Was, wenn die tiefsten Geheimnisse des Glaubens in den unscheinbarsten Texten verborgen liegen? Diese tiefgreifende Analyse entführt Sie in die Welt der Bibelkritik, speziell in die Exegese einer ausgewählten Perikope des Matthäus-Evangeliums. Akribisch werden Textvarianten untersucht, um dem ursprünglichen Wortlaut so nah wie möglich zu kommen. Die sprachliche Gestaltung, von der Syntax bis zur Semantik, wird seziert, um die Botschaft in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen. Doch damit nicht genug: Literarkritik, Formgeschichte und Redaktionsgeschichte werden eingesetzt, um die Entstehung des Textes zu rekonstruieren und seine theologische Bedeutung zu beleuchten. Tauchen Sie ein in die spannende Frage nach Quellen und Einflüssen, nach mündlicher Überlieferung und redaktionellen Bearbeitungen. Entdecken Sie die Welt des Exorzismus im Kontext der griechischen Antike, des Alten Testaments und des Judentums. Ergründen Sie die Bedeutung von Glaube, Unglaube und Kleinglaube und ihre Auswirkungen auf das Handeln der Jünger. Diese umfassende Studie bietet nicht nur eine detaillierte Analyse einer einzelnen Textstelle, sondern vermittelt auch ein tiefes Verständnis für die Methoden und Herausforderungen der Bibelwissenschaft. Eine unverzichtbare Lektüre für Theologen, Bibelwissenschaftler und alle, die sich für die faszinierende Welt der biblischen Texte interessieren. Erfahren Sie, wie Textkritik, Sprachanalyse und historische Kontextualisierung zusammenwirken, um die verborgenen Schätze der Bibel zu heben und die Botschaft des Matthäus-Evangeliums in neuem Licht erstrahlen zu lassen. Dieses Buch ist ein Schlüssel zum Verständnis der komplexen Entstehungsgeschichte und der vielschichtigen Bedeutung biblischer Texte und eröffnet neue Perspektiven auf die Glaubenswelt des Neuen Testaments und die Botschaft Jesu Christi, insbesondere im Hinblick auf Wunderheilungen, Dämonenaustreibung, Glaubensstärke und die Grenzen menschlichen Verständnisses. Die Auseinandersetzung mit dem Text fördert ein tieferes Verständnis biblischer Konzepte wie "Glaube" und "Unglaube" und deren Bedeutung für das christliche Leben.
Inhaltsverzeichnis
§1 Textkritik
§2 Sprachanalyse
1. Syntaktisch–stilistische Analyse
2. Semantische Analyse
3. Textstrukturierung
§3 Literarkritik
1. Äußere Abgrenzung des Textes
2. Kontextanalyse
3. Einheitlichkeit des Textes
§4 Quellenkritik
1. Mk als Grundlage
2. Besonderheiten von Mt
3. Übereinstimmungen zwischen Mt und Lk
4. Q als Grundlage
§5 Formgeschichte
1. Gattungsbestimmung
1.1 Mk 9,14–29
1.2 Mk 11,23 oder Q?
2. Überlieferungsgeschichte
2.1 Mk 9,14–29
2.1.1 Mündliche Einheit?
2.1.2 Redaktionelle Einschübe?
2.1.3 Überlieferungsbereich
2.2 Mt 17,20
3. Traditionsgeschichte
3.1 Dämon, Besessenheit, Exorzismus
3.1.1 In der griechischen Umwelt
3.1.2 Im Alten Testament
3.1.3 Im Spätjudentum
3.1.4 Im Neuen Testament
3.2 Glaube, Unglaube, Kleinglaube
3.2.1 In der griechischen Umwelt
3.2.2 Im Alten Testament
3.2.3 Im Neuen Testament
§6 Redaktionsgeschichte
1. Aufriss und Komposition
2. Einbettung der Perikope
3. Redaktionelle Arbeit an der Perikope
4. Gesamturteil über Mt
§7 Exegese
1. Versexegese
2. Ausblick
§8 Literaturverzeichnis
1. Quellen
2. Hilfsmittel
3. Exegetische Literatur
4. Sekundärliteratur
§1 Textkritik
Aufgabe der Textkritik ist, den ursprünglichen Text zu rekonstruieren, da dieser selbst nicht mehr erhalten ist. Allerdings bleibt eine jegliche Rekon- struktion Interpretationssache des Autors, die keine Letztgültigkeit hat. Im vor- liegendem Text gibt es insgesamt elf Stellen, zu denen es auch alternative Les- arten (=Varianten) gibt. Allerdings sind nur drei von Bedeutung:
1. In V. 15 wird zur Lesart „πάσχει“ die Variante „ἔχει“ geboten. Die Variante „ἔχει“, welche in der 25. Auflage des Nestle–Aland noch die Lesart war, wird außerordentlich gut bezeugt und zwar von den Majuskeln א (Codex Sinaiticus), B (Codex Vaticanus), L (Codex Regius), Z (nicht mit Sicherheit lesbar an dieser Stelle), Ө (Codex Coridethianus), die Minuskel 579 und wenigen anderen Handschriften der Koine und den ständige Zeugen zweiter Ordnung. D.h.: 2× Kategorie I ( א, B), 2× Kategorie II (L, Ө). Die Lesart „πάσχει“ ist schwächer bezeugt und zwar von den Majuskeln C (Codex Ephraemi Syri Rescriptus), D (Codex Bezae Cantabrigiensis), W (Codex Freerianus), den Minuskeln f1, f13, 33, dem Mehrheitstext M (den meisten Handschriften der Koine und den ständigen Zeugen zweiter Ordnung), allen lateinischen Versionen und zwei syrischen Versionen (Curetonianus, Harklensis). D.h.: 2× Kategorie II (C, 33), 3× Kategorie III (W, f1, f13). Die übliche Ausdrucksweise ist, dass man eine Krankheit bzw. eine Besessenheit hat (ἔχω)[1], und nicht, dass man solches erlebt (πάσχω: so nur in unserer Peri- kope). Von daher ist κ. πάσχει die lectio difficilior.
2. In V.20 gibt es eine Variante zur Lesart „ὀλιγοπιστίαν“, die anstattdessen
„ἀπιστίαν“ stehen hat. Diese Variante wird von den Majuskeln C, D, L, W, von M, von allen lateinischen Versionen und von drei syrischen Versionen (Syrus Sinaiticus, Peschitta, Harklensis) bezeugt. D.h.: 2× Kategorie II (C, L), 1× Kategorie III (W).
Die Lesart wird bezeugt von den Majuskeln א , B, Ө, 0281, von den Minsukeln f1, f13, 33, 579, 700, 892, dem Lektionar 2211 und wenigen weiteren Hand- schriften, einer syrischen Version (Curetonianus), allen koptischen Versionen und von einem Zitat des Origines. D.h.: 2× Kategorie I ( א , B), 2× Kategorie II (Ө, 892), 3× Kategorie III (f1, f13,33).
Die Variante könnte eine theologische Umänderung darstellen. Durch die „ἀπιστία“ wird der Gegensatz zwischen Jesus und den Menschen schroffer; selbst die Jünger sind „ἄπιστοι“.
3. Zuletzt stellt sich die Frage, ob der V.21 ursprünglich zum Text dazugehörig war. V.21 wird bezeugt von den Majuskeln 2 א (der zweiten Korrektur von א ), C, D, L, W von den Minuskeln f1, f13, von M, von allen lateinischen Versionen, mit Einschränkungen auch von zwei syrischen Versionen (Peschitta, Harklensis), von zwei koptischen Versionen (mittelägyptisch mit Einschrän- kungen, bohairisch) und schließlich von einem Zitat des Origines. D.h.: 1× Kategorie I (Aleph), 2× Kategorie II (C, L), 3× Kategorie III (W, f1, f13).
V. 21 wird nicht bezeugt von den Majuskeln א * (ursprünglicher Text), B, Ө, 0281, von den Minuskeln 33, 579, 892*, wenigen anderen Handschriften von der Koine und den ständigen Zeugen zweiter Ordnung, von den lateinischen Versionen e, ff1, von zwei syrischen Versionen (Sinaiticus, Curetonianus) und von zwei koptischen Versionen (sahidisch, bohairisch). D.h.: 3× Kategorie I א *, B, 33), 2× Kategorie II (Ө, 892*). V.21 dürfte eine Parallelstellenanglei- chung an Mk 9,29b sein.
Ergebnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
§2 Sprachanalyse
In der Sprachanalyse wird der Text als Ganzes betrachtet (synchrone Vorge- hensweise). Mittels dreier Arbeitsschritte, nämlich der syntaktisch-stilistischen, der semantischen und pragmatischen Analyse[2], soll ein erster Eindruck von dem Text gewonnen werden. Dazu zählt auch das Erkennen von Textschwie- rigkeiten, auf die dann in den folgenden Paragraphen eingegangen werden soll.
1. Syntaktisch–stilistische Analyse
Als erstes lässt sich feststellen, dass die Perikope durch Unbestimmtheit und Knappheit geprägt ist. Diese ist gegeben durch das weitgehende Fehlen von Adjektiven[3], das Fehlen von Orts-, Zeit- und Personenangaben – es gibt sechs handelnde Personen/Gruppen (Jesus, seine Jünger, die Menge, ein Mensch, sein Sohn, ein Dämon), aber sie alle bleiben namenslos außer Jesus – und den dominierenden parataktischen Stil. Erklärende Appositionen gibt es keine, Nebensätze nur zwei (V.15 ὅτι, V.20 ἐάν).
Weiterhin lässt sich bemerken, dass in der Perikope matthäische Vorzugsworte vorkommen (ἀμήν, γάρ, ἐκεῖνος, ἕως, προσέρχομαι, προσφέρω, τότε).[4] Außerdem tauchen in ihr zwei Wörter auf, die außerhalb des Matthäus– Evangeliums im NT nicht vorkommen, nämlich: σεληνιάζομαι (Mt 4,24; 17,15), ὀλιγοπιστία (Mt 17,20; ὀλιγόπιστος; 4× in Mt, 1× in Lk).[5] Auffällig ist der durchstrukturierte und „dialogische Aufbau“.[6] Die Struktur erhält er durch die Parallelisierungen (V.15: 2× πολλάκις, V.17: γ. ἄπιστος καὶ διεστραμμένη; 2× ἕως πότε, V.20: μετάβα ... μεταβήσεται). Der dialogische Aufbau ist durch den strikten Wechsel von Erzähleinheit und Redeeinheit gegeben, insgesamt viermal in der Perikope: E – R (Mann) – E – R (Jesus) = E – R (Jünger) – E – R (Jesus). Der Mann und die Jünger formulieren eine Bitte an Jesus. Darauf folgt von seiten Jesu eine Anklage, dann eine Anweisung bzw. Hinweis. In der Rede dominiert erwartungsgemäß Präsens und Futur und in der Erzählung der Aorist. Ein historisches Präsens taucht jeweils in der ersten Erzähleinheit (V.15 λέγων) und in der letzten Erzähleinheit auf (V.20 λέγει).
V.20 hebt sich von den übrigen Versen durch eine Häufung von Stilfiguren und durch die Verwendung des merkwürdigen Wortes „ὀλιγοπιστία“ ab. Die Folgen rechten Glaubens werden zum einen in einem hyperbolischen Bildwort dargestellt, nämlich im „Senfkorn“ und im „Bergeversetzen“, und zum anderen in einer Litotes (οὐδεν ἀδυνατήσει).
2. Semantische Analyse
In der Perikope dominieren zwei Wortfelder – nämlich das der „Schwäche“ und das der „Stärke“ –, die in einem opponierenden Verhältnis zueinander stehen. Das Wortfeld der „Schwäche“ lässt sich untergliedern in „Krankheit“ (σεληνιάζομαι, κακῶς πάσχω, διαστραμμένος, δαιμόνιον), „Unvermö- gen“ (2x οὐκ δύναμαι) und „Unglauben“ (ἄπιστος, ὀλιγοπιστία). Das Wortfeld der „Stärke“ lässt sich untergliedern in „Heilung“ (θεραπεύω), „Vermögen“ (ἐπιτιμάω, οὐδεν ἀδυνατήσει) und „Glaube“ (πίστις).
Vom Bedeutungsgehalt sind alle Wörter klar außer „σεληνιάζομαι“ und „ὀλιγοπιστία“.
a) Was ist „mondend sein“? Aus der vorliegenden Perikope zu schließen, wäre darunter eine dämonische Belastung zu verstehen. Widersprüchlich ist dazu Mt 4,24. Dort wird es als eigene Kategorie aufgezählt neben Besessenheit.
b) Unklar ist, ob die ὀλιγοπιστία mit ἀπιστία gleichzusetzen ist. Die
ὀλιγοπιστία der Jünger verhindert den Exorzismus. Wer ein ὀλιγόπιστος ist, glaubt nicht an Gottes übermächtiges Eingreifen in einer Notlage: Mt 6,25–34 (Vom Sorgen um Morgen), Mt 8,23–27 (Stillung des Sturms), Mt 14,22–33 (Hilfe für den sinkenden Petrus), Mt 16,8 (Brotmangel der Jünger). Es sei darauf hingewiesen, dass der Begriff ὀλιγοπιστ– immer dann verwendet wird, wenn von den Jüngern die Rede ist, und der Begriff ἀπιστ–, wenn von der Allgemeinheit die Rede ist (vgl. Mt 13,58; 17,17).
3. Textstrukturierung
Der Text lässt sich folgendermaßen gliedern:
1) Heilungsbitte des Mannes an Jesus (κύριε, ἐλέησόν ...)
2) Antwort Jesu in Form einer Anklage (ὦ γενεὰ ἄπιστος...) und Anweisung (φέρετέ ...)
3) heilendes Handeln Jesu (καὶ ἐπετίμησεν ...)
4) Vollmachtsfrage der Jünger an Jesus (διὰ τί ...)
5) Antwort Jesu in Form einer Anklage (...ὀλιγοπιστίαν) und Hinweis (ἐὰν ἔχητε ...)
Ergebnis:
Es kann von der Kohäsion und Kohärenz der Perikope ausgegangen werden.
§3 Literarkritik
Die Literarkritik ist der erste Arbeitsschritt der sog. diachronen Textanalyse. Im Idealfall soll mit der diachronen Textanalyse der „ Durch blick“ durch die einzelnen Textschichten auf das Ursprüngliche – also auch auf die Worte des „historischen Jesus“ – ermöglicht werden. In der Literarkritik soll die erste Schicht, nämlich die der späteren Redaktoren, abgetragen werden – sofern sie überhaupt vorhanden ist. Spätere Redaktion kann man freilich nur dann erken- nen, wenn der Redaktor kein Interesse hatte, seine Hinzufügung in die Perikope harmonisch einzugliedern.
Die Literarkritik wird in drei Teilschritten erfolgen: im ersten Schritt (Äußere Abgrenzung des Textes) soll der Untersuchungsgegenstand festgelegt werden, m.a.W., ob schon bereits eine „ganze“ Perikope vorliegt, nicht etwa eine „ver- stümmelte“ oder eine „mit Resten von anderen Perikopen“. Im zweiten Schritt (Kontextanalyse) soll festgestellt werden, wie sich diese Perikope in ihr Um- feld einfugt. Fügt sie sich schlecht ein, könnte die ganze Perikope von späterer Hand nachträglich eingefügt sein. Schließlich wird im dritten Schritt (Einheit- lichkeit des Textes) eruiert, ob redaktionelle Bemerkungen im Text vorhanden sein könnten.
1. Äußere Abgrenzung des Textes
Nach oben lässt sich der Text gut abgrenzen. Es findet ein Ortswechsel statt (Mt 17,1 „hoher Berg“ ó Mt 17,14 „Volksmenge“ in der Nähe des Berges), die Akteure ändern sich ebenfalls (V.l „Jesus und vier Jünger“ ó V.14ff.
„Jesus, alle Jünger, Volksmenge, ein Mann, sein Sohn, ein Dämon“). V.14 ist eine Hinführung auf die Rede. Die bittende Haltung taucht sowohl in V.14 (γονυπετῶν) als auch in V.15 (κύριε, ἐλέησόν) auf. V.19f. nimmt mit der Vollmachtsfrage Bezug auf das vorausgegangene Unvermögen der Jünger und das Vermögen Jesu. Nach unten lässt sich der Text ebenfalls abgrenzen. Dies ist durch den Ortswechsel gegeben (V.14 „Volksmenge“ ó V.22 „Galiläa“).
Mt 17,14–21 besitzt also eine äußerliche Abgeschlossenheit.
2. Kontextanalyse
Vorangehend ist die Perikope „Jesusverklärung“ und „Von der Wiederkunft des Elia“, nachfolgend ist die Perikope der „Leidensankündigung“. Die Bildrede vom ,Bergeversetzen“ (V.20) könnte von daher rühren, dass man sich in örtlicher und zeitlicher Nähe zum „Berg der Verklärung“ befand. Die Besonderheit Jesu zeigt sich sowohl in der Verklärung seines Angesichtes (V.2) als auch in der Heilung des Kindes (V.18). Dass Jesus an der Menschheit zu leiden hat, wird sowohl in V.12b als auch in V.l7b und in V.22b deutlich. Von daher fällt die Perikope nicht aus dem Kontext.
3. Einheitlichkeit des Textes
Bei der Frage nach der Einheitlichkeit sind zwei Auffälligkeiten von Interesse:
a) Jesus geht auf die Bitte des Mannes (V.17) nicht direkt ein, sondern spricht zuerst die γενεά an.
b) Es gibt einen Wechsel der Stimmung zwischen V.14–18 und V.19–20 (span- nungsgeladen ó entspannt), der Zeit (τότε), des Ortes (κατ’ ἰδίαν) und der Personen (Jesus, die Jünger, Volksmenge, Mann, Sohn, Dämon ó Jesus, Jünger).
Letztlich wird aber die Perikope durch ein Thema (Dämonenaustreibung) zu- sammengehalten (vgl. auch §2–1, §2–2). Auf die oben genannten Auffälligkei- ten werde ich in §5 Formgeschichte nochmals zurückkommen.
Ergebnis:
Die gesamte Perikope stammt vom Autographen des Mt–Evangeliums.
[...]
[1] Vgl. Bauer–Aland, Sp.672, 2e
[2] Dieser Arbeitsschritt entfällt in der Proseminarsarbeit.
[3] Von 142 Wörtern der Perikope sind nur 2 Adjektive; das macht 1,5% des Textes. Das ist deutlich unter dem Durchschnitt des Matth.–Evangeliums (10,3%). Vgl. Morgenthaler, 164.
[4] Vgl. Morgenthaler, 181.
[5] Im übrigen sind diese beiden Wörter im vorchristlichen Griechisch nicht belegt. Vgl. Morgenthaler, 177.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Ziel der Textkritik gemäß diesem Dokument?
Die Aufgabe der Textkritik ist es, den ursprünglichen Text zu rekonstruieren, da dieser selbst nicht mehr erhalten ist. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass jede Rekonstruktion eine Interpretationssache des Autors ist und keine Letztgültigkeit beanspruchen kann.
Welche textkritischen Varianten werden im Text diskutiert?
Es werden insgesamt elf Stellen mit alternativen Lesarten erwähnt, von denen drei von Bedeutung sind: die Lesarten in V. 15 ("πάσχει" vs. "ἔχει"), in V. 20 ("ὀλιγοπιστίαν" vs. "ἀπιστίαν") und die Frage, ob V. 21 ursprünglich zum Text gehörte.
Was beinhaltet die Sprachanalyse im Dokument?
Die Sprachanalyse betrachtet den Text als Ganzes (synchrone Vorgehensweise). Sie umfasst drei Arbeitsschritte: die syntaktisch-stilistische, die semantische und die pragmatische Analyse, um einen ersten Eindruck vom Text zu gewinnen und Textschwierigkeiten zu erkennen.
Welche syntaktisch-stilistischen Merkmale werden hervorgehoben?
Die Perikope ist durch Unbestimmtheit und Knappheit geprägt, was sich im Fehlen von Adjektiven, Orts-, Zeit- und Personenangaben sowie im dominierenden parataktischen Stil äußert. Es werden auch matthäische Vorzugsworte und Wörter, die außerhalb des Matthäus-Evangeliums im NT nicht vorkommen, identifiziert.
Wie wird die semantische Analyse durchgeführt?
In der semantischen Analyse werden zwei dominierende Wortfelder identifiziert: das der "Schwäche" und das der "Stärke", die in einem opponierenden Verhältnis zueinander stehen. Die Bedeutungsgehalte der Wörter werden untersucht, insbesondere die von "σεληνιάζομαι" und "ὀλιγοπιστία".
Wie wird der Text strukturiert?
Der Text lässt sich in folgende Teile gliedern: 1) Heilungsbitte des Mannes an Jesus, 2) Antwort Jesu in Form einer Anklage und Anweisung, 3) heilendes Handeln Jesu, 4) Vollmachtsfrage der Jünger an Jesus, 5) Antwort Jesu in Form einer Anklage und Hinweis.
Was ist das Ziel der Literarkritik?
Die Literarkritik ist der erste Arbeitsschritt der diachronen Textanalyse. Sie zielt darauf ab, die Schicht der späteren Redaktoren abzutragen, um zum Ursprünglichen zu gelangen.
Welche Schritte umfasst die Literarkritik?
Die Literarkritik umfasst drei Teilschritte: die äußere Abgrenzung des Textes, die Kontextanalyse und die Untersuchung der Einheitlichkeit des Textes.
Welche Auffälligkeiten werden bezüglich der Einheitlichkeit des Textes genannt?
Es wird auf zwei Auffälligkeiten hingewiesen: dass Jesus nicht direkt auf die Bitte des Mannes eingeht, sondern zuerst die γενεά anspricht, und dass es einen Stimmungswechsel zwischen V.14–18 und V.19–20 gibt.
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- Diplom-Theologe Alexander Rahm (Author), 2001, Die Heilung eines mondsüchtigen Knaben - Exegese der Perikope Matthäus 17,14-21, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121160