich entstanden bis zum Ende der 1980er Jahre in der deutschsprachigen Zisterzienserforschung kaum Arbeiten, die sich nicht einzig mit der Frühgeschichte des Ordens, sondern darüber hinaus gleichermaßen mit der Phase des Niederganges der Gemeinschaft oder deren Wirken bis in die heutige Zeit beschäftigten. Der Durchbruch diesbezüglich erfolgte schließlich im Zuge der 900-jährigen Jubiläen von Bernhard von Clairvaux 1990 und von Citeaux 1998, wobei dies zunächst vor allem in französischen Publikationen sichtbar wurde.[14] Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Zisterzienserorden explizit in Überblickswerken zur Ausprägung des mittelalterlichen Mönchtums behandelt[15], wobei die Forschung auch hier auf die frühe Entstehungsgeschichte fokussiert war. Ein intentionaler Wandel in deutschsprachigen Publikationen setzte tatsächlich erst im frühen 21. Jahrhundert ein, als die unabdingbare Notwendigkeit einer umfangreichen Aufarbeitung der gesamten zisterziensischen Ordensgeschichte erkannt wurde.[16] Auf Grundlage der neueren deutschen, französischen und englischen[17] Literatur konnten völlig neue Forschungserkenntnisse gewonnen werden, die den Stand der Aufarbeitung der Frühgeschichte des Zisterzienserordens aktualisierten.

Im Gegensatz zur Entstehung und Manifestierung weiterer Mönchsorden im 10. und 11. Jahrhundert, wie etwa die mittelalterliche Eremitenbewegung in Italien, fußend auf dem reformerischen Wirken des Nilus von Rossano (910-1004) oder die Gründung der Kamaldulenser infolge der Bestrebungen Romualds von Ravenna (950-1027), basierte die Frühgeschichte der zisterziensischen Gemeinschaft weder auf der Intention der Schaffung eines völlig neuen Ordens[18], noch auf einem einzigen Gründungsvater. Somit war der tradierte Forschungsstand des 16. bis frühen 20. Jahrhunderts überdauert. Die modernen Publikationen[19] verweisen vielmehr auf die Notwendigkeit der Betrachtung und Bewertung von vier tragenden Persönlichkeiten. So wird Robert von Molesme in der historiographischen Forschung weiterhin als Initiator des Konventes von Citeaux angesehen; gleichzeitig bewertet die Literatur die verwandtschaftlichen Relationen des ersten Abtes der Zisterzienser zum burgundischen Adel, der den Ort der Sesshaftigkeit des Novum monasterium in der Einöde südlich von Dijon erst möglich machte, als unabdingbare Voraussetzung der Entfaltung der Gemeinschaft. Folglich wird eine überhöhte Rolle Roberts in der Gründungsgeschichte des Zisterzienserordens in modernen wissenschaftlichen Publikationen ausgeschlossen.

Als weitere wichtige Persönlichkeit in der Frühgeschichte der zisterziensischen Gemeinschaft gilt nunmehr Alberich, der zweite Abt von Citeaux, da dessen Wirken das Bestehen des Konventes erst vollends sichern konnte.[20] Der entscheidende Einfluss Alberichs, der in der modernen Forschung zu einem der Gründungsväter des Zisterzienserordens erhoben wird, war darüber hinaus die Festlegung der Lebensgewohnheiten der Gemeinschaft in der Instituta monachorum Cisterciensium de Molismo venientium.[21] Doch als maßgebliche und einflussreichste verfassungsgebende Instanz in der frühgeschichtlichen Entwicklung des Ordens gilt der dritte Abt des Konventes, Stephan Harding, da unter der Leitung des Engländers das Generalkapitel als oberstes Entscheidungsinstrument der Zisterzienser entstand und die Struktur und Organisation der Gemeinschaft geformt werden konnte; aus der Feder Stephan Hardings stammte die Carta caritatis in all ihren Abwandlungen.[22]

Gleichsam negieren die Publikationen des frühen 21. Jahrhunderts keineswegs den einflussreichen Status Bernhards von Clairvaux – vor allem bezüglich der Ausbreitung des Ordens im 13. Jahrhundert, da jene Sonderrolle in Filiationsgründungen[23], genauso wie den umfangreichen Briefwechseln und Traktaten[24], Predigten und Kritiken belegt wird und den sich ausweitenden Einfluss der Zisterzienser auf die Kirchen- und Herrscherpolitik beweisen.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse aktueller Forschungen entsteht das zentrale Thema der vorliegenden Ausarbeitung, wobei neben den Einflüssen der genannten Gründungsväter des Zisterzienserordens[25] auch Vorbilder, Tendenzen und Probleme der neuen monastischen Gemeinschaft im 11. und 12. Jahrhundert dargestellt und analysiert werden.[26] Folglich soll eine Antwort auf die nachstehenden Fragen aus den Zeilen dieser Arbeit hervorgehen: unter welchen Voraussetzungen kam die Gründung und die in ihrer Schnelligkeit durchaus erstaunliche Ausbreitung der Ziele und Einflüsse der Zisterzienser zustande? Und wie stellte sich das Verhältnis des Ordens zur tatsächlichen Umsetzung der Regula Benedicti im Zuge dieser Entwicklung dar?

Um eben diese Fragen beantworten zu können, versteht sich die vorliegende Ausarbeitung als Symbiose aus Chronologie der Ereignisse vor und während der Entstehungsphase von Citeaux und der faktischen Methodologie der Gründungsväter in ihrem Wirken. Daher erscheint eine Betrachtung der religiösen Verhältnisse im 10. und 11. Jahrhundert[27] – inklusive des Investiturstreites, den ersten Aufruf zum Zug gegen den Islam im Nahen Osten und den einsetzenden reformerischen Tendenzen innerhalb des Mönchtums – also noch vor dem Auszug Roberts von Molesme in die Einöde unweit von Dijon genauso notwendig, wie die Erörterung der cluniazensischen Gemeinschaft als Vorbild, aber auch Angriffspunkt der später entstandenen Ordensgemeinschaften.[28] Anschließend sollen vor dem Hintergrund des Wirkens von Robert von Molesme die Anfänge des Novum monasterium zu Citeaux betrachtet und die Auswirkungen der Rückkehr des ersten zisterziensischen Abtes nach Molesme analysiert werden, um die Einflussfaktoren und eventuellen Verfehlungen[29] des burgundischen Mönches und damit dessen Status als Gründer und Reformer nachweisen zu können. Die rasante Ausbreitung des Zisterzienserordens wird nachfolgend thematisiert; zunächst werden hier die Errungenschaften und Handlungen Bernhards von Clairvaux sowie die Verdienste Alberichs von Citeaux und Stephan Hardings in kritischer Weise behandelt, um abschließend auf Grundlage der zisterziensischen Verfassungsprinzipien[30] den Aufbau, die Ämter sowie die Privilegien des Konventes beschreiben zu können. Im Schwerpunkt soll dabei auf die Prägung der Grangien und des Konversentums eingegangen werden.[31] In der Zusammenführung der Teilaspekte der vorliegenden Ausarbeitung erfolgt schließlich die Beantwortung der zentralen Fragestellung, sodass Vorbild, Tendenzen und Probleme der monastischen Gemeinschaft im 11. und 12. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Einflüsse der Gründungsväter erkennbar werden und somit ein Beitrag zum Erkenntnisgewinn in der Zisterzienserforschung geleistet wird.

2. Klöster und Reformen im 11. Jahrhundert

2.1 Religiöse Aspekte in der gesamteuropäischen Geschichte des Mönchtums

Die stete Ausdehnung monastischer Reformkreise, die Gottesfriedensbewegung sowie der Investiturstreit und der Beginn der Kreuzzüge stellten die Faktoren der gesamteuropäischen Entwicklung der Kirchengeschichte des späten 11. und 12. Jahrhunderts dar[32] und bildeten den Nährboden für die klerikale Kontroverse um die vita evangelica – der rechtmäßigen Nachfolge Christi.[33]

Trotz der Pluralität der neuen Strömungen gab es bezüglich der stringenten Umsetzung der Regula Benedicti[34] kaum intentional oder definitorisch widersprüchliche Reformideen für das Leben innerhalb der klösterlichen Mauern. Vielmehr prägten die kirchenpolitische wie auch die wirtschaftlich-finanzielle Autonomie und die allgemein-gesellschaftliche Toleranz gegenüber den neuen Orden ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl, sodass im 11. Jahrhundert ein Großteil der Konvente manifestiert wurden und das Streben nach Transparenz und der Öffnung der klösterlichen Mauern für die Weltlichkeit den anhaltenden monastischen Aufschwung dokumentierten. Gleichsam forderten die reformerischen Kreise des Mönchtums in der Gottesfriedensbewegung eine Metamorphose des Status des adligen Standes: aufgrund des übersteigerten Fehdewesens des Adels sollten dessen Konsequenzen für die einfache Landbevölkerung abgeschwächt werden.[35] Zur Umsetzung dieser Idee sollten exemplarisch allgemein legitimierte Gesetze – etwa zur genauen Definition von Dauer und Ausmaß einer Fehde[36] - geschaffen werden, um die Folgen von Verwüstungen, Plünderungen oder Ernteeinbußen zu hemmen. Tatsächlich gelang es den Anhängern der Gottesfriedensbewegung zum Teil, ein überarbeitetes Wertesystem und Moralverständnis im adligen Stande zu konstruieren. So kam es gegen Ende des 11. Jahrhunderts zu einer strukturellen Abwandlung des Militärdienstes zum Schutze der Landbevölkerung bei einer gleichzeitigen Kompensation der soldatischen Abtretungen, indem der Feudalstand der adligen Kämpfer ausgeprägt wurde.[37] Diese sollten die Aufgaben eines speziell ausgebildeten Beschützers und Verteidigers von Land und Boden wahrnehmen und auf diese Weise die negativen Folgen des Fehdewesens abschwächen.

Ein entscheidender Einschnitt in der gesamteuropäischen Kirchengeschichte des 11. und 12. Jahrhunderts war darüber hinaus der Investiturstreit[38] - der Konflikt um die rechtmäßige Einsetzung von Bischöfen und Äbten zwischen Heinrich IV. (König seit 1056, Kaiser von 1084 bis 1106) und Papst Gregor VII. (1073 bis 1085). Die Kurie vertrat die Vorstellung, als letzte richterliche Instanz vor Gott auch über die Weltlichkeit urteilen zu können und kritisierte auf diese Weise die Investitur von Laien durch weltliche Machthaber.[39] Papst Gregor VII. verbot daraus resultierend die Laieninvestitur und beschnitt damit den Charakter der deutschen Reichsverfassung[40], infolgedessen sich Heinrich IV. über das päpstliche Dogma hinwegsetzte und auch weiterhin die klerikalen Würdenträger im Reich ernannte. Es folgte der Kirchbann über den deutschen König; Gregor VII. enthob Heinrich IV. auf dem Reichstag zu Worms anno 1076 all seiner Rechte.[41] In scheinbarer Anerkennung seiner Fehler und der Symbolisierung der tiefen Reue verpflichtete sich der deutsche König nach dem Gang nach Canossa, der Reiseresidenz des Papstes, im Jahre 1077, jegliche kirchenpolitische Entscheidung und Weisung der römischen Kurie anzuerkennen.[42] Dennoch schwelte der Konflikt um die rechtmäßige Investitur von Äbten und Bischöfen bis zum Wormser Konkordat 1122, als Heinrich V. (König seit 1098, Kaiser von 1111 bis 1125) auf diplomatische Weise einen Konsens erreichen konnte: es sollte unmittelbar zwischen weltlichen und geistlichen Aufgabenbereichen eines jeden Bischofs unterschieden werden. Somit verzichtete der König auf den herrschaftlichen Anspruch der Investitur im Allgemeinen, aber gleichwohl stand ihm bezüglich der Nomination und Wahl von Klerikern ein Mitspracherecht zu. Das Resultat des Wormser Konkordates schwächte folglich die Verhandlungsposition der hohen Fürsten gegenüber dem Papsttum.[43] Dies wirkte sich mittelfristig auch auf die Forderungen und Ziele des Mönchtums in ganz Europa aus: nunmehr galt es, die Selbstbestimmung und Autonomie der Konvente als religiöse Institutionen vor weltlichen Einflüssen zu schützen. Jener Ansatz ließ sich explizit in der Öffnung der klösterlichen Mauern gegenüber der Weltlichkeit erkennen, denn es waren die monastischen Gemeinschaften, die über transparente Strukturen und Organisationsbereiche den Austausch mit der Landbevölkerung und den Landesfürsten vorantrieben.[44]

Eine vollständige Symbiose von kirchlichen und politischen Interessen äußerte sich im Zuge des Aufrufes zum Kreuzzug durch Papst Urban II. während der Synode zu Clermont-Ferrand anno 1095.[45] Tatsächlich entstammte die Kooperation von Kirche und Fürstentümern der Pluralität der Ziele und Hoffnungen, die mit einem erfolgreichen Zug gegen den Islam im Nahen Osten eng verknüpft waren: das Streben nach militärischen Ruhm und Ansehen der Herrscher, der Wunsch der Lossagung von Lasten und der Grundherrschaft im Bauernstande, die wirtschaftliche Prosperität durch hohe Zinserträge über die Bereitstellung von Verpflegung, Schiffen und monetären Mitteln aus den Händen der städtischen Kaufleute sowie die Segnung durch den Papst und die Vergebung aller irdischen Sünden – all jene Bestrebungen waren Anreize für die direkte oder indirekte Unterstützung des Appells der Kurie in einer alle Stände ergreifenden Dimension. So dehnte sich die Intention Papst Urbans II. mit rascher Geschwindigkeit in ganz Europa aus. Den quasiimperialistischen Expansions- und Eroberungsdrang konnten sich einzig die Spanier, die sich im Krieg mit den Mauren befanden[46], sowie weite Teile des aufgrund der Wirren des Investiturstreites gelähmten Heiligen Römischen Reiches entziehen.[47]

In ähnlicher – wenngleich vordergründig theoretischer – Weise wirkte die theologische Kontroverse um die vita evangelica auf die Entwicklung des gesamteuropäischen Mönchtums. Der Hintergrund dessen war die Frage nach der rechtmäßigen Nachfolge Christi nach den Idealen des christlichen Glaubens.[48] Hierin ließ sich eine Spaltung der Vielzahl der monastischen Gemeinschaften anhand der Orientierung an der Regula Benedicti erkennen, die in teilweise erheblich divergierenden Grundansätzen des Zusammenlebens der Mönche[49], aber gleichwohl auch in ähnlichen Lebensformen und –gewohnheiten mündete.[50]

Die Ausprägung reformerischer Denkansätze und deren Projektion in den neuen Orden des 10., 11. und 12. Jahrhunderts, die Gottesfriedensbewegung sowie der Investiturstreit als auch der Aufruf zum Zug gegen den Islam und die Kontroverse um die vita evangelica bedingten mittelfristig die Dimension der Manifestierung monastischer Gemeinschaften in ganz Europa. Eine weitere Säule in der Entstehung des Zisterzienserordens als Exempel der Ausweitung jener Prinzipien stellte das Kloster Cluny dar, dessen Mönche den reformerischen Tendenzen in der Kirchenpolitik des 10. Jahrhunderts als erster Konvent Nachdruck verleihen konnten.[51]

2.2 Das Kloster Cluny – Vorbild und Angriffspunkt

Der Anstoß der Reformbewegung im 10. Jahrhundert erfolgte im Zuge der Gründung des Klosters Cluny anno 910[52], wenngleich deren erster tatsächlicher Höhepunkt in der Umsetzung der reformerischen Bestrebungen erst an der Schwelle zum 12. Jahrhundert unter dem Wirken des Abtes Hugo (1049-1109) erreicht wurde.[53] Zahlreiche Klöster in den vornehmlich französischen Regionen[54] folgten jener Strömung, ohne aber in unmittelbarer Abhängigkeit von Cluny zu geraten. Das Vorbild der cluniazensischen Gemeinschaft ergab sich in ihrer Pionierstellung, da die Mitglieder des Konventes den reformerischen Tendenzen des 10. und frühen 11. Jahrhunderts durch Predigten und auch in ihrem Handeln Nachdruck verleihen konnten.[55] Jene positive Auffassung von Cluny als Reformabtei wurde durch die Aufnahme und die anfangs stringente Umsetzung der Regula Benedicti in der Gründungsurkunde des Konventes noch zusätzlich gestärkt.[56] So wurden die elementaren Bestandteile der Regel – die Abkehr von Reichtum und Besitz, um in Askese und Armut die wahren christlichen Ideale empfangen zu können, die Erkenntnis der Notwendigkeit der Handarbeit zur Substinenz (laborare), die stabilitas loci als zeit- und ortsabhängige Grundvoraussetzung und somit als Bedingung der Definition des Kontaktes mit dem Leben außerhalb der klösterlichen Mauern, die zur Unabhängigkeit des Konventes führen sollte – gleichsam die tragenden Säulen der cluniazensischen Verfassung. Eine ebenso weitreichende Auswirkung hatte die Implementierung des Auftrages, Pilger jederzeit aufzunehmen und zu versorgen sowie die Unterstützung von Alten, Armen und Schwachen. Diese Elemente nahmen direkten Bezug zum 53. Kapitel der Regel: „Der Aufnahme der Armen und Pilger soll am meisten aufmerksam Sorge erwiesen werden, weil in ihnen [viel]mehr Christus [selbst] aufgenommen wird. Denn das furchterregende Auftreten der Reichen erweist sich selbst die Ehre.“[57] Auch vor diesem Hintergrund wurde die monastische Gemeinschaft zu Cluny Vorbild und Vorreiter der Reformbewegung des 11. Jahrhunderts – und trat somit auch in eine Vorbildfunktion für die Anfänge in Citeaux.

Allerdings entwickelten sich gegenüber den anfänglichen positiven Haltungen bezüglich der cluniazensischen Ideale alsbald erste Aspekte der Kritik[58], die wiederum eng mit der Auslegung der Regula Benedicti verbunden waren. Cluny und die ihr nachfolgenden Tochtergründungen waren in Kongregationsform und somit stark zentralistisch organisiert. Dieser Umstand begünstigte freilich eine übergeordnete Stellung des Stammklosters vor den Filiationen, die in direkter Abhängigkeit zu Cluny standen.[59] Diese Relation entsprach jedoch nicht der Intention der benediktinischen Regel. So wurde etwa die Vertretung des cluniazensischen Klosterverbundes nach außen, d.h. vorrangig gegenüber der Welt außerhalb der klösterlichen Mauern, aber auch in kirchenpolitischer Dimension, durch den Abt von Cluny konstatiert. Dies führte zu massiver Kritik an der monastischen Gemeinschaft, da die reformerische Bewegung hierin die Ideale der Freiheit und Unabhängigkeit des Mönchtums gefährdet sahen – und die Omnipräsenz des Abtes von Cluny als ein Verstoß gegen eine der Grundprinzipien der Regula Benedicti erkannt wurde.[60]

Im Allgemeinen begann die Abkehr der cluniazensischen Programmatik durch die Missachtung der benediktinischen Regel mit dem Aufstieg des Stammklosters am Ende des 10. Jahrhunderts – vor allem aufgrund der Vernachlässigung des Ideals der monastischen Armut in Tradition der asketischen Lebensgewohnheit[61] sowie der einsetzende Fall der Handarbeit zur Substinenz, obgleich Kapitel 48 der Regula Benedicti dies als unbedingt notwendig festschreibt: „Müßiggang ist der Feind der Seele, deshalb sollen die Brüder zu gewissen Zeiten mit Handarbeit und zu anderer Zeit mit geistlicher Lesung beschäftigt sein.“[62] Doch das monastische Leben der cluniazensischen Gemeinschaft hatte sich an der Schwelle zum 12. Jahrhundert weit von den Prinzipien der benediktinischen Regel entfernt: eine Vielzahl der Mönche entstammte adligen Familien – an sich keine Begründung für den einsetzenden Abstieg des Stammklosters, doch legten jene Novizen selten ihre Ständeprivilegien ab. Dies verdeutlichte etwa die übersteigerte Symbolisierung der wirtschaftlichen Prosperität des Klosters über architektonische, künstlerische und handwerkliche Anfertigungen.[63] So kritisierte Bernhard von Clairvaux anno 1120/25 in einem Brief an seinen Vetter Robert: „(…) Besteht also das Heil mehr in Kleiderkult und im Aufwand der Speisen als in bescheidener Nahrung und Kleidung? Wenn weiche und warme Pelze, wenn feine und kostbare Tuche, wenn lange Ärmel und eine weite Kapuze, wenn Tierfelle und weiche Unterkleidung den Heiligen ausmachen, warum zögere ich da nicht und folge Dir [Robert] nicht nach [Cluny]? Aber all das sind Linderungsmittel für Schwächlinge und keine Waffen für Kämpfer. (…)“[64] Die fortschreitende Abkehr von der Askese als idealistisches Merkmal des Mönchtums im Sinne der Regula Benedicti war folglich der Hauptkritikpunkt und bedingte den unaufhaltsam gewordenen Niedergang von Cluny in der Mitte des 12. Jahrhunderts.

Welche Folgen aber ergaben sich aus dem Wandel der cluniazensischen Gemeinschaft als Vorbild der reformerischen Bewegung hin zu einem Angriffspunkt im 11. und 12. Jahrhundert? Die neuen, rigoristisch geprägten Klöster griffen nunmehr verstärkt die Intentionen des frühkirchlichen Mönchtums auf, die ihre Wurzeln in den Ordensgemeinschaften der Spätantike und des frühen Mittelalters hatten und dehnten den monastischen Anspruch der Askese forthin aus.[65] Gleichsam forderten die Reformer eine tief greifende Metamorphose von Kirche, Klerus und Gesellschaft als unabdingbare Voraussetzung für die Neuausrichtung christlicher Bestrebungen, aber auch der Anerkennung und Würdigung der kirchlichen Tugenden. Jener Ansatz, der unter anderen von Nilus von Rossano, dem Gründer des Basilianerklosters in Grottaferrata bei Rom[66], oder Romuald von Ravenna als frühes Beispiel der Erstarkung der eremitischen Lebensweise im 10. und 11. Jahrhundert getragen wurde[67], beeinflusste mittelfristig einen strukturellen Wandel zugunsten der Wiederkehr zur Tradition des Mönchtums und bedingte auf diese Weise Veränderungen in den Charakteristika von Kirche[68] und Gesellschaft.[69] In dieser Intention der Reformbewegung verstand sich auch Robert von Molesme, der die Regelabweichungen in der cluniazensischen Gemeinschaft ebenso ablehnte wie später Abt Alberich von Citeaux, Stephan Harding oder – wie gezeigt – auch Bernhard von Clairvaux.[70] Somit stellte Cluny eine der maßgeblichen Säulen der Frühgeschichte des Zisterzienserordens dar.

3. Robert von Molesme – Gründer und Reformer?

3.1 Die Anfänge von Citeaux

Von der kritischen Auseinandersetzung mit Cluny wurde Citeaux als Novum monasterium in der Einöde etwa 20 Kilometer südlich von Dijon in erheblichem Maße geprägt. Aber gleichwohl ging die Entstehungsgeschichte des Zisterzienserordens von der monastischen Gemeinschaft in Molesme aus, die anno 1075 von Robert von Molesme im engen Verbund mit der eremitischen Bewegung von Collan geschaffen wurde.[71] Unter der Leitung des im adligen Stande geborenen Robert als Abt kam es zu einem raschen Anstieg der Anhänger der monastischen Gemeinschaft und daraus resultierend zu einer Expansion der Popularität des Konventes.[72] Dies mündete seit 1081 in der Annahme von kirchlichen Schenkungen und Zehnten, obgleich dies nicht mit der Grundintention der Regula Benedicti[73] und darüber hinaus auch keineswegs mit den Zielen Roberts vereinbar war. Allerdings entwickelte sich Molesme aufgrund wirtschaftlicher Prosperität alsbald zum Zentrum der lokalen Religiösität und zur Basis von Kongregationen nach dem aus Montier-la-Celle bekannten Vorbild.[74] Die Abtei von Molesme gewann in ähnlicher Weise wie das vormalige Stammkloster Roberts schnell an großer Popularität – vor allem in den reformerischen Kreisen des ausgehenden 11. Jahrhunderts.[75] Auch die sehr günstige geographische Lage der Gemeinschaft aufgrund der infrastrukturellen Anbindung nahe des Verkehrsknotenpunktes Paris über Lyon bis in italienische Gebiete hinein beschleunigte die Ausdehnung des Konventes.[76]

Der stetig wachsende Besitz des Klosters und die daraus resultierenden Konsequenzen müssen hingegen ambivalent betrachtet werden: zum einen förderte die wirtschaftliche Prosperität den Einfluss der Abtei auf das weltliche Leben im engeren Einzugsgebiet der monastischen Gemeinschaft, zum anderen führte es zu internen Spannungen, da scheinbar zahlreiche Mönche den positiven Aspekten von Reichtum und Gewinnstreben verfielen[77] - ein direkter Bezug zu den Ursachen des Niederganges von Cluny im gleichen Zeitraum.[78] Wie beschrieben, stand dies in fundamentaler Divergenz zu den Interessen Roberts, dem jenes Verhalten als unbedingter Verfechter der Regula Benedicti zuwiderlaufen musste.

Aufgrund jenes schwelenden Konfliktes um die gewissenhafte Anwendung der benediktinischen Regel zog Robert um 1090 in die Einsiedelei nach Aulx aus.[79] Die innerklösterlichen Spannungen konnte dies freilich nicht lösen.[80] Daher erhoffte der Konvent eine baldige Rückkehr des Abtes. Allerdings kehrten im Zuge jenes Konfliktes zahlreiche reformerisch geprägte Mitglieder den Einrichtungen zu Molesme den Rücken. Die Auseinandersetzungen bedrohten demnach in erheblichem Maße die Existenz des Konventes, sodass Robert eine Entscheidung zugunsten einer der beiden Konfliktparteien zu treffen hatte. Der weiterhin von der logischen und daher sinnhaften Stringenz der Regula Benedicti überzeugte Robert entschloss sich zur Loyalität gegenüber den asketisch-rigoristischen Reformern. Gleichsam machte diese Entscheidung in letzter Instanz eine Neugründung unausweichlich.

Tatsächlich wurde dem reformerischen Kreis aufgrund der verwandtschaftlichen Relationen Roberts zum burgundischen Hochadel ein neuer Ort zur unmittelbaren Umsetzung dessen zentraler Ziele garantiert: Raynald Vicomte de Beaune übergab der Gemeinschaft um Robert, bestehend aus 21 reformerischen Mönchen – unter ihnen auch der Prior zu Molesme Alberich sowie Stephan Harding – ein Landstück bei Citeaux, das etwa 20 Kilometer südlich von Dijon in der Diözese Chalon-sur-Saone lag.[81] Von dieser Gegend wurde auch der lateinische Name des späteren Ordens – Cistercium – abgeleitet, wahrscheinlich von einem trigonometrischen Punkt an der römischen Straße zwischen Langres und Chalon – cis tertium Lapidem miliarium.[82] Die Neugründung des Klosters in der unerschlossenen Einöde dieser Gegend wurde im Folgenden sowohl von Bischof Walther von Chalon-sur-Saone als geistlichen Vertreter als auch von Herzog Odo I. von Burgund (um 1058 bis 1102) bestätigt.[83] Folglich machten vor allem die engen Beziehungen Roberts zur weltlichen Instanz die Entstehung des Klosters von Citeaux als Fundament des späteren Zisterzienserordens möglich[84] und stellten somit eine erste Schnittstelle der geistlichen Philosophie mit der Weltlichkeit noch vor der Expansion des Konventes dar. Gleichwohl lag es zunächst nicht im Interesse Roberts, einen neuen Orden zu gründen, vielmehr forderte der burgundische Adlige eine endgültige Implementierung und stete Anerkennung der Regula Benedicti ganz im Sinne der asketisch-rigoristischen Bestrebungen seiner Zeit.[85]

Der neue Konvent wurde de jure am 21. März 1098 – dem Tag des Heiligen Benedikts – geschaffen[86] ; die anfängliche Bezeichnung als Novum monasterium wich etwa zwei Jahrzehnte später der eigentlichen Nennung Cistercium – die etymologische Basis des Zisterzienserordens.

[...]


[1] Zit. nach Bühler, J. (Hrsg.): Klosterleben im deutschen Mittelalter nach zeitgenössischen Aufzeichnungen. Mit 16 Bildtafeln. Leipzig 1921, S. 18.

[2] Zit. nach Wienand, A.: Die Reformbewegung von Cluny. In: Schneider, A. (Hrsg.); Wienand, A.: Und sie folgten der Regel St. Benedikts. Die Cistercienser und das benediktinische Mönchtum – eine Würdigung des abendländischen Mönchsvaters als Nachlese zum Benediktusjubiläum 1980. Köln 1981, S. 279-287, hier S. 285.

[3] Zit. Schneider, A.: Citeaux. Gründung und Ausbau. In: Ders. (Hrsg.); Wienand, A.: Und sie folgten der Regel St. Benedikts. Die Cistercienser und das benediktinische Mönchtum – eine Würdigung des abendländischen Mönchsvaters als Nachlese zum Benediktusjubiläum 1980. Köln 1981, S. 301-333, hier S. 302. Im Folgenden wird jene Publikationen als Schneider, A.: Citeaux angeführt.

[4] Für biographische Daten zu Abt Alberich von Citeaux s. Kap. 6.1: „Biographischer Anhang“.

[5] S. Eberl, I.: Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens. Stuttgart 2002, S. 28.

[6] Vgl. etwa Brem, H. (Hrsg.); Altermatt, A.M.: Einmütig in der Liebe. Die frühesten Quellentexte von Citeaux: Lateinisch-deutsch (Quellen und Studien zur Zisterzienserliteratur; Bd. 1). Langwaden 1998.

[7] Für biographische Daten zu Robert von Molesme s. Kap. 6.1: „Biographischer Anhang“.

[8] Jene Forschungserkenntnis begründete sich vornehmlich in der Forderung des Konventes anno 1220, Robert von Molesme heilig zu sprechen, infolgedessen die Zisterzienser seit 1222 denselben als Gründer von Citeaux anerkannten. Im Folgenden soll jedoch bewiesen werden, dass neben Robert weitere Persönlichkeiten die frühe Entwicklung des Ordens in erheblichem Maße beeinflussten.

[9] S. Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums. Darmstadt 1993, S. 73. Im Folgenden wird jene Publikationen als Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums angeführt.

[10] Für biographische Daten zu Bernhard von Clairvaux s. Kap. 6.1: „Biographischer Anhang“.

[11] Für biographische Daten zu Stephan Harding, den dritten Abt von Citeaux, s. Kap. 6.1: „Biographischer Anhang“.

[12] Zur Gründung und Ausdehnung der Primarabteien s. Kap. 4.1: „Die Rolle Bernhards von Clairvaux, Alberichs von Citeaux und Stephan Hardings“.

[13] S. Eberl, S. 8.

[14] Vgl. Pacaut, M.: Les moines blancs. Histoire de l´Ordre de Citeaux. Paris 1993.

[15] Vgl. Gleba, G.: Klöster und Orden im Mittelalter. Darmstadt 2006. Vgl. Frank, I.W.: Lexikon des Mönchtums und der Orden. Stuttgart 2005. Vgl. Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums.

[16] Vgl. Eberl. Vgl. Erkens, F.-R.: Herrschersakralität im Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Investiturstreit. Stuttgart 2006. Vgl. Haarländer, S.: Die Zisterzienser. Stuttgart 2007. Das Werk von Haarländer erscheint voraussichtlich in der Mitte des Jahres 2008 und stand somit im Zeitraum der Erstellung der vorliegenden Ausarbeitung nicht zur Verfügung. Der angegebene Titel lässt allerdings auf eine umfassende Darstellung der historischen Entwicklung des Zisterzienserordens schließen, sodass die Arbeit in der nachstehenden Bibliographie aufgenommen wurde.

[17] Vgl. Gervers, M.: The Second Crusade and the Cistercians. New York 1992.

[18] S. Schneider, R.: Vom Klosterhaushalt zum Stadt- und Staatshaushalt. Monographien zur Geschichte des Mittelalters Bd 38. Stuttgart 1994, S. 96. Im Folgenden wird jene Publikationen als Schneider, R.: Klosterhaushalt angeführt.

[19] S. Anm. 16.

[20] Dies geschah über die Bitte um die Implementierung eines päpstlichen Privilegs, um den unmittelbaren Schutz der römischen Kurie empfangen und somit die eng an die benediktinische Regel geknüpfte Lebensweise des Konventes sichern zu können – das Locus ille abbatia libera in perpetuum permaneat. S. Eberl, S. 28.

[21] S. Schneider, A.: Citeaux, S. 302. S. auch Kap. 4.1: „Die Rolle Bernhards von Clairvaux, Alberichs von Citeaux und Stephan Hardings“.

[22] S. Schneider, A.: Citeaux, S. 302.

[23] S. Abb. 2: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 1“. S. auch Abb. 3: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 2“. S. Abb. 4: „Vergleich der regionalen Verteilung der unmittelbaren Tochterklöster bis 1153“.

[24] Vgl. Roth, H.J.; Großmann, A.: Bernhard von Clairvaux an die Tempel-Ritter. Die Speerspitze der Kreuzzüge. Sinzig 1990.

[25] Hierzu wird im Folgenden die Frage zu beantworten sein, inwiefern die oben beschriebenen Aspekte des Handelns der vier Persönlichkeiten tatsächlich die Entwicklung und Ausdehnung des Ordens beeinflussten und in welcher Dimension Kritik an den Erkenntnissen der Zisterzienserforschung notwendig ist.

[26] Allerdings kann aufgrund der Art und des begrenzten Umfanges der vorliegenden Ausarbeitung das Thema lediglich fragmentartig auf die Leistungen Roberts von Molesme, Alberichs von Citeaux sowie von Stephan Harding und Bernhard von Clairvaux eingegangen werden. Entscheidend werden daher die Wirksamkeit der Handlungen der Reformer bezüglich der Manifestierung sowie der Expansion und Einordnung des Zisterzienserordens in die monastische Welt des 11. und 12. Jahrhunderts sein.

[27] Vgl. Goez, W.: Kirchenreform und Investiturstreit. 910-1122. Stuttgart 2000. Vgl. Höflinger, K.: König Konrad III. In: Schnith, K. (Hrsg.); Hartmann, G.: Die Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschichte. Wiesbaden 2006, S. 258-270. Vgl. Laudage, J.: Gregorianische Reform und Investiturstreit. Darmstadt 1993. Vgl. Schnith, K.: Kaiser Heinrich IV. In: Ders. (Hrsg.); Hartmann, G.: Die Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschichte. Wiesbaden 2006, S. 203-228.

[28] Vgl. Gleba. Vgl. Wollasch, J.: Cluny. ‚Licht der Welt’: Aufstieg und Niedergang der klösterlichen Gemeinschaft. Zürich u.a. 1996.

[29] S. Eberl, S. 28.

[30] S. insb. Schneider, A.: Citeaux, S. 307-314. Vgl. Bühler.

[31] S. insb. Schneider, R.: Klosterhaushalt, S. 28-104. Die Begriffe Grangien und Konversentum sowie deren Dimensionen in der frühen Ordensgeschichte der Zisterzienser werden im Kap. 4.2: „Aufbau, Ämter und Privilegien des zisterziensischen Konventes“ erläutert.

[32] S. Eberl, S. 11ff.

[33] S. Gleba, S. 76.

[34] S. Laudage, S. 109ff.

[35] S. Gleba, S. 76.

[36] S. ebd.

[37] S. Tellenbach, G.: Libertas. Kirche und Weltordnung im Zeitalter des Investiturstreites. Nachdruck der 1. Auflage 1936. Stuttgart 1996, S. 101f.

[38] Vgl. Erkens; vgl. Goez; vgl. Laudage.

[39] S. Laudage, S. 22f.

[40] S. Schnith, S. 210f.

[41] S. Goez, S. 125ff.

[42] S. Schnith, S. 214f.

[43] S. Goez, S. 185-189. S. auch Becker, A.: Papst Urban II. (1088-1099). Herkunft und kirchliche Laufbahn – Der Papst und die lateinische Christenheit. Schriften der Monumenta Germaniae historica (Deutsches Institut für Erforschung des Mittelalters; Bd. 19/1). Stuttgart 1964, S. 192f.

[44] S. Kap. 4.2: „Aufbau, Ämter und Privilegien des zisterziensischen Konventes“.

[45] S. Quelle Q1: „Der Aufruf Papst Urban II. zur Befreiung Jerusalems auf der Synode von Clermont-Ferrand am 27. November 1095“. In: Firnkes, M.: Konfrontation der christlichen und islamischen Welt. Die Zeit der Kreuzzüge. In: Pleticha, H.(Hrsg.): Weltgeschichte in 12 Bänden. Kaiser und Kalifen: Orient, Abendland und Afrika im Hohen Mittelalter. Bd. 5, Gütersloh 1996, S. 267-293, hier S. 273f.

[46] S. Firnkes, M.: Konfrontation der christlichen und islamischen Welt. Die Zeit der Kreuzzüge. In: Pleticha, H.(Hrsg.): Weltgeschichte in 12 Bänden. Kaiser und Kalifen: Orient, Abendland und Afrika im Hohen Mittelalter. Bd. 5, Gütersloh 1996, S. 267-293, hier S. 275.

[47] S. Goez, S. 188ff.

[48] S. Eberl, S. 19.

[49] S. Laudage, S. 109f.

[50] So stand der von Romuald von Ravenna gegründete Kamaldulenserorden in der Tradition der Verknüpfung der asketischen Lebensform mit Wanderpredigten, Missionierung und Autarkiestreben gegenüber weltlichen Einrichtungen – eine monastische Gemeinschaft in strikter Abgeschiedenheit. Diesem traten etwa die Karthäuser entgegen, die sich selbst als direkte Nachfolger der nordafrikanischen Eremiten definierten. Der von Bruno von Köln (1030-1101) gegründete Orden war geprägt von einem individuellen Leben für die Arbeit und die Weiterbildung in geistiger Stunde, die jene Zentren der Gemeinschaft darüber hinaus mit den kollektiven Abhalten des Gottesdienstes als Fundament des religiösen Zusammenhaltes begingen.

[51] S. Gleba, S. 77.

[52] S. Laudage, S. 108f.

[53] S. Eberl, S. 11.

[54] S. Abb. 2: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 1“. S. auch Abb. 3: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 2“. Die Abbildungen stellen die frühen Filiationen des Zisterzienserordens dar. Dennoch lässt sich auch anhand dieser Grafiken erkennen, dass sowohl die reformerische Bewegung als auch die daraus resultierenden Gründungen neuer Konvente zunächst in Frankreich ihren Ausgangspunkt hatten.

[55] S. Gleba, S. 77.

[56] S. Wollasch, S. 25f.

[57] Zit. nach ebd., S. 26. Der Passus „(…) weil in ihnen [viel]mehr Christus [selbst] aufgenommen wird (…)“ verwies dabei auf die vita evangelica. S. dazu Kap. 2.1: „Religiöse Aspekte in der gesamteuropäischen Geschichte des Mönchtums“.

[58] S. Eberl, S. 11.

[59] S. Wienand, S. 283.

[60] S. Gleba, S. 77.

[61] S. Eberl, S. 11.

[62] Zit. nach Wienand, S. 285.

[63] S. Abb. 6: „Cluny III. Modell nach der Rekonstruktion von K.J. Conant“. Der Bau der Kirche Cluny III., die im Oktober 1130 von Papst Innozenz II. (1130-1143) geweiht wurde, galt im 12. Jahrhundert durchaus als architektonisches Meisterwerk, doch gleichzeitig stellte sie symbolhaft die Entfremdung der cluniazensischen Gemeinschaft von der Regula Benedicti dar, sodass die Kritik an dem vormals vorbildlichen Orden stetig zunahm. S. auch Wollasch, S. 172f.

[64] Zit. nach Wienand, S. 286.

[65] S. Eberl, S. 11.

[66] S. Goez, S. 36.

[67] S. Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums, S. 69.

[68] S. Eberl, S. 12.

[69] S. Kap. 2.1: „Religiöse Aspekte in der gesamteuropäischen Geschichte des Mönchtums“ unter besonderer Berücksichtigung der Implementierung des Substandes des adligen Kämpfers zum Schutze der einfachen Landbevölkerung vor dem ausartenden Fehdewesen des Adels.

[70] S. Anm. 64.

[71] S. Abb. 2: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 1“.

[72] S. Eberl, S. 20.

[73] S. dazu Kap. 2.2: „Das Kloster Cluny – Vorbild und Angriffspunkt“ unter besonderer Berücksichtigung der Folgen der Nichteinhaltung der Kapitel der benediktinischen Regel.

[74] Robert von Molesme wurde 1043 in die Gemeinschaft von Montier-la-Celle aufgenommen und stieg an jenem Ort zum Prior auf. Infolge von intentionalen Spannungen im Kloster von Saint Michel de Tonerre kehrte Robert anno 1071 nach Montier-la-Celle zurück. Der hohe Bekanntheitsgrad und die damit verbundene gesellschaftliche Akzeptanz des Konventes fußten vordergründig auf den reformerischen Ansätzen der monastischen Gemeinschaft, die unter dem Einfluss von Robert in die Tat umgesetzt worden sind.

[75] Exemplarisch für die vermeintliche Vorbildfunktion von Molesme schien etwa der Aufenthalt von Bruno von Köln, dem Gründer des Kartäuserordens, im Priorat Sèche-Fontaine zu Molesme zu sein, um einen unmittelbaren Einblick in die Struktur und das Wirken der Mönche zu erhalten.

[76] S. Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums, S. 72.

[77] S. Eberl, S. 20f.

[78] S. Kap. 2.2: „„Das Kloster Cluny – Vorbild und Angriffspunkt“.

[79] In der Forschung ist bezüglich der Abkehr Roberts von Molesme umstritten, ob der Abt tatsächlich auf sich allein gestellt die eremitische Lebensweise suchte oder der Auszug von einigen Vertrauten begleitet wurde. S. dazu Eberl, S. 21.

[80] So kam es während der Abwesenheit Roberts gar zu Ausschreitungen. Der Prior Alberich etwa wurde aufgrund seiner Nähe zu dem reformerischen Kreis in Molesme misshandelt und eingekerkert. Dies verdeutlicht in besonderem Maße die ungleiche Machtverteilung innerhalb des Konventes nach dem Auszug Roberts und den damit verbundenen Wegfall der autoritären Position des Abtes, denn ein Nachfolger wurde zunächst nicht bestimmt. Aufgrund der schwachen Quellenbasis ist die Forschung auch an dieser Stelle im Unklaren darüber, in welcher Dimension Robert Kenntnis von den Vorfällen in seinem Stammkloster haben konnte. In der darauf bezogenen Diskussion werden zwei Möglichkeiten konstatiert: Robert war zum Zeitpunkt der Misshandlungen Alberichs noch nicht nach Molesme zurückgekehrt oder der Abt konnte nicht zum Schutze des Priors eingreifen, um die ohnehin gestörten Beziehungen zwischen den rigoristischen und den anti-reformerischen Kreisen innerhalb des Konventes nicht noch stärker in Mitleidenschaft zu ziehen.

[81] S. Abb. 2: „Wichtige Klostergründungen der Zisterzienser in Mitteleuropa 1“.

[82] S. Eberl, S. 22.

[83] S. Schneider, A.: Citeaux, S. 302.

[84] S. Eberl, S. 22.

[85] S. Frank, K.S.: Geschichte des christlichen Mönchtums, S.75ff.

[86] S. Schneider, A.: Citeaux, S. 301f.

Ende der Leseprobe aus 57 Seiten

Details

Titel
Cis tertium Lapidem miliarium – Zur Entstehungsgeschichte des Zisterzienserordens
Untertitel
Vorbild, Tendenzen und Probleme der monastischen Gemeinschaft im 11. und 12. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Einflüsse der Gründerväter
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg  (Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Durchlässige Mauern - Kloster und Welt im 12. und 13. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
57
Katalognummer
V121078
ISBN (eBook)
9783640253623
ISBN (Buch)
9783640253722
Dateigröße
3751 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lapidem, Entstehungsgeschichte, Zisterzienserordens, Durchlässige, Mauern, Kloster, Welt, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Holger Skorupa (Autor:in), 2008, Cis tertium Lapidem miliarium – Zur Entstehungsgeschichte des Zisterzienserordens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121078

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