Im Zuge der Initiative für hochverschuldete arme Länder (HIPC-Initiative) sowie der Multilateralen Entschuldungsinitiative (MDRI) konnte der Schuldenstand in den beteiligten Ländern im Verlauf der vergangenen zehn Jahre erheblich reduziert werden. Mittels der bereitgestellten Entschuldungshilfe soll diesen Ländern geholfen werden, eine in Zukunft tragfähige Schuldenbelastung zu ermöglichen, um so die Realisierung entwicklungspolitischer Ziele zu unterstützen. Aufgrund einer steigenden Neuverschuldung, vor allem in den Ländern, welche die beiden Initiativen vollständig durchlaufen haben, ist die Frage einer wiederum untragbaren Neuverschuldung von frisch entlasteten Ländern in den Fokus der internationalen Schuldendiskussion gerückt. Insbesondere private internationale Kreditgeber haben diesbezüglich ihr Engagement in Folge der gestärkten Kreditwürdigkeit dieser Länder in den Jahren nach der Entschuldung nahezu verdoppelt. Jedoch auch multilaterale und bilaterale Gläubiger haben ihr Kreditangebot erhöht. In Konsequenz begründet dies einen ansteigenden rückzahlungspflichtigen Kapitalstrom in die früheren Teilnehmerländer der HIPC- und MDRI-Initiative. Ziel vorliegender Arbeit ist nun einerseits die Identifikation entwicklungspolitischer Möglichkeiten, welche sich für die betroffenen Länder aus der erhöhten Kreditkapitalzufuhr potenziell ergeben. Andererseits sollen Risikofaktoren aufgezeigt werden, die in der Lage sind eine erneute Überschuldung dieser Länder zu forcieren. Der Aufbau der Arbeit gliedert sich hierfür wie folgt: Kapitel 2 bietet zunächst eine einführende Übersicht über die Entschuldungsmechanismen im Rahmen der HIPC-Initiative und der MDRI. Speziell herausgehoben werden in diesem Zusammenhang einzelne Elemente, die einen unmittelbaren Einfluss auf potenzielle Chancen und Risiken einer Neuverschuldung nach der Entschuldung haben. Zudem erfolgt ein Überblick über den derzeitigen Stand der Entschuldung und eine Beschreibung der Neuverschuldungsströme in jene Länder, welche den Entschuldungsprozess durchlaufen haben. Kapitel 3 beleuchtet den möglichen Beitrag der Neuverschuldung zur Realisierung essenzieller entwicklungspolitischer Ziele. Eine Darstellung der Risiken, welche im Zusammenspiel mit einem erhöhten Zufluss an ausländischem Kreditkapital eine erneute Überschuldung der betrachteten Länder bewirken können, erfolgt in Kapitel 4.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Initiative für hochverschuldete arme Länder und Neuverschuldungsströme
- 2.1 Aufbau der Entschuldungsinitiative
- 2.1.1 Ziele
- 2.1.2 Stufenprozess und MDRI
- 2.1.3 Essenzielle Bestandteile der HIPC-Initiative im Hinblick auf eine Neuverschuldung
- 2.1.4 Kritische Betrachtung der HIPC-Initiative im Hinblick auf eine Neuverschuldung
- 2.2 Aktueller Stand der Entschuldungsinitiative
- 2.3 Entwicklung der Schuldenindikatoren und Neuverschuldung nach der Entschuldung
- 3 MDGs und Schuldentragfähigkeit
- 3.1 Chancen der Neuverschuldung für Länder nach der Entschuldungsinitiative
- 3.2 Einordnung der Neuverschuldung in entwicklungspolitische Zielsetzungen und Wachstumstheoretische Ansätze
- 3.3 Schuldenfinanzierte öffentliche Investitionen
- 3.3.1 Die Bedeutung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen
- 3.3.2 Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und Institutionen
- 3.4 Makroökonomische Rahmenbedingungen
- 4 Risiken einer Neuverschuldung nach der Entschuldung
- 4.1 Verschuldung und Schuldendienst
- 4.2 Traditionelle Überschuldungsrisiken
- 4.2.1 Unproduktive Verwendung des Kreditkapitals
- 4.2.2 Niedrige Exporte und mangelnde Exportdiversifikation
- 4.3 Neue Herausforderungen nach der Entschuldungsinitiative
- 4.3.1 Erhöhte öffentliche Inlandsverschuldung
- 4.3.2 Free-Rider-Problematik
- 5 Handlungsempfehlungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Chancen und Risiken einer erneuten Schuldenaufnahme von Entwicklungsländern nach einem Schuldenerlass im Rahmen der HIPC-Initiative. Sie analysiert die Auswirkungen der Initiative auf die Schuldentragfähigkeit und die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder.
- Auswirkungen der HIPC-Initiative auf die Neuverschuldung
- Chancen der Schuldenfinanzierung für öffentliche Investitionen
- Risiken traditioneller und neuer Überschuldungsformen
- Bedeutung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen und Institutionen
- Entwicklungspolitische Implikationen der Neuverschuldung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in die Thematik der Neuverschuldung nach Schuldenerlass.
Kapitel 2 (Die Initiative für hochverschuldete arme Länder und Neuverschuldungsströme): Detaillierte Darstellung des Aufbaus und der Funktionsweise der HIPC-Initiative, einschließlich ihrer Ziele, des Stufenprozesses und kritischer Betrachtungspunkte im Hinblick auf zukünftige Verschuldung.
Kapitel 3 (MDGs und Schuldentragfähigkeit): Analyse der Chancen einer Neuverschuldung für die Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) und Einordnung in entwicklungspolitische und wachstumstheoretische Kontexte. Besondere Berücksichtigung der Rolle von Schuldenfinanzierten öffentlichen Investitionen und der Bedeutung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen.
Kapitel 4 (Risiken einer Neuverschuldung nach der Entschuldung): Diskussion der Risiken einer erneuten Überschuldung, sowohl traditioneller Risiken wie unproduktive Kreditverwendung und mangelnder Exportdiversifizierung, als auch neuer Herausforderungen wie erhöhte Inlandsverschuldung und Free-Rider-Problematik.
Kapitel 5 (Handlungsempfehlungen): Zusammenfassende Darstellung von Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Überschuldung und zur nachhaltigen Nutzung von Krediten.
Schlüsselwörter
HIPC-Initiative, Schuldenerlass, Neuverschuldung, Entwicklungsländer, Schuldentragfähigkeit, öffentliche Investitionen, Millenniumsentwicklungsziele (MDGs), Wirtschaftspolitik, Risikomanagement, Exportdiversifizierung, Inlandsverschuldung.
- Quote paper
- Bastian Beck (Author), 2008, Neue Schuldenaufnahme nach dem Schuldenerlass - Chancen und Risiken für Entwicklungsländer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121311