Veränderungen gehören in allen Bereichen zum Leben des Menschen und damit auch zu dem Alltag von Organisationen und Unternehmen. Wandlungsprozesse und damit verbundene Anpassungen entsprechen jedoch oftmals nicht dem menschlichen Bedürfnis nach Stabilität, Sicherheit und Ordnung, woraus ein Spannungsverhältnis entsteht.
Kommunale und regionale Energieversorgungsunternehmen (im weiteren Verlauf EVU) in Deutschland sehen sich seit dem Beginn der europäischen Liberalisierungstendenzen auf den Energiemärkten im Jahre 1996 für den Elektrizitätsbereich und 1998 für den Gassektor, erheblichen, weitestgehend politisch motivierten organisatorischen Veränderungszwängen ausgesetzt. Die erste Wegmarkierung für marktwirtschaftlichen Wettbewerb auf den europäischen Energiemärkten wurde damit gesetzt. Speziell in Deutschland konkretisierten sich diese Bestrebungen durch das Inkrafttreten des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts im Jahre 1998. Zentrales Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums war damals die Einführung von brancheninternem Wettbewerb durch Abschaffung der kartellrechtlichen Bereichsausnahme der Energiewirtschaft, also durch Abschaffung der geschlossenen Versorgungsgebiete von Strom- und Gasversorgern.
Heute befinden sich EVU in einem völlig neuen Umfeld mit sich immer weiter verändernden Umwelt- und Marktbedingungen. Der gesamte Energiesektor in Deutschland ist vor allem gezeichnet von einer erhöhten Wettbewerbsintensität und ist damit auch neuerdings dem beschleunigten gesellschaftlich-ökonomischen Wandel des 21. Jahrhunderts gleichermaßen wie alle andere Branchen ausgesetzt. Wo bis vor einigen Jahren Demarkations- und Konzessionsverträge für feste Versorgungsgebiete und einen festen Abnehmerstamm sorgten, stehen heute die Worte „Kunde“ und „Konkurrenz“ auf der Agenda. Die Wechselquote bei den privaten Stromkunden lag im Jahr 2007 immerhin bereits bei 11 %, was ca. 1,3 Millionen Haushaltskunden entspricht. Der Kampf um die Endkunden, dabei ist nicht nur von großen Sondervertragskunden die Rede, sondern auch von den Privatkunden, ist also mittlerweile in vollem Gange.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung, Problemstellung und Aufbau
- 2 Die Veränderung der energierechtlichen Rahmenbedingungen auf dem deutschen Strom- und Gasmarkt
- 2.1 Der Strom- und Gasbinnenmarkt vor der Liberalisierung
- 2.1.1 Die Energiewirtschaft als wettbewerbspolitischer Ausnahmebereich
- 2.1.2 Die wirtschaftliche Struktur der Energiewirtschaft in Deutschland
- 2.2 Grundlegende Informationen zur Liberalisierung des Energiebinnenmarktes - Energieversorgungsunternehmen im Zwiespalt von Ökonomie und öffentlichen Interessen
- 2.3 Die gesetzlichen Entwicklungen des Energiebinnenmarktes
- 2.3.1 Die EU-Binnenmarktrichtlinien von 1996 bzw. 1998 und die Beschleunigungsrichtlinien von 2003 für Strom und Gas
- 2.3.2 Das neue EnWG im Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts von 1998 und dessen Novellierung in 2003
- 2.3.3 Das neue EnWG im zweiten Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts von 2005
- 2.3.4 Zukünftige europarechtliche Entwicklungen
- 2.4 Auswirkungen der neuen rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Unternehmensorganisation und -prozesse in Energieversorgungsunternehmen
- 3 Möglichkeiten zur professionellen Bewältigung von Veränderungsprozessen
- 3.1 Change-Management als Konzept zum Umgang mit Veränderungsprozessen in der Energiewirtschaft
- 3.2 Theoretische Grundlagen des Change-Managements
- 3.2.1 Segmente und Aspekte des Change-Managements
- 3.2.2 Ablauf von Veränderungsprozessen
- 3.3 Ausgewählte Arten von Veränderungsprozessen
- 3.3.1 Business (Process) Reengineering
- 3.3.2 Organisationsentwicklung
- 3.3.3 Lean Management (Kaizen)
- 3.3.4 Lernende Organisation
- 4 Theorie der (Mitarbeiter-)Führung
- 4.1 Der Führungsbegriff in der Betriebswirtschaftslehre
- 4.1.1 Entwicklung des Führungsphänomens und Begriffsklärung
- 4.1.2 Einordnung der Personalführung in die Managementlehre
- 4.2 Theorien der Personalführung
- 4.2.1 Einführende Aussagen zu Führungstheorien
- 4.2.2 Eigenschaftstheorie
- 4.2.3 Rollentheorie
- 4.2.4 Situationstheorie
- 4.2.5 Interaktionstheorie
- 5 Führungsstile und -modelle
- 5.1 Der Begriff Führungsstil
- 5.2 Idealtypische Ansätze von Führungsstilen
- 5.2.1 Die Idealtypen nach Max Weber
- 5.2.2 Das Führungsstil-Kontinuum nach Tannenbaum/Schmidt
- 5.3 Realtypische Ansätze von Führungsstilen
- 5.3.1 Die lowa-Studien
- 5.3.2 Die Ohio-Studien
- 5.4 Präskriptive Modelle als reale Führungshilfen
- 5.4.1 Das Kontingenzmodell nach Fiedler
- 5.4.2 Das Entscheidungsmodell nach Vroom/Yetton
- 5.4.3 Das Verhaltensgitter nach Blake/Mouton
- 5.4.4 Die Reifegradtheorie nach Hersey/Blanchard
- 5.5 „Moderne“ Normkonzepte der Mitarbeiterführung für die Führungspraxis
- 5.5.1 Transaktionale und transformationale Führung
- 5.5.2 Internes Unternehmertum
- 5.5.3 Vertrauen als beziehungsorientiertes Führungskonzept
- 5.5.4 Systemische Führung
- 6 Führung unter neuen Rahmenbedingungen
- 6.1 Einführung
- 6.2 Allgemeine Aspekte einer Unternehmenskultur
- 6.2.1 Der Begriff „Unternehmenskultur“
- 6.2.2 Die innere Aufbau einer Unternehmenskultur nach Schein
- 6.2.3 Die Führungskultur als Teil der Unternehmenskultur
- 6.3 Mitarbeiterführung in Zeiten des organisationalen Wandels
- 6.3.1 Gesellschaftlich-ökonomische Entwicklungen des 21. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf kommunale und regionale Energieversorgungsunternehmen
- 6.3.2 Das Verhalten von Führungskräften bei Veränderungen der Rahmenbedingungen – Das Management zunehmend komplexer Systeme
- 6.3.3 Operative Führungsaufgaben zur Begleitung und erfolgreichen Bewältigung von Veränderungsprozessen
- 6.3.4 Langfristige Veränderung des übergeordneten Führungsparadigmas zur Bewältigung von Komplexität und Dynamik
- 6.3.5 Coaching als innovatives führungskulturelles Verständnis im neuen Managementparadigma
- 6.3.6 Personalauswahl von Führungskräften
- 7 Erhebung von Veränderungen in der Mitarbeiterführung bei Führungskräften in Energieversorgungsunternehmen durch die Liberalisierung des Energiemarktes
- 7.1 Besonderheiten der durchgeführten Datenerhebung
- 7.1.1 Die schriftliche Befragung als geeignete Erhebungsmethode
- 7.1.2 Die Auswahl der befragten Personen
- 7.1.3 Die Nutzung eines Online-Befragungssystems zur professionellen Durchführung der Befragung
- 7.1.4 Der allgemeine Aufbau des Fragebogens
- 7.2 Die Inhalte und die Ziele der Fragen
- 7.2.1 Einleitende Erklärungen zur Befragung
- 7.2.2 Allgemeiner Fragenteil zur Teilnehmerstruktur
- 7.2.3 Fragen zur Auswahl von Führungskräften, zur Führungskultur und zu Führungsgrundsätzen
- 7.2.4 Fragen zum (idealtypischen) Führungsstil
- 7.2.5 Fragen zur Charakterisierung des Führungsverständnisses
- 7.2.6 Fragen zu Verhaltenseigenschaften
- 7.2.7 Fragen zur Tätigkeitsverteilung
- 7.3 Auswertung der Ergebnisse
- 7.3.1 Auswertung der Fragen zur Teilnehmerstruktur
- 7.3.2 Auswertung der Fragen zur Auswahl von Führungskräften, zur Führungskultur und zu Führungsgrundsätzen
- 7.3.3 Auswertung der Fragen zum (idealtypischen) Führungsstil
- 7.3.4 Auswertung der Fragen zur Charakterisierung des Führungsverständnisses
- 7.3.5 Auswertung der Fragen zu Verhaltenseigenschaften von Führungskräften in Energieversorgungsunternehmen
- 7.3.6 Auswertung der Fragen zur Tätigkeitsverteilung im Arbeitsalltag
- 8 Interpretation der Ergebnisse und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den Wandel der Mitarbeiterführung in kommunalen und regionalen Energieversorgungsunternehmen im Kontext der Liberalisierung des Energiemarktes. Ziel ist es, die Auswirkungen der veränderten energierechtlichen Rahmenbedingungen auf die Führungsstrukturen und -praktiken dieser Unternehmen zu analysieren.
- Veränderung der energierechtlichen Rahmenbedingungen
- Einfluss der Liberalisierung auf die Unternehmensorganisation
- Methoden des Change-Managements in der Energiewirtschaft
- Theorien und Modelle der Mitarbeiterführung
- Empirische Untersuchung der Führungsrealitäten in Energieversorgungsunternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Veränderungen der energierechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes. Kapitel 3 präsentiert verschiedene Konzepte des Change-Managements als Ansatz zur Bewältigung von Veränderungsprozessen. Kapitel 4 und 5 befassen sich mit Theorien und Modellen der Mitarbeiterführung. Kapitel 6 untersucht Aspekte der Mitarbeiterführung im Kontext des organisationalen Wandels in Energieversorgungsunternehmen. Kapitel 7 beschreibt die empirische Untersuchung, die Methodik und die Struktur des Fragebogens.
Schlüsselwörter
Mitarbeiterführung, Energieversorgungsunternehmen, Liberalisierung, Energiewirtschaftsrecht, Change-Management, Führungstheorien, Führungsstile, empirische Untersuchung, Befragung.
- Arbeit zitieren
- Burkhard Hergenhan (Autor:in), 2008, Wandel der Mitarbeiterführung bei kommunalen und regionalen Energieversorgungsunternehmen als Konsequenz der Veränderung energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121499