Professionelles Fallverstehen anhand systematischer Analyse als Handlungskompetenz in der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 3,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Fragen zur sozialpädagogischen Einschätzung
2.1 Risiken für die Entwicklung der beteiligten Personen
2.2 Sozialpädagogische Interventionen

3. Fragen zur professionellen Fallbearbeitung
3.1 Das Familiensystem
3.2 Handlungsschritte des Jugendamtes

4. Juristische Fragen
4.1 Rechtliche Fragen
4.2 Entscheidung des Jugendamtes

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

In dem Bachelorstudiengang Soziale Arbeit stehen verschiedene Wahlpflichtmodule zur Auswahl. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Wahlpflichtmodul „Kasuistik – Analyse von Fällen aus der Sozialen Arbeit“.

Das Seminar besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil wurde von Dip. Päd. Andrea Dittmann geleitet und hierbei standen die Methoden einer Fallanalyse im Vordergrund, wie beispielsweise das Erschließen eines Genogramms oder einer Netzwerkkarte. In dem zweiten Teil, geleitet von Prof. Dr. Tobias Fröschle und Dipl. Sozialarbeiter Björn Heinz wurde sich mit der eigentlichen Fallanalyse von Fällen aus der Sozialen Arbeit beschäftigt.

Eine der zentralen Handlungsstrategien in der Sozialen Arbeit ist die Analyse von Fällen. Die Fälle in der Sozialen Arbeit gestalten sich oft als vielseitig und verschieden. Darüber hinaus ist es fundamental einzelne Perspektiven, wie die sozialpädagogische, professionelle und juristische Perspektive zu betrachten.

Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit einem Fall aus der Sozialen Arbeit. Dieser wird unter Berücksichtigung der sozialpädagogischen Einschätzung, der professionellen Fallbearbeitung und anhand juristischen Fragen analysiert.

2. Fragen zur sozialpädagogischen Einschätzung

2.1 Risiken für die Entwicklung der beteiligten Personen

Im Folgenden werden die Risiken für die Entwicklung von Alisa Petrow, ihrer Familie und Jens Hausmann dargestellt. Alisas Familie besteht aus ihren Zwillingen, die sie mit der Hilfe ihrer Mutter erzieht. Die Zwillinge Anton und Boris sind zu dem Zeitpunkt, als sie Jens Hausmann kennenlernt ungefähr 11 Jahre alt. Boris welcher zuvor erhebliche Unterschiede zu Anton in der Entwicklung aufwies, lebt bei Alisas Mutter. Somit konnte Alisa ihre Ausbildung weiter verfolgen und lebt mit Anton in einer kleinen Wohnung. Der Kontakt zu ihrer Mutter ist sehr eng und die Zwillinge entwickeln sich beide gut.

Alisa schließt ihre Ausbildung ab und wird als Halbtagsstelle von ihrer Firma angestellt. 2014 werden Anton und Boris in verschiedene Schulen eingeschult. Woraufhin es wieder zu sichtbaren Unterschieden in der Entwicklung kommt. Anton macht sich sehr gut in der Schule, wohingegen Boris es sehr schwer in der Schule hat und eher im Schulstoff hinterherhängt.

Aus dem Fallbeispiel wird nicht klar, ob die beiden Geschwister häufigen Kontakt miteinander haben oder wie ihr soziales Umfeld aussieht.

Alisa sagt daraufhin, dass sie Boris auch zu sich nehmen möchte, denn dort kommt ihr Bruder Igor mit in den Vordergrund. Alisa befürchtet, dass das Verhalten von ihrem Bruder Igor einen Einfluss auf Boris haben könne. Ihr Bruder Igor wurde in der Vergangenheit des Öfteren von der Polizei aufgegriffen, wobei es letztlich zu einer Inhaftierung im Jahr 2007 kam. Frau Anna Petrow lehnt den Vorschlag von Alisa jedoch ab und erklärt, dass ihr Sohn Igor keinen Kontakt zu Boris habe. Fraglich hier ist, ob Anna Petrow dies einfach beschließen kann oder darf.

Alisa war noch nicht 18 Jahre alt, als sie die Zwillinge zur Welt gebracht hat und ihr wurde daher ein Amtsvormund gestellt. Hierbei kommt es zu einem Rollenkonflikt, denn Alisa wurde sehr früh Mutter zweier Kinder und ist zu der Entscheidung gekommen, die beiden Jungs zu trennen.

Nachdem sie aber 18 Jahre alt geworden ist, ist Alisa in eine eigene Wohnung gezogen und laut Text hat sie das Sorgerecht beider Kinder. Somit ist es nicht nachvollziehbar aus welchen Gründen sie Boris bei ihrer Mutter wohnen lässt. Alisa hat das Anliegen, dass Boris zu ihr und Anton zieht, dies lehnt die Mutter ab und Alisa akzeptiert dies. Möglicherweise wäre an dieser Stelle ein Zusammenleben der Zwillinge geeignet gewesen.

Alisa lernt ein wenig später Jens Hausmann kennen, welcher ein alleinerziehender und selbstständiger Schreinermeister ist. Im Januar 2019 ziehen Jens und Alisa in ein Einfamilienhaus und heiraten schließlich im Sommer.

Kurz darauf kommt ihr gemeinsamer Sohn Niklas zwei Monate zu früh auf die Welt. Hier wird deutlich sichtbar, dass Alisa einen starken Halt bei Jens findet und es ihr Ziel ist, eine Familie zu gründen.

Darüber hinaus dreht sich vieles im Familienalltag um das Neugeborene und um die Tochter Lilli von Jens. Über Jens kann man sagen, dass es sich nur vermuten lässt, dass sich dieser als Grundversorger der Familie ansieht. Aus dem Fallbeispiel lässt sich nur ableiten, dass er Anton als Störfaktor durch seine Diebstähle und Verweigerung in der Schule sieht. Darüber hinaus bevorzugt er seine eigene Tochter Lilli sehr stark.

Anton zieht sich währenddessen stark zurück und streitet oft mit Jens und seiner Tochter. Er zieht daraus, dass er nun jedes Wochenende bei seinen Großeltern sein möchte.

Eine Schulsozialarbeiterin bittet um ein Gespräch mit Alisa. In der Schule kommt es zu Problemen, denn Anton habe des Öfteren den Schulunterricht nicht wahrgenommen, geklaut und sich des Unterrichts verweigert. Außerdem äußert Anton, dass er nicht mehr Zuhause sein möchte, denn sein Stiefvater würde ihn schlagen. Er möchte zu seinen Großeltern und zu seinem Zwillingsbruder. Für Anton stellt sich die neue Situation als sehr belastend dar. Zuvor lebte er mit Alisa in einer Wohnung und das Familiensystem schien sehr stabil durch die zukommende Hilfe der Oma und dem regelmäßigen Kontakt zu seinem Bruder Boris. Ab dem Zeitpunkt, an dem Jens hinzukommt und eine „neue Familie gebildet“ wird bricht das Vertrauen und auch die Dynamik in der Familie auf. Alisa ist nun auch eine Bezugsperson für das gemeinsame Kind Niklas und für die Stieftochter Lilli. Schließlich verfügt Anton über Verlustängste und fühlt sich nicht vollkommen wahrgenommen.

Deutlich hier wird, dass Anton schon Anfangs mit der Situation sehr unzufrieden ist, denn seine Familie stellt sich von ein auf den anderen Tag auf den Kopf. Ein neuer Mann an Alisas Seite kommt hinzu. Darüber hinaus hat er nun eine Stiefschwester und einen Halbbruder. Der Familienalltag hat sich drastisch verändert und das Vertrauen zu seiner Mutter ist wahrscheinlich nicht mehr so gut wie zum Anfang hin. Sichtbar ist hier, dass Alisa sich gegenüber Jens nur schlecht durchsetzen kann und keinen Konflikt eingeht. Die Diebstähle in der Turnhalle und die Verweigerung im Unterricht können als Anzeichen für das Streben nach Aufmerksamkeit sichtbar sein.

Lilli die Tochter von Jens Hausmann befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Anton, jedoch bekommt sie eine extreme Unterstützung von ihrem Vater. Anders wie Alisa, bevorzugt Jens seine Tochter stark. Lilli leidet wahrscheinlich auch an dem Verlust der Beziehung zu ihrem Vater durch Alisa und dem neuen Kind. Deutlich wird hier aber, dass der Vater Jens seine Tochter stark, möglicherweise zu stark, ins Familienleben miteinbezieht und dabei Anton sehr außen vor lässt. Alisa setzt sich nicht durch und somit kommt es zu der derzeitigen Situation.

2.2 Sozialpädagogische Interventionen

Nun werden sozialpädagogische Interventionen gezeigt, die helfen sollen die Risiken in der Entwicklung zu verringern.

An erster Stelle wäre ein gemeinsames Gespräch zwischen allen beteiligten Personen von Vorteil. Die beteiligten Personen wären hier im Wesentlichen Alisa, Jens und Anton. Inwiefern Lilli einbezogen werden sollte lässt sich nur durch die Gespräche herausfinden. Die Dynamik in der jetzigen Familie ist stark aufgebrochen und es ist nicht deutlich, wie sich die Rollenverteilung oder Verantwortlichkeit in der Familie äußert. In dem gemeinsamen Gespräch könnten beispielsweise alle Beteiligten ihr Anliegen deutlich machen. Außerdem sollte der Mutter Alisa bewusst gemacht werden, dass sie Anton unterstützen sollte und auch im äußersten Falle Konflikte eingehen sollte.

Möglicherweise wäre es von Anfang an sinnvoll gewesen, nicht nur eine Tagesmutter heranzuziehen, sondern auch andere Hilfen wie eine Sozialpädagogische Familienhilfe. Eine Sozialpädagogische Familienhilfe nach §31 SGB VIII soll durch intensive Betreuung und Begleitung Familien in ihren Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Sie ist in der Regel auf längere Dauer angelegt und erfordert die Mitarbeit der Familie. Die Familien leben und entwickeln sich nach ihren eigenen Vorstellungen und die SPFHs stehen hier nur als Anleiter oder Begleiter in der Betreuung.

Hilfreich ist die SPFH auch in der jetzigen Situation, denn die Familie scheint überfordert zu sein und ist auf Hilfe angewiesen. Der Familienalltag ist von der Betreuung des kleinen Niklas geprägt und oftmals kommt es zum Streit. Die SPFH könnte hier ansetzen und die Beziehungsarbeit der einzelnen Akteure in der Familie verbessern. Schwierig ist zu bewerten, ob Alisa nachdem der Amtsvormund „erloschen“ ist, noch Hilfen vom Amt geboten bekommen hat, oder ob diese gar nicht angeboten wurden. Darüber hinaus lässt sich nur spekulieren, ob Alisa in der Hinsicht kooperativ war oder nicht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Professionelles Fallverstehen anhand systematischer Analyse als Handlungskompetenz in der Sozialen Arbeit
Note
3,0
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V1214387
ISBN (eBook)
9783346647498
ISBN (Buch)
9783346647504
Sprache
Deutsch
Schlagworte
professionelles, fallverstehen, analyse, handlungskompetenz, sozialen, arbeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Professionelles Fallverstehen anhand systematischer Analyse als Handlungskompetenz in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1214387

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