Als Austragungsort zahlreicher Reichstage des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation erlebte die Stadt Augsburg im 16. Jahrhundert eine ungeahnte Prosperität. Der auf Bronzeskulpturen spezialisierte Niederländer Adriaen de Vries (1545/1556-1626), ein Schüler Giambolognas (1529-1608), machte sich für den Figurenschmuck und die Komposition von zwei der drei großen Augsburger Prachtbrunnen verantwortlich. Dem 1599 fertig gestellten Merkurbrunnen am Moritzplatz folgte im Jahre 1600 die Fertigstellung des Herkulesbrunnen in der Mitte der heutigen Maximilianstraße.
Die vorliegende Arbeit widmet sich darum der Fragestellung, inwieweit die Augsburger Bronzekunst des Adriaen de Vries als Abbild ihrer Zeit gelten darf. Hierbei oszillieren die politisch-kulturellen Instrumentalisierungen zwischen einem selbstbewussten Ausdruck der Fortitudo Augustae – der Stärke, Tapferkeit und Tüchtigkeit der Reichsstadt – und einer künstlerischen Ausformulierung der zeitgenössischen, bikonfessionellen Idee.
Im Folgenden soll zunächst das historische Vorfeld dargelegt werden. Dies umfasst die erste und zweite Brunnengeneration Augsburgs, welche am Beispiel des Wappners und des Neptuns gerafft präsentiert wird. Eine kurze Darstellung des Augustusbrunnens rundet das Kapitel ab. Dieser leitet als ältester der drei Prachtbrunnen gleichzeitig zum Merkurbrunnen und anschließend zum Herkulesbrunnen über. Diesen beiden von Adriaen de Vries geschaffenen Kunstwerken werden jeweils separierte Kapitel zugestanden. Zunächst erfolgt hierbei eine Beschreibung und eine Kompositionsanalyse des jeweiligen Werkes, anschließend werden mögliche Deutungen und Interpretationsansätze der beiden Zierbrunnen thematisiert. Der Brunnenjüngling im Kastenturm wird anschließend auch in einem separierten Absatz vorgestellt und rundet die Darlegung der konkreten Augsburger Bronzewerke des Adriaen de Vries ab. Das folgende Kapitel legt das Hauptaugenmerk schließlich auf die induktive Einordnung der drei Augsburger Prachtbrunnen in einen größeren Kontext. Hierbei stellt sich erneut die Frage nach der politischen Botschaft der kommunalen Denkmäler im städtischen Gefüge und ob die Brunnen als instrumentalisierte Abbilder ihrer Zeit gelten können – in der für Augsburg so eminent bedeutsamen Epoche zwischen Religionsfrieden und Dreißigjährigem Krieg. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historisches Vorfeld
- Augsburg und die Brunnenkunst im 16. Jahrhundert
- Der Merkurbrunnen
- Beschreibung und Komposition
- Deutungen und Interpretationsmöglichkeiten
- Der Herkulesbrunnen
- Beschreibung und Komposition
- Deutungen und Interpretationsmöglichkeiten
- Der Brunnenjüngling im Kastenturm
- Die Prachtbrunnen als Abbilder ihrer Zeit?
- Augsburg und die Fortitudo Augustae zwischen Religionsfrieden und Dreißigjährigem Krieg
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Augsburger Prachtbrunnen des Adriaen de Vries, dem Merkurbrunnen und dem Herkulesbrunnen, und analysiert diese im Kontext der Stadtgeschichte und des Zeitgeistes der frühen Neuzeit. Die Untersuchung zielt darauf ab, die Bedeutung dieser Brunnen als Abbild der Zeit zu beleuchten und die politische und künstlerische Bedeutung der Kunstwerke im städtischen Gefüge zu erforschen.
- Augsburger Brunnenkunst im 16. Jahrhundert
- Das Werk des Adriaen de Vries
- Politische und künstlerische Botschaften der Brunnen
- Die Fortitudo Augustae als Ausdruck der Stadtmacht
- Konfessionelle und städtische Repräsentation
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die komplexe Epoche zwischen dem Augsburger Religionsfrieden und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges ein und beleuchtet die besondere Blütezeit Augsburgs als Freie Reichsstadt. Sie stellt die drei großen Augsburger Prachtbrunnen vor und formuliert die zentrale Fragestellung der Arbeit.
- Das Kapitel „Historisches Vorfeld“ zeichnet die Entwicklung der Augsburger Brunnenkunst im 16. Jahrhundert nach und stellt den Wappner und den Neptun als emblematische Figuren der zweiten Brunnengeneration vor. Die Darstellung des Augustusbrunnens als Vorläufer der beiden von Adriaen de Vries geschaffenen Brunnen rundet das Kapitel ab.
- Das Kapitel „Der Merkurbrunnen“ widmet sich der Beschreibung und Komposition des Merkurbrunnens am Moritzplatz, analysiert seine formale Eleganz und seine zahlreichen kompositorischen Vorläufer. Im Anschluss werden mögliche Deutungen und Interpretationsansätze des Brunnens thematisiert.
- Das Kapitel „Der Herkulesbrunnen“ widmet sich der Beschreibung und Komposition des Herkulesbrunnens in der Maximilianstraße, analysiert seine komplexe Komposition und seine kunsthistorische Bedeutung. Im Anschluss werden mögliche Deutungen und Interpretationsansätze des Brunnens thematisiert.
- Der Brunnenjüngling im Kastenturm wird in einem separaten Kapitel als letztes Augsburger Werk des Adriaen de Vries vorgestellt.
- Das Kapitel „Die Prachtbrunnen als Abbilder ihrer Zeit?“ untersucht die drei Augsburger Prachtbrunnen im Kontext der Stadtpolitik und des Konfessionellen Zeitalters. Es analysiert die Fortitudo Augustae als Ausdruck der Stadtmacht und die Bedeutung der Brunnen als Repräsentationsformen.
Schlüsselwörter
Augsburg, Brunnenkunst, Adriaen de Vries, Merkurbrunnen, Herkulesbrunnen, Augustusbrunnen, Fortitudo Augustae, Reichsstadt, Konfessionalisierung, Renaissance, Manierismus, Bronzekunst, Stadtpolitik, Repräsentation, Kunstgeschichte, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- M.A. Christian Schaller (Autor:in), 2017, Die Augsburger Bronzekunst des Adriaen de Vries. Der Merkurbrunnen und der Herkulesbrunnen als Ausdruck der Fortitudo Augustae, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215418