Augsburg und die Authentizität des städtischen Kulturerbes. Erinnerungsorte zwischen historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten


Masterarbeit, 2019

148 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Augsburg und die Authentizität des städtischen Kulturerbes.

Erinnerungsorte zwischen historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten

1. Einleitung
1.1 Forschungsstand
1.2 Aufbau der Arbeit

2. Im Schatten der UNESCO-Bewerbung: Erinnerungsorte der Stadt Augsburg zwischen Authentizitätsanspruch und Identitätspolitik

3. Kulturerbe der Antike und des Mittelalters
3.1 Erinnerungsorte der Antike und des Mittelalters
3.1.1 Archäologischer Garten
3.1.2 Domvorplatz
3.2 Zwischenfazit: Das „verborgene“ Augsburg?

4. Kulturerbe der Renaissance und des Barock
4.1 Erinnerungsorte der Renaissance und des Barock
4.1.1 Fuggerei und Goldener Saal im Rathaus
4.1.1.1 Fuggerei
4.1.1.2 Goldener Saal im Rathaus
4.1.2 St. Anna und Lutherstiege
4.2 Zwischenfazit: Das „goldene“ Augsburg?

5. Kulturerbe des 19. und 20. Jahrhunderts
5.1 Erinnerungsorte des 19. und 20. Jahrhunderts
5.1.1 Textilviertel
5.1.1.1 Ehemalige Augsburger Kammgarn-Spinnerei
5.1.1.2 Glaspalast
5.1.1.3 Schlacht- und Viehhof
5.1.1.4 Das Textilviertel - Von der Industrialisierung zur Industriekultur
5.1.2 Sheridan Park
5.2 Zwischenfazit: Das „konvertierte“ Augsburg?

6. Erinnerungsorte zwischen historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten
6.1 Definition und Rolle von historischem Wert aus Sicht der Interviewten
6.2 Definition und Rolle von historischer Authentizität aus Sicht der Interviewten
6.3 Der Umgang mit dem Gewordenen in der Stadt Augsburg

7. Fazit: Augsburg und die Authentizität des städtischen Kulturerbes

8. Quellen- und Literaturverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

Anhang:

Danksagung

1. Einleitung

„Was sonst die Stunde fühlen läßt und die Gegenwart, lag noch im Schlummer, nur das Vergangene war wach mit einer Eindringlichkeit und vornehmen Gewalt, wie ich sie kaum je an einer anderen deutschen Stadt gespürt habe.“ 1

Mit diesen Worten fasste der Schriftsteller Stefan Zweig 1930 in einer Broschüre für den

Fremdenverkehrsverein Augsburg bereits im Kern das zusammen, was über 80 Jahre später - nach den mannigfaltigen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und demWiederaufbau in der Nachkriegszeit - die offiziellen, städtischen Bürgerumfragen der Jahre 2003 bis 2018 erneut statistisch erfassten: Als größte Stärke und damit als klares Alleinstellungsmerkmal der Stadt Augsburg wird ihre reichhaltige Geschichte angesehen. Die wirtschaftliche wie kulturelle Bedeutsamkeit durch alle Epochen lässt sich heute an zahlreichen Erinnerungsorten2 im Stadtbild ablesen. Nicht nur die vielfältige, dezentrale Museumslandschaft der Stadt Augsburg dient als Artikulation der Historie, auch der Stadtkörper selbst ist ein vielgestaltiges Zeugnis der jahrhundertelangen Entwicklungslinien, Blütezeiten und historischen Höhepunkte.3 Mit 217 Hektar besitzt Augsburg nach Köln und Hamburg die größte Altstadt Deutschlands4, vor allem das 19. und 20. Jahrhundert bedingten jedoch auch große Erweiterungen und neue Stadtteile in allen Himmelsrichtungen. Dem über die Stadtgebiete verteilten Kulturerbe in seiner Vielgestaltigkeit und Reichhaltigkeit steht jedoch eine auf den ersten Blick populärmedial-eindimensionale Begegnung gegenüber. Die kulturellen Wertzuschreibungen sindin einer globalisierten Weltim sogenannten Wettbewerb der Städte zunehmend touristisch geprägt, das Erbe wird zu Projektionsfläche von Werten und Normen sowie Raum- und Zeitkonstruktionen.5 Auf der einen Seite sollen in diesem Wettbewerb prägnante Alleinstellungsmerkmale definiert werden, auf der anderen Seite soll die lokale Identität in ihrer Vielgestaltigkeit bewahrt bleiben6 -womit ein so artikulierter „Schlüsselbegriff der Moderne“ unweigerlich in den Fokus von TouristikerInnen7 und KulturwissenschaftlerInnen gleichermaßen gerät: die Authentizität. Der Begriff soll im Rahmen dieser Arbeit als ein Produkt von Zuschreibungen definiert werden, der nicht als fester Wert, sondern vielmehr als auszuhandelnde Frage existiert - emblematisch hierfür steht der im Nara-Dokument von 1994 festgelegte Test der Echtheit. Wert und Authentizität können demnach nicht nach festgelegten Kriterien beurteilt werden, vielmehr müsse durch multidisziplinäre Zusammenarbeit und unter Beachtung des kulturellen Kontextes ein Urteil gefällt werden.8 Es ist eine These dieser Arbeit, dass die Identität und das Image Augsburgs in den vergangenen Jahrzehnten kaum eine Korrelation zum Vorhandensein von Authentizität in all ihren Formen und Bedeutungen besaßen. Augsburgs bisherige wissenschaftliche Aufarbeitung, touristische Vermarktung und Profilbildung - sei es die Römergründung, die Renaissancestadt oder das „Deutsche Manchester“ - bedienten sich zwar stets der vorhandenen Historie und Historizität, aber in den seltensten Fällen der Authentizität. Im Rahmen ihrer gegenwärtigen UNESCO-Bewerbung rückt die Stadt Augsburg den Begriff der Authentizität jedoch in den Fokus und erhebt ihn zu einer neuen Maßgabe für die Bewertung und den Wert des städtischen Kulturerbes.

Die vorliegende Arbeit möchte darum, parallel zu und dennoch unabhängig von der UNESCO- Bewerbung das Kulturerbe anderer Themenbereiche und Epochen anhand von Erinnerungsorten in den Fokus nehmen und Aussagen zu deren identitätsbildenden Qualitäten und deren historischem Wert und historischer Authentizität treffen. Hierbei stellt sich die Grundfrage nach dem Verhältnis von materiellen Authentizitätszuschreibungen sowie sozialen Konstruktionen und Sinnstiftungsprozessen, beispielsweise der Ausbildung städtischer Identitäten. Authentisierungen werden als gesellschaftlich vermittelter Prozess der Zuschreibung definiert.9 Die Analyse von Authentizitätsbehauptungen erforscht die Praktiken, Rhetorik und Narrative von ExpertInnen aus der Wissenschaft, von AkteurInnen der Geschichtsvermittlung bei der Durchsetzung von Deutungsmacht und der Konstruktion und Dekonstruktion von Authentizitätsbehauptungen, beispielsweise die öffentlichkeitswirksame und emotional ansprechende Konstruktion in verschiedenen Medien. Gerade die Auseinandersetzung mit den AkteurInnen und TrägerInnen der historischen Vermittlungsarbeit kann ein tieferes Verständnis über die Ressource Vergangenheit in den Gesellschaften der Gegenwart hervorbringen.10 Es stellt sich ebenfalls die Frage, ob die lokalen, stadtgestaltenden

Akteure unterschiedliche Authentisierungsstrategien verfolgen, welche Konflikte zwischen diesen verschiedenen Auffassungen zutage treten und welche Durchsetzungs- und Verhandlungsstrategien Anwendung finden.

1.1 Forschungsstand

Die Fragestellung der vorliegenden Masterarbeit ist grundsätzlich regionalhistorisch­stadtgeschichtlich ausgerichtet und adaptiert gleichzeitig Forschungsfelder der Urbanistik und Stadtethnologie, der Kulturerbeforschung respektive der Critical Heritage Studies11, der Tourismus- und Denkmalpflegeforschung sowie schließlich der Authentizitätsforschung.

Die Betrachtung von Räumen, ihre Kontextualisierung und die mit ihnen verbundenen Identitätskonstruktionen sind grundsätzliche Untersuchungsobjekte landes- beziehungsweise regionalhistorischer Arbeit.12 Die damit verbundene Urbanistik und Stadtethnologie verfügen über eine interdisziplinäre Verschränkung, die sie unter anderem in die Nähe der Soziologie oder Geographie rückt. Im Zentrum stehen hierbei stets auch die kulturelle Aneignung des Raums und die damit einhergehende soziale Ausgestaltung.13 Die existierenden, universal auftretenden Theorien zur Stadt beruhen meist auf wenigen Großstädten in Europa oder Nordamerika. Ihnen gemeinsam ist die Definition der Städte als besondere Form der menschlichen Sozialität, der kulturellen Vielfalt und der heterogenen Systeme, Netzwerke und Milieus. Nach den Grundsatzdebatten über die Erforschung der Städte in den 1960er und 1970er Jahre rückte nach der Jahrtausendwende das Phänomen der Globalisierung in den Fokus. Die neuen Themenbereiche des 21. Jahrhunderts sind unter anderem die Erforschung von Stadtimages, Festivalisierung, Musealisierung, Kulturerbe, nachhaltiger Stadtentwicklung und des Zusammenlebens der Menschen in technologisch ausgefeilten Lebenswelten mit individualisierten Lebensweisen und kosmopolitischen Prinzipien. Als Ziele und gleichsam Herausforderung für die klassischen, ethnologischen Methoden gelten für die Stadtforschung das Finden von allgemeinen Mustern in der Diversität und Dynamik.14 In Deutschland leben mit 88% weltweit die meisten Menschen in städtischen Räumen, was gerade die einzelnen Städte zu idealen Forschungsfeldern der Stadtforschung erhebt.15 Stadtforschung kann laut Gehring weder eine Großtheorie noch mikrologisch sein, es bedarf einer individualisierten und differenzierten Erforschung mit flexiblen und vielfältigen Zugriffsmitteln.16 Laut Lampugnani muss eine tragfähige Definition von Stadt komplex sein. Grundlegend sei sie jedoch als Bevölkerungskonzentration größeren Ausmaßes auf einem topographisch zusammenhängendem Territorium mit einer einheitlichen, zentralen Verwaltung zu beschreiben. Eine Stadt ist ein zentraler Ort des Umlandes mit Fernhandelsbeziehungen, arbeitsteiligem Sozialgefüge und dauerhafter und in ihren Aufgaben differenzierter Bebauung. Die vorhandene Kultur als Komplex von Ideen, Träumen, Gewohnheiten und Traditionen formt auch die Stadt.17 Nach Neugebauer erscheinen Konflikte in solchen städtischen Kontexten generell symptomatisch.18

Die ethnologische wie auch regionalhistorische Stadtforschung besitzt komplexe Verknüpfungen und Interdependenzen zu zahlreichen anderen Themenfeldern. Im Rahmen dieser Arbeit betrifft dies vor allem die Kulturerbe-, Tourismus- und Denkmalpflegeforschung. Im Bereich der Kulturerbeforschung nennt Tauschek verschiedene Agenturen, die sich mit der Aufarbeitung lokaler Geschichte und dem Erhalt kulturellen Erbes befassen - von der Denkmalpflege und Tourismusverbänden hin zu privaten Initiativen und Einzelpersonen.19 Kulturerbe ist damit eine in vielfältigen Kontexten nutzbare Ressource und kann als weitreichendes Konzept verstanden werden, welches viele Bereiche unseres Alltagslebens tangiert. Kulturerbe stützt sich auf Wertigkeiten und generiert sie gleichzeitig, oft auch durch die Legitimierung durch wissenschaftliche Expertise.20 Scharfe befindet darüber hinaus die Trennung von materiellem und immateriellem Kulturerbe als naiv und menschengemacht.21 Reckwitz konstatiert eine zunehmende Materialisierung von Kulturellem. Der Dualismus zwischen Kulturalismus und Materialismus solle überwunden werden, da die sinnhafte Welt der Mentalitäten, Codes, Wissensformen und Repräsentationen in der sozialen Praxis notwendigerweise immer mit Entitäten verbunden sei. Der material turn sei hier das zusammenhaltende Argument der gegenwärtigen Kulturwissenschaften.22 Er resultiert aus den Paradigmenwechsel des cultural turn und damit verbunden des postcolonial turn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.23 Kunst und Kultur sind damit nach Mandel weniger Produkte als vielmehr spezifische Werte, die in Kommunikationsprozessen vermittelt werden, sie sind dialogisch angelegt und fordern die permanente Auseinandersetzung mit mündigen Rezipienten.24 Erinnerungskultur ist in diesem Kontext nach Berek nicht nur der Umgang der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit, sondern umfasst neben künstlerischen und geistigen Aspekten auch wertungsfrei alle gesellschaftlichen Phänomene im Zusammenhang mit Vergangenheitsreproduktion. Im Rahmen dieser Arbeit bedeutet Erinnerungskultur also den allgemeinen Umgang der Einzelnen und der Gesellschaft mit der Vergangenheit und Geschichte.25 Ein allgemeines Geschichtsbild kann es nicht geben, der Mensch muss diese durch zugängliche Informationen entwickeln. Laut Bendl ist dies somit stets eine vorläufige und perspektivische Vorstellung.26

Der Tourismus kann als Megaphänomen auf ökonomischer, politischer und kultureller Ebene gelten, dessen komplexe Gegenstandsbereiche eine wissenschaftliche Tourismusforschung nur interdisziplinär zulassen.27 Durch die Globalisierung und den internationalen Tourismus kann auch die Tendenz eines erhöhten kulturellen Eigenbewusstseins und der Konstruktion von regionalen Identitäten festgestellt werden.28

Tauschek sieht die - in Deutschland rechtlich institutionalisierte - Denkmalpflege als Ergebnis eines komplexen Aushandlungsprozesses, im Rahmen dessen sich bestimmte Geschichtsbilder manifestieren und verschiedenste AkteurInnen um den vermeintlich richtigen Umgang ringen. Dies drückt sich nicht nur in diskursiven Zuschreibungen aus, sondern stets auch in Materialität sowie performativen Praktiken, in denen sich Wissen artikuliert.29 Hoffmann-Axthelm konstatierte bereits 1987 eine Auflösung des traditionellen Denkmalverständnisses als ästhetisch ansprechendes Monument kultureller Blütezeiten und Hochphasen. Ökonomische Interessen würden die Denkmalpflege illusorisch machen und sie zu einem Erfüllungsgehilfen staatlicher und städtebaulicher Dekorationsstrategien degradiert. Die Forderung, die Stadtgeschichte sichtbar zu machen, betrifft hierbei nicht nur die ästhetisch herausragenden Objekte oder Einzelobjekte, sondern auch historische Typen und Strukturen.30 Laut Nerdinger fälschen in diesem Kontext auch bauliche Rekonstruktionen nichts, denn sie sind trotz historischer Formen als Neubauten erkennbar und werden dies durch Quellen und Dokumente auch für kommende Generationen bleiben. Den Gebrauch historischer Formen sieht er auf den polarisierenden Antagonismus Lüge und Ehrlichkeit reduziert. Rekonstruktion hat vielfach nichts mit Denkmalpflege zu tun, sondern ist ein von religiösen oder memorialen Kategorien und Interessen geleiteter Vorgang einer epochen- und kulturspezifischen Erinnerungskultur, es gibt eine Kontinuität durch die Jahrhunderte und wann rekonstruiert oder modernisiert wird hängt vom jeweiligen Stand der Architekturdiskussion und vielen anderen Faktoren ab. Die häufig emotional geführten oder dogmatisch fixierten Diskussionen sollten in den Diskurs über das kulturelle Gedächtnis eingebunden werden, konstruierte Erinnerung ist stets Teil zeitgenössischer kultureller Selbstkonstruktion.31 Laut Assmann könnten sich rekonstruierte Gebäude jedoch auch selbst authentifizieren, sobald sie im Bewusstsein der Menschen wieder zu Originalen werden. Rekonstruktionen seien erst vor dem Hintergrund der deutschen Abrissmanie der Nachkriegszeit und dem Mentalitätswechsel nach dem Ende des Kalten Krieges verständlich Die Authentizitätsforschung hinge in Deutschland immer mit dem Zweiten Weltkrieg zusammen.32

Eng verbunden mit den Themenbereichen Denkmalpflege und Rekonstruktion ist zuletzt die eben bereits angeschnittene Authentizitätsforschung. Eine einheitliche Definition von Authentizität fehlt bis in die Gegenwart und ist Saupe zufolge auch nicht anzustreben.33 Die Historische Authentizität ist damit ein Containerbegriff der Moderne, dessen Wurzeln bereits in der politisch-philosophischen Theorie der Ästhetik im 18. Jahrhundert liegen. Der Begriff wurde stets zeitspezifisch durch DenkerInnen geprägt und facettenreich gefüllt. Es lassen sich hierbei keine Entwicklungslinien festmachen, die Konzepte und Konnotationen von Authentizität lösten einander nicht ab. Im Rahmen der Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts und auf der Basis der von Edmund Husserl geprägten Phänomenologie wurde die Echtheit und Einzigartigkeit im Zeitalter der Reproduzierbarkeit infrage gestellt - beispielsweise durch Martin Heidegger oder Walter Benjamin.34 Bereits um 1960 definierte Theodor Adorno davon ausgehend Authentizität als Kennzeichen der ästhetischen Moderne.35 In seinem Werk „Jargon der Eigentlichkeit“ von 1964 attestiert er, dass die Aura der Kunst in der Moderne nicht aufrecht zu erhalten sei, aber Authentizität als emphatischer Wahrheitsgehalt von Kunstwerken insbesondere in Abgrenzung von Produkten der Kulturindustrien und Massenkultur eine Berechtigung habe.36 Authentizität ist laut Knaller und Müller zu einem erfolgreich eingesetzten Markenartikel geworden. Es existiert eine sozial und kulturell erzeugte Sehnsucht nach Echtheit, welche von einer global betriebenen Authentizitätsindustrie auch betreut, kanalisiert und ausgenutzt wird.37 Assmann sieht das Authentische mit seiner positiven und seltenen Qualität sowie seiner inhärenten Diskrepanz zwischen Sein und Schein, zwischen Materie und Aura als einen europäischen Sonderweg.38 Zuschreibungen von Authentizität lassen sich nach Saupe aus der symbolischen, räumlichen und oftmals emotionalen Beziehung zwischen Dingen, Personen und Orten erklären und sollten als individuelle Bedürfnisse ernst genommen werden.39 Verbunden mit der Herausbildung der europäischen Denkmalpflege entwickelten sich im Umfeld der UNESCO die Begriffe der Authentizität und Integrität zu weltweit verbreiteten, symbolischen Qualitäten.40 Trotz ihres hohen Stellenwertes und der identitätsstiftenden Komponente ist die Zuschreibung von Authentizität immer relational.41 In diesem Bedeutungsspektrum besitzt Authentizität gesellschaftliche Funktionen und ideologische Gehalte. Der Erfolg des UNESCO-Welterbeprogrammes gründet sich nicht nur in wirtschaftlichen und politischen Interessen, sondern auch in der vielfältigen Suche nach authentischen Erfahrungen in der späten Moderne. Der Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität in Potsdam hat es sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche, museale und wissenschaftliche Konstruktion des Authentischen im Umgang mit der Vergangenheit sowie seine wissenschaftstheoretische, kulturelle, gesellschaftliche und politische Bedeutung länder­und epochenübergreifend zu thematisieren.42

Durch den Fokus auf städtische EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen sowie deren - auch medial reflektierten und öffentlich nachvollziehbaren - Aussagen wird im Rahmen dieser Arbeit die Quellenanalyse der zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften und Vereinspublikationen sowie Veröffentlichungen - wie beispielsweise die Beiträge zur Denkmalkunde, die Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben, die Bürgerzeitung Augsburg direkt oder das regionale Magazin top schwaben - außen vor gelassen. Offizielle Werbebroschüren, welche die im Rahmen der Arbeit behandelten Themengebiete und Erinnerungsorte direkt betreffen, sollen jedoch analysiert werden.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit stellt die mittels wissenschaftlicher Literatur und Methodik herausgearbeitete historische Authentizität und den historischen Wert ausgewählter Erinnerungsorte verschiedener Zeit- und Raumkonstruktionen der Stadt Augsburg den von städtischen EntscheidungsträgerInnen in Interviews geäußerten Wertzuschreibungen gegenüber. Im ersten Kapitel sollen die gegenwärtige UNESCO-Bewerbung des Augsburger Wassermanagement-Systems und die Ambivalenz der Augsburger Erinnerungsorte zwischen Authentizitätsanspruch und identitätspolitischem Wert als Ausgangspunkt des vorliegenden Forschungsprojektes thematisiert werden. Die darauffolgenden drei Unterkapitel befassen sich dezidiert mit dem städtischen Kulturerbe und den gewählten, repräsentativen Erinnerungsorten. Der geografische Raum wird hierbei auf das heutige Stadtgebiet Augsburgs eingegrenzt, zu dem nicht nur die Altstadt und das Gebiet zwischen Lech und Wertach gehören, sondern - um der Strahlkraft einer Großstadt gerecht zu werden - auch die im 20. Jahrhundert eingemeindeten Vorstädte, im Kontext der Arbeit betrifft dies primär das Garnisonsviertel im Westen Augsburgs. Zur Eingrenzung des zeitlichen Rahmens wurde die Stadtgeschichte Augsburgs in drei Blöcke aufgeteilt - Antike und Mittelalter, Renaissance und Barock sowie 19. und 20. Jahrhundert. Ein solcher Nukleus kann zugleich als eine zusammenhängende Raum- und Zeitkonstruktion definiert werden.43 Diese sind zugleich namens- und inhaltsgebend für die erwähnten Unterkapitel. Die Aussagen und Auswertungen der befragten Experten und Fachleute werden in diese Abschnitte integriert.

Das erste Kapitel nimmt sich dem Kulturerbe der Antike und des Mittelalters an und betrachtet dabei die Erinnerungsorte Archäologischer Garten und Domvorplatz. Ein Zwischenfazit diskutiert unter dem Titel „Das „verborgene“ Augsburg?“ die Authentizität und Materialität des Kulturerbes aus diesen Epochen. Der zweite Block rückt das Kulturerbe der Renaissance und des Barock in den Fokus und thematisiert zunächst die beiden touristischen Hauptattraktionen Augsburgs, das Rathaus und die Fuggerei, sowie nachfolgend die paritätische Doppelkirche St. Anna mit dem integrierten, musealisierten Bereich der Lutherstiege. Das mit „Das „goldene“ Augsburg?“ benannte Zwischenfazit möchte die zuvor herausgearbeitete Erinnerung an die Frühe Neuzeit subsumieren. Der dritte und letzte Abschnitt befasst sich mit dem Kulturerbe des 19. und 20. Jahrhunderts. Die gewählten Erinnerungsorte für diesen Zeitabschnitt sind das Textilviertel im Osten - als Kulminationspunkt der Industriekultur - sowie das Garnisonsviertel im Westen - als repräsentativ ausgewählter Erinnerungsort der Kriegs- und Migrationsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Das als „Das „konvertierte“ Augsburg?“ betitelte Zwischenfazit hebt die komplexe Beschaffenheit des Kulturerbes der vergangenen 200 Jahre hervor. Im folgenden Kapitel werden die historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten des Augsburger Kulturerbes zusammengefasst. Ein Fazit resümiert die Ergebnisse der Arbeit.

Die Signifikanten-Interaktionsanalyse, kurz SIA, wurde von Stefan Lindl entwickelt, um Werteordnungen erstellen und historische Authentizität analysieren und kategorisieren zu können. Als kultur- und sozialwissenschaftliche Methode reagiert sie sowohl auf den material turn als auch den linguistic turn, Materie und Immaterielles sollen methodisch verbunden werden. Sie analysiert das relationale Zusammenspiel aller Zeichen beziehungsweise Signifkanten, darunter auch Materie und Wahrnehmungsinhalte. Unter den Signifikanten gibt es keine Hierarchien. In jeder kulturellen Produktion lässt sich ein qualitativer Umgang mit dem Gewordenen finden. Laut Lindl gibt es grundsätzlich drei Interaktionsmodi des Gestaltens in der Konsequenz physischer Handlungen - belassen, beseitigen, anpassen -, durch die sich Aussagen über Kosten, Ästhetik, Pragmatik, Historizität oder Authentizität formalisieren lassen, durch die wiederum Werthaltung, Wertschöpfung, Wertvernichtung, Identität, Integrität, Einzigartigkeit und Differenz von Signifikanten ermittelt werden können. Die drei Modi sind einfach und generalisierend, um eine logische Reduktion der Komplexität zu ermöglichen ohne diese einzuschränken.44 Der Ablauf der SIA sieht zunächst die Formulierung einer forschungsleitenden Frage, die Wahl des empirischen Materials sowie die Begründung der Auswahl vor, also die transparente und kontextualisierende Positionierung im Diskurs, wie in der Einleitung ausgeführt wurde. Anschließend erfolgt die Signifikantenaufweitung, also die genaue sprachliche Erfassung, um einzelne Bestandteile des Analyseobjekts zu erkennen. So lassen sich Identitäten, Ähnlichkeiten oder Distinktionen erkennen. Die Signifikanten werden folgend extrahiert, formalisiert und kategorisiert, um damit Wertigkeiten der gewählten Erinnerungsorte zu eruieren.45 Das Vorhandensein von Authentizität repräsentiert, forciert und garantiert laut Lindl auch historischen Wert. Authentizität und Wert bedingen sich folglich gegenseitig, zudem müssen verschiedene Authentizitäten und damit Wertigkeiten existieren, deren größtmögliche Gemeinsamkeit die Konstitution einer Relation zwischen einem dinglichen Objekt - oder auch einer sprachlichen Formation - zur Vergangenheit darstellt. Nach Lindl gibt es vier Authentisierungskonzepte.46 Werden Ideen historischen Bauens angewendet, ohne mimetisch-ästhetisch historische Bauwerke nachzuahmen, so liegt das idealistische Authentisierungskonzept vor. Wird originalen, historischen Bauteilen ein besonderer historischer Wert zugesprochen, handelt es sich um ein autonomistisches Authentisierungskonzept. Das ästhetische Authentisierungskonzept ist dann vorhanden, wenn ein verlorenes historisches Gebäude ästhetisch wiederholt wird. Wenn eine Geschichte oder Wissen durch einen Signifikanten evoziert wird besteht das performatorische Authentisierungskonzept.47 Die Ergebnisse der Signifikanten-Interaktionsanalyse sowie die Auswertung der Interviewtranskripte sind hierbei gleichrangig und werden einander gegenübergestellt, um Thesen und Aussagen über das Verhältnis zwischen Methode und Praxis zu ermöglichen.

Im Rahmen der Arbeit wurden 16 qualitative, themenzentrierte Interviews mit ExpertInnen geführt. Es handelt sich um nach repräsentativen Gesichtspunkten ausgewählte EntscheidungsträgerInnen der Stadt Augsburg sowie regionale Fachleute einzelner Themengebiete. Die emische Perspektive soll durch ein qualitativ-interpretatives Verfahren48 - im Rahmen der Arbeit durch eine vergleichende Zusammenschau von Interviewausschnitten - zugänglich gemacht werden. Die EntscheidungsträgerInnen werden durch VertreterInnen der Augsburger Stadtverwaltung repräsentiert, die beispielsweise im Kulturreferat, im Stadtplanungsamt, im UNESCO-Projektbüro sowie der Denkmalpflege tätig sind. Der Terminus Fachleute inkludiert regional tätige WissenschaftlerInnen verschiedener Geisteswissenschaften wie der Archäologie, Kunstgeschichte und verschiedener

Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft, aber auch der Pädagogik und der Kunstpädagogik sowie VertreterInnen aus den Bereichen und Branchen Architektur, Touristik, Publizistik und der Kulturvermittlung sowie wissenschaftliche MitarbeiterInnen und LeiterInnen der städtischen Museen.49 Es wurden offene Interviewleitfäden erstellt, die partiell individualisiert beziehungsweise in Detailfragen auf den jeweiligen Gesprächspartner abgestimmt wurden. Jeder Leitfaden besitzt eine grundlegende Aufteilung in drei Fragenblöcke, womit Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Aus diesen drei Dimensionen ergibt sich die deduktive Kategorienbildung nach Mayring - aus der vorab beschlossenen Strukturierung der Leitfäden ergibt sich ein Material, aus dem festgelegte Elemente extrahiert werden.50 Die Transkription des Materials erfolgte nach vorab festgelegten Transkriptionsregeln.51 Die in den Leitfäden konstituierten drei Oberkategorien teilen sich jeweils in einige Unterkategorien auf. Die Rolle des Kulturerbes der Stadt Augsburg für Erinnerungskultur, Identitätspolitik und Stadtbild ist als Oberkategorie 1 festgelegt und wird in das Kapitel 2 und - sofern sich die Interviewaussagen auf bestimmte Epochen und Entwicklungen der Stadtgeschichte beziehen - partiell in die drei Zwischenfazits eingearbeitet. Die Oberkategorie 2 befasst sich mit der Definition und Rolle von historischem Wert und historischer Authentizität und wird in die Kapitel 2 sowie 3 eingeflochten. Oberkategorie 3 befasst sich mit der Bewertung des Umgangs mit dem Gewordenen und dem Vorhandensein von Authentizität in Bezug auf konkrete Augsburger Erinnerungsorte und wird folglich in die entsprechenden Unterkapitel der jeweiligen Fallbeispiele integriert.

Nach Erll ist Kultur ein Zeichensystem mit drei Dimensionen, die im Rahmen dieser Arbeit auch gleichberechtigt betrachtet werden sollen. Die materiale Dimension der Medien, Objektivationen und Gegenstände wird durch die gewählten Erinnerungsorte repräsentiert, die soziale Dimension der Trägerschaft, Personen und gesellschaftlichen Institutionen durch die qualitativen Interviews und die mentale Dimension der kulturspezifischen Schemata, gesellschaftlichen Codes, Vorstellungen und Ideen, Denkmuster und Normen durch die zugrundeliegende Signifikanten-Interaktionsanalyse und den damit verbundenen Begriffen der Authentizität und des Wertes.52 Nach Assmann ist es die besondere Aufgabe von Gedächtnisorten in Raum und Zeit eine bestimmte Vergangenheit in die Gegenwart hereinzuholen. Kollektives und kulturelles Gedächtnis könne über Generationen zum Gegenstand individueller Erfahrung und Erinnerung werden, die auch in Orte ausgelagert werden können. Während der Begriff des Raumes ein zukunftsweisendes Planungspotential enthält, hält der Begriff des Ortes vergangenheitsbezogenes Wissen fest.53 Während die ausgewählten Erinnerungsorte zwar eine graduelle Musealisierung aufweisen können, wird die Institution des Museums im Rahmen dieser Arbeit so gut wie nicht behandelt. In der Museologie ist die Frage der Authentizität der Dinge dennoch vielfach erörtert worden.54 Museen spielen eine aktive Rolle im gesellschaftlichen Diskurs um die Interpretation der Vergangenheit, die Wahrnehmung der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft und sind somit ein wichtiger Ort der Aushandlung von Geschichtsbildern.55 Sie werden als sinnstiftende Nahtstelle von Wissenschaft und Öffentlichkeit begriffen, die an der Gestaltung von lokalen Identitäten und Geschichtsbildern aktiv teilhaben.56 Diese Rolle wird durch die Auswahl der InterviewpartnerInnen berücksichtigt.

2. Im Schatten der UNESCO-Bewerbung: Erinnerungsorte der Stadt Augsburg zwischen Authentizitätsanspruch und Identitätspolitik

Im Rahmen der 2003 erfolgten Bewerbung Augsburgs als Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2010 wurden bereits in den zwei Publikationen „Ansichten“57 und „Visionen“58 Kernthemen formuliert, die durch das Kuratorium und die Beraterkommission als ausschlaggebende Gründe für die Erlangung des Titels definiert wurden. Zusammenfassend besitzt Augsburg demnach eine europäische Dimension und Vorbildfunktion bei sechs Themenfeldern. Durch den Religionsfrieden und die gelebte Parität sei Augsburg eine wegweisende Friedensstadt, durch das Mitwirken der BürgerInnen bei der Gestaltung des Stadtraumes sei ein hohes Maß an Partizipation gegeben, durch den jahrhundertelangen, verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der Natur sei eine ökologische Kompetenz vorhanden und die großen in Augsburg geborenen Einzelpersönlichkeiten wie Leopold Mozart und Bertold Brecht hätten Europa ebenso geprägt wie die Humanisten und Buchdrucker der Frühen Neuzeit oder die Industriekultur der Moderne. Gerade der Prozess der europäischen Vergemeinschaftung erzeugte und erzeugt vor allem abseits der Landeshauptstädte und Metropolen einen erhöhten Legitimations- und Selbstversicherungsbedarf, der das Konzept der Kulturhauptstadt als kulturpolitisches Instrument mit identitätsstiftendem Charakter begründete und die Eventisierung, Prädikatisierung und das Labelling im Wettbewerb der Städte vorantrieb. Aus volkskundlich-kulturwissenschaftlicher Sicht ist in diesem Kontext vor allem der Umgang mit dem kulturellen Erbe und damit die Selbstverortung und das Selbstverständnis der Städte untersuchenswert.59

Im Jahr 2012 wurde nach mehrjähriger Planung und Vorarbeit eine offizielle Interessenbekundung der Stadt Augsburg eingereicht, sich unter dem Titel „Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst“ um den Titel als UNESCO-Welterbe zu bewerben. Durch die Fülle an authentischen Objekten sei das sogenannte Wassermanagement­System der Stadt Augsburg ein singuläres Zeugnis, an dem die Entwicklung der Wassernutzung wie auch die technologischen Transformationsprozesse der Mechanik und Turbinen über 800 Jahre hinweg bruchlos nachvollziehbar seien.60 Tatsächlich investierte die historische Reichsstadt Augsburg kontinuierlich in den Ausbau und die Verbesserung ihrer Wasserwirtschaft, was Unmengen an Arbeitskraft, Material- und damit Handelskosten sowie lange Ausbauphasen beanspruchte. Der enorme organisatorische, diplomatische und technische Aufwand - im 16. Jahrhundert zum überwiegenden Teil aus den Handelshäusern finanziert - generierte Stolz bei Ratsherren und Stadtbevölkerung. Langfristig identifizierte sich Augsburg weniger mit den repräsentativen Prachtbrunnen um 1600, sondern vielmehr mit der erfolgreichen Infrastrukturpolitik und dem hydraulischen System selbst.61 Der Verleger und Sachbuchautor Martin Kluger argumentiert dagegen aus der Perspektive der Gegenwart und weist die Wasserbauten der Reichsstadt als prestigeträchtige Denkmäler aus, die über verschiedene Alleinstellungsmerkmale verfügen würden.62 Die 22 offiziellen

Bewerbungsobjekte werden beispielsweise durch Broschüren vermittelt, sind jedoch in ihrem zeitlichen Rahmen, ihrer räumlichen Disparität und ihrer inhaltlichen Heterogenität nur Repräsentanten des Wassermanagement-Systems.63 Vielmehr wird das Wasser zur sinnbildlichen DNA der Stadt Augsburg stilisiert und damit als zentrales, identitätsstiftendes Label konstituiert.64 Das Thema Wasser lässt sich damit über die offiziellen Nominierungsmonumente hinaus mit vielen Bereichen der gegenwärtigen Stadtkultur sowie allen Entwicklungslinien der Stadtgeschichte verbinden - Architektur, Kunst, Technik und Natur.65 Die Profilbildung rund um das Cluster Wasser ist in Augsburg noch nicht abgeschlossen, dennoch zeichnen sich bereits zwei zentrale Entwicklungslinien ab: Auf der einen Seite muss Augsburg für das Erlangen des UNESCO-Titels das Vorhandensein von Authentizität bei den Bewerbungsobjekten beanspruchen und beweisen66, während das Thema Wasser auf der anderen Seite als neuer, die anderen kulturell-touristischen Labels inkludierender Rahmen der städtischen Identität kommuniziert wird. Die UNESCO- Bewerbung legt darum eine Korrelation der städtischen Kultur- und Identitätspolitik mit dem Begriff der Authentizität nahe - hier in seiner Definition durch das von UNESCO, ICCROM und ICOMOS entworfene Nara-Dokument zur Authentizität von 1994, das den Test der Echtheit bei der Prüfung des außergewöhnlichen Wertes von Kulturerbe festschreibt.67 Der 1964 erstmals in der Charta von Venedig aufgeführte Begriff der Authentizität wurde im Nara- Dokument im Spiegel spät-postkolonialer und postmoderner Kritik in seiner pluralen Anwendbarkeit formuliert. Dieser elementare Versuch eines Paradigmenwechsels in der internationalen Denkmalpflege weg von einer bis dahin eurozentristischen, materialfixierten und elitären Herangehensweise hin zu einem weltweiten Respekt kultureller Diversität und Flexibilität in der regionalen, spezifischen Interpretation von Authentizität macht das Nara- Dokument zu einem zentralen, internationalen Grundsatzpapier des Denkmalschutzes.68 Trotz der Bedeutung der UNESCO als Nobilitierungs- und Authentisierungsinstanz existiert wie bereits angemerkt jedoch keine global verbindliche Fixierung von Kriterien des Authentischen.69 Auf Grundlage des Nara-Dokumentes erklärt die UNESCO in ihren Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt die Kenntnis und das Verständnis von dinglichen, schriftlichen, mündlichen und figurativen Informationsquellen zum Kriterium für die Beurteilung des Wertes von Kulturerbe. Dieser könne nicht nur von Kultur zu Kultur oder sogar innerhalb von Kulturen variieren, sondern auch durch eine Vielzahl von Merkmalen zum Ausdruck gebracht werden - Form und Gestaltung, Material und Substanz, Gebrauch und Funktion, Traditionen, Techniken und Verwaltungssysteme, Lage und Umfeld, Sprache und andere Formen des immateriellen Erbes sowie auch Geist und Gefühl. Zudem müsse das Kulturerbe unversehrt sein, bei Gebäuden sollte sich die physische Substanz beispielsweise in gutem Zustand befinden.70 Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 kann in diesem Kontext als Paradigmenwechsel gedeutet werden, das als historisches Ereignis auf die Charta von Venedig oder die Ausformung der UNESCO reagierte und ein neues Verhältnis von Architektur, Geschichte und Denkmalpflege proklamierte. Der Kulturlandschaft, dem Regionalen und auch der historischen Stadt wurden zunehmend wieder Wertigkeiten zugesprochen.71 Zurückzuführen sei dies auf ein Gefühl der

Entwurzelung und einen Wunsch nach Beständigkeit und Vertrautheit. Die vermehrte Suche nach den jeweiligen individuellen Identitäten einer Stadt, die Hinwendung zur Historie, der Zeitschichten eines Ortes, seiner Entwicklung und Bedeutung sowie allgemein die Lesbarkeit der Stadtgeschichte stellen laut Engel wesentliche Identifikationsebenen für den modernen Menschen dar.72

Das abgegebene UNESCO-Bewerbungsdossier der Stadt Augsburg belegt auf circa 300 Seiten dezidiert die Authentizität der Bewerbungsobjekte und liefert Bildmaterial, Plansätze und historisches Hintergrundwissen.73 Ein parallel beigereichter Managementplan beschreibt nicht nur die Objekte der zukünftigen Welterbestätte und liefert Daten zu Verwaltung und Schutz, sondern legt auch detaillierte Maßnahmen zur Bewahrung und zugleich Fortentwicklung der Bestandteile fest.74 Dossier und Managementplan legen damit ein ausgefeiltes Fundament, definieren den Wert des Wassersystems und bringen das Thema Kulturerbe und Authentizität damit in das Herz der öffentlichen Diskussion. Die Stadt Augsburg schreibt ihrem kulturellen Erbe respektive dem Wassermanagement-System somit gegenwärtig Authentizität und dadurch Wert zu. Das Wassersystem wird als „DNA der Stadt“ kommuniziert und muss gleichzeitig authentisch sein, weshalb induktiv daran anschließend die Authentizität zu einer Prämisse der städtischen Identität erhoben wird. Eine grundlegende These dieser Arbeit besagt, dass das Ansetzen dieses Maßstabs für die Stadt Augsburg eine neue Entwicklung ist. Die bereits vorhandenen touristisch vermarkteten Labels - von der Römergründung über die Renaissancemetropole bis hin zum „Deutschen Manchester“ - wurden unabhängig von dieser Maxime über Jahrzehnte beworben. Umso mehr erscheint gegenwärtig also ein Blick aus der kulturwissenschaftlichen Perspektive notwendig, der das übrige städtische Kulturerbe unter der Maßgabe der Authentizität in den Fokus rückt und deren tatsächlichen historischen Wert greifbar macht. Zusammengefasst kann diese eben beschriebene Konstruktion des kulturellen Bewusstseins dabei helfen, die Vermarktungsstrategien Augsburgs in einem übergeordneten Rahmen zu bündeln - von der Reichsstadtzeit über die Industrialisierung bis in die Gegenwart. Im aktuellen Wettbewerb der Städte bietet die UNESCO-Bewerbung eine Chance, die zahlreichen Labels in einem Image zu vereinen und Alleinstellungsmerkmale zu definieren. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der Pluralismus zugunsten des Labels

Wassermanagement-System homogenisiert und die Vermittlung der kulturellen Vielfalt der Stadt Augsburg schablonisiert wird. Im Januar 2018 wurde die Bewerbung bei der UNESCO eingereicht, die Entscheidungsverkündung wurde für 2019 angesetzt.75

Laut Ulrich Müllegger, Leiter des Augsburger UNESCO-Projektbüros, spielt das Kulturerbe allgemein eine sehr große Rolle für die Stadt und ist der Identifikationsfaden für die BürgerInnen.76 Das Wasserthema ist ihm zufolge der rote Faden, an dem sich Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Kunstgeschichte entschlüsseln und ablesen lassen. Gleichzeitig ist es in einer Stadt mit nahezu 50% Prozent BürgerInnen mit Migrationshintergrund ein gutes, universal ausgerichtetes Identifikationsangebot - die Römer oder die Fugger sind hierfür zu lokalhistorisch.77 Auch Thomas Weitzel, Kulturreferent der Stadt Augsburg und Leiter des Kulturreferates, bezeichnet das Kulturerbe in hohem Maße identitätsstiftend für die BürgerInnen Augsburgs.78 Laut der Historikerin Barbara Rajkay gibt keine andere Möglichkeit, Identität zu stiften, als durch Geschichte und kulturelles Erbe.79 Für Christof Trepesch, den Direktor der Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg, äußere sich dies in vielen Details des urbanen Lebens, bis hin zur Wertschätzung der historischen Maximilianstraße als Partymeile für eine relativ junge Klientel.80 Bernd Vollmar, ehemaliger Abteilungsleiter für Praktische Denkmalpflege an Bau- und Kunstdenkmälern in Bayern, sieht das Interesse an Kulturerbe zwiespältig: Den interessierten und engagierten Einzelpersonen stehen Interessenkonstellationen, beispielsweise politischer oder wirtschaftlicher Art, gegenüber.81 Laut Vollmar war es im Laufe des 20. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit, so viel Kulturerbe zu erhalten, wie dies in Augsburg der Fall war und ist. Gleichzeitig konstatiert er einen stetig gewachsenen Stolz.82 Der Kulturvermittler Ernst Weidl weist dem Kulturerbe ebenfalls eine große Rolle zu, der Stand einer Gemeinde wird seiner Einschätzung nach durch ihre Historie begründet. Als Stadtführer nimmt er zwar eine wesentlich bessere Vermarktung wahr als dies noch vor 20 Jahren der Fall war, dennoch ist das Kulturerbe in der Stadtbevölkerung nicht sehr präsent und die Stadt- und Kulturpolitik verhält sich zögerlich. Weidl führt das Desinteresse auch auf die Demographie der Stadt zurück, die sich in den letzten 200 Jahren zu einer Arbeiterstadt gewandelt hat und ihm zufolge anders mit Kultur umgeht als Beamten- und Universitätsstädte wie Ansbach oder Mannheim.83 Auch Rajkay äußert Zweifel daran, ob das Erbe einer mitteleuropäischen Stadt wie Augsburg für Leute mit Migrationshintergrund überhaupt eine Rolle spielt.84 Der Kunst- und Architekturhistoriker Gregor Nagler hat dagegen den Eindruck, dass das Kulturerbe in der heterogenen Stadtbevölkerung auch sehr heterogene Rollen einnimmt. Dennoch werden gewisse Orte im öffentlichen Raum seiner Ansicht nach nicht optimal genutzt, gerade hier könnte durch Aktionen und Events mehr auf die Bevölkerung eingewirkt werden.85 Bauträger haben in Augsburg laut Kluger leichteres Spiel als Kulturträger. Kulturelle Initiativen hingen meistens an Einzelpersonen. Hier ist es wichtig, realistisch zu bleiben und sich einzugestehen, dass Kultur nicht im Leben aller eine wichtige Rolle spielt - die Bevölkerungsinteressen werden lediglich in den Entscheidungsgremien gespiegelt.86 Denkmäler werden Kluger zufolge oft als Last wahrgenommen, die Geld kostet, nicht richtig wirtschaftlich zu nutzen ist oder Neubauten im Weg steht.87

Laut Müllegger ist es auch die Aufgabe einer Stadt, ihre BürgerInnen mit dem lokalen Kulturerbe in Berührung zu bringen. Im Falle der UNESCO-Bewerbung lässt sich bereits ein bewusstes Umdenken im Bewusstsein der Bevölkerung festmachen. Der Wert und die Inwertsetzung dieses Erbes sind laut Müllegger wichtiger als Touristenzahlen und Marketing.88 Kulturerbe ist laut Kluger ein wichtiger weicher Standortfaktor für Augsburg. Demographische Verwerfungen sowie ein Bildungsproblem sind dafür verantwortlich, dass viele AugsburgerInnen die Wertigkeit der lokalen Denkmäler nicht verstehen. Daneben gibt es aber auch die Zielgruppe der BesucherInnen und TouristInnen, die absichtlich anreist und sich der Wertigkeiten darum durchaus bewusst ist.89 Für Götz Beck, den Geschäftsführer der Regio Augsburg, nimmt das Kulturerbe eine zentrale Rolle ein, sowohl beim klassischen Städtetourismus als auch beim Geschäftsreiseverkehr und der Ausrichtung von Tagungen, Kongressen und Messen. Im Tourismus ist es wichtig, dass eine Stadt eine entsprechende Identität besitzt. Gleichzeitig trägt Kulturerbe auch einen wichtigen Teil zur Lebensqualität vor Ort bei und steigert die Attraktivität einer Stadt oder Region. Dies generiert Stolz bei den EinwohnerInnen und macht gleichzeitig einen Zuzug attraktiver. Die kulturelle Identität ist für den Wettbewerb der Städte und Regionen damit unverzichtbar, aber auch wichtig für Wirtschaft und Fachkräfte. Laut Beck sind die großen Entwicklungslinien der Augsburger Geschichte sowie die zentralen Kultureinrichtungen auch bei der Stadtbevölkerung bekannt.76 Der Tourismus ist eine bedeutende Branche für die Wirtschaftskraft Augsburgs. Im Geschäftsbericht der Regio für das Jahr 2017 werden über eine Milliarde Euro Umsatz in Stadt und Landkreisen verzeichnet, was im Vergleich zu den Vorjahren einen kontinuierlichen Zuwachs bei in- und ausländischen Ankünften und Übernachtungen bedeutet. Als ihre Kernaufgaben definiert die Regio das zielgruppenorientierte Kommunizieren des Erlebniswertes sowie die Kanalisierung und optimale Vermarktung des touristischen Angebotes in seinem breit gefächerten Spektrum, wozu neben einem ausgewogenen Marketingmix auch die Unterstützung tourismusrelevanter Publikationen gehören. Die Regio Augsburg definiert die sogenannten kulturellen Big Five der Stadt als Fugger, Mozart, Diesel, Brecht und Luther.77

Die kulturelle Ebene erlebt gegenwärtig Prozesse der Pluralisierung und Differenzierung, der globalen Zirkulation von Zeichen, Symbolen, Wissen und Ideologien sowie eine Mischung aus postmoderner Grenzenlosigkeit und anti-modernem Fundamentalismus, die laut Bremm eine symbolische Politik zeitigen. Räume entwickeln sich hierbei in einem komplexen Feld von sozialen Handlungen, abstrakt-theoretischen Vorstellungen und politischer Machtausübung, während gebaute Umwelten und Stadträume Schauplatz einer eigentümlichen Symbiose von Politik und Medien werden.78 John zufolge hängt ein erheblicher Teil der gegenwärtigen, gesellschaftlichen Probleme mit der Globalisierung zusammen. In diesem Kontext müssten vor allem Museen darauf bestehen ein Teil der Öffentlichkeit zu sein und zu bleiben. Dies bedeutet mehr als Gegenstand von Parteipolitik, es bedarf einer Diskussion und Partizipation als Bestandteil einer zeitgemäßen Urbanität. Museen dürften nicht nur reagieren, sondern agieren, um einen öffentlichen Stellenwert zu behaupten und zu verbessern.79 Obgleich der Fokus dieser Arbeit nicht auf der Museumslandschaft liegt, so sind die städtischen Einrichtungen nichtdestotrotz mit dem kulturellen Bewusstsein, dem Stadtbild und damit auch den Erinnerungsorten verbunden. Dem Verweis auf die Geschichte kann man sich in Augsburg laut Weitzel kaum entziehen.80 Durch das derzeitige Museumsentwicklungsprogramm wird ihm zufolge auch deutlich, welchen hohen Stellenwert die AugsburgerInnen den Museen, aber vor allem auch dem Stadtbild im Allgemeinen beimessen.95 Die Fertigstellung des Zentraldepots der Stadtarchäologie stellt laut Michaela Herrmann, wissenschaftlicher Mitarbeiterin der Stadtarchäologie, den Abschluss eines langen, fast zwanzigjährigen Prozesses dar. Die Versammlung aller archäologischen Fundstücke - von der Frühzeit bis in das 20. Jahrhundert - an einem Ort schafft die Grundlagen für Forschung und Vermittlung. Dies ist umso wichtiger, da die direkte Erkenntnis aus Einzelgrabungen trotz interessierter BürgerInnen oft schwer begreifbar ist.96 Darüber hinaus gibt es jedoch keine angemessene Spielstätte für ein Römisch­Archäologisches Museum, auch wenn die Funde deutliches Potential aufweisen. In Süddeutschland gibt es wenig Vergleichbares, zudem könnte das momentan vorhandene, etwas indifferente Gefühl bei der Identität der Augsburger BürgerInnen profiliert und gestärkt werden. Bei Einzelgrabungen im Stadtgebiet können die Investoren gleichsam nicht gezwungen werden, die Folgekosten für eine etwaige Musealisierung der Stätte zu übernehmen. Auch im Stadtrat kommt selten eine politische Mehrheit für solch ein Projekt zustande. Hier fehlt die Kanalisierung des Willens der BürgerInnen und damit WählerInnen, der sich in Augsburg in zahlreiche einzelne Vereine und Gesellschaften segmentiert.97 Die Schließung des alten Römischen Museums 2012 wurde durchaus stark kritisiert, jedoch hauptsächlich von kulturinteressierten Kreisen.98 Die Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg werden durch ihren Leiter, Christof Trepesch, als wichtigster städtischer Museumskomplex definiert, der jedoch nicht den Anspruch verfolgt, alle Epochen der Stadtgeschichte direkt museal abzudecken, sondern vielmehr verschiedene Spezialthemen zu bedienen. Als Reichsstadt rangierte Augsburg in vergangenen Jahrhunderten laut Trepesch als eine europäische Kapitale, deren Geschichte auch im Stadtbild lebendig sei.99 Als ältestes Museum der Stadt spielt das Maximilianmuseum zwar eine zentrale Rolle für die Stadt, der Schwerpunkt ist laut Christina von Berlin, wissenschaftlicher Mitarbeiterin des Maximilianmuseums Augsburg, jedoch die Reichsstadtzeit vom hohen Mittelalter bis zur Säkularisierung.100 Karl Borromäus Murr, Leiter des Staatlichens Textil- und Industriemuseums (TIM) in Augsburg, hebt die Bedeutung seines Hauses hervor, das mit der Industriekultur eine weitere Facette zu der historischen Identität der Stadt beiträgt. Es stellt einen Lernprozess für die Stadt dar, dies zu akzeptieren, zu integrieren und zu kommunizieren. Die Industrie in eine kulturelle Ebene zu überführen ist ein Anerkennungsprozess und ein Bewusstseinswandel.81 Dennoch ist das TIM inhaltlich wie strukturell tief mit der Stadt verwoben, auch wenn sich Murr manchmal ein offensiveres Stadtmarketing wünscht. In seiner Entstehungsphase war das Museum ein städtisches Projekt und somit ein bewusster Schritt, sich zu dieser Dimension der eigenen Erinnerungskultur zu bekennen.82

Die in diesem Kapitel umrissene Vielfältigkeit des kulturellen Erbes in Augsburg spiegelt sich im Folgenden auch in den anfangs definierten drei Nuklei sowie den ausgewählten Erinnerungsorten, welche in ihrer repräsentativ gedachten Auswahl die Geschichte und Entwicklung von der Antike bis in die Gegenwart widerspiegeln sollen.

3. Kulturerbe der Antike und des Mittelalters

Das Voralpenland galt seit der Antike als wichtiger Kreuzungspunkt zahlreicher überregionaler Handelsstraßen. Die nachmalige römische Provinz Raetia et Vindelicia wurde im Verlauf des Alpenfeldzuges durch Kaiser Augustus bis 15 vor Christus erobert. Der Zusammenfluss von Wertach und Lech bot strategische Vorteile, was die Gründung eines Militärlagers im Bereich des heutigen Augsburg-Oberhausens zur Folge hatte. Nach einem Wertachhochwasser im zweiten nachchristlichen Jahrzehnt wurde ein neues Kastell auf dem heutigen Domhügel gegründet, dessen Siedlung in der Folgezeit stark florierte.83 Gegen Ende des ersten Jahrhunderts löste die sogenannte Augusta Vindelicum die Siedlung Cambodunum, das römische Kempten, als Provinzhauptstadt ab und avancierte hinsichtlich Verwaltung, Wirtschaft und Kultur zur unangefochtenen Metropole des Voralpenlandes.84 Obwohl sich alle Einrichtungen der Provinzialbehörde ab dieser Zeit zwar in Augsburg zu befinden hatten, so fehlen bislang dennoch die untermauernden Funde und Befunde in vielen Bereichen.85 Der 2011 eingerichtete Archäologische Garten im Äußeren Pfaffengässchen ist einer der wenigen Erinnerungsorte, die römische Baureste im Stadtgebiet öffentlich zugänglich machen und vermitteln. Bezeichnend für Augsburg ist die durchgehende Siedlungskontinuität von der Antike in das Mittelalter sowie die daraus resultierende Relevanz des archäologischen Befundes bei der Erschließung der antiken und auch mittelalterlichen Stadtgeschichte.86 Im frühen Mittelalter findet sich eine auf das Domviertel reduzierte Siedlung mit einer im Vergleich zur römischen Provinzhauptstadt stark reduzierten Bevölkerungszahl belegt, die sich erst über Jahrhunderte hinweg wieder zu einem bedeutenden Bischofssitz und zu einer wichtigen Handelsstadt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit entwickeln konnte.87 Der Domvorplatz kann darum als ein komplexer Erinnerungsort der Stadtgeschichte gelten, der in seiner gegenwärtigen Form nicht nur die antike und mittelalterliche Stadtgeschichte, sondern auch die frühneuzeitlichen und modernen Überformungen widerspiegelt. Ein zentrales historisches Ereignis der frühmittelalterlichen Stadtgeschichte Augsburgs stellt die Lechfeldschlacht von 955 dar. Die darauf einsetzende Stabilisierung Mitteleuropas wirkte sich positiv auf die Entwicklung Augsburgs aus. Die Bischofsstadt avancierte um die erste Jahrtausendwende zu einer Handelsstadt, der eine zunehmend wichtigere, politische Rolle im Ostfrankenreich und dem sich daraus entwickelnden Heiligen Römischen Reich zukam.88 Im hohen Mittelalter emanzipierte sich das selbstbewusst gewordene Bürgertum zunehmend von der Bischofsherrschaft und erstritt sich etappenweise bis 1276 die Privilegien der autonomen Verwaltung und Gesetzgebung und den Status einer Freien Reichsstadt.89

3.1 Erinnerungsorte der Antike und des Mittelalters

3.1.1 Archäologischer Garten

Der Archäologische Garten90 befindet sich im Äußeren Pfaffengässchen 9 im Augsburger Domviertel. Damit ist er im touristischen Dreieck zwischen Dom und Diözesanmuseum, Mozarthaus und Fugger und Welser Erlebnismuseum situiert.91 Die ehemalige Justizvollzugsanstalt mit der integrierten Kapelle St. Severin grenzt rückwärtig an den Garten. Ab 1991 wurde auf dem Gelände eine neue Tiefgarage projektiert. Bei den nachfolgenden archäologischen Grabungen von 1992 bis 1996 wurden auf einer Fläche von rund 2.000 m2 Fundamente und Fundstücke eines frührömischen Vexillationskastells, ziviler Fachwerkbebauung und einer Badeanlage gefunden.92 Im Sommer 2010 wurde der Erhalt des Geländes im Augsburger Stadtrat beschlossen und von der Diözese Augsburg abgekauft. Auf einer Grundfläche von circa 400 m2 konnte am 8. Juli 2011 der Archäologische Garten eröffnet werden. Das ausgeführte Konzept möchte die Entwicklung des römischen Augsburgs vom Militärstandort des frühen ersten Jahrhunderts zur Provinzhauptstadt und größten römischen Siedlung des Voralpenlandes des zweiten und dritten Jahrhunderts exemplarisch nachvollziehbar machen. Rekonstruktionen und Modelle einer Fachwerkwand, einer Herdstelle und einer Fußboden- und Wandheizung sowie Informationstafeln mit Bildern und Texten dokumentieren und vermitteln hierbei die antike Bautechnik. Die Präsentation erfolgt durchgehend zweisprachig in Deutsch und Englisch, im unteren Bereich der Tafeln ist ein Quizangebot für Kinder integriert. Der Verlauf einer antiken Straße wurde durch helle Pflastersteine im Eingangsbereich des Gartens markiert. An die hundert römischer Werksteine aus verschiedenen Grabungen im Stadtgebiet sind über das Areal verteilt, im hinteren Bereich deuten sie die Umrisse der darunterliegenden Therme93 an.94 Der Garten befindet sich im ehemaligen Mittelpunkt der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum, die sich zugleich in großen Teilen mit dem Areal des heutigen Domviertels deckt. Die im Garten ergrabenen Thermen lagen in unmittelbarer Nähe zum Forum im Osten und einer großen Markthalle im Norden.95 Kiesow konstatiert, dass der mittelalterliche Grundriss deutscher Römerstädte nie maßgeblich von den antiken Grundrissen bestimmt ist, der Schachbrettgrundriss hatte für den mittelalterlichen Städtebau in Deutschland kaum Bedeutung.96 Da das Domviertel den urbanen Nukleus Augsburgs vom Übergang der Antike in das Mittelalter darstellte, lässt sich eine kontinuierliche Überbauung festmachen. Die römischen Gebäude wurden vermutlich bis in das hohe Mittelalter weiterbenutzt, bevor die Steine an anderer Stelle verwertet wurden. 1637 zog der Karmelitenorden an die Stelle zwischen dem Äußeren Pfaffengässchen und der Karmelitengasse und errichtete einen Neubau mit frühbarocker Kirche. Nach der Säkularisierung wurde das Kloster 1821 abgerissen, der Wirtschaftstrakt wurde zum staatlichen Gefängnis umgebaut. Im Bereich des Archäologischen Gartens befinden sich zusammengefasst die Bodendenkmäler D-7-7631-0514 (Hauptstadt der römischen Provinz Rätien), D-7-7631-0520 (mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde) und D-7-7631-0529 (Kloster der Frühen Neuzeit).97

Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie und Mitverantwortlicher des Konzeptes, betont, dass die Hintergrundgeschichte zum Archäologischen Garten relativ komplex ist und das Areal eine „komplette Notlösung“98 darstellt. Im Vorfeld gab es bereits konkrete Pläne, beispielsweise für zugängliche Schutzdächer. Während der Grabung wurden die öffentlichen Führungen von circa 3000 BürgerInnen besucht. Das Areal befand sich bis Anfang der 1990er Jahre im Besitz der Diözese Augsburg, die auch als Bauherrin der projektierten Tiefgarage agierte. Die Stadt führte einen Grundstückstausch durch und übergab das Gelände zunächst an die Stadtarchäologie. Es wurde bis zu der obersten, jüngsten Schicht etwa 120 bis 140 Zentimeter unter dem Boden gegraben und entschieden, diese zu präsentieren. Das Hochbauamt hatte laut Gairhos bereits Planungen angestellt, der Entscheid wurde jedoch im Stadtrat immer wieder verschoben und schließlich abgelehnt, sodass das Gelände nach Abschluss der Grabungen zugeschüttet und zu einer Wiese gemacht wurde. Allerdings war im Vertrag mit der Diözese ein Rückkaufsrecht integriert, sodass sich alle fünf Jahre ein Zeitfenster öffnete, in dem die Diözese das Gelände zurückverlangen hätte können, solange keine museale Nutzung vorlag.

Diese Klausel wäre laut Vertrag bereits durch einige Informationstafeln auf dem Gelände erfüllt gewesen. Gairhos zufolge wurde darum versucht, den Archäologischen Garten in Eigenregie zu gestalten. Das städtische Tiefbauamt leistete den Bodenaufbau und die Pflasterarbeiten im Gesamtwert von 200.000 Euro, das Grünordnungsamt übernahm die Bepflanzung und die Stadtwerke stifteten einen Trinkwasserbrunnen. Zuletzt schaltete sich die Langnersche Stiftung ein, welche - gebunden durch ihr Förderziel - die Überdachung und die Rekonstruktionen über römische Architektur und Bauwesen bezahlten. Der Garten habe laut Gairhos nicht den Anspruch, ein Leuchtturm für das römische Augsburg zu sein. Letzten Endes sei jedoch eine attraktive, öffentliche Grünanlage mit Informationsangebot ohne einen Cent städtischen Geldes entstanden. Die Gestaltung des Areals geht seines Erachtens ebenfalls auf den historischen Ort ein. Die an das Grundstück angrenzende Severinskapelle besitzt immer noch die römischen Baufluchten, die umliegenden, neueren Gebäude allerdings nicht mehr. Der Eingang zum Garten werde durch zwei Sichtbetonmauern gebildet, die zugleich die Gegenwart und die Vergangenheit verbinden sollen: Während eine Mauer parallel zu den Häusern am Pfaffengässchen, also entlang der heutigen Häuserfluchten verläuft, nimmt die schräge Mauer die römischen Baufluchten auf.99 Die unterirdischen Grundmauern der Therme im hinteren Bereich des Gartens werden lediglich durch Betonplatten nachgebildet. Die positionierten Steine sind ein Materialdepot aus anderen Grabungen. Seine Authentizität bezieht der Garten Gairhos zufolge daraus, dass der Ort stimmt und auch Wissen darüber vermittelt werde.100 Laut Herrmann ist der Garten sicher eine pragmatische, machbare und bezahlbare Lösung gewesen, jedoch nicht die Beste. Allerdings wurde noch nichts zerstört. Die Fläche wäre freigehalten, Dinge wie eine Hypocaustheizung werden didaktisch dargestellt und der Ort besitzt sogar eine Art mediterranes Flair. Die Steine im hinteren Bereich sind originale antike Fundstücke aus der ganzen Stadt. Der Ort ist in einem gewissen Maße authentisch, da BesucherInnen auf dem Boden römischer Gebäude wandeln. Neben der Aufenthaltsqualität ist der Garten der vielleicht authentischste Ort für die Römerzeit in der Stadt.101 Manfred Hahn, Leiter des Römischen Museums in Augsburg, empfindet den Ort an sich zwar als authentisch, die dort ausgestellten Stücke versuchten es jedoch nur zu sein. Den Garten sieht er als eine Rettungsmaßnahme, um eine Überbauung zu verhindern und zumindest eine minimale Sichtbarmachung zu ermöglichen.102 Die Vermittlung durch Tafeln und Nachbildungen reicht nicht aus, um

Authentizität zu generieren.103 Am Archäologischen Garten lässt sich Nagler zufolge die für Augsburg charakteristische Schichtung der Stadt gestalterisch schön und einprägsam vermitteln. Dies sei an nicht vielen Orten im Stadtraum möglich. Durch gezieltes Bespielen und Aktionen könnte die Vermittlung seiner Meinung nach jedoch besser werden. Ebenfalls fehlt die deutliche Erklärung, dass ein Pasticcio vorliegt. Durch die Wahl des Ortes, die gelungene Performanz und vor allem wegen des Versuches über die Quellen und Befundstellen zu arbeiten, ist der Platz dennoch authentisch.124 Weidl befindet, dass der Garten in der Wahrnehmung der Stadtbevölkerung eine sehr geringe Rolle spielt, obwohl er - in der Nähe des antiken Forums und der Keimzelle der römischen Stadt - einer der wenigen Orte in der Stadt ist, an dem die römische Vergangenheit sichtbar ist.125 Laut Antonia Hager, einer im Stadtplanungsamt Augsburg beschäftigten Architektin und Denkmalpflegerin, muss eine intensive Auseinandersetzung mit der Materie erfolgen, um sie zu verstehen - die Tafeln als alleinige Unterstützung vor Ort würden nicht ausreichen.126 Müllegger nimmt den Ort zwar als eine Ruheoase wahr, diese ist jedoch angesichts der historischen Umgebung zu wenig aussagekräftig und stellt zu wenig dar.127 Kluger dagegen empfindet den Archäologischen Garten als unauthentisch, er ist eine Verlegenheitslösung mit einem rudimentären Bildungsansatz und ein Ventil, um den Druck von Kritikern bezüglich des Umgangs mit dem Römischen Museum und des Versagens der kommunalen Politik ein wenig abzumildern.128 Beck hebt die starke Inszenierung des Gartens hervor, die jedoch zumindest an der richtigen Stelle stattfindet.129 Für Weitzel stellt der Ort zwar kein touristisches Highlight dar, er hat jedoch lokale Bedeutung und ist ein authentischer Ort in der Stadt, der eine Ausgrabung zeigt.130 Die zeitgemäße Archäologie zielt auf die Rekonstruktion vergangener Lebenswirklichkeiten auf der Basis archäologischer Befunde, die stets nur Spuren und Fragmente vergangener Lebenswelten darstellen. Diese Quellenbasis wird im Rahmen von Ausgrabungen zerstört, weshalb medialen Präsentationen dann Quellenstatus zugeschrieben wird. Das Authentische ist demnach nicht Kerngegenstand der Archäologie, obgleich diese an der Konstruktion von Erinnerungsorten beteiligt ist und archäologische Stätten Erinnerungsorte und Medien kollektiver Identität sowie Ressourcen des kollektiven Gedächtnisses sein können. Der Erfolg der Archäologie in der Öffentlichkeit und modernen Massenmedien beruht auf der Annahme von Authentizität, die Aufbereitung des Materials beinhaltet jedoch einen hohen konstruktiven Anteil, Purifizierung und Neukontextualisierung. Archäologische Stätten sind nicht Denkmälerensembles in ihrem originalen Umfeld, sondern viel eher Inszenierungen und Konstruktionen.104 Die Rekonstruktion und Bewertung von historischen Stadtbildern ist ohne archäologische Forschung kaum wirksam möglich.105 Seit dem 20. Jahrhundert widmet sich die moderne Augsburger Stadtarchäologie diesem Erkenntnisgewinn. Aufgrund der konstanten Siedlungskontinuität und Überbauung seit der Antike geschieht dies hauptsächlich durch punktuelle Grabungen, beispielsweise bei Neubauten im Altstadtgebiet.106 Somit lassen sich an oberirdisch sichtbarer, original antik-römischer Bausubstanz im Archäologischen Garten nur die Steinquader im hinteren Bereich ausmachen, die damit original und autonomistisch authentisch sind. Diese stammen jedoch nicht aus der Grabung vor Ort, sondern aus verschiedenen Grabungen wie auch Trümmerräumungen der Nachkriegszeit. Ihre Provenienz ist größtenteils nicht mehr nachzuvollziehen, der Wert der Quader wurde durch die unübersichtlich hohe Fundmenge durch die Stadtarchäologie als so gering eingeschätzt, dass eine Dokumentation oder Lagerung nicht als notwendig erachtet wurde. Oberirdisch hat sich keine originale Bausubstanz erhalten, die unterirdischen Bodendenkmäler von der Antike bis zur Frühen Neuzeit wurden durch die archäologischen Grabungen zunächst gestört, jedoch letztendlich im Boden belassen, wodurch Schutz und Erhalt - auch der Authentizität - gewährleistet sind. Der Archäologische Garten lässt sich zusammenfassend als Areal postulieren, dessen topografische Lage im Stadtgebiet durch die Interviewpartner als authentisch wahrgenommen wird, der jedoch an der Oberfläche überwiegend Nachbildungen aufweist. Der Ort wurde in seiner Konzeption maßgeblich durch die städtische Finanzlage, die Stiftungsstatuten und andere Faktoren und AkteurInnen beeinflusst und nähert sich darum hauptsächlich dem performatorischen Authentisierungskonzept an. Die durch zwei Betonmauern gebildete Eingangssituation vereint ästhetische, idealistische und performatorische Authentisierungen. Die antiken Raumfluchten werden durch die Betonmauern nachgebildet und gleichzeitig den gegenwärtigen Raumfluchten gegenübergestellt. In die Betonmauer eingelassen befindet sich eine Zeichnung der Grabungsschichten, die auf die reale Originalgröße skaliert wurde. Der Archäologische Garten ist ein zentraler Erinnerungsort für das römisch-antike Augsburg und offenbart in seiner Entstehungsgeschichte bereits die Herausforderungen, denen eine moderne Stadtarchäologie gegenübersteht, nicht nur im Hinblick auf die lokale Baukultur, sondern auch in ihrer Auseinandersetzung mit historischer Authentizität.

3.1.2 Domvorplatz

Mittelalterliche Städte entstanden laut Kiesow oft aus mehreren Keimzellen heraus, unter denen die Domkirche und ihre bauliche Umgebung oft eine Schlüsselrolle einnahmen.107 Jöchner definiert einen Platz als eine räumliche Aufweitung, die der baulich-funktionalen Dichte der Stadt entzogen wird und als absichtsvoll eingerichteter Schauplatz für Rituale und Interaktionen dient.108 Somit kann auch der dem Augsburger Dom vorgelagerte Platz als ein zentraler Erinnerungsort der Stadtgeschichte interpretiert werden. Obgleich für die Stadt eine fast lückenlose Besiedlung archäologisch erwiesen ist, so war das Stadtgebiet in der Spätantike stark geschrumpft. Das Christentum fungierte als Mittler zwischen dem antiken und dem christlichen Augsburg, aus dem frühen Bischofssitz entwickelte sich unter königlicher Förderung im 9. und 10. Jahrhundert ein bischöflicher Sitz mit Markt-, Münz- und Zollrecht. Der Bau einer Stadtmauer und die zunehmende Niederlassung von Kaufleuten und Handwerkern bildeten den Ausgangspunkt für Augsburgs Blüte in der Frühen Neuzeit.109 Ein Bischofssitz ist erst ab dem 8. Jahrhundert in diesem Areal klar nachzuweisen, Bischof Ulrich ließ im 10. Jahrhundert den circa 300 auf 620 Meter großen Mauerring um die Domburg verstärken.110 Augsburg wird von Kießling als ein wichtiger Ort der fränkisch-karolingischen Königsherrschaft interpretiert. Dennoch konnten Originalteile dieser Bischofsmauer bislang nicht gefunden werden.111 Der Augsburger Dom entstand ab dem 11. Jahrhundert als fünfschiffige Basilika mit Querhaus und Westchor, einem im 14. Jahrhundert errichteten Kathedralchor im Osten sowie zwei seitlichen Türmen. Der Kern des Sakralbaus ist die älteste und am besten erhaltene ottonische Kathedrale in Deutschland und das heutige Erscheinungsbild ist - vor allem an der Außenfassade - von gotischen Umbauten im 14. und 15. Jahrhundert geprägt. Das südliche, gotische Hauptportal ist dem Domvorplatz zugewandt.112 Die ehemalige Kurfürstbischöfliche Residenz, heutiger Sitz der Regierung von Schwaben, schließt sich hinter einer Parkanlage westlich an den Domvorplatz an. Im Zwickel der L-förmig angeordneten Flügel befindet sich der sogenannte Pfalzturm. Die barocken Fassaden sind mit Putzgliederung und Stuck überzogen, Risalite und Giebel aus dem 18. Jahrhundert sollten Symmetrie und Einheitlichkeit verleihen.113

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit umschloss der Fronhof neben dem Dom ein Konglomerat aus Kapellen, Repräsentations- und Verwaltungsgebäuden, Wohnungen und Ställen und war ein Austragungsort für Festlichkeiten und Turniere.114 Von circa 1680 bis 1785 erfolgten zahlreiche Um- und Neubauten sowie eine Barockisierung. Nach der Mediatisierung begann ab 1806 die Umgestaltung des Areals in einen Exerzier- und Paradeplatz. Dies bedingte Abrisse weiter Teile der Bausubstanz, vor allem im südöstlichen Teil. Der freigeräumte Platz wurde Ende des 19. Jahrhunderts in einen Park umgewandelt, 1876 wurde das Friedensdenkmal errichtet, 1878 wurde der westliche Teil gärtnerisch gestaltet, bis 1889 wurde der Domvorplatz begrünt. Bis 1930 wurden dort die Fundamente der Johanneskirche freigelegt und als archäologisches Fenster115 belassen. Darunter liegende Schichten, beispielsweise ein römisch­antikes Repräsentationsgebäude116, sind bis in die Gegenwart nicht direkt sichtbar.117 Zwischen 1927 und 1931 projektierte der Architekt Thomas Wechs zusammen mit dem Bildhauer Fritz Beck den Bau eines kostengünstigen Kriegerdenkmales, das zu diesem Zweck mit der Neuordnung südlich des Domes verbunden werden sollte. In Anlehnung an die 1808 abgetragenen Mauern des Domfriedhofes sollte der Bereich vor dem romanischen Seitenschiff sowie der zur Stadt gewandte gotische Chor durch Mauerzüge in zwei eigenständige Platzsituationen geteilt werden.118 Nach Bedenken des Domkapitels reduzierte Wechs in einem zweiten Entwurf 1929 die Mauerhöhen und öffnete Sichtachsen in Richtung des Fronhofes. In einem dritten Entwurf119 1931 ersetzte Wechs die Mauerzüge schließlich durch drei Inschriftensteine, eine Treppe trennte die Bereiche des romanischen und gotischen Domteils voneinander. Ein Gedächtnisraum und ein Wasserbecken schlossen die Anlage nach Norden hin ab.120 Alle drei Pläne kamen nie zur Ausführung, können aber als Vorarbeit für die späteren Planungen in der Nachkriegszeit gelten. Der Augsburger Stadtbaurat Walther Schmidt versuchte 1954 die historische Friedhofsumgrenzung durch den Bau von zwei Mauern121 wieder anzudeuten, wovon jedoch nur der westliche Mauerzug, die sogenannte Römermauer, umgesetzt wurde.122 Auch hierbei sollte durch die Gliederung des Platzes an den Domfriedhof erinnert und der bauhistorische Kontext sowie die historische Schichtung des Ortes in zeitgenössischer Formensprache inszeniert werden.123 Der Architekt Hans Engel und Umweltgestalter Frieder Pfister entwarfen 1983 eine Terrasse vor dem Ostchor und dem gotischen Südportal des Doms, die damit den Domvorplatz nach Osten hin abschloss. Das bis dahin leicht ansteigende Terrain wurde durch eine bühnenartige Situation mit Brüstung und Freitreppe ersetzt. Im Jahr 1986 wurde ein Brunnen124 mit Bronzefiguren der drei Bistumspatrone von Josef Henselmann ergänzt.125 Die Römermauer126 zwischen Dom und archäologischem Fenster präsentiert in ihrer neuen Konzeption gegenwärtig Ehreninschriften des dritten Jahrhunderts, Grabmäler, Inschriften und Reliefs des Kultwesens sowie Architekturelemente wie Gesimse und Säulenteile.127 Dahinter befindet sich, zusätzlich durch Bäume abgeschirmt, der parkartig gestaltete Fronhof mit dem Friedensdenkmal und dem Bischofspalais, der heutigen Regierung von Bayerisch-Schwaben.

Laut Gairhos fand die Grabung der Johanneskirche in den 1920er Jahren mit mangelnder Technik und unzureichender Dokumentation statt, sodass eine Beurteilung aus heutiger Sicht erschwert ist. Kopfsteinpflasterstreifen markieren gegenwärtig den Verlauf der römischen Bauten, dies wird jedoch vor Ort unzureichend erklärt. Auch die Römermauer war letztendlich ein Provisorium aus einem akuten Anlass, nämlich einer staatlichen Baumaßnahme im Fronhof während des Wiederaufbaus, bei der viele römische Steine gefunden wurden. Um die wichtigen römischen Inschriften in Augsburg behalten zu können, wurde eine Abmachung mit dem Freistaat Bayern getroffen, der diese Funde zu einer Dauerleihgabe der Stadt machte, jedoch auch eine Präsentationsfläche dafür forderte. Dieser Witterungsschutz im Stil der 50er Jahre aus der Zeit des Stadtbaurats Walther Schmidt war in der Folge jedoch Opfer von Vandalismus geworden, sodass ein Mauerdurchbruch durchgeführt wurde. Anfang der 2000er Jahren wurden die Konzeption verändert und die Originale entfernt. Statt Inschriftenfunde wurde nun versucht, Alltagsleben, Religion, Grabkunst und Monumentalarchitektur didaktisch zu präsentieren. Vor allem seit der Schließung des Römischen Museums ist dieser „Rundumschlag“128 wichtig für die Präsentation des römischen Erbes von Augsburg. Dennoch ist am Domvorplatz kaum noch Authentisches in Form von originaler Bausubstanz zu sehen. Die Römermauer ist bis auf wenige Reste ohne Originale, während auch die Kirchengrabung mittlerweile durch Abdeckplatten überformt ist.129 Laut Herrmann hätte es beim Bau der Römermauer eine Diskussion um die Ausstellungskonzeption gegeben - bereits damals wurde neben dem Vandalismus die Ausstellung von Originalen wegen einer möglichen Luftverschmutzung kritisiert. Daraufhin folgte der langsame Austausch durch Kopien, bis nur noch die eingemauerten Bauteile original waren. Laut Herrmann ist diese Schutzmaßnahme jedoch akzeptabel. Die Stadt wäre vor der Entscheidung gestanden, entweder gar nichts oder wenigstens überhaupt etwas zu präsentieren.130 Herrmann hebt auch die Potentiale des benachbarten Peutingerhauses hervor, auch wenn die mit Autos vollgestellte, geteerte Fläche des Innenhofes ihrer Meinung nach einen trostlosen Anblick bietet. Aus dem Peutingerhaus könnte ein würdiger Erinnerungsort geschaffen werden, denn der humanistische Gelehrtensitz mit den Originalen im Innenhof besitzt großes Potential, so Herrmann.131 Im archäologischen Fenster des Domvorplatzes ist nichts direkt Originales mehr zu sehen. Grundsätzlich habe jede BetrachterIn sowieso nur immer einen Blick von oben auf den Befund. Jedes Gebäude erfährt im Laufe seiner Existenz Umbauten und es ist eine schwere Frage, welcher Zustand gezeigt werden soll.132 Laut Hahn ist der Domvorplatz zudem kein Standort, der durch die Antike definiert war. Er verweist vielmehr ebenfalls auf das Peutingerhaus, das als Anfangsmarkierung der Erforschung der Antike in Augsburg überhaupt gedient hat. Der Standort des Domvorplatzes wird, wie Hahn anmerkt, durch Karten und Pläne gut erläutert, die Topographie wird gut erklärt und es wird auf die antike Vergangenheit eingegangen. Dennoch ist er kein Originalpunkt. Hier verweist Hahn auf die Archäologischen Fenster im benachbarten Diözesanmuseum, die sowohl in ihrer Performanz als auch Authentizität dem St. Johannes- Fenster voraus sind. So ist der Domvorplatz zwar nicht authentisch, aber vermittlungsmäßig einer der stärksten Momente, die es in Augsburg zur Antike gibt.133 Vollmar attestiert, dass bei der sogenannten Römermauer lange Zeit großes Verständnis und Hochachtung für die römischen Bauteilen bestand, die Mauerinstallation der 1950er Jahre jedoch abgelehnt wurde. Er stimmte dem vorgenommenen Durchbruch nicht zu, da die Römermauer selbst als Kultur- und Baudenkmal der Wiederaufbauzeit ausgewiesen war. Ebenso verhielt es sich mit der erfolgten Kopfsteinpflasterung, welche historisch nicht belegt ist, jedoch mit den

[...]


1 So beschrieb Stefan Zweig in einer Broschüre für den Fremdenverkehrsverein Augsburg 1930 einen Spaziergang durch das morgendliche Augsburg, vgl. Emmendörffer 2016, S. 6.

2 Saupe bezeichnet Räume und vor allem Erinnerungsorte als mnemotechnische Medien, bei denen dem Konzept des Authentischen und der Authentisierung im Sinne von Akten der Beglaubigung, der kulturellen Inwertsetzung und der gesellschaftlichen Selbstvergewisserung eine tragende Bedeutung zukommt, vgl. Saupe 2014, S. 30-52.

3 Ein kurzer Abriss der jeweils relevanten Geschichte, Entwicklung und baulichen Ausformung von Augsburg bildet jeweils den Beginn der Kapitel 3, 4 und 5.

4 Stadt Augsburg (Hg.): Kurzmitteilungen aus Statistik und Stadtforschung. Bürgerumfrage 2017 der Stadt Augsburg - Erste Ergebnisse. Augsburg 2018.

5 Gietl untersucht hierbei die Stadt Istanbul und ihr Wechselspiel zwischen kulturellen Zwängen, touristischen Projektionen und urbanen Realitäten. Er konstatiert aufgrund der Globalisierung eine Angst vor dem Verlust der Identität und sieht die gesellschaftlichen Grundwerte zunehmend durch die Prämisse der Ökonomie unterworfen, vgl. Gietl 2016, S. 516-525.

6 Gyr 2001, S. 469-473.

7 Um eine geschlechtergerechte Formulierung zu gewährleisten, wird im Rahmen dieser Arbeit das Binnen-I verwendet.

8 UNESCO Nara 1994.

9 Bernhardt/Sabrow/Saupe 2017, S. 14.

10 Sabrow/Saupe 2016, S. 25-26.

11 Tauschek 2013, S. 185-188.

12 Freitag 2018, S. 73-84.

13 Hugger 2001, S. 291-305.

14 Antweiler 2017, S. 324-328.

15 Schmidt-Lauber 2010, S. 11-25.

16 Gehring 2008, S. 153-167.

17 Lampugnani 2014, S. 392-413.

18 Neugebauer 2017, S. 98.

19 Tauschek 2013, S. 17.

20 Tauschek 2013, S. 20-29.

21 Scharfe 2009, S. 15-32.

22 Reckwitz 2013, S. 28-33.

23 Rehling/Paulmann 2016, S. 102-105.

24 Mandel 2009, S. 11.

25 Berek 2009, S. 38-42.

26 Bendl 2016, S. 38-39.

27 Gyr 2001, S. 469-473.

28 Roth/Roth 2001, S. 391-415.

29 Tauschek 2013, S. 50.

30 Hoffmann-Axthelm 1987, S. 181-206.

31 Nerdinger 2010, S. 10-14.

32 Assmann 2010, S. 16-23.

33 Bernhardt/Sabrow/Saupe 2017, S. 5.

34 Rehling/Paulmann 2016, S. 92-99.

35 Knaller/Müller 2006, S. 7

36 Rehling/Paulmann 2016, S. 98.

37 Knaller/Müller 2006, S. 6-14.

38 Assmann 2012, S. 27-43.

39 Saupe 2014, S. 19-24.

40 UNESCO Nara 1994.

41 Bernhardt/Sabrow/Saupe 2017, S. 11-12.

42 Sabrow/Saupe 2016, S. 9.

43 Gietl 2016, S. 516-524.

44 Lindl 2017, S. 11-37

45 Lindl 2017, S. 69-76.

46 Abb.1.

47 Lindl 2016, S. 7-25.

48 Mayring 2015, S. 11-25.

49 Nähere Angaben und Daten zu den Interviewten werden in den offenen Interviewleitfäden im Anhang aufgeführt. Wie sich den ebenfalls beigefügten Transkripten entnehmen lässt, wurde zudem jeder Interviewte zu Beginn des Interviews nach seiner derzeit ausgeübten Tätigkeit und Position befragt, vgl. Anhang: Einverständniserklärungen, Leitfäden und Transkripte der qualitativen Interviews.

50 Mayring 2015, S. 50-61.

51 Die ausgewählten Transkriptionsregeln wurden ebenfalls dem Anhang beigefügt, vgl. Anhang: Einverständniserklärungen, Leitfäden und Transkripte der qualitativen Interviews.

52 Erll 2005, S. 115-118.

53 Assmann 1999, S. 217-218.

54 Bernhardt/Sabrow/Saupe 2017, S. 32-37.

55 Bendl 2016, S. 43.

56 Kramer 2001, S. 661-680.

57 Stadt Augsburg (Hg.): Stadt Augsburg - Bewerbungsschrift zur Kulturhauptstadt Europas 2010. >>Ansichten. Augsburg 2003.

58 Stadt Augsburg (Hg.): Stadt Augsburg - Bewerbungsschrift zur Kulturhauptstadt Europas 2010. >>Visionen. Augsburg 2003.

59 Habit 2010, S. 139-148.

60 Kluger 2015, S. 54-399.

61 Rajkay 2018, S. 69-87.

62 Kluger 2018, S. 143-155.

63 Stadt Augsburg (Hg.): Welterbe Bewerber Augsburg. Die 22 Stationen des Augsburger Wassersystems. Der Übersichtsplan zur Bewerbung (Werbebroschüre). Augsburg 2017.

64 Kluger Interessenbekundung 2017, S. 10-19.

65 Bellot 2018, S. 46-52.

66 Kluger Interessenbekundung 2017, S. 10-19.

67 UNESCO Nara 1994.

68 Falser 2012, S. 63-87.

69 Bernhardt/Sabrow/Saupe 2017, S. 12-15.

70 UNESCO Richtlinien 2017, S. 2-30.

71 Falser/Lipp 2015, S. 21-53.

72 Engel 2014, S. 7.

73 Stadt Augsburg (Hg.): Das Augsburger Wassermanagement-System. Welterbe Bewerber Augsburg. Nominierung zur Eintragung in die UNESCO Welterbeliste. Nominierungsdossier. Augsburg 2018.

74 Stadt Augsburg (Hg.): Das Augsburger Wassermanagement-System. Welterbe Bewerber Augsburg. Nominierung zur Eintragung in die UNESCO Welterbeliste. Managementplan. Augsburg 2018.

75 Bellot 2018, S. 52.

76 Interview Weidl, S. 1, Z. 31-S. 2, Z. 88.

77 Regio Geschäftsbericht 2017, S. 6-16.

78 Bremm 1998, S. 225-246.

79 John 2008, S. 221-231.

80 Interview Weitzel, S. 2, Z. 58-60.

81 Murr TIM 2010, S. 14-20.

82 Interview Murr, S. 1, Z. 15-S.3, Z. 106.

83 Dietz 2005, S. 18-99.

84 Im Jahr 121 erhielt Augsburg von Kaiser Hadrian das zweithöchste, römische Stadtrecht. Die kaiserzeitliche Stadtmauer umschloss schätzungsweise eine Fläche von circa 85 Hektar, eine ungefähre Hochrechnung ergibt laut Roeck eine Bevölkerungszahl um die 10.000, vgl. Roeck 2005, S. 17.

85 Abb.2.

86 Bakker 1994, S. XLVI-LV.

87 Fischer 2005, S. 358-404.

88 Kreuzer 1984, S. 115-120.

89 Baer 1984, S. 135-139.

90 Abb.3.

91 Kluger 2014, S. 56-73.

92 Abb.4 und 5.

93 Abb.6.

94 Gairhos 2012, S. 46-47.

95 Bakker 1984, S. 31-50.

96 Kiesow 1999, S. 16-19.

97 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 2018, S. 24-25.

98 Interview Gairhos, S. 9, Z. 402.

99 Abb.7.

100 Interview Gairhos, S. 9, Z. 399-S. 12, Z. 531.

101 Interview Herrmann, S. 12, Z. 476-S. 13, Z. 523.

102 Interview Hahn, S. 5, Z. 170-178.

103 Interview Hahn, S. 5, Z. 193-196.

104 Schweizer 2014, S. 123-135.

105 Untermann 2008, S. 42-50.

106 Gairhos Archäologie 2008, S. 100-101.

107 Kiesow 1999, S. 86.

108 Jöchner 2014, S. S. 368-378.

109 Frei 2016, S. 141.

110 Baer/Mancal 1988, S. 15.

111 Kießling 1987, S. 13-16.

112 Stadt Augsburg 2017, S. 13-16.

113 Stadt Augsburg 2017, S. 17-19.

114 Abb.8.

115 Abb.9.

116 Abb.2.

117 Häußler 2000, S. 146-151.

118 Abb.10.

119 Abb.11.

120 Lutz 2005, S. 162-164.

121 Abb.12.

122 Nagler Domvorplatz 2016, S. 18.

123 Nagler 2008, S. 89.

124 Abb.13.

125 Nagler Domvorplatz 2016, S. 18.

126 Abb.14.

127 Gairhos Römermauer 2008, S. 104-105.

128 Interview Gairhos, S. 14, Z. 607.

129 Interview Gairhos, S. 12, Z. 542-S. 14, Z. 630.

130 Interview Herrmann, S. 13, Z. 536-S. 14, Z. 579.

131 Interview Herrmann, S. 15, Z. 601-618.

132 Interview Herrmann, S. 15, Z. 622-632.

133 Interview Hahn, S. 5, Z. 205-S.6, Z. 233.

Ende der Leseprobe aus 148 Seiten

Details

Titel
Augsburg und die Authentizität des städtischen Kulturerbes. Erinnerungsorte zwischen historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten
Hochschule
Universität Augsburg  (Philologisch-Historische Fakultät)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
148
Katalognummer
V1215578
ISBN (eBook)
9783346644091
ISBN (Buch)
9783346644107
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Augsburg, Authentizität, Kulturerbe, Erinnerungsort, Identitätspolitik, Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Moderne, Fuggerei, Goldener Saal, Glaspalast, Sheridan Park
Arbeit zitieren
Christian Schaller (Autor:in), 2019, Augsburg und die Authentizität des städtischen Kulturerbes. Erinnerungsorte zwischen historischen und identitätspolitischen Wertigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215578

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