Lässt sich im Fall des Patronats "La Maternidad de la Almudena" von einer Aufarbeitung oder Amnestie des während des Franquismus durchgeführten Kinderraubes und -handels sprechen?
Die den Müttern während der Franco-Diktatur (1939-1975) unfreiwillig weggenommenen Kinder werden oftmals als „niños robados“, „niños perdidos“ oder „niños desaparecidos“ bezeichnet. Der finanzielle Aspekt stellte neben der Idee, die Kinder in von der Diktatur auserwählten Adoptivfamilien nicht nach dem republikanischen Vorbild, sondern nach den Werten des Franquismus zu erziehen, das übergeordnete Ziel des Kinderhandels aus der La Maternidad de la Almudena dar. Auch während der sogenannten Transición Española, der Übergangsperiode zwischen dem Tod des Diktators Francisco Franco im Jahr 1975 und dem Sieg der sozialistischen Partei Partido Socialista Obrero Español (PSOE) in den demokratischen Wahlen von 1982, setze sich der Kinderhandel fort und überdauerte bis 1984 als das Patronato de Protección a la Mujer (die Erziehungsanstalten für Frauen) abgeschafft wurde.
Mit ihrer 2012 erschienenen Monografie Las desterradas hijas de Eva ist die Autorin Consuelo García del Cid eine der ersten Personen, die sich intensiv mit dem zwischen 1960 und 1984 durchgeführten Kinderhandel in der La Maternidad de la Almudena beschäftigt und dabei die Berichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Hauptaugenmerk ihres Werkes macht, um das Schweigen über jene Vorfälle zu brechen. Auch weitere Autoren, wie Neus Roig Pruñonosa in ihrer Monografie von 2018 No llores que vas a ser feliz, thematisieren den Kinderhandel, dennoch lässt sich darüber hinaus nur wenig Literatur finden, die auf die Erlebnisse der Betroffenen eingeht. Die Zeitzeugin Dolores G. Benito erläutert: „Me conformaría con un sencillo reconocimiento social, pero es muy difícil“ , sodass sich die Opfer nach einer gesellschaftlichen Anerkennung der Vorfälle und einem Verständnis für ihre Erlebnisse zu sehnen scheinen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Einordnung in den historischen Kontext
- 2.1 Die Rechte der Frauen
- 2.2 Die Kondition der Schwangeren
- 2.2.1 Sexuelle Aufklärung in den Karikaturen von Hermano Lobo
- 2.2.2 Außereheliche Schwangerschaft
- 3. Das Patronato de Protección a la Mujer zwischen dem Franquismus und der Transición
- 3.1 Das Patronat
- 3.2 La Maternidad de la Almudena
- 3.2.1 Der Umgang mit den Insassinnen
- 3.2.2 Der Handel mit den Neugeborenen
- 3.2.3 Zeitzeugenberichte
- 3.3 Der Zeitraum der Transición Española und die Demokratie
- 3.3.1 Die Patronate während der Transición
- 3.3.2 Psychische und körperliche Folgen für die Betroffenen
- 3.3.3 Gesetze zur Aufarbeitung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Kinderhandel in der La Maternidad de la Almudena während der Franco-Diktatur und beleuchtet die Frage, ob es zu einer ausreichenden Aufarbeitung oder zu einer Amnestie dieser Verbrechen gekommen ist. Die Arbeit untersucht den historischen Kontext, die Rolle der Patronate und die Auswirkungen des Kinderhandels auf die Betroffenen.
- Der Kinderhandel während der Franco-Diktatur als Teil der politischen Repression
- Die Rolle der Patronate als Instrument zur Durchsetzung der franquistischen Ideologie
- Die Folgen des Kinderhandels für die Betroffenen, sowohl in psychologischer als auch in sozialer Hinsicht
- Die Debatte um Aufarbeitung und Amnestie im Kontext des Kinderhandels
- Die Bedeutung von Zeitzeugenberichten für die Aufarbeitung der Vergangenheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Kinderhandels in der Franco-Diktatur vor, insbesondere am Beispiel des Patronats La Maternidad de la Almudena. Der zweite Teil der Arbeit analysiert den historischen Kontext, die Rolle der Frauen und die Situation von Schwangeren während der Diktatur. Kapitel 3 fokussiert auf das Patronato de Protección a la Mujer, beleuchtet die Organisation und die Aufgaben der Patronate sowie die spezifische Situation in der La Maternidad de la Almudena. Es werden Zeitzeugenberichte und die Folgen für die Betroffenen im Fokus der Analyse gestellt. Die Perspektive der Transición Española und die Abschaffung der Patronate mit Beginn der Demokratie werden ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Kinderhandel, Franco-Diktatur, La Maternidad de la Almudena, Patronato de Protección a la Mujer, Transición Española, Aufarbeitung, Amnestie, Zeitzeugenberichte, Rechte der Frauen, Kondition der Schwangeren.
- Arbeit zitieren
- Lea Schwerdtfeger (Autor:in), 2021, Der spanische Kinderhandel in der Franco-Diktatur anhand des Patronats "La Maternidad de la Almudena", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215262