Die Verschwiegenheit der Protagonistin Hester Prynne steht im Mittelpunkt von Nathaniel Hawthornes moralischer Parabel "The Scarlet Letter" und wird von den Literaturwissenschaftlern Shari Benstock, Sacvan Bercovitch und Michael Ragussis jeweils aus dekonstruktionistischer, feministischer und der Perspektive des "New Historicism" analysiert. Benstock, Bercovitch und Ragussis lösen den scharlachroten Buchstaben als Symbol absoluter geschlechtlicher Differenz, als Träger nur einer einzigen historischen Lesart und als Zeichen nur einer bestimmten Zuordnung von Bezeichnetem und Bezeichnendem auf. Hester untergräbt die Werteordung der puritanischen Gesellschaft indem sie mit der Verzierung des Buchstaben einen Eingriff in den repräsentativen Codex der Gemeinschaft vornimmt. Der Buchstabe A repräsentiert nicht mehr den Begriff 'Ehebruch' und erfüllt seine Straffunktion, sondern dient als Symbol weiblicher Sexualität. Sie weigert sich, sich in die puritanische Gesellschaft ein- und unterzuordnen und negiert die Herrschaft Gottes und des Mannes gleichermaßen. Ihr anhaltendes Schweigen über die wahre Identität des Vaters von Pearl, ihrer unehelichen Tochter, hilft Hester den sexuellen, religiösen, rechtlichen und wirtschaftlichen Zwängen der Zeit zu entrinnen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Schweigen als Angelpunkt der drei Betrachtungen
- 3 The Scarlet Letter als Gender-Diskurs
- 4 Kompromiss und Aufklärungsstrategie
- 5 In der Gefangenschaft der Sprache - Ragussis Familiendrama
- 6 Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Interpretationen von Nathaniel Hawthornes The Scarlet Letter durch Shari Benstock, Sacvan Bercovitch und Michael Ragussis. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer feministischen, historistischen und dekonstruktivistischen Ansätze aufzuzeigen und die Vielschichtigkeit der Textinterpretation zu beleuchten.
- Das Schweigen als Widerstand und Interpretationsmittel
- The Scarlet Letter als Gender-Diskurs und Darstellung weiblicher Autonomie
- Der "scarlet letter" als vielschichtiges Symbol
- Die Rolle von Kompromiss und Aufklärung in der puritanischen Gesellschaft
- Dekonstruktion von Sprache und Familiendrama
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die drei Literaturkritiker Shari Benstock, Sacvan Bercovitch und Michael Ragussis vor, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf Nathaniel Hawthornes The Scarlet Letter einnehmen. Sie betont die Ambiguität des "scarlet letter" und die daraus resultierende Pluralität an Interpretationen, die die Arbeit analysieren und vergleichen wird. Die Einleitung hebt die Notwendigkeit hervor, verschiedene Interpretationsansätze nebeneinander zu betrachten und ihre Gemeinsamkeiten sowie die Möglichkeit gegensätzlicher, gleichrangiger Lesarten aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Offenlegung der künstlichen Bedeutungszuweisung des Buchstabens A und der damit verbundenen Auflösung universeller Konstruktionen wie gesellschaftlicher Normen und Wertvorstellungen.
2 Das Schweigen als Angelpunkt der drei Betrachtungen: Dieses Kapitel analysiert das Schweigen der Protagonistin Hester Prynne als zentrales Element in den Interpretationen von Benstock, Bercovitch und Ragussis. Benstock interpretiert Hesters Schweigen als feministischen Akt des Widerstands gegen männliche Machtstrukturen. Bercovitch sieht darin ein Mittel der Aufklärung, eine stille Rebellion, die die puritanische Gesellschaft erzieht. Ragussis hingegen konzentriert sich auf die Kraft der unterdrückten Sprache im Schweigen, nicht nur Hesters, sondern auch Dimmesdales und Chillingworths, und betrachtet Pearl als Symbol multipler Bedeutungen, das das Familiendrama prägt.
3 The Scarlet Letter als Gender-Diskurs: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Shari Benstocks feministische Perspektive. Im Zentrum steht das Spannungsverhältnis zwischen Repräsentation und Selbstoffenbarung Hesters. Der "scarlet letter" wird als Zeichen verschiedener Substitutionen interpretiert, zum Schutz von Hesters Autonomie und ihres Körpers als Sündenkörper, der gleichzeitig biologische Reproduktion und symbolische Repräsentation offenbart. Hesters Körper wird als Schauobjekt dargestellt, an dem die gesellschaftlichen Normen und Machtstrukturen sichtbar werden.
Schlüsselwörter
The Scarlet Letter, Nathaniel Hawthorne, Shari Benstock, Sacvan Bercovitch, Michael Ragussis, Feminismus, New Historicism, Dekonstruktivismus, Schweigen, Gender, Widerstand, Sprache, Symbol, Interpretation, Puritanismus, Familiendrama, Ambiguität.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von "The Scarlet Letter" durch Benstock, Bercovitch und Ragussis
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese akademische Arbeit analysiert und vergleicht die Interpretationen von Nathaniel Hawthornes The Scarlet Letter durch drei Literaturkritiker: Shari Benstock (feministische Perspektive), Sacvan Bercovitch (historizistische Perspektive) und Michael Ragussis (dekonstruktivistische Perspektive). Der Fokus liegt auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden ihrer Ansätze und der daraus resultierenden Vielschichtigkeit der Textinterpretation.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht zentrale Themen wie das Schweigen als Widerstand und Interpretationsmittel, The Scarlet Letter als Gender-Diskurs und Darstellung weiblicher Autonomie, den "scarlet letter" als vielschichtiges Symbol, die Rolle von Kompromiss und Aufklärung in der puritanischen Gesellschaft sowie die Dekonstruktion von Sprache und Familiendrama im Kontext des Romans.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: eine Einleitung, ein Kapitel zur Analyse des Schweigens als zentrales Element in den drei Interpretationen, ein Kapitel zu The Scarlet Letter als Gender-Diskurs (fokussiert auf Benstocks feministische Perspektive), und eine abschließende Betrachtung. Zusätzlich werden die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel dargestellt.
Welche Rolle spielt das Schweigen in den Interpretationen?
Das Schweigen der Protagonistin Hester Prynne wird als zentrales Element analysiert. Benstock interpretiert es als feministischen Widerstand, Bercovitch als stille Aufklärung und Ragussis als Träger unterdrückter Sprache, die eng mit dem Familiendrama verwoben ist. Das Schweigen Dimmesdales und Chillingworths wird ebenfalls in Betracht gezogen.
Welche feministische Perspektive wird eingenommen?
Shari Benstocks feministische Perspektive steht im Mittelpunkt des Kapitels zu The Scarlet Letter als Gender-Diskurs. Sie analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Repräsentation und Selbstoffenbarung Hesters und interpretiert den "scarlet letter" als Zeichen verschiedener Substitutionen, die Hesters Autonomie und ihren Körper schützen sollen. Hesters Körper wird als Schauobjekt gesellschaftlicher Normen und Machtstrukturen betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: The Scarlet Letter, Nathaniel Hawthorne, Shari Benstock, Sacvan Bercovitch, Michael Ragussis, Feminismus, New Historicism, Dekonstruktivismus, Schweigen, Gender, Widerstand, Sprache, Symbol, Interpretation, Puritanismus, Familiendrama, Ambiguität.
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- Bert Bobock (Autor:in), 2000, Schweigen als Widerstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121437